Es wurde schon viel gesagt, deshalb in aller Kürze:
Gefallen hat mir vieles, was sich auf der psychologischen Ebene abspielt, vor allem das Innenleben der Psychologin
und besonders die Szene, als ihr klar wird, wer Victoria ist.
Es gab da zum Beispiel eine Stelle, in der Bezug auf ein Bild von Carl Larsson genommen wurde, die mich sehr angesprochen hat. Für einen Erwachsenen mit schwer verletzter Kinderseele sind Carl Larssons Bilder (die ich früher mal sehr gemocht habe) wahrscheinlich eine Provokation.
Interessant fand ich auch die Ehegeschichte der Ermittlerin - die Ehe hat ja lange irgendwie funktioniert, solange sie die Hauptverdienerin und ihr Mann konsequent erfolglos war. Die weitere Entwicklung dieser Ehe zeigt sehr gut auf, wie manche Ehen gerade im Ungleichgewicht rundlaufen.
Waas ich sehr merkwürdig fand, war die Schilderung der Ermittlungen. Wie jemand beim Büchertreff schrieb: Es wird eigentlich gar nicht ermittelt. Wenn ich daran denke, wie Mankells Wallander bei Mordserien nicht mal dazu kommt, sein Hemd zu waschen, und viertelstundenweise mit dem Kopf auf dem Schreibtisch schläft, dann mutet es doch merkwürdig an, wie die Ermittlerin trotz mehrerer grausamer unaufgeklärter Morde am Wochenende feststellt: "nichts zu tun, hurra!" und heimfährt, um sich in die Sonne zu legen ...
Die ermordeten Kinder scheinen in einer Parallelwelt gelebt zu haben (was durchaus zutreffen mag; ich wüsste gerne, ob es wirklich so krass ist, wie die Autoren das schildern), und die Polizei hat anscheinend gar kein Interesse, darin weiter herumzustochern. Alles so schnell wie möglich schließen und wegpacken ...
Ich werde mir den zweiten Band noch besorgen (ich lese die Bücher in der Onleihe) - aber wenn das mit dem gleichen Plot noch weiter fesseln soll, müssten die Autoren ihre Schwerpunkte langsam etwas verschieben.
Grüße von Zefira
/edit: gerade habe ich noch die bewusste Rezension in der "Welt" überflogen, in der das Buch als "Skandal" bezeichnet wird.
Hm. Es wird so dargestellt, als ob die Autoren behauptet hätten, mit ihrem Buch hehre Ziele wie aufrüttelnde Sozialkritik zu verfolgen. Ich weiß nicht, ob das so zutrifft: Stieg Larsson soll ja auch einmal gesagt haben, er wolle mit seinen Büchern auf die katastrophalen Zustände in schwedischen Familien aufmerksam machen. Wie auch immer, wenn es den Autoren darum geht, eine totgeschwiegene Pestbeule in der schwedischen Gesellschaft in den Fokus zu rücken, dann wirft das ja auf die Schlampigkeit diesder Ermittlung ein ganz anderes Licht. Sollte es wirklich so gemeint sein?