Mir wurde auch sehr viel vorgelesen. EInmal an sich sowieso, und wenn es dann keiner machte, habe ich so lange genervt, bis es einer tat. Ich fand das von Beginn an toll. Bücher sind toll!
Später habe ich dann alles gelesen, was ich kriegen konnte (bis ich 13 war, hatte ich kein Lieblingsbuch). Ich habe da erst nicht groß ausgewählt, die Schwerpunkte (vor allem Fantasy, auch wenn mein Herz schon immer an solchen Geschichten besonders hing) kamen später. Noch heute lacht eine Freudin, dass sie mir ein Buch zeigen muss ("Das habe ich neu!") und ich nehme es ihr aus der Hand und fange an zu lesen. Egal, was es für eine Geschichte ist. Sie hat ja gesagt, es klingt gut!
Heute frage ich mich, ob ich auch so viel gelesen habe, weil ich nicht viel anderes machen konnte. Freunde hatte ich keine, meine Mutter mußte in den meisten Ferien arbeiten und alleine konnte ich nicht raus. Aber schlimm fand ich das nicht. Dann las ich eben.
In der Grundschule mußten wir dann "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig lesen" (4. Klasse). Sorry, aber für mich war das eine schreckliche Geschichte, die ich gar nicht leiden konnte. In der 5. habe ich mich dann mit einigen aus der anderen aus der gleichen Klasse nach dem Schulwechsel geweigert, es noch mal zu lesen.
Ich hatte das Glück, dass mein Deutschlehrer mich mochte. Warum, weiss ich nicht, aber er fand wohl, ich könne gut formulieren und hätte "Potential". Jedenfalls bekam ich von ihm am Schulende (mußte ins Krankenhaus) "Die Vorstadtkrokodile", das ich sehr mochte und wofür ich ihm sehr dankbar war. Überhaupt hat er sich sehr um mich bemüht.
Ich habe gemerkt, dass ich sehr viel Leseerfahrung haben muss, denn bei den meisten Wörtern, die im Lesebuch erklärt wurden (Halfter, Kleinod und anderes, was nicht so häufig vorkommt) war ich damals verwundert, dass man diese noch erklären mußte. Meistens kannte ich die Wörter und fragte mich, was es da noch zu erklären gab.
Wir haben natürlich auch Schullektüre durchnehmen müssen. Als da wären "Julie von den Wölfen" (das ist also nichts Neues....) oder "Die Physiker", in der 10. Klasse auch "Die Leiden des jungen Werther" (den ich nicht sehr mochte, ich habe irgendwie was gegen Briefromane, aber ich fand trozdem, dass man auch was "Klassisches" kennen sollte) - oder dann in der Oberstufe den ersten Teil von "Die Blechtrommel". Und um das noch mal zu sagen: Ich glaube, ohne das schulische Lesen hätte ich letztere, aber auch die Physiker nicht verstanden.
Froh war ich darüber, dass ich mir bei dem Thema "Utopien" zwischen 4 Büchern eins aussuchen durfte. Der Deutschlehrer (der mir auch mal "Das Parfüm" gegeben hat) empfiehl mir "Fahrenheit 451", was sich als Volltreffer herausstellte. Das war das einzige Mal, dass ich nach einer Schullektüre systematisch anfing, die Bibliothek nach einem Autor zu durchforsten, den ich lesen "mußte".
Ich denke auch, dass der Unterricht und die Schzle da sehr viel kaputtmachen kann - es kommt aber auch immer sehr auf die Lehrer an.