Beiträge von blaustrumpf

    Ich stamme aus Brühl, einer Kleinstadt von mittlerweile etwa 43.000 Einwohnenden. Dort gab es Jahrzehnte lang eine Buchhandlung mit zwei, zeitweise - glaube ich - sogar drei Filialen im Ort und auch noch in der nächsten Stadt.
    Dann schrumpfte die sich gesund und eines Tages kam Thalia. Dann kam Weltbild. Dann öffnete Thalia praktisch Wand an Wand neben Weltbild eine zweite Filiale. Irgendwann gab die Buchhandlung endgültig auf - nur eine unermüdliche Buchhändlerin aus dem Team des "Traditionsladens" machte sich selbstständig.
    Weltbild ist schon eine Weile dicht. Thalia hat nur noch eine Filiale.
    Und die Buchhandlung Karola Brockmann berät weiterhin aufs Sorgfältigste und das in einem Geschäft, das einfach eine gute Atmospäre hat.


    Was will ich damit sagen? Manchmal gewinnt eben nicht der Ramsch.

    Es war für mich eher die verbogene Haltung: Sex ja, aber nur so, wie wir ihn uns als richtig vorstellen können oder wenigstens so ähnlich.
    :wow
    Das hatte dann wohl auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt, noch vor ein paar Jahren wurde das Buch einer Freundin von mir eben doch nicht ins Programm genommen - nicht, weil es sich um einen erotischen Roman handelte, sondern weil auf dem Titelbild ein nackiger Busen zu sehen ist.

    Hier mal meine zwanzig Rappen zu der Verbindung Thalia-Weltbild:


    Thalia war von einem Mischkonzern gekauft worden, dem es ziemlich schnurz ist, was er verkauft - Bücher, Waschmittel, ist eh alles das gleiche, solange es stapelbar ist, schien der Grundtenor zu sein. Es wurde sehr kurzfristig gedacht, Umsatz-Umsatz-Umsatz - mit Wildwest-Methoden bisweilen, Verlage, die eine gute Platzierung auf einem Sondertisch extra bezahlen mussten und dergleichen mehr. So funktioniert Buchhandel aber eben auch nicht, schon gar nicht in einem Land mit Buchpreisbindung.


    Weltbild war mal eine stramm christlich ausgerichtete Angelegenheit. Dann kam erst eine Menge Klimbim dazu, Gartendeko und Engelstarot, dann gab es Erotik und Soft-bis-heftig-Porno. Die Bücher schienen mir fast Nebensache geworden zu sein - und der Ramsch, der die Verkaufsfläche füllt, der bringt nun wirklich kaum jemand dazu, sich auch noch ein "richtiges" Buch zu kaufen.


    Weder Thalia noch Weltbild konnten mit solchen Konzepten - Beratung heruntergeschraubt auf ein Mindestmaß, die Kunden reichlichst alleingelassen in der bunten Warenwelt - dem Voldemort des Einzelhandels Paroli bieten. Wenn dann die alten Käuferschichten wegbrechen (weil sie eben online kaufen) oder schlicht wegsterben, dann wird es schnell zappenduster. Und weder Thalia noch Weltbild ist es gelungen, neue Käufer zu finden oder die alten zu halten. Zack, wech. So funktioniert das.


    Nachtreterei in Sachen Weltbild: Wer Pornos verkauft, aber einen "schwulen Verlag" aus dem Sortiment kickt, weil der in der eigenen Weltanschauung eben keinen Platz hat, braucht sich nicht zu wundern, wenn ein gewisser Prozentsatz der Deko-Artikel-KundInnEn auch nicht mehr vorbeischaut.

    Zugegeben, ich sehe manches aus einem anderem Blickwinkel - kein Wunder, ich lebe nicht in Deutschland, sondern als ausländische Gastarbeiterin in einem Nicht-EU-Land, genauer: in der Schweiz.
    Hier darf ich nicht mit abstimmen, im bundesdeutschen Wählerverzeichnis bin ich mit Absicht nicht. Warum nehme ich an der Bundestagswahl nicht teil? Weil ich nur begrenzt betroffen bin von den Entscheidungen, die der Bundestag trifft. Warum sollte ich etwas mitbestimmen, dessen Folgen ich in absehbarer Zeit nicht tragen werde?

    Falls Du mich meinst mit Deiner Frage, Seelensplitter:
    Daran, dass zwei verschiedene Ergebnisse herauskamen, finde ich überhaupt nichts Schlimmes - der Wahl-o-Mat lässt ja nicht zu, dass alle zur Wahl stehenden Parteien angeklickt und so verglichen werden.
    Und natürlich bin ich der Meinung, dass jede/r das Recht auf die eigene Meinung hat.
    Nicht, dass Fallout wissen wollte, wie groß ihre Übereinstummung mit den Republikanern, der NPD und der von mir mit ebensolchem Misstrauen besehene AfD ist, finde ich bedenklich.
    Dass sie die Ergebnisse völlig unkommentiert öffentlich macht, bleibt mir jedoch ein Rätsel.

    Ja, Findus, angesichts der Tatsache, dass mich der Wahl-o-Mat deutlich weiter links verortete als ich mich selbst, kann ich Deine Zurückhaltung sehr gut verstehen. Fallout hat allerdings mit keinem Posting angedeutet, dass sie die von ihr selbst geposteten Werte für Mumpitz hält.
    :gruebel

    Am 29. 08. 2013 eröffnete Fallout den Wahl-o-Mat-Thread mit diesem Posting:


    Am 30. 08. um 10:15 Uhr postete sie dann dieses Ergebnis:


    Ich wiederhole: Mit solchen Leuten mag ich nicht spielen. Warum? Weil Spiel für mich in erster Linie ein Miteinander ist und kein Gegeneinander. Meine Bereitschaft, solche Ansichten, mit denen Fallout zu spielen vorgibt/glaubt/(bitte Verb nach Eurer Meinung auswählen), gewinnen zu lassen, ist bei Null. Beim absoluten Nullpunkt, um genau zu sein.

    ät Findus: Da sie gepostet hat, welche Ergebnisse der Wahl-o-Mat für ihre Parteinähe(n) ausspuckte -schau halt ins Profil und lass Dir zeigen, was sie von sich preisgab -, bin ich über ihre "Spielereien" mittlerweile auch nicht mehr überrascht.

    Zitat

    Original von uert
    Fiktionaler schwuler Sex von Frauen geschrieben muss nicht schlecht sein. Vermutlich nur weniger authentisch.


    Die Frage nach der Authentizität unterscheidet uns eventuell. Mir ist es wichtiger, dass etwas gut geschrieben ist. Dazu gehört für mich Plausibilität erheblich mehr als Authentizität.


    Ich erinnere mich an Johannes Mario Simmel, der in einem Interview letztlich verzweifelnd anmerkte, dass in seinem Roman doch alles nachprüfbare Fakten seien, authentisch alles durch und durch. Fakten, denke ich, machen keine Literatur.

    Tachauch!
    :wave
    Da frag ich mich doch glatt, ob Du selbst den Puck lenkst oder eher zuschaust. Auf jeden Fall scheint es mir, als spiele das Eishockey für Dich eine wichtige Rolle. Wusstest Du schon, dass es schon in der Hochliteratur angekommen ist?

    Zitat

    Original von uert
    Und ich finde, bei manchen Dingen reicht halt Recherche nicht, da muss man schon selber dabei gewesen sein.


    Welche Dinge wären das denn so, Deiner Meinung nach? Spontan fällt mir da eine ganze Menge ein, was in der Literatur durchaus ordentlich abgehandelt wird, ohne dass der Autor, die Autorin dabei war.
    Wie steht es mit dem glaubhaften Beschreiben vom Kinderkriegen, hat ein Autor, der nicht wenigstens im Kreißsaal war, schlechte Karten bei Dir?
    :gruebel