Hallo mankell (schöner Nick!),
damit kein Missverständnis stehen bleibt: mit "Unbarmherzigkeit" meinte ich nicht die Art und Weise, wie der Erzähler seine Hauptperson leiden lässt. In diesem Punkt stimme ich Dir völlig zu: die stärkste Seite des Buchs ist die Genauigkeit in der Schilderung der inneren Prozesse. (In "Kennedys Hirn" hat Mankell eine Reise durch die Trauer vorgemacht; hier haben wir eine Reise durch das Altern.)
Was ich mit "Unbarmherzigkeit" meinte - ich will das mal vorsichtshalber spoilern:
Mir gefällt nicht die Art, wie Wallander (und/oder Mankell) mit Mona umgeht. Das beginnt an dem Punkt, wie er über ihre Trinkerei herzieht: Obwohl Wallander sich selbst in diesem Buch (und auch in früheren) mehrfach fast bis zur Bewusstlosigkeit betrinkt, ist es am Ende Mona, die des Alkoholismus geziehen und zum Entzug geschickt wird. Wallanders Verhalten in diesem Punkt ist -finde ich- unverzeihlich selbstgerecht. Das gleiche gilt für die mehrmals wiederholte Behauptung, er - und nicht Mona - hätte Linda, als sie (als Baby) nachts Koliken hatte, umhergetragen, während Mona weitergeschlafen hätte. Abgesehen davon, dass ich Wallanders Beharren in diesem Punkt ziemlich kindisch finde, verstehe ich überhaupt nicht, was daran so wichtig ist. Die Beziehung zu Mona wurde ja auch in früheren Wallander-Büchern schon beleuchtet, aber dieser Punkt wurde so deutlich nie erwähnt, oder habe ich das vergessen? Ich finde es ziemlich überflüssig, im letzten von zehn Bänden noch mit derartiger Intensität herauszustreichen, dass Mona auch noch eine schlechte Mutter gewesen sein soll.
Beiläufig habe ich mich übrigens auch noch gefragt, wann Wallander sich eigentlich mal um seinen Hund kümmert.
Aber das fragt sein Nachbar ja auch.
Linda gefällt mir hier übrigens weit besser als in "Vor dem Frost".
Gruß von Zefira