Beiträge von Zefira

    Ich mach auch Taschen. Diese ist mein eigenes Design und besteht aus vier alten Schlipsen.



    Hat eine nette, handliche Handtaschengröße (25 x 28), ist schön weich (leicht auswattiert) und passt zu vielem.

    Ich kann mich an "Das Geld" kaum erinnern (habe es vor vielen Jahren gelesen), dafür aber um so besser an einen der Nachfolgebände, "Die Freude am Leben", in dem Saccard ebenfalls vorkommt - wenn auch, glaube ich, nicht direkt, sondern er wird von den handelnden Personen mehrmals erwähnt. Saccard ist einer der Vormünder eines kleinen elternlosen Mädchens, eine entfernte Verwandte von ihm. Die Kleine kommt zu einer anderen Verwandten an der Küste, Saccard verwaltet das Erbe und soll den Pflegeeltern Kostgeld für die Kleine aus dem Erbe auszahlen. Obwohl er als steinreich gilt, versucht er mit allen Mitteln das Kostgeld zu drücken, was den Verdacht erregt, er wolle sich womöglich selbst an dem Erbe bereichern. Die Pflegemutter prägt den unsterblichen Satz: "Mir kommt der Verdacht, Saccard ist im Galopp seiner Millionen vielleicht ohne einen Sou."


    Das ist ein derart prägnant und treffend ausgedrückt, dass ich den Satz nicht mehr vergesse!


    Grüße von Zefira

    Im Thread zu dem Buch hat jemand erwähnt, der "Kampf um Rom" sei das erste "richtige" Buch, das er oder sie gelesen habe. Das ging mir ebenso. Der Kampf um Rom ist für mich der Einstieg in die Erwachsenenlektüre gewesen. Ich muss damals so etwa neun oder zehn gewesen sein.


    Ich kenne das Buch sehr gut und werde gern ein wenig marginal mitlesen. Es ist, vom heutigen Standpunkt aus gesehen, in vieler Hinsicht fragwürdig, aber gerade das macht es interessant zu diskutieren.


    Vor Jahren habe ich mal in der Leselupe das Bekenntnis einer eine Teilnehmerin gelesen, sie sei in ihrer Jugend wohl ein wenig verliebt in den düsteren Graf Teja gewesen. Muss gestehen, dass es mir wohl nicht anders ging ...

    Ich führe eine Leseliste in Excel, ursprünglich weil ich wissen wollte, in welchem Verhältnis die Erstlektüre zur Mehrfachlektüre steht.


    Zu meiner Überraschung überwiegt die Erstlektüre mit Abstand - hätte ich gar nicht angenommen. Ich bin beim 23. Buch dieses Jahres. Fünf davon habe ich rot markiert zum Wiederlesen. Vier habe ich abgebrochen und drei kannte ich bereits.


    Wahrscheinlich lese ich etwas disziplinierter, seit ich die Liste führe.
    Nach wie vor kaufe ich sehr wenig Bücher (nicht so sehr aus Geiz, sondern weil ich - vor allem nachdem ich den Nachlass meiner Eltern übernommen habe - keinen Platz mehr habe. Ich bestücke Offene Bücherschränke, tausche und lade Ebooks aus der Onleihe runter.

    Ich muss meinen Unmut loswerden über den Film "Stoker", den ich gerade auf DVD gesehen habe.
    Ich bin nicht besonders anspruchsvoll und kann mir vieles von der Couch aus angucken, aber das hat mich von Anfang an gestresst. Untertitel: "Die Unschuld endet", in der Kritik als Film über das Erwachsenwerden bezeichnet, und die Hauptperson ist - man höre und staune - eine junge Frau von 18, die überdies seit Jahren von ihrem Vater zu Jagdausflügen mitgenommen wurde und schon jede Menge Vögel abgeschossen hat. Und die hat nun in diesem Film Gelegenheit, "erwachsen zu werden".


    Der Film ist reine Männerphantasie. Paar nette Ideen sind drin, aber die Einschätzung "schlichtweg brillant" auf filmstarts.de kann wohl auch nur von einem Mann stammen, der im Ernst glaubt, junge Frauen seien so.
    Absolut keine Anguckempfehlung, es sei denn man ist ein Mann, der solchen Käse glauben möchte.


    Grüße von Zefira

    Wenn er es offen ablegt, könnte es Schaden nehmen oder gestohlen werden; wenn er es eingepackt ablegt, würde es aufgrund der Terrorismusgesetze gesprengt. Ich meine mich zu erinnern, dass er diesen Ausweg an irgendeiner Stelle selbst erwogen und verworfen hat.


    Es ist schwer vorstellbar, dass es absolut keinen Weg geben soll, das Bild zurückzugeben; aber wahrscheinlich ist da auch eine Art Besessenheit im Spiel.

    Als meine alte Schwiegermutter mit einer Knie-OP in der Klinik war, lag im Nachbarbett eine Türkin - nach meiner Schätzung ungefähr 50 - die auch ständig Besuch hatte. Unter anderem mehrere erwachsene Söhne, die z.T. ihre ganze Familie mitbrachten.
    Mich hat es etwas befremdet, dass diese großen Kerle, die eigentlich (sollte man meinen) im Arbeitsleben stehen sollten oder könnten, den ganzen Tag in der Klinik saßen. Wenn nicht alle gleichzeitig im Zimmer Platz hatten, saßen sie draußen im Flur und spielten mit ihren Smartphones.
    Meine Schwiegermutter erzählte mir, sie hätte die Schwestern gebeten, für etwas mehr Ruhe zu sorgen - die Antwort war sinngemäß, dass sie sich nicht trauten, das gäbe nur Ärger.
    Hoffentlich war das ein Einzelfall ... :gruebel

    ... immer noch von den Herren Handwerkern ...
    Wir wollten unsere Terrasse renovieren, d.h. die fest verlegten Fliesen, die z.T. gerissen waren, hat Herr Zefira samt Estrich runtergeschlagen, nun liegt da so eine Art Folie. Die neuen Fliesen sollten lose verlegt werden. Entweder auf Splitbett oder auf Kunststoffsockeln (weil gerade nicht, wie der Fachmann das nennt).
    Die Terrasse ist groß, da könnte so ein Handwerker gut dran verdienen, aber die wollen ja alle keinen Auftrag. Inzwischen waren drei - DREI!! - verschiedene da, jeder sagte zu, uns ein schriftliches Angebot zu machen, und kam nicht wieder.
    Morgen früh kommt nun der vierte.
    Hoffentlich wird das jetzt endlich was. Ich hab es satt, hier ständig auf die Baustelle zu gucken.

    Donna Tartt: Der Distelfink (The Goldfinch)


    Die Geschichte beginnt mit einer Explosion: Theo Decker, New Yorker, dreizehn Jahre alt, besucht mit seiner Mutter eine Ausstellung alter holländischer Meister, als in den Räumen des Museums eine Bombe hochgeht. Seine Mutter kommt dabei ums Leben; der Junge verlässt, verwirrt und desorientiert, im allgemeinen Durcheinander unbemerkt das Museumsgebäude, in der Tasche ein kleines, unermesslich wertvolles Gemälde aus der Ausstellung, das Porträt eines angeketteten Vogels. Nach der Explosion ist für Theo nichts mehr wie vorher. Er hat keine Familie, denn der Vater hat ihn und die Mutter schon seit langem verlassen, und die Großeltern kennt er kaum; sie wollen ihn nicht. So kommt er zunächst im Haushalt eines Schulkameraden unter, dann taucht plötzlich doch noch der Vater auf – ein alkohol- und medikamentensüchtiger Berufsspieler – und nimmt ihn mit nach Las Vegas, wo der Junge, weitgehend sich selbst überlassen, der allgemeinen Wohlstandsverwahrlosung erliegt. Erst mit sechzehn kehrt Theo nach New York zurück. Inzwischen ist er selbst medikamentenabhängig, von Panik- und Depressionsanfällen geplagt; das Unglück im Museum hat er nie verwunden. Auch als Erwachsener (der Roman endet, als Theo Ende zwanzig ist) bleibt er instabil - inzwischen Antiquitätenhändler und genialer Verkäufer gefälschter Möbel. Kurioserweise ist es ausgerechnet das kleine Vogelporträt, das ihn auf Umwegen in den Abgrund reißt. Die Verbindung mit einem Jugendfreund, dem Gangster Boris, mündet am Ende in das, was man wohl (wenn man nicht allzu viel verraten will) eine „blutige Eskalation“ nennen muss. Der Roman endet zwiespältig, nicht ohne Hoffnung für die Zukunft, aber mit einem Zug Resignation, der kaum besser ist als gar keine Hoffnung.


    „Tue nichts, was du nicht rückgängig machen kannst“ ist einer der Lehrsätze, die sein Freund und Wahl-Vater, der sympathische Möbelrestaurator Hobie, dem Ich-Erzähler Theo beibringt (eigentlich auf den Restaurationsprozess bezogen). Theos persönliche Fehlentscheidung – die Mitnahme des Vogelbildes aus dem Museum – ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Das Porträt des „strammen kleinen Gefangenen“, wie Theo es beschreibt, „ein Fingerhut voll Tapferkeit … nicht scheu, nicht einmal hoffnungslos, hält er entschlossen seine Stellung“, ist zugleich die Freude und der Fluch seines jungen Lebens. Der Besitz des Bildes hält ihn im Zustand dauernder Unruhe (es befindet sich auf der Liste gestohlener Kunstwerke und kann ihm fünfzehn Jahre Knast einbringen), aber es ist auch die einzige greifbare Verbindung zu seiner Vergangenheit, nachdem sogar das Haus, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hat, abgerissen wurde, um einen Luxusblock Platz zu machen …


    Wie schon in ihren früheren Romanen, „Die geheime Geschichte“ und „Der kleine Freund“, arbeitet Donna Tartt mit einigen Mitteln des Kriminalromans; so baut sie mehrere unerwartete Wendungen ein (von denen zumindest eine so genial erdacht ist, dass ich mich beim Lesen vor Begeisterung geschüttelt habe), aber „Der Distelfink“ ist ebenso wenig ein Krimi wie seine Vorgänger. Es ist vor allem ein Entwicklungsroman über den Versuch eines entwurzelten Jugendlichen, so etwas wie Beständigkeit zu finden in einer Welt, in der die Erwachsenen fast ausnahmslos Gescheiterte sind, verzweifelt damit beschäftigt, so zu tun, als wäre alles in Ordnung.


    Donna Tartt führt ihren Erzähler mit meisterhafter dichter Sprache (und großartig übersetzt) direkt in unser Mit-Gefühl und unsere Sympathie. Allerdings muss man sich mit den Alkohol- und Drogenexzessen des Erzählers abfinden, was möglicherweise die Lesefreude etwas trübt; für meinen Geschmack wurde schon in der „Geheimen Geschichte“ und zum Teil auch im „Kleinen Freund“ zu viel gesoffen und gekokst. Immerhin muss man Theo zugute halten, dass er wegen seiner posttraumatischen Panikattacken auf Medikamente angewiesen ist und auch von Wolke sieben aus erstaunlich gut den Alltag meistert – inwieweit die Autorin hier möglicherweise etwas verharmlost, kann ich nicht beurteilen.


    „Zwischen der Realität auf der einen Seite und dem Punkt, an dem der Geist die Realität trifft, gibt es eine mittlere Zone, einen Regenbogenrand, wo die Schönheit ins Dasein kommt, wo zwei sehr unterschiedliche Oberflächen sich mischen und verwischen und bereitstellen, was das Leben nicht bietet: und das ist der Raum, in dem alle Kunst existiert und alle Magie … und alle Liebe.“


    Volle Punktzahl. Mich hat seit "Perlmanns Schweigen" kein Buch mehr derart in seinen Bann gezogen.

    Ich habe an dieser Stelle immer wieder an Tolkiens Ring denken müssen. In seiner Obsession gibt Theo dem Bild so etwas wie eine Persönlichkeit; vielleicht packt er es deshalb nicht aus, weil er fürchtet, es damit "freizulassen" ...


    /edit: Das Distelfink-Bild, das Reeves erwähnt hat, habe ich ganz selbstverständlich für eine Kopie bzw. Fälschung gehalten. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das Original nicht mehr in dem Paket ist. Das ist wirklich eine geniale Idee der Autorin.

    Zitat

    Theo Decker kommt mir übrigens viel älter vor, als er wirklich ist?!


    Zu einem späteren Zeitpunkt setzt Theo seine Ich-Erzählung nach einem Sprung von acht Jahren fort. Deshalb nehme ich an, dass die Erzählstimme von Anfang an seine Erwachsenenstimme ist.
    Ein Dreizehnjähriger würde sich kaum in dieser Art selbst reflektieren, das sehe ich genauso.

    Ich bin jetzt etwas verwirrt; ich habe aus dem letzten Kapitel nicht herausgelesen, dass Welty Kunstfälscher war. Nur, dass er meinte (Hobie hält einen Monolog darüber anhand eines alten Fotos), dass die Kopie eines Meisterwerks eine gleich starke Wirkung haben kann wie das Original.


    (Ich kann mich an Goya-Reproduktionen förmlich berauschen und kann das deshalb bestätigen ...)


    Ich muss dieses letzte Kapitel wohl noch einmal lesen, ich war vorhin in einem richtigen Lesesog und vielleicht nicht immer aufmerksam genug. Kann mir vielleicht jemand etwas zu der Zahlentabelle in Theos Notizen sagen? Die Abkürzung "mg" deutet auf Rauschgift hin, aber das kann bei solchen Mengen doch nicht stimmen, oder? Hat da jemand eine Ahnung? Ich bin betrüblich unwissend, was angemessene Dosierungen von Koks u. dgl. angeht ;o)


    Grüße von Zefira


    /edit: Habe gerade in einem Drogenforum nachgesehen (ja, das gibt es tatsächlich) und dort die Anfrage eines Teilnehmers gefunden, der demnächst seine erste "Nase" nehmen möchte.
    50 bis 100 mg sind Mittelmaß, steht dort.
    Dann kann es ja durchaus sein, so wahnsinnig schlimm wäre es dann nicht mal bei Theo. Trotzdem hatte ich für ihn gehofft, er kommt davon los. Aber insgesamt scheint es ja für ihn nicht besonders glücklich auszugehen.