hab diesen thread gerade erst gefunden. die ursprüngliche fragestellung von ines ist sehr spannend, finde ich. klar, ein text ist auf ein subjekt angewiesen, das den text schreibt, und damit auf den *subjektiven* blick auf die wirklichkeit. aber darum geht es m.e. bei der frage nicht primär. ich finde die frage aus folgendem grund wichtig: wenn jemand teil einer sog. "randgruppe" ist (mir jetzt gerade egal, wie blöd das wort ist ), macht er/sie nicht nur selbstverständlich dieser gruppe irgendwie entsprechende erfahrungen, sondern oft auch erfahrungen, die genau über diese personengruppe etwas *elementares* aussagen. egal ob kurden, transsexuelle, was auch immer - bücher von leuten, die sog. "randgruppen" angehören, sind oft besondere zeugnisse einer gesellschaftlichen wirklichkeit, die durchs individuum vermittelt wird. (die "belletristische" herausforderung besteht dann wohl darin, aus dieser gesellschaftlichen wirklichkeit, die der mensch am eigenen leib erfährt, einen text zu fabrizieren, der weder autobiographisch/zur lebensbewältigung gerät noch ein verkopftes halb-sachbuch wird.)
Zitat
Original von Ines
Ich habe das zeitgenössische "ICH" derzeit herzlich satt und sehne mich sehr nach Büchern, in denen ein einzelnes Ich als pars pro toto steht.
Es ist einfach nicht interessant, was z.Bsp. Alexa Henning von Lange persönlich über Gott denkt. Aber es wäre interessant, an ihrem Beispiel zu erfahren, wie die Leute ihrer Generation über Gott denken.
jaaa! danke, ines. aber ich glaube, dass die heute so übliche schreibe, auf die du abzielst, einfach mit der tendenz der vereinzelung der menschen zu tun hat; mit der tendenz, dass sich jede/r primär als individuum begreift und konstruiert und seine gesellschaftlichkeit großenteils nicht mehr auf dem schirm hat.
Zitat
Original von Iris
Menschen sind primär Individuen
[...]
Aber ich möchte hier nicht anfangen, in philosphische Tiefen abzutauchen.
och ... ein bisschen philophischer input muss nicht zwingend für so einen thread schädlich sein. *find*