Cate Tiernan präsentiert mit "Ersehnt" einen gelungenen zweiten Teil ihrer Trilogie "Immortal Beloved". Dieser Band steht dem ersten wirklich in nichts nach, er beginnt dort, wo der andere endete und erweckt im Leser gleich wieder die Stimmung und Neugierde, die sich "damals" (bei Erscheinen und Lesen von "Entflammt") schon breit gemacht hatte. Die Autorin macht es dem Leser leicht, zurück in die Geschichte zu finden, denn auf den ersten Seiten erinnert sie an die bisherigen Geschehnisse - dies mag nervig sein, wenn man "Entflammt" eben erst gelesen hat, wenn aber einige Monate (wie in meinem Fall) dazwischen liegen, ist dies wunderbar hilfreich.
Die unsterbliche Nastasja befindet sich noch immer auf Rivers Edge und versucht, ihren Alltag dort zu meistern. Langsam wird ihr allerdings bewusst, dass ihre eigene Vergangenheit sehr dunkel - sie somit böse - ist und dies macht ihr zu schaffen: Die geliebten Eltern waren grausam! Doch nicht nur die Vergangenheit bringt Nas durcheinander, auch ihre Gefühle für Reyn fahren Achterbahn. Außerdem plagen sie Alpträume, die äußerst realistisch wirken ...
"Ersehnt" ist ein ruhiges Buch, das in erster Linie von Emotionen und Selbstfindung handelt - wie bereits der erste Teil. Es gibt jedoch einige knisternde und spannende Momente sowie einen finalen Kampf, sodass etwas Bewegung in die Geschichte kommt und der Leser nicht allzu ungeduldig wird, weil nichts geschieht.
Positiv finde ich, dass der zweite Teil den Leser nicht mit offenem Ende zurück lässt. Es gab einen "finalen Kampf" und es bleiben keine wichtige, ungeklärte Fragen zurück. Trotzdem habe ich eine Ahnung, worum es im dritten Teil gehen könnte ... doch es ist tatsächlich nur eine Ahnung, keine Gewissheit. Cate Tiernan versteht es, den Leser an ihre Reihe zu binden, prima!
Tiernans Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Nas’ Handlungen und Gefühle sind für mich zwar nicht immer nachvollziehbar, doch die Autorin hat eben einen schwierigen Charakter erschaffen und diesen in ihrer Trilogie bislang glaubhaft vermitteln können. Schon im ersten Teil wollte ich Nas einfach nur schütteln ... es gibt aber auch viele ironische Sätze von der Ich-Erzählerin, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.
Zu bemängeln ist allerdings das Cover der deutschen Ausgabe, das ja an sich recht nett aussieht, aber: Warum wird nun ein anderes Mädchen abgebildet? Warum hat dieses Mädchen dunkle Haare? Da hätte sich der Verlag ein bisschen mehr am Buchinhalt orientieren sollen, schade.