Also Leute... wirklich...
Sagt mal... liest von euch irgendeiner mal ab und zu die Nutzungsbedingungen bzw. die AGB durch, wenn ihr euch anmeldet ? Oder schaut sich irgendein Mensch noch das Impressum an und recherchiert, wer dahinter stecken könnte ?
Anscheinend nicht, denn dann hätten einige schnell erkannt, daß sie ihr "persönliches Bücherregal" JETZT auf einer Verlagsseite pflegen.
Ein gefundenes Fressen für den Verlag, den er kann jetzt vollkommen umsonst (Umfragen sind teuer) das Leseverhalten seiner User analysieren.
Lovelybooks gehört zu aboutbooks, die wiederum eine Tochter der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck sind.
buchpfade.de WAR eine Gemeinschaftsarbeit von Studenten der TU München.
JETZT WURDEN die Nutzer und ihr Content, die sich nicht abgemeldet haben einer kommerziellen Verlagsseite, nämlich Lovelybooks zugeschustert. Wer da wohl wieviel verdient hat ?
Ich habe schon vor längerer Zeit einen Artikel geschrieben, der sich mit dem "Geschäftsmodell WEB 2.0" beschäftigt und, weil es naheliegend war, buchpfade.de in meine Recherchen eingebunden.
Wichtig war für mich zu erfahren, was in naher Zukunft einmal mit den Daten der User geschehen würde. Dabei habe ich meiner Befürchtung Ausdruck verliehen, daß sie irgendwann mal in ein kommerzielles nutzbares Produkt einfliessen werden. Das geschah schneller als erwartet.
Auch der "Wert" einer von Usern eingerichteten Buch-Datenbank ist nicht zu vernachlässigen. Teure Arbeitszeit wird dadurch eingespart und nebenbei erhält man auch noch ein wunderschönes Nutzerprofil; das Eldorado für die Werbewirtschaft.
Ich merkte damals an, daß die zahlreichen Buchforen, darunter namentlich buechereule.de, schon lange ein viel umfangreicheres Angebot zur Verfügung stellen, als jede WEB 2.0 Konstruktion. Wo liegt also der Sinn solcher Projekte wie buchpfade.de (jetzt lovelybooks) ?
Niemand bekommt was geschenkt... und Internetuser schon gar nicht. Wo ist die versteckte "Bezahlung" für Dienste wie mySpace oder andere WEB 2.0 Projekte?
Ganz einfach... die Bezahlung sind (a) die Userdaten und (b), der von den Usern erbrachte kostenlose Content!
Klingt zu einfach ?
Dann fragt euch mal, was beim Kauf von Youtube der Fa. Google 1,78 Milld. Dollar wert war?
Bestimmt nicht die Server.
Mein eingangs erwähnter Artikel endete mit folgendem Fazit:
Wenn diese Projekt (buchpfade.de) als "Werbung" für Aktivitäten rund um das Web 2.0 steht, darf man dem Ganzen sehr gelassen entgegensehen. Alles schon mal da gewesen bzw. wesentlich besser umgesetzt. Wo liegt also der Vorteil von Web 2.0, wenn es sich in der Form von buchpfade.de manifestiert. Die Antwort ist so knapp, wie der Inhalt... es gibt keine. Jedes Buchforum, von denen es allein in Deutschland eine große Menge gibt, bietet mehr Informationen und vor allem mehr Spaß beim gemeinsamen Meinungsaustausch. Und das wichtigste... es bleibt kostenlos, was bei Angeboten ähnlich der vorgestellten Seite nicht unbedingt so bleiben muß.
Wenn der Content einen gewissen Informationgehalt übersteigt, kann sich das kostenlos schnell in kostenpflichtig wandeln. Dumm für die User, die dann schon viel Zeit und Mühe in ein Projekt gesteckt
haben.
Ich möchte zum Abschluss an dieser Stelle einen Satz von Bruce Sterling zitieren, der ziemlich genau das wiedergibt, was mir bei Projekten wie diesem durch den Kopf geht...
„New Economy bedeutet, andere arbeiten zu lassen, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen."
Das gilt wahrscheinlich auch für WEB 2.0
Gruß
Jürgen