Beiträge von Josef Knecht

    Ja, es stimmt, es passiert wirklich nicht viel.
    Und die wenigen Äußerungen, die abstrakter Natur sind und nichts mit der Handlung an sich zu tun haben sind leider, wie ich finde, auch nicht spektakulär:


    So ist die Erkenntnis, dass ein Mensch, der krank ist, nur noch Körper ist, weil er durch sein physisches Leid fast zur Gänze auf diesen reduziert ist, sicherlich ganz nett, aber nicht irgendwie erleuchtend oder erhellend.


    "Ein Mensch, der als Kranker lebt, ist nur Körper, das ist das Widermenschliche und Erniedrigende, - er ist in den meisten Fällen nichts Besseres als ein Kadaver..."


    Und auch die Ausführungen über das Zeitgefühl im Exkurs über den Zeitsinn sind nicht inspirierend.


    Mit Hans Castorp widerspricht Thomas Mann der Vorstellung, dass Monotonie zur Langeweile und damit zum Empfinden langsam verstreichender Zeit führe, wohingegen ereignisreiche Jahre, schneller vergingen. Nein, das Gegenteil sei der Fall.
    Denn da, wo sich etwas ändert, bedarf es einer Gewöhnung und die Phase der Gewöhnung wird als langsam verstreichend empfunden, wohingegen Jahre, in denen ein Tag dem anderen gleicht, nur so vorbeirauschen, weil sie keine Phase der Gewöhnung nötig haben.


    "Die ersten Tage an einem neuen Aufenthalt haben jugendlichen, das heißt starken und breiten Gang, - es sind etwa sechs bis acht. Dann, in dem Maße, wie man "sich einlebt", macht sich allmählich Verkürzung bemerkbar."


    Doch ein Stelle finde ich besonders schön, vielleicht auch nur deshalb, weil sie zu mir passt und ich ihr deshalb einfach nur zustimmen kann:


    Ich glaube sogar, ich kommte mit traurigen Menschen im ganzen besser aus als mit lustigen, weiß Gott, woran es liegt...


    Die Ausführungen des Herrn Settembrini über die Musik, die er aus politischen Gründen ablehnt, sind leider auch nicht spektakulär:


    Herr Settembrini:
    Die Musik ist unschätzbar als letztes Begeisterungsmittel, als aufwärts und vorwärts reißende Macht, wenn sie den Geist für ihre Wirkungen vorgebildet findet. Aber die Literatur muss ihr vorangegegangen sein. Musik allein bringt die Welt nicht vorwärts. Musik allein ist gefährlich. Für Sie persönlich, Ingenieur, ist sie unbedingt gefährlich. Ich sah es sofort an Ihren Gesichtszügen, als ich kam. ... Die Kunst ist sittlich, sofern sie weckt. Aber wie, wenn sie das Gegenteil tut? Wenn sie betäubt, einschläfert, der Aktivität und dem Fortschritt entgegenarbeitet?


    Ich verstehe schon, was Herr Settembrini sagen will, doch kommt mir sein Standpunkt viel zu radikal vor. Kann Musik nicht auch einfach so schön sein? Kann Musik nicht auch einfach nur dazu dienen Abstand von Problemen der Welt oder von Problemen mit sich selbst zu schaffen?


    Was sagt ihr denn eigentlich zum Inhalt dieses Vortrags, den sich Hans Castorp mit wenig Aufmerksamkeit anhören zu müssen glaubt:


    Der Kampf, ob Keuschheit oder nicht, ende gesellschaftlich bedingt mit dem Pyrrhussieg der Keuscheut. Pyrrhussieg? Ja, weil der unterdrückte Liebesbefehl sich nicht knebeln lasse, sondern wieder in anderer Form hervortrete...


    In Gestalt der Krankheit! Das Krankheitssymtom sei verkappte Liebesbetätigung und alle Krankheit verwandelte Liebe.


    Ich glaube, man war von der Richtigkeit dieser Aussage damals tatsächlich überzeugt.


    Ich muss erst mal los, ich schreibe später noch etwas mehr dazu...

    Ich habe mit dem Zauberberg bereits vor einem Monat angefangen, bevor ich diese gemeinsame Leserunde entdeckt habe und bin schon bis auf Seite 700 vorgedrungen.
    Vielleicht motiviert das ja den einen oder anderen, dass man durchhalten kann, aber nein, das war es bei mir nicht.
    Auch wenn wirklich nicht viel passiert, so hat Thomas Mann doch eine sehr schöne Art zu schreiben und ich mag diese alte deutsche Sprache einfach sehr. Manchmal glaube ich, dass ich schon selbst anfange, so zu schreiben.


    Die ersten beiden Seiten, den Vorsatz, finde ich wundervoll geschrieben.
    Und auch diverse Begriffe wie Seelenzergliederung oder Interims-Großvater kann ich mich beigeistern, weiss nicht, ob das jemand versteht.



    Der Mensch lebt nicht nur sein persönliches Leben als Einzelwesen, sondern, bewußt oder unbewußt, auch das seiner Epoche und Zeitgenossenschaft,...
    ...
    Dem einzelnen Menschen mögen mancherlei persönliche Ziele, Zwecke, Hoffnungen, Aussichten
    vor Augen schweben, aus denen er den Impuls zu hoher Anstrengung und Tätigkeit schöpft;
    wenn das Unpersönliche um ihn her,
    die Zeit selbst der Hoffnungen und Aussichten bei aller äußeren Regsamkeit im Grunde entbehrt,
    wenn sie sich ihm als hoffnungslos, aussichtlos und ratlos heimlich zu erkennen gibt
    und der bewußt gestellten, aber doch irgendwie gestellten Frage nach einem letzten,
    mehr als persönlichen, unbedingten Sinn aller Anstrengung und Tätigkeit ein hohles Schweigen entgegensetzt,
    so wird gerade in Fällen redlicheren Menschentums eine gewisse lähmende Wirkung solches Sachverhalts fast unausweichlich sein,...


    Ist für mich eine sehr schöne und vor allem auch wahre Aussage.


    Kann von euch jemand Latein?
    Das fand ich zeitweilig recht störend, dass er immer wieder lateinische Begriffe anbringt, ohne sie übersetzten, so dass man sich irgendwie ungebildet vorkommt, gerade weil er es der Frau Stöhr vorwirft, diese Begriffe immer wieder falsch zu benutzen.
    Hmm... der "Witz" oder die Kritik entgeht mir freilich, kann ich das Falsche mit meinen nicht vorhandenen Lateinkenntnissen doch nicht korrigieren.


    Und Französisch?
    Tzzz... Da schreibt er doch tatsächlich einen zwölf-seitigen Dialog fast ausschließlich auf Französisch!
    Auch wenn man das Wichtigste versteht, scheint Thomas Mann doch ein recht gebildetes Publikum vor Augen gehabt zu haben.


    Trotzdem... dran bleiben! Allein der Sprache wegen :lesend

    Zitat

    Original von Voland
    "500 Days of Summer" ... übrigens sehr empfehlenswerter Film.


    Dem kann ich mich nur anschließen :)
    Einfach nur wundervoll gemacht und auch noch solch eine hinreißende Filmmusik.


    Sorry, wenn der Beitrag nun auch gar nichts mit Inception zu tun hat, aber nirgens sonst habe ich in diesem Forum einen Beitrag zu diesem grandiosen Film gefunden.

    Zu diesem Thema fällt mir nur ein einziger Roman ein:


    Paul Auster - Man in the Dark


    Ob du die Geschichte mögen wirst, weiss ich nicht, schließlich ist sie in der Tat etwas abgefahren,
    da sie Realität und Phantasie miteinander in einer sehr bizarren Weise vermengt.


    Die Hauptfigur ist ein alter Mann, der 72-jährige August Brill, der nachts allein in seinem Schlafzimmer liegt und nicht einschlafen kann. Deshalb denkt er sich eine Geschichte aus, eine Geschichte, die von einem Sezessionskrieg zwischen verschiedenen Bundesstaaten der USA handelt.
    In diese von ihm ausgedachten Geschichte steigt der Leser ein: Ein junger Mann, der sich, nachdem er aufwacht in einem Erdloch befindet, aus dem er sich nicht selbst befreien kann, weil es zu tief ist und zu breit und ihm die nötige Ausrüstung fehlt. Wie er dort hin kam, weiss er nicht. Doch er wird befreit, von einem Uniformierten, der ihm einige Dollars und eine geladene Pistole in die Hand drückt und ihm den Auftrag erteilt, diesen Mann zu erschießen, der sich diese Geschichte, diesen Sezessionskrieg ausgedacht hat.
    Das ist eine durchaus bizarre Art von Selbstmord - sollte der Beauftragte, der gar nicht weiss, dass überhaupt ein Sezessionskrieg besteht, kommt er doch aus dem "anderen" Amerika, dasjenige, das wir kennen, diesen Auftrag überhaupt gewillt sein auszuführen. Warum sollte er einen ihm Unbekannten erschießen, nur weil ihm gesagt wird, dass er sich eine Geschichte ausdenkt, in der Menschen Krieg führen?


    Abgesehen von dieser Geschichte webt Auster immer wieder diverse Gedanken ein, die mit diesem Thema nichts zu tun haben, wie beispielsweise eine Filmanalyse einer bestimmten Szene eines Films - wohl Paul Austers Markenzeichen, schließlich gelingt ihm das auch in "The Book of Illusions" hervorragend.


    Als Sachbuch fällt mir auch nur eines ein, doch das habe ich nicht gelesen:


    Samuel P. Huntington - Who are we?


    Auch wenn ich es nicht gelesen habe, vielleicht doch ein Gedanke zu diesem Buch:


    Who are we?
    Wer sind wir?
    Wir, die Amerikaner.
    Es ist eine Frage nach der Identität dessen, was einen Amerikaner zu einem Amerikaner macht oder Amerika zu Amerika und ob es den Vereinigten Staaten, trotz der Vielzahl unterschiedlicher Kulturen und der hohen Einwanderungszahlen aus dem Süden gelingen wird, als ein Land bestehen zu bleiben oder ob es droht, auseinanderzufallen, weil die unterschiedlichen Wertvorstellungen doch nicht nebeneinander in einem Land bestehen können.


    Doch, wie viel das Buch taugt, weiss ich nicht.
    Huntington ist schließlich auch Autor des "Clash of Civilization", das sich scharfer Kritik ausgesetzt sah und das aus gutem Grund!


    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen :)

    1. Welches ist das längste und/oder langweiligste Buch, durch das Du Dich, aus welchen Gründen auch immer, erfolgreich hindurchgekämpft hast?


    Clive Barker - Imagica


    2. Von welchem Autor (natürlich auch Autorin) kannst Du behaupten: Von dem (oder der) habe ich wirklich _jedes_ Buch gelesen.


    wahrscheinlich Hermann Hesse


    3. Welches ist Dein liebster Klassiker (vor mindestens 50 Jahren veröffentlicht)?


    Hermann Hesse - Das Glasperlenspiel


    4. Welchen Titel hast Du in den letzten Jahren sicherlich am häufigsten verschenkt?


    Rohinton Mistry - Das Gleichgewicht der Welt


    5. Von welchem Autoren würdest Du nie wieder freiwillig ein weiteres Buch in die Hand nehmen?


    wahrscheinlich nie mehr eines von Bernard Henry Lévy


    (nach der viel zu selbst-darstellerischen Sartre Biographie:
    in jeden Satz muss er drei Quellenverweise unterbringen,
    um zu zeigen, wieviel er gelesen hat, nicht weil der Leser
    irgendwas von der zusätzlichen Information hätte... tzzz...)


    6. Welches Buch hast Du mehr als 2 Mal gelesen?


    noch keines


    7. Welchen Titel hast Du erst nach einigen Seiten beiseite gelegt und dann tatsächlich später nochmals in die Hand genommen und durchgelesen?


    Hermann Hesse - Peter Camenzind


    8. Wenn man Dich 3 Wochen in eine Mönchszelle in Klausur stecken würde, und Du darfst nur 3 Bücher mitnehmen, welche drei Titel würdest Du wählen?


    Rohinton Mistry - Das Gleichgewicht der Welt
    Hermann Hesse - Narziß und Goldmund
    Jostein Gaarder - Sofies Welt


    9. Bei welchem Titel sind dir schonmal ernsthaft die Tränen (nicht vor Lachen!) gekommen, obwohl es doch nur ein Buch war?


    Ist bestimmt schon mal vorgekommen, kann mich aber nicht daran erinnern.
    Wenn, dann vermutlich beim Lesen des unglaublich tragisch-traurigen Romans "Das Gleichgewicht der Welt" von R. Mistry.


    10. Welches sonst recht erfolgreiche Buch ist Dir bis heute ein großes Rätsel geblieben, d. h. Du hast es einfach nicht verstanden?


    Haruki Murakami - Hard-boilded Wonderland und das Ende der Welt


    Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich das Buch schrecklich fand,
    denn die Erzählungen, die vom "Ende der Welt" handeln, finde ich,
    irgendwie schön, insbesondere die Idee mit dem "Schatten".
    Es hat was, auch wenn ich nicht so recht einen
    Bezug zum Rest des Romans herzustellen vermag.