Beiträge von Zefira

    Hallo mankell (schöner Nick!),
    damit kein Missverständnis stehen bleibt: mit "Unbarmherzigkeit" meinte ich nicht die Art und Weise, wie der Erzähler seine Hauptperson leiden lässt. In diesem Punkt stimme ich Dir völlig zu: die stärkste Seite des Buchs ist die Genauigkeit in der Schilderung der inneren Prozesse. (In "Kennedys Hirn" hat Mankell eine Reise durch die Trauer vorgemacht; hier haben wir eine Reise durch das Altern.)


    Was ich mit "Unbarmherzigkeit" meinte - ich will das mal vorsichtshalber spoilern:



    Beiläufig habe ich mich übrigens auch noch gefragt, wann Wallander sich eigentlich mal um seinen Hund kümmert. :nono
    Aber das fragt sein Nachbar ja auch.


    Linda gefällt mir hier übrigens weit besser als in "Vor dem Frost".


    Gruß von Zefira

    Hat es schon jemand ausgelesen?


    Ich habe erst am Samstag erfahren, dass es einen neuen Mankell gibt, und habe ihn mir am Sonntag in der Bahnhofsbuchhandlung geholt.
    (Nicht, weil ich ihn unbedingt sofort haben musste, sondern weil ich ohnehin da vorbeikam. :lache )


    Heute mittag habe ich ihn beendet und bin ziemlich zwiespältig. Das sehr sorgfältige und eingehende Psychogramm eines alternden Menschen gefällt mir gut, liest sich aber bedrückend und manchmal nach meinem Geschmack überflüssig unbarmherzig - ich kann gern Beispiele nennen, möchte aber keinem den Lesespaß verderben; möchte jemand darüber diskutieren?


    Den Krimiplot habe ich, ehrlich gesagt, nicht 100%ig begriffen; ich hatte auch in eine völlig andere Richtung gedacht und bin mir nicht sicher, ob alles schlüssig aufgeht (aber das tut es ja bei Mankell ohnehin nicht immer).


    Gruß von Zefira

    Ich habe es nicht ganz ausgelesen. Mich hat nachher nur noch die Gerichtsverhandung interessiert. Die Begegnung mit N. am Schluss habe ich nur noch überflogen.
    Gäbe es noch einen dritten oder vierten Band, würde ich den wohl nicht mehr kaufen.


    Obwohl,



    Gruß von Zefira

    Ich bin gerade beim dritten Band und lese ihn mehr oder weniger nur noch quer.


    Den ersten fand ich richtig spannend, den zweiten etwas schwächer, aber sehr geschickt aufgebaut, weil ich (nach Lisbeths Untertauchen) lange Zeit nicht wusste, was ich nun glauben soll. Lisbeth ist wirklich eine ganz außergewöhnliche Person. Man traut ihr mehr oder weniger alles zu, muss sie aber trotzdem einfach mögen.


    Den dritten Teil finde ich vergleichsweise wirklich schwach. Zum Teil sehr vorhersehbar.



    Was mir nach wie vor am besten gefällt, sind die Passagen, die sich um Lisbeth drehen. Alle anderen Figuren kommen mir schon mehr oder weniger marionettenhaft vor.



    Insgesamt bin ich aber schon beeindruckt davon, wie Larsson jederzeit diese Masse an Personen und Handlungssträngen fest in der Hand behält. Und auf die Gerichtsverhandlung freu ich mich schon richtig. Das wird noch mal fein.


    Weiterlesenden Gruß
    Zefira

    "Im Rausch der Stille" war eines meiner besten Bücher dieses Jahres, wenn nicht überhaupt das beste. Entsprechend begeistert habe ich mich auf "Pandora" gestürzt. Dies wiederum war eine der größten Enttäuschungen dieses Jahres.


    Kann sein, dass es ein paar gute, große Szenen hat, ähnlich wuchtig und bedeutungsvoll wie "Im Rausch der Stille". Leider fehlt "Pandora" ein Schuss von dem, was den "Rausch der Stille" so faszinierend macht, nämlich Stille. Statt dessen endlose geschwätzige Ergüsse des Erzählers bis hin zum peinlich Slapstickhaften. Die Krönung war die Szene mit der Schildkröte, die über die Schreibmaschinentastatur läuft.


    Ich habe es nicht mal ausgelesen. Allerdings ruht es noch im Schrank; ich werde ihm bei Gelegenheit eine zweite Chance geben, weil ich "Im Rausch der Stille" so phantastisch fand. Den dritten Pinol werde ich mir aber nicht mehr kaufen.


    Schönen Gruß von Zefira

    Dass Mütter aus Bürgerfamilien ihre Kinder "aufs Land" zu einer Amme gaben, meist eine Bäuerin, die sich so nebenher etwas verdiente, war ganz normal und üblich. Es gibt in der Literatur aus dieser Zeit viele Belege, auch z.B. bei Emile Zola.
    Das Schicksal Berthes ist natürlich sehr traurig. Ich habe "Madame Bovary" einmal einem Bekannten geliehen, der es mir zurückgab mit der Bemerkung, das ganze Buch hätte ihn völlig kalt gelassen bis auf die Vorgänge um das Kind.


    Nachtgruß von Zefira

    Ich möchte zu dem Dialog zwischen Emma und Léon gerne ein paar Sätze aus Manuel Vargas Llosas Buch über "Madame Bovary" zitieren, die vielleicht dazu beitragen, den Dialog ins Romangeschehen einzuordnen:



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    Im Roman tauchen die Komponenten der romantischen Liebe auf: das Schwelgen in Gefühlen, die tragische Note, die übertriebene Rhetorik. Löst man den Liebesdialog zwischen Emma und Léon (erstes Kapitel des dritten Teils) aus dem Kontext, erscheint er prototypisch für einen romantische Roman. Der Kontext aber zeigt die enorme Dosis Irrealität, die die schönsten Sätze der Liebenden enthalten, die bewussten oder unbewussten Lügen, die sie aussprechen, die Täuschungen und den Selbstbetrug, deren Opfer sie sind, den Unterschied zwischen ihren Worten und Taten. Der Abstand, den der Erzähler zwischen Realität und Illusion schafft, bedeutet nicht, dass die eine die andere auf ewig verdammte: die Szene ist keine Posse. Die Unwahrheiten, die sie aussprechen sind immer bewegend, weil sie ihren Durst nach etwas Ablolutem, nach Genuss und Schönheit, ihr Bemühen verraten, mit Worten über den Abgrund zwischen ihren Idealen und ihrer wahren Lage zu springen.
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    Ich finde das sehr treffend. Klar zeigen beide in diesem Gespräch, dass sie Bücher und Lesen lieben, dass sie sich gern von Büchern in eine andere Welt entführen lassen - und auch, dass sie ihre Liebe zur Illusion unbedingt gegen die Umwelt verteidigen werden. Aber gleichzeitig ist dieser Dialog auch ein - wie soll ich sagen - Einander-Umkreisen, Beschnuppern, Einander-Versichern. Es schwingt so vieles zwischen den Zeilen, die Sehnsucht nach romantischer Liebe, die Schwärmerei, der Hang nach Höherem, wie man das in bürgerlichen Kreisen leicht verächtlich nennt. Im Grunde erkennen Emma und Léon in diesem Gespräch einander sofort als einzige "Sehende" zwischen einem Haufen Spießbürgern.
    Ich habe dieses Gespräch immer bewundert. In den siebziger Jahren, als ich Schülerin bzw. Studentin war, war es sehr in Mode, Gedichte und philosophische Schriften zu lesen. Es gibt z.B. einen Roman mit dem Titel "Beim nächsten Mann wird alles anders", in dem die Erzählerin ständig ein Buch von Hegel in der Manteltasche herumträgt, und zwar so, dass der Name Hegel oben aus der Tasche herausschaut. Damals haben Paare in der Annäherungsphase, um es mal so zu nennen, ganz ähnliche Gespräche geführt wie Emma und Léon.


    Nachtgruß von Zefira

    Zitat

    Ich fand Emma da zuerst einmal total unsympathisch. Sie verbannt ihren Mann in eine Ecke, weil sie sich seiner schämt.


    Ich bin nicht so sicher, ob sie sich Charles' schämt. Eher scheint es mir, als wolle sie ihn nicht in ihrer Nähe haben, um sich als ungebundene Frau zu fühlen. Natürlich schämt sie sich ihrer Position als "Bürgerliche", aber dieses Gefühl hat wohl weniger mit Charles als Person zu tun, sondern mit ihrem gesamten normalen Lebensumfeld.
    In meiner Ausgabe heißt es von der Nacht nach dem Ball:
    "Der Morgen dämmerte. Sie schaute lange zu den Fenstern des Schlosses hinüber und suchte zu erraten, in welchen Zimmern wohl all die Leute schliefen, die ihr am vergangenen Abend aufgefallen waren. Sie hätte gerne gewusst, wie sie lebten, hätte gerne zu ihnen gehört und ihr Leben geteilt."
    Sie fühlt sich also von diesen Leuten abgetrennt, als Fremdkörper, wie eine Hochstaplerin, die sich in einem Kreis bewegt, in den sie nicht gehört. Dabei sind die anderen ja zunächst einmal nur Ballgäste wie sie. Es gibt keinen Beweis dafür, dass nicht einige oder sogar viele davon im Leben nicht mehr vorstellen als Emma selbst.


    Eben das finde ich an diesem Roman so zeitlos zeitgemäß. Man geht irgendwo hin, wo sich die vornehmen Leute treffen, und hält automatisch diese Leute für "irgendwie was Besonderes". Dabei ist man ja selbst auch da. Vielleicht denken die anderen über einen selbst das gleiche. Ich habe das selbst ein paarmal so empfunden, wenn ich z.B. im Urlaub an irgendeiner Nobelecke vorbeikam und die Leute dort am Strand mit ihren Juwelen rasseln sah ...


    Amüsierten Gruß von Zefira

    Flaubert hat den Glöckner von Notre-Dame als Schuljunge gelesen und war, wie auch seine Schulkameraden, begeistert davon. Mit Sicherheit hat er den Namen der Ziege bewusst gewählt.


    Als ich "Madame Bovary" das erste Mal las, war ich anfangs total verwirrt, weil mir nicht klar wurde, von wem der Roman überhaupt handeln soll. Die erste Madame Bovary, die das Buch erwähnt, ist Charles' Mutter, die zweite Madame Bovary seine erste Frau, die alsbald stirbt. Erst ab Kapitel 4 wird nach und nach klar, wer mit "Madame Bovary" eigentlich gemeint ist. Ein erzähltechnisches Kuriosum ist auch die Einführung des Ich-Erzählers im ersten Satz, ein Schulkamerad von Charles, der sich dann sozusagen im erzählerischen Nebel auflöst und weitere Verwirrung beim Leser stiftet. Da Flaubert sehr intensiv und sorgfältig am Stil seines Romans gefeilt hat, müssen das beabsichtigte Effekte sein. Ich denke, dass diese Kniffe dazu beitragen, dass man sich als Leser zumindest anfangs nicht alzu intensiv auf die Hauptpersonen einlässt, weil der Autor seine Absichten, was er über wen erzählen will, so gekonnt verschleiert. Dieser Effekt war beim Erscheinen des Romans sicher noch weit intensiver als heute, weil die Leser damals auktoriale Erzähler gewohnt waren, die ihre Zustimmung oder Entrüstung über das Romangeschehen ständig eingestreut haben - was Flaubert streng vermieden hat.


    Was haltet ihr nun von der Ballszene? Ich finde sie eigentlich rührend; hier zeigt sich zum ersten Mal, wie sehr Emma "dazugehören" möchte.


    Schönen Gruß von Zefira

    Hallo - ich habe "Madame Bovary" x-mal gelesen, es gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Ich würde hier gerne auch mitmachen.
    Ich habe eine Insel-Ausgabe (übersetzt von Arthur Schurig) und eine von Artemis und Winkler (übersetzt von Walter Widmer). Letztere ist mir lieber - welche werktreuer ist, kann ich allerdings nicht sagen. Irgendwo im Haus muss auch noch das Original herumliegen, meine Tochter hat es im Französisch-LK gelesen.
    Es gibt hochinteressante Sekundärliteratur zur Bovary, die beweist, welche Wellen dieses Buch heute noch schlägt: Eine Verteidigung der Emma von Dacia Maraini, eine Verteidigung des Ehemannes von Carl Améry, eine tolle Analyse von Vargas Llosa mit dem Titel "Madame Bovary - die ewige Orgie" und und und. Das Buch enthält für mich das ganze Spektrum des modernen Romans.


    Man merkt, dass ich ein Fan bin, gell?
    Sorry, wenn es mit mir durchging.
    Schönen Gruß von Zefira

    Bin ich eigentlich die einzige, die sich sehr heftig an "Die geheime Geschichte" erinnert fühlte?
    Die gleiche Personenkonstellation wie dort - eine kleine Gruppe Studenten, die sich dem typischen Studentenleben verweigert. Ich bin überzeugt, dass Tana French die "Secret Stoy" gelesen hat. Allerdings führt ihr Plot wesentlich weiter und ist interessanter und vielschichtiger.
    Ich fand "Totengleich" phantastisch und würde mir unbesehen jedes andere Tana French-Buch dazukaufen. Mich begeistert ihr liebevoller, detaillierter und durchdachter Schreibstil, und mir gefällt, dass sie gegenüber ihrem Erstling, der aus Robs Sicht geschrieben ist, eine völlig neue Erzählstimme gefunden hat.


    Das Buch heißt übrigens im Original "The Likeness", "In the Woods" ist der Originaltitel von "Grabesgrün". Ich frage mich, warum die angenehme Schlichtheit der Originaltitel nicht beibehalten wurde; muss es unbedingt für den deutschen Leser einen Tacken reißerischer sein?


    Krimigruß von Zefira :wave


    ps. Mein Lieblingszitat - ich kann es leider nur sehr ungenau aus dem Kopf wiedergeben -: "Er brachte mir eine Tüte mit Grundnahrungsmitteln: Schokolade, Wein, Zigaretten."
    Ich sag seitdem immer zu meiner Familie, wenn Schokolade fehlt: "Ich muss ein paar Grundnahrungsmittel einkaufen ..."

    Nach ein paar Reinfällen wieder mal ein ganz ausgezeichneter Krimi.
    Ich hatte das Buch vom Remittendentisch mitgenommen. Nachdem ich das erste Kapitel mit dem Titel "Pianist" gelesen hatte und danach Schauplatz und Perspektive total wechselten, glaubte ich im ersten Moment, einen Erzählband erwischt zu haben.
    Das spricht für sich. Das erste Kapitel - über die Entwicklung des Pianisten zum "Tierbeseitiger" - wäre in meinen Augen schon als treffende Kurzgeschichte durchgegangen.
    Ich habe das Buch mit wachsender Begeisterung gelesen. Es ist nicht besonders spannend oder verwickelt, aber die Personenschilderung ist unglaublich gut. Selbst die Nebenpersonen (Cupidos Mutter!) sind plastisch und liebevoll gezeichnet. Einiges in diesem Buch hat mich sehr bewegt, zum Beispiel das Schicksal Muriels (die Ehe, die Spielsucht).
    Ich werde mir auf jeden Fall noch ein, zwei Bücher von Fuentes besorgen.


    Krimigruß von Zefira

    Ich habe es heute beendet. Es liest sich sehr gut weg, ist frisch erzählt, ich finde auch Herrn Barbarotti nicht unsympathisch. Einiges an der Motivation der handelnden Personen kann ich allerdings nicht nachvollziehen, vor allem ist mir unbegreiflich,


    Gut geschildert fand ich dagegen die Entwicklung in der Familie Grundt, vor allem die Ebbas und Kristoffers Trauer.
    Trotz der positiven Aspekte stimme ich darin zu, dass man richtig "warm" mit dem Buch nicht werden kann. Wenn ich zum Beispiel einen Vergleich mit Karin Alvtegens "Schatten" ziehe - auch darin geht es um den Zerfall einer Familie, aus verschiedenen Perspektiven geschildert -, da liegen Welten dazwischen.


    Schönen Gruß von Zefira

    Ich kann mich den kritischen Stimmen nur anschließen - der erste Teil gefiel mir richtig gut, der aus der Sicht des Entführten geschilderte Teil ging so an (einige Details fand ich schön, zum Beispiel die Sache mit dem toten Reh), aber gegen Ende war ich zunehmend genervt. Abgesehen von dem Anfangserzähler Bernhard Schade kamen mir alle anderen Heiminsassen wie Panoptikumfiguren vor; vielleicht hätte der Autor gut daran getan, sie selbst eingehender zu Wort kommen zu lassen (besonders Rita). Die Presseschau im letzten Teil besteht nur aus billigen Knalleffekten.
    Ich habe es ganz gern gelesen, aber es ist kein Buch, das ich behalten möchte; ich werde es zum Tausch einstellen.


    Gruß von Zefira

    Ich habe es nicht auslesen können, es ging einfach nicht, obwohl ich dreimal neu begonnen habe (und beim dritten Mal auch schon fast die Hälfte gelesen hatte). Sowohl Smilla als auch Kasper Krone scheinen in einer für den Normalbürger unzugänglichen Sphäre zu schweben, als hätten sie eine Art höheres Wissen, an dem der Leser nicht teilhaben kann. Normalerweise nerven mich Erzähler nicht deshalb, weil sie mehr wissen als ich (im Gegenteil, das macht die Lektüre ja gerade interessant), aber Hoegs Hauptpersonen haben eine Ausstrahlung, die ich als arrogant empfinde. Bitte nehmt dies als persönliches Gefühl; mir ist klar, dass die meisten Hoeg-Leser das anders sehen, schließlich sind die Bücher ja nicht umsonst Bestseller. Aber ich werde in Zukunft einen Bogen um Bücher von Hoeg machen.


    Schönen Gruß von Zefira

    Hallo ihrs,
    ich habe mir das Buch ertauscht, nachdem ich irgendwo eine begeisterte Kritik darüber gelesen habe und dachte, dass es thematisch genau auf meiner Linie liegt. Ich hatte es im Urlaub mit. Erst habe ich es gelesen, dann meine 22jährige Tochter und dann ich noch einmal, weil ich alle anderen Urlaubsbücher ausgelesen hatte. Zwischendurch haben wir immer wieder darüber geredet.
    Dass der Erzähler


    Überhaupt nicht verstanden habe ich die Beziehung zu Aneris.
    Aber vielleicht versteht ein männlicher Leser das besser ...
    Das Buch hat mich ergriffen, ich finde es faszinierend. Meine Tochter übrigens auch. Es wird nicht unser letzter Pinol sein.


    Gruß von Zefira

    Ich schätze Unni Lindell sehr, weil sie ein Stilmittel beherrscht, das ich sonst nur von Pascal Mercier so kenne: Sie setzt alle Emotionen in Bilder um. Bei ihr ist nie jemand traurig, wütend, ängstlich. Sie beschreibt die Emotionen unmittelbar als Körpergefühl. Wer Lindell gelesen hat, weiß sicher, was ich meine.


    Ihre Krimis bringen es mit sich, dass ich oft den Plot vergesse und nur noch weiß "das ist der Krimi mit der Musikerin, deren Tochter so verzweifelt war" oder "das ist der mit dem kleinen Jungen, der sein Stoffkaninchen ertränken wollte" (eine grässliche Szene, die mich fast zum Weinen gebracht hat). Auch das spricht in meinen Augen für ihre Romane. Die Krimihandlung ist Nebensache gegenüber der Persönlichkeitsschilderung.


    Ich lese gerade "Lautlos in den Tod" - bin auf den letzten zwanzig Seiten - und hatte nicht erwartet, dass so spät noch eine richtige Überraschung kommt,


    Ich werde noch zu Ende lesen, ehe ich schlafen gehe. Das Buch ist erschütternd - die konsequente Innenschau einer seit der Kindheit verbogenen Frauenseele ...
    huhu
    Gruß von Zefira *schüttelt sich*

    Da ich das Buch gerade ein zweites Mal vor habe (warum eigentlich?? :cry ), noch mal eine kritische Bemerkung dazu:


    Im anderen Thread zu diesem Buch habe ich mich schon darüber geärgert, dass der Ermittler "Mat" irgendwie eine Mattscheibe zu haben scheint -


    Für mich eine Schlussfolgerung, die sofort auf der Hand liegt, vor allem nach diesem rätselhaften Satz "Ich habe den Schlund gefunden."


    Es trübt zwar nicht den Lesegenuss, aber ich finde es auch lustig, dass der Erzähler anfangs gleichsam alibimäßig behauptet, sich ausschließlich vom Reis und grünen Tee zu ernähren - und dann im weiteren Verlauf eine Trinkerei entfaltet, dass einem angst und bange wird ... z.B. schon am Morgen statt Frühstück Kaffee mit Rum. Sein "Abscheu gegenüber organischen Gerüchen" hält ihn auch nicht ab, den Fisch mit Pommes köstlich zu finden ... vom Rauchen ganz abgesehen.

    Aber das nur nebenbei. Die Figur Mat ist ohnehin ziemlich gebrochen, voller Widersprüche, ich finde auch seinen Glaubenseifer irgendwie implantiert und nicht ganz glaubwürdig, aber das Buch ist trotzdem ein Hammer!