Beiträge von Zefira

    Vielen Dank für die ausführliche Rezension.
    Ich meine, dieses Buch vor Jahren mal gelesen zu haben, bin aber nicht sicher.
    Bei dem Buch, das ich gelesen habe, fiel mir auf, dass der Held, der im Mittelpunkt stehende Bauer, über viele seiner Konflikte und Überlegungen Gedichte formuliert hat, die er seiner Familie präsentierte. Das Dichten (er nannte es "Rimur") war ein wesentlicher Bestandteil seiner Alltagsbewältigung. Später machte ihm seine Tochter einmal den Vorwurf, er hätte seine Gedichte "mit Händen und Füßen zusammengeschustert". Dieser Satz ist mir genau in Erinnerung, weil er auf die "Rimur" des Helden, die ihm sehr wichtig sind, ein ganz neues Licht wirft.
    Ich war jedenfalls erstaunt über diese Kultur, in der ein nicht gerade intellektueller Bauer ganz selbstverständlich bei der Arbeit dichtet.
    (Vielleicht kannst Du mir sagen, ob "mein" Buch das gleiche ist wie Deines? Dann würde ich versuchen, es im Keller-Chaos wiederzufinden.)


    Grüße von Zefira

    Angst um mich selbst habe ich beim oder nach dem Lesen noch nie gehabt, obwohl ich früher sehr gern Horror-Romane gelesen habe.


    Aber ich habe es schon erlebt, dass ich beim Lesen wirkliche Beklemmung verspürt habe, wenn es der Autor verstanden hat, eine scheinbar ausweglose Zwangslage herzustellen. Das waren aber dann keine Horrorbücher. Konkret ging es mir zum Beispiel so mit Le Fanus "Onkel Silas", oder auch mit "Shardik", wo sich so viel Ungemach zusammenballt, dass man denkt, die Welt gehe zu Ende.

    Ich kenne das Wort Passepartout für die Papprahmen, mit denen ein kleines Bild innerhalb des eigentlichen Rahmens noch einmal "eingefasst" wird. Die Bezeichnung ist wohl so zu erklären, dass man mit diesem Papprahmen jedes Bild auf Einheitsrahmenformat passend vergrößern kann.


    Mich hat es immer etwas gewundert, dass Fogg diesen Namen so hinnimmt, es ist ja eigentlich ein Spitzname und aus seiner Sicht - dachte ich - sicher irgendwie unseriös, aber er redet seinen Diener ganz selbstverständlich mit diesem Namen an.

    Was Aouda betrifft, hat es mich schon immer etwas geärgert, wie Verne mehrmals betont, sie sei durch ihre Erziehung Engländerin geworden.
    Vermutlich wollte er sie als Person damit irgendwie aufwerten. Ich frage mich, ob Fogg sie ebenso galant behandelt und umsorgt hätte, wenn sie (nennen wir es mal so) Inderin "geblieben wäre".

    Was habt ihr denn gegen Passepartout? Er war es, der die Inderin gerettet hat; er war es übrigens auch schon, der den Elefanten gefunden hat, sonst wäre Fogg noch Richtung Allahabad zu Fuß am Tapern.


    Klar ist er manchmal etwas unüberlegt, aber das ist halt die Kehrseite seines Charakters. Ich habe das Buch das erste Mal gelesen, als ich so um die 10 war, und kann mich erinnern, wie hingerissen ich von Passepartout war. Fogg bleibt überall auf seinem Hintern sitzen und spielt Karten, während sein Diener sogar "Toilettengegenstände" für eine Inderin in einem fremden Land einkaufen soll. Also ich wäre da klar überfordert. Er findet sich überall zurecht und meistert jede Situation; ich fand ihn toll und war als Kind richtig in ihn verliebt.


    ps. gerade sehe ich, dass Herr Fogg in Kapitel 20 sogar selbst loszieht, um Kleider für die Dame zu kaufen. Aber wohl nur, weil sein Diener grade nicht da ist ...


    Toll ist übrigens, wie Passepartout bei dem "Einstellungsgespräch" bemerkt, als Franzose könne er zwar Fratzen schneiden, aber keine so guten wie die Amerikaner. :superschiel

    Ich wollte euch ja mal meinen Verne zeigen:



    Das Buch ist 1956 im Verlag Aufbau Berlin erschienen. Wir haben es von einer Tante geschickt bekommen, die in der DDR lebte (wo genau, weiß ich nicht mehr).


    Und das ist die Illustration zum 4. Kapitel:



    Beachtet mal Foggs knackiges Hinterteil :wave

    Ich denke beim Lesen mancher Szenen: "Egal, was Verne beim Schreiben geraucht hat, ich will das auch!"
    So bei der Schilderung des Elefantenritts - und bei der Vorstellung, dass man Kampfelefanten aggressiv macht, indem man sie mit Butter füttert ...

    Ich habe das Buch als Kind das erste Mal gelesen - weiß nicht, wie alt ich damals war, vielleicht um die zehn. Damals habe ich mir keine großen Gedanken über die Glaubwürdigkeit von Romancharakteren gemacht.
    Im Lauf der Zeit habe ich das Buch ein paarmal wiedergelesen und von Mal zu Mal rückte die Frage mehr in den Mittelpunkt, ob Mr. Fogg besonders cool ist oder einfach nicht alle Latten am Zaun hat.
    Manches von dem, was Verne schildert, ist derart krass - gerade das mit dem falsch temperierten Rasierwasser -, dass ich mich frage, ob er selbst in dieser Hinsicht unsicher war, also Fogg absichtlich so schildert, dass man sich als Leser immer wieder diese Frage stellt. Immerhin ist Fogg, wie sich nach und nach herausstellt, als Mann durchaus begehrenswert - und nicht nur wegen seines Vermögens. Dann kann er doch nicht nur ein reicher Knallkopp sein, sondern ist offenbar auch irgendwie sexy.

    Ich glaube, er will es nicht wahrhaben. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, weil ich selbst zu solchem Verhalten neige.


    Als ich vor ca. 35 Jahren mal einen leichten Unfall verschuldet habe, bin ich zum Beispiel einfach im Auto sitzen geblieben. Der andere Unfallbeteiligte kam ganz erschrocken angerannt, weil er dachte, ich sei schwer verletzt und könnte nicht raus. Ich war gar nicht verletzt, aber nicht in der Lage, mich der Situation zu stellen.

    Ich habe mir das Buch mal (als TB) gebraucht über Amazon gekauft, weil es in irgendeinem Zusammenhang, an den ich mich nicht erinnere, empfohlen wurde.


    Ich habe selten ein so bizarres und originelles Buch gelesen. Aber wie schon richtig gesagt, es ist nichts für schwache Nerven.

    Ja, mir kam es auch so vor. Mich hat es verwundert, dass Theo automatisch anzunehmen schien, dieses Rollkommando hätte den Tod verursacht. Ich fragte mich stellenweise, ob ich da irgendwas überlesen habe ...

    Ich bin dabei. Habe Band 1 bis 5 (deutsch) auf dem Reader.


    Die ersten drei Bände habe ich zwar gelesen, es ist aber eine Weile her und hat mich ziemlich verwirrt zurückgelassen; ich fange wieder von vorne an. Ich bin, was mehrmaliges Lesen betrifft, i.d.R. ziemlich schmerzfrei. In der LR kann ich sicher besser und konzentrierter dranbleiben.


    Grüße von Zefira

    Danke euch - und übrigens, falls jemand noch eine alte Krawattensammlung im Keller hat, die nicht mehr gebraucht wird und entsorgt werden soll, denkt an mich :-] Ich nehm sie gerne, mein Schlipsvorrat ist bald erschöpft.