Beiträge von Zefira

    Hab das Buch aus der Onleihe runtergeladen und war in der ersten Hälfte recht angetan, dann lässt es aber stark nach. Gegen Ende wird es sehr wirr, und im nachhinein fühle mich mich auch vom Autor auf unfaire Weise hintergangen (wer das Buch gelesen hat, weiß wohl, was ich meine -


    Schade, gute Ansätze sind vorhanden.


    lG Zefira

    Ich lese es gerade - habe es aus dem Offenen Bücherschrank - und langweile mich ziemlich. De Personen sind ausnahmslos recht blass gezeichnet, die Handlung auch nicht gerade superspannend, trotz der Grausamkeit der Morde.


    Das einzige, was mir gefällt, ist der sorgfältige, einfühlsame Schreibstil.


    Ich bin ein großer Fan von Robotham. Ich finde seine Bücher nicht alle gleich gut, aber ich habe noch kein einziges schlechtes oder langweiliges von ihm gelesen.


    "Erlöse mich" hat zwar ein paar in meinen Augen unnötige Längen,



    Aber das ist unwichtig. Es gibt eine sympathische, taffe Heldin (ich an ihrer Stelle wäre schon frühzeitig in Verzweiflung versackt) und einen Plot voll trickreicher Wendungen. Der Name Marnie, der an Hitchcock erinnert, ist wohl nicht zufällig gewählt.


    ps. Ich bin übrigens froh, dass Joes Töchter diesmal aus dem Spiel blieben ...

    Ich habe es mir aus der Onleihe runtergeladen und eben beendet.


    Der Ekelfaktor ist schon übelst, ich fand die Geschichte mit dem Dünndarm eigentlich am übelsten (wer es gelesen hat, weiß, was ich meine).


    Trotzdem hat es mir nicht uneingeschränkt gefallen. Für mich sind da zwei Erzählstränge, die nicht nicht wirklich zusammengehören, vermengt. Ich fand die rätselhafte und zwiespältige "Beziehung" zwischen Archie und Gretchen sehr interessant, aber die Kapitel mit Susan haben mich genervt; ich mochte sie nicht besonders, und ihr ganzes Verhalten schien mir naiv und unprofessionell. Zudem habe ich den Strang mit Mollie (die Ermittlung, die sie anfangs verfolgt hat) nicht komplett verstanden. Vielleicht habe ich zu flüchtig gelesen, aber wie gesagt, Susan konnte mich einfach nicht bei der Stange halten.


    Ich denke, die Fortsetzung schenke ich mir, zumal sie bei der Krimicouch weit schlechter wegkommt.

    Ich mag Robotham sehr (ich lese seine Bücher kreuz und quer durcheinander, ohne das als Manko zu empfinden), aber dieses hat mir besonders gefallen. Es hat alles, was ich erwarte: psychologische Glaubwürdigkeit, interessante Milieustudien und eine klare und genaue Sprache. Möglich, dass kleine Logikholperer drin sind, über so etwas lese ich einfach hinweg.


    Eine Bemerkung zum Epilog:



    Die Problematik illegaler Einwanderer, die einfach untertauchen, ist hinreichend bekannt; man spricht in diesem Zusammenhang meistens von Kriminalität, Schwarzmarkt, Drogenhandel, Prostitution usw. Mir hat gefallen, wie hier betont wird, dass es unzählige Dienste gibt, die ohne diese Menschen unerledigt blieben. Mir kommt an Samiras Schicksal trotzdem einiges ziemlich märchenhaft vor, aber vermutlich hat mir der Autor da einiges an Recherchekenntnis voraus, ich nehme es mal hin, dass es so kommen kann.

    Vor dem Hintergrund der heutigen sog. Flüchtlingskrise (die nicht der Hintergrund des Buches ist, es spielt 2000/2001) finde ich den Roman etwas schwer verdaulich. Der Held, der ursprünglich gar nicht vorgehabt hat, in Deutschland Asyl zu beantragen, hat auch keinen Asylgrund, er erfindet einen, weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Und soweit ich erkennen kann, erfinden praktisch alle anderen Asylbewerber, von denen in dem Buch erzählt wird, eine Geschichte. Der Autor denunziert Asylbewerber praktisch als Lügner.


    Nun ist Khider Gott sei Dank mit gesundem Humor gesegnet (nach allem, was über ihn ihm Netz zu finden ist, ist er ein Mensch, der gern und herzhaft lacht) und sein Primärziel, die Entlarvung des Asylsystems als seelenlose Maschinerie, ist erreicht.


    Trotzdem hat vor dem aktuellen Hintergrund das Buch einen sehr bitteren Nachgeschmack. Man kann jede Zuversicht verlieren, dass Integration irgendwie gelingen könnte. Khider hat mehrfach in Interviews betont, es würde erstaunlicherweise so gut wie gar nicht diskutiert, dass all die Flüchtlinge, die zur Zeit in Deutschland sind, "ja irgendwann auch wieder gehen müssen". Ich weiß nicht, was er sich da genau vorstellt. Leider fragt da auch keiner der Interviewer nach.

    Ich hatte das Buch gerade aus der Onleihe und bin ähnlich zwiegespalten wie einige andere hier auch.
    Die Lebensart der Erzählerin ist zwar in sich stimmig und glaubhaft beschrieben, aber auch ich habe mich gefragt, wie sich eine solche Autorin, die zudem selbst keinerlei PR macht, diesen aufwendigen Lebensstil leisten kann - Villa am Starnberger See, hat sich die Autorin da mal informiert? - persönliche Bedienstete, mal eben zwischendurch die komplette Installation eines Überwachungssystems ... na gut, für Kleidung u.ä. muss sie natürlich weit weniger ausgeben als der Durchschnittsmensch, da reichen zwei Jogginganzüge :-]
    Es klingt, als hätte Linda, ähnlich wie Mrs. Rowling, ein besonderes Kabinettstückchen erfunden, in der Art, wie es einen Autoren mit einem Schlag reich und berühmt macht. Der "Roman im Roman" ist aber weder besonders spannend noch originell, und man fragt sich, ob nicht alles glaubwürdiger rübergekommen wäre, wenn Frau Raabe für ihre Linda ein etwas kleineres Brötchen gebacken hätte ...


    Was mir aber gefallen hat und was in meinen Augen vieles aufwiegt, ist der Schreibstil der Autorin. Ich mag es inspiriert und einfühlsam formuliert; die meisten deutschen Krimiautoren und -autorinnen schreiben mir viel sachlich und nüchtern runter. Melane Raabe versteht es, ungewöhnliche persönliche Situationen darzustellen. Das Treffen zwischen Linda und dem Journalisten ist großartig geschildert, und auch die Szene, als Linda nach vielen Jahren zum ersten Mal das Haus wieder verlässt, hat mich bewegt. Ich werde mir das nächste Buch von Melanie Raabe auf jeden Fall besorgen.

    Charles Améry schreibt in seinem Essay "Charles Bovary, Landarzt", dass Flaubert gegenüber Charles dezidiert ungerecht gewesen sei. Der fehlgeleiteten Emma gibt es in ihrer Beharrlichkeit so etwas wie inneres Heldentum bei, während der ebenso beharrlich fehlgeleitete Charles bloß als lächerliche Figur dasteht.


    Es ist allerdings schwierig, in Flauberts Werk allgemein Figuren auszumachen, die nicht an irgendeiner Stelle lächerlich erscheinen. Flaubert hat als Mensch durchaus eine gewissen Borniertheit ausgestrahlt (zum Beispiel in der Korrespondenz mit seiner Freundin Louise Colet), und das färbt mehr oder weniger auf alle seine Figuren ab. Meine persönliche Meinung.

    Für mich war "Ungeschoren" der erste Arne Dahl und ich habe ihn sehr gerne gelesen.


    Das sog. Ich-Erzähler-Kapitel fand ich sogar besonders interessant. Insgesamt eine sehr originelle Art von Krimi, hat irgendwie was Esoterisches, zum Beispiel dieser Aspekt mit dem Krachen splitternden Glases, das auf einmal alle zu hören meinen.


    Wie weit ich nun mit Arne Dahl noch komme, muss ich mal schauen - habe einige Ebooks von ihm geschenkt bekommen und muss die wohl erst mal zeitlich ordnen :gruebel


    Grüße von Zefira

    Zitat

    Diese "anstands- und gewissenlose Frau" finde ich schon so extrem, dass ich mich frage, ob es so eine Frau tatsächlich gibt.


    Ich habe in der alten Leserunde schon mal erwähnt, wie Flaubert darauf gekommen ist, "Madame Bovary" zu schreiben. Er hatte eine - ziemlich schwülstige - Heiligenlegende geschrieben und seinen Freunden vorgelesen. Die Freunde waren nicht begeistert und rieten ihm, über alltägliche Geschehnisse zu schreiben. Als Beispiel nahmen sie eine herumliegende Zeitung und zeigten Flaubert einen kleinen Bericht über eine "Tragödie in der Provinz": eine Bürgersfrau hatte sich das Leben genommen und danach stellte sich heraus, dass sie ein Doppelleben geführt hatte.



    Kleine Randbemerkung: Das Motiv des Doppellebens gibt es auch bei den Brüdern Goncourt, die (glaube ich) zu Flauberts Bekanntenkreis gehörten. Von den Goncourts gibt es einen Roman "Germinie Lacerteux", in dem eine einfache, von allen sehr geschätzte Dienstmagd einen heimlichen Geliebten hat, für den sie stiehlt und betrügt, während er alles verjubelt. Auch dieser Roman gründet sich auf ein wahres Ereignis: die Dienstmagd der Familie Goncourt hatte ein ganz ähnliches Leben geführt, was die Goncourts erst nach ihrem Tod erfuhren und was sie wohl ziemlich erschüttert hat. - Ich glaube, dass der Druck der bürgerlichen Normen auf Frauen damals sehr viel höher war als heute und viele Frauen das einfach nicht ertragen haben. Dieses Motiv findet man in vielen Romanen dieser Zeit, in denen Frauen vorkommen.

    Ich habe es so verstanden, dass die OP an sich ganz einfach ist und der fürchterliche Ausgang in erster Linie auf dieses "Gestell" zurückzuführen ist, in das das verletzte Bein gesteckt wurde.
    Emma macht eine äußerst miese Figur in diesem Kapitel, im Gegensatz zu Charles, der echtes Verantwortungsgefühl zeigt.

    Ich habe mir "Der Duft" aus der Onleihe geholt und innerhalb von drei Tagen ausgelesen, was hinreichend deutlich macht, dass ich es wahnsinnig spannend fand.
    Die Charaktere der Hauptpersonen sind sorgfältig ausgeführt, die Liebesgeschichte (die ich schon sehr früh kommen sah, eigentlich schon als der Herr eingeführt wurde) gibt sich nicht aufdringlich, sondern kommt nur quasi holpernd in die Gänge, was der Thrillerhandlung gut tut. (Im reallife gäbe ich übrigens dieser Beziehung keine lange Lebensdauer: dass sie sich überlegt, ihm "einiges über lifestyle beibringen zu müssen", weist in keine gute Richtung.)


    Die Handlung ist nicht unkompliziert, aber auch nicht unüberschaubar, es greift alles gut ineinander, ich erkenne keine großen logischen Brüche. Der Pilger ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, aber da er keine überragend große Rolle spielt, macht mir das nichts aus.


    Was ich allerdings sehr bedauert habe, ist der völlige Mangel an Lokalkolorit. An keiner Stelle konnte ich den Schauplatz wirklich "sehen", das Kopfkino ging nicht an. Das gilt vor allem für die Szenen der Flucht durch den Urwald. Was hätte ein Autor wie Grangé aus diesem Stoff gemacht! Die Hauptperson ist gezwungen, in Businessklamotten - Kostüm und Powerpumps - tagelang durch den Urwald zu hetzen; findet Zuflucht in einem Lager, aus dem sie fliehen muss, kommt in ein zweites Lager, in dem sie auch nicht bleiben kann, und das alles ohne eine einzige Gelegenheit, auch nur zu duschen, geschweige was Zweckmäßigeres anzuziehen. Da genügt es mir einfach nicht, zu lesen, dass sie sich irgendwie dreinfindet, das will ich fühlen können. Selbst da, wo ein paar Einzelheiten über das Überleben im Urwald eingeflochten werden, wie bei der Szene mit dem angeritzten Baobab, bleibt die Sprache seltsam akademisch, ohne Sinnlichkeit.


    Ich weiß nicht, ob der Autor selbst an den Schauplätzen seiner Erzählung gewesen ist - für mich liest es sich nicht so. Ich will diesen Umstand auch nicht allzu hoch hängen, ich habe das Buch gern gelesen. Geärgert habe ich mich halt nur über das verschenkte Potential. Da hätte wirklich viel, viel mehr draus werden können, aus meriner persönlichen Sicht.


    Edit, ich will noch anfügen, wer meine persönliche Lieblingsfigur war: der junge Emir!
    Das war einfach ein hinreißender Mensch (einschließlich des ein wenig kneifenden Hosenbunds), solche bräuchten wir mehr, sowohl in der Literatur als auch - ganz dringend - im wahren Leben! :-]

    Das geht mir ebenso, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Frau Noll nie wieder ein so genialer Wurf wie "Der Hahn ist tot" gelungen ist.
    Immerhin habe ich "Ehrenwort" ausgelesen - "Rabenbrüder" zum Beispiel habe ich nach zehn Seiten weggelegt. "Ehrenwort" ist ganz lustig, aber mich nervt es ein bisschen, wie die Autorin vor wirklich tragischen Momenten (zum Beispiel Jennys Vorgeschichte) geradezu zurückschreckt. Als ob sie sich was vergäbe, wenn die Geschichte für ein, zwei Seiten mal ein wenig tiefer taucht.

    Der arme Charles ist einfach viel zu gutmütig. Erst zwingt Emma ihn dazu, die Vorstellung zu verlassen, obwohl er nicht möchte und sich eigentlich auf die Fortsetzung freut: "Sie (die Sängerin der Lucia) hat ihr Haar gelöst! Das verspricht tragisch zu werden!" Ich finde diesen Ausspruch übrigens genial - Charles hat manchmal richtig Esprit!


    Und als sie dann hinterher angeblich bereut, vorzeitig aus der Oper gegangen zu sein, will er sie überreden, noch einmal hinzugehen - ohne ihn. Was ist das doch für ein guter Kerl!


    Emmas Träumereien hinsichtlich des Opernsängers Edgar finde ich übrigens mal wider typisch. Da gleicht sie einem Schulmädchen, das eine Boygroup anhimmelt. (An dieser Stelle ist übrigens wieder von den Stiefeln die Rede ...)
    Die Musik, überhaupt die Oper selbst, interessiert Emma eigentlich gar nicht. Als Léon auftaucht, wendet sie ihre Gedanken sofort ihm zu und achtet gar nicht mehr auf die Bühne.

    Schütteln konnte ich sie beim ersten Lesen.
    Ich habe damals einen Kurs in Kreativem Schreiben besucht, und ich kann mich erinnern, dass ich der Kursleiterin damals sagte, Emma sei geradezu verboten dumm.
    Heute würde ich das nicht mehr so formulieren.

    Meiner Meinung nach behandelt das Buch ein universelles Thema, das in unterschiedlichen Formen in jeder Generation präsent ist, nämlich, wie weit ein Mensch sich von seinen Träumen beherrschen lässt - Träume, die nicht originär aus der Seele heraus entstanden sind, sondern sich aus unrealistischen Medienberichten herleiten.


    Heute würde Emma nicht aufhören, sich bei DSDS zu bewerben, trotz weitgehender Talentfreiheit und begrenzter Arbeitslust (die ja zu einer Sängerkarriere dazugehört, nehme ich mal an). Oder ersetzt DSDS durch Germanys Next Topmodel ...


    Die Beharrlichkeit - oder Uneinsichtigkeit - mit der Emma jeden reality-check verweigert, ihren Traum lebt und dabei jede Möglichkeit, zu einem tatsächlichen kleinen Glück zu kommen - schließlich ist sie Mutter!! - fahrenlässt, hat für mich etwas Irres und zugleich Heldenhaftes.

    Es gibt kein Buch, mit dem ich mich so lange und intensiv befasst habe wie mit Madame Bovary. Ich habe auch einiges von Flauberts Briefwechsel mit seiner Freundin Louise Colet gelesen sowie andere flankierende Literatur.
    Was mich an dem Buch fasziniert, ist: ich habe es Anfang der Neunziger das erste Mal gelesen und danach lange Zeit regelmäßig jedes Jahr von Neuem. Jedes Mal hat es komplett anders auf mich gewirkt, je nach meiner eigenen persönlichen Situation. Beim ersten Lesen fand ich Emma hoffnungslos dämlich, später tat sie mir leid, eine Zeitlang habe ich sie sogar bewundert - immer wieder anders. Einen ähnlichen Effekt hat auf mich nur noch Thomas Hardys "Tess" auf mich gehabt.

    Zitat

    Warum hat sie sich überhaupt überlegt, dass das Leben mit Charles so toll wird? Auf mich hat er von Anfang an nicht den Eindruck des Lebemanns gemacht. Das hätte sie doch auch merken müssen.


    Ich glaube, sie hat es wirklich nicht gemerkt.
    Von Flaubert weiß man, dass er sich wirklich über jeden einzelnen Satz den Kopf zerbrochen hat, da ist jede Einzelheit bewusst gesetzt.
    Und mir ist es zum Beispiel aufgefallen, dass es in einer der ersten Begegnungen von Emma und Charles heißt, dass er mit seinen Stiefeln beim Gehen ein weiches Geräusch macht, während ihre Absätze klappern - ein schönes Bild. Später dann - Rodolphe Boulanger hat, als er Emma das erste Mal zum Reiten abholt, extra "lange weiche Stiefel" angezogen, weil er meint, er könne sie damit beeindrucken.
    Ich denke, Charles ist Emma vor der Heirat wirklich viel männlicher und quasi heldenhafter erschienen, als es sich später dann herausgestellt hat.
    Und warum auch nicht, ich habe gerade einen Roman aus den dreißiger Jahren gelesen, in dem der Mann eine hingebungsvolle sanfte Frau geheiratet hat, und nachher war sie ein Zankteufel und obendrein nicht ganz compos mentis. Die Leute heiraten einfach zu schnell, ohne einander wirklich zu kennen.