Die Schrift bei Rowohlt ist auch recht klein.
Edit: Ich sehe grad, dass der nächste Band unter dem Titel "Hochzeit wider Willen" läuft, d.h. Band I umreißt ja grad mal die Jugend. Dann passt es ja.
Die Schrift bei Rowohlt ist auch recht klein.
Edit: Ich sehe grad, dass der nächste Band unter dem Titel "Hochzeit wider Willen" läuft, d.h. Band I umreißt ja grad mal die Jugend. Dann passt es ja.
Das Buch habe ich gestern auch gesehen, mir kam es auch sehr dünn vor. Ich habe hier die komplette Reihe stehen (die ersten 9 von Rowohlt, die letzten 4 von Goldmann). Angelique I hat 474 Seiten, Angelique II geht dann ab S. 475 weiter bis S. 800 (der erste Teil ist bei Rowohlt aufgesplittet). Wenn das angebotene HC wirklich der komplette erste Teil der Serie sein soll, ist er entweder arg gekürzt oder die Schrift ist sehr klein.
So, die Leserundenschnecke ist auch an Bord.
Die Aufmachung des Buches wurde ja bereits lobend erwähnt, ich sage aber jetzt trotzdem noch einmal, wie schön ich Farbe, Glanzelemente und das Foto von Catherine Parr finde. Das Buch ist ein richtiger Hingucker.
Wenn man den Roman das zweite Mal liest, ist es ein völlig anderes Gefühl, Cranmer den Weg zum Scheiterhaufen gehen zu sehen. War er beim ersten Lesen nur ein Name, so sieht man beim zweiten Lesen den Mann, der dahinter steht. Man kennt sein Leben und weiß, was er gefühlt und geliebt hat. Da muss man schon schlucken ...
Dieses Mal werde ich mir Zeit lassen beim Lesen und in der wundervollen und wortgewaltigen Sprache schwelgen.
Diese ganzen Glas-Beschreibungen gehören für mich zu den schönsten Aspekten des Buchs. Noch nie habe ich mich mit Glas so sehr auseinandergesetzt wie jetzt, man konnte es förmlich sehen und fühlen, sogar den Geruch habe ich mir vorgestellt. Ganz wunderbar ist dir das gelungen, Kirsten.
Der Schluss hat mich sehr zufrieden zurückgelassen. Ein paar zarte Andeutungen zum weiteren Schicksal der Personen, das gefällt mir gut und passt zum Roman. Mit Jehanne hatte ich auch recht - sie ist die Frau aus den Zwischentexten.
Irgendwo wurde bemängelt, dass sich die Geschichten von Ghislain und Clément nicht mehr treffen und so weit auseinandergehen. Aber wo sollen denn da noch Berührungspunkte sein? Damals war das halt so, dass man sich auf Reisen traf und eine Zweckgemeinschaft geschlossen hat, bis man am Ziel war. Der Lebensweg von Ghislain und Cléments Familie ist so gänzlich verschieden, dass ein gemeinsames Schicksal sehr unrealistisch gewesen wäre. Und Jehannes Verliebtheit ist ja von Anfang an einseitig, was auch verständlich ist, sie ist ja noch ein Kind und er bereits ein junger Mann.
Vielen Dank, Kirsten, für dieses wunderschöne Buch und die Begleitung der Leserunde.
Edwige hat Thomas getötet. Das hätte ich ihr nicht zugetraut. Bis zum Schluss hat er keine Reue gezeigt für das, was er getan hat. Allerdings scheint er Lise ja doch nicht nur zur Rache benutzt zu haben, sondern hat Edwige in ihr gesucht.
"Vorübergehend dachte ich sogar, deine Tochter - so ein süßes Kind - könnte dich ersetzen, aber dem war nicht so." (S. 586)
Ghislain wird von seiner Mutter als Schachfigur benutzt, die sie nach Belieben herumschieben kann. Nach einem Gespräch mit Richarde, das ihm von ihr aufgezwungen wurde, lernt er das wahre Gesicht seiner Mutter kennen. Er wird bestraft und nun gehalten wie ein Gefangener.
ZitatMit den beiden Damen Richarde und Josiane bin ich hochzufrieden.
Sie sind sich gleich, Herrscherinnen, unnahgiebig, hart gegen sich und andere. Und trotzdem, in den Nuancen unterscheiden sie sich. Natürlich ziehe ich mit Richarde das geringere Übel vor. Das eigentliche Übel ist aber doch wohl, wie die Männer beide Damen behandelt haben.
Sehe ich auch so, Richarde ist noch eine Spur menschlicher als Josiane. Aber es ist ja auch kein Wunder, dass Josiane so geworden ist, wie sie ist, auch wenn sie mir deshalb trotzdem nicht sympathischer wird. Beide Frauen haben hart kämpfen müssen, um zu überleben und ihren Stolz dabei zu bewahren.
Etienne hat endlich den Mut gefasst, seinen Vater zu verlassen. Die Szene, in der er sich vor allen Leuten gegen ihn auflehnt, fand ich sehr gelungen.
Die Episode um Ghislain hat es in sich. Seine Mutter ist mir unsympathisch, so kalt und berechnend. Ghislain fügt sich augenblicklich in sein neues Schicksal. Das ist bezeichnend für die Art, wie er gelebt hat. Er nimmt das, was das Leben ihm bietet, an. Trotz allem schimmert immer wieder sein alter Freiheitsdrang durch, und er versucht, der ständigen Überwachung durch die Männer seiner Mutter zu entkommen. Auf seine Fragen bekommt er kaum Antwort, und der Versuch, diese zu erzwingen scheitert ebenfalls.
ZitatEinen großen Unterschied zwischen Josiane und Richarde kann ich nicht feststellen, beide Frauen sind in ihren Zielen und ihrem Handeln ähnlicher, als sie sich vorstellen können.
Alissende heiratet also Donatien und schiebt ihm auch noch Ghislains Kind unter. Sie wird also praktisch Ghislains Schwägerin und Donatiens angebliches Kind ist in Wahrheit seine Nichte. In gewisser Weise passen die beiden zusammen.
Dass in Lises Familie niemand ihre Schwangerschaft bemerkt ist bezeichnend dafür, wie sehr man sie übersieht. Margaux' Tod hat die Kluft zwischen Edwige und Clément vertieft, und Edwige scheint völlig den Kontakt zur Realität verloren zu haben. So ist es also weiterhin so, dass Clément sich allein auf Jehanne konzentriert, Edwige auf auch nach deren Tod auf Margaux, und niemand interessiert sich für Lise. Erst nach ihrem Spießrutenlauf erfährt Edwige von der Schwangerschaft und prügelt auf ihre Tochter ein. Als würde es nicht reichen, wie draußen auf sie eingedroschen wurde (sowohl verbal als auch durch Tätlichkeiten), und Mahaut mit vorneweg. Diese Scheinheiligkeit! Gerade von Thomas' Geliebter, die vermutlich ihre Stellung gefährdet gesehen hat und sich auf diese Art rächt. Durch das Einprügeln auf Lise kann sie sich selbst in einem moralisch besseren Licht darstellen.
Mit der Geburt des Kindes verliert Lise endgültig den Verstand und stirbt in einem Feuer in der Glashütte, das sie selbst gelegt hat. Das Kind wird ausgesetzt, so dass Mönche sich seiner annehmen, was angesichts der finanziellen Situation, in der sich Cléments Familie befindet, nachvollziehbar ist.
Sehr schön herausgearbeitet finde ich Edwiges und Cléments Beziehung zueinander, die langsame Entfremdung, die immer größer werdende Kluft, weil keiner den anderen versteht.
Dass Lise sich mit Thomas einlässt, ist nur zu verständlich. Endlich ist da jemand, der sich für sie interessiert, für den sie nicht einfach nur am Rande existiert. Thomas kann sie nur deswegen verführen, weil sie sich bisher immer allein gefühlt hat und Angst hat, er könne sie nun wieder fallen lassen. Sie kann einem wirklich leid tun. Und dann wird sie auch noch schwanger ...
ZitatOriginal von Bouquineur
Schlimm finde ich, dass Etienne, der endlich zum ersten Mal aufbegehrt, weil er Mahaut helfen will, von ihr im Anschluss daran von ihr quasi verraten wird. Anstatt ihm zu helfen, lässt sie sich von Thomas beschenken und kümmert sich nicht mal um Etienne. Sie räumt nur die Spuren des Wutanfalls weg und lässt ihn einfach liegen.
Ja, die Szene fand ich auch schlimm!
Alissende tut mir irgendwie leid, auch wenn ich sie immer noch nicht mag. Ihre Mutter hat kein Interesse an ihr, und für ihren Vater ist sie wohl kaum mehr als eine hübsch ausstaffierte Puppe. Kein Wunder, dass sie so kühl geworden ist.
ZitatOb Thomas Folques vom Gerüst gestürzt hat? Er war ja wohl oben auf dem Gerüst. Möglichweise sowas wie Eifersucht Clement gegenüber.
Das habe ich eigentlich nicht angenommen. Dass er auf dem Gerüst geblieben ist, war wohl eher Gleichgültigkeit.
Der arme Ghislain - erst die Mordanschläge, dann die Entführung durch seinen Halbbruder ...
ZitatOriginal von Solas
Ach so.
Da sprach wahrscheinlich die Angst aus mir, ich könnte Lise genauso übersehen haben, wie ihre Eltern.
Du hast überhaupt niemanden übersehen.
Liebe Grüße,
Laila
ZitatOriginal von Solas
Abgesehen davon, dass ich an solchen Figuren künftig noch genauer arbeiten werde, finde ich die Beschreibung hier sehr treffend.
Ich meinte nicht, dass du sie blass gezeichnet hast, sondern dass sie so ein Typ ist. Es gibt ja Menschen, die irgendwie immer übersehen werden.
Ich habe das Buch schon lange durch, komme aber leider kaum zum Posten.
In diesem Abschnitt begegnen wir Thomas. Inwiefern hier schwarz-weiß-Malerei betrieben worden sein soll, wird mir nicht klar. Muss ein Mensch, der Schlechtes tut, gleich ein zerrissener Charakter sein, damit er glaubhaft ist? Thomas weint, er leidet auf seine Art und liebt Edwige vielleicht sogar noch. Aber er ist auch ein Mensch, der Schwächere drangsaliert, wie im Umgang mit seinem Sohn schnell deutlich wird. Er hat eine Frau geheiratet, die er nicht liebt, auch das ist nicht ungewöhnlich.
ZitatOriginal von taciturus
Vll. zeigt sich hier noch die Unterordnung Clements Leben unter die Kunst bzw. seinen Wunsch ein bedeutendes Kunstwerk zu schaffen. Das ist im wichtig, hier geht er kompromisslos seinen Weg ohne Rücksicht auf Verluste. Familienleben dabei zweite Geige. Beim Überfall im Wald sofort der Gedanke an die Werkzeuge, wobei man hier sicher auch nicht zu viel reininterpretieren darf, schließlich sind sie auch Lebensgrundlage für die Familie.
Dass Clément seinem Traum alles andere unterordnet, auch seine Familie, sehe ich auch so. Aber das mit den Werkzeugen hat ganz sicher allein den Grund, dass sie, wie du sagst, die Lebensgrundlage sind. Werkzeuge waren sicher teuer und schwer zu beschaffen.
ZitatOriginal von taciturus
Sein Arbeitsangebot an Clement ist daher auch widersprüchlich. Einerseits die deutlich erkennbare Absicht Edwige in der Nähe zu haben, eine gewisse Macht über Clement zu haben. Andererseits hat man aber auch den Eindruck, dass ihn die Notsituation Edwiges ihn nahe geht. Wenn seine Lösung wohl eher auf eine Abwerbung hinauslaufen dürfte, denn als auf eine wirkliche Hilfe.
Ich glaube, es geht ihm eher um das Ausspielen seiner Macht und darum, Edwige zu zeigen: "Sieh mal, wie gut es dir an meiner Seite ergangen wäre."
Ghisslain ist nach wie vor eine meiner Lieblingsfiguren. Die Geschwister Aimon und Alissende sind sehr schön charakterisiert. Sympathisch sind mir beide nicht, wobei ich nicht mal sagen kann, wen ich weniger mag.
Lise ist sehr blass, aber sie hat auch eine schwere Rolle - die Älteste, die immer Vorbild sein muss, vernünftig sein muss, im Haushalt helfen muss und einfach übersehen wird. Jehanne ist der Liebling ihres Vaters und Magaux erfährt aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit die volle Zuwendung ihrer Mutter. Lise hat sicher nicht weniger Träume als Jehanne, aber weil diese so normal für ein Mädchen ihres Alters sind, gehen sie einfach unter.
Dass sie kein schlechtes Gewissen hat, weil sie sich bei Thomas den Bauch vollschlägt, sehe ich nicht so. Aber sie kann ja schlecht mal eben den Tisch abräumen und sagen: "Das nehme ich dann mal für die anderen mit."
Nicole C. Vosseler, Südwinde
1764 geht in einem Orkan das britische Handelsschiff Seagull unter. Einzige Überlebende ist Brittany Addison, die junge Tochter des Kapitäns. Sie kann sich auf einer Seemannskiste an die Gestade Tahitis retten. Dort wächst sie unter der Obhut der Medizinfrau Ratanea auf und wird deren Nachfolgerin. Bis sie nach sechs Jahren Inseldasein zum ersten Mal wieder Landsleute sieht: James Cooks Forschungsschiff legt auf der Insel an. Brittany schließt sich der abenteuerlichen Expedition an. Sie verliebt sich in den geheimnisvollen Zachary Hicks, den Ersten Offizier der Endeavour, und Tupia der Schamane belegt sie mit einem Fluch. Beides wird Brittany auf ihrer Reise begleiten...
Im zweiten Teil begegnen wir dem Glasmaler Clément und seiner Familie. Auch hier wieder schön die Ausarbeitung der Details. In nur wenigen Worten charakterisiert Kirsten den Glasmaler, seine Frau und die Töchter.
Wieder taucht das Motiv Glas in der Beschreibung der Umgebung auf: "In dieser Nacht wirkte die Umgebung wie mit Silber überzogen, und der kleine Fluss war ein Band aus schwarzem Glas."
Sehr gut gefallen mir die Beschreibungen des Waldes, das tropfende Wasser, die aufgeweichten Wege, die Geräusche und Gerüche. Hier folgt der Leser zunächst einem Gesetzlosen, der seinerseits Cléments Familie verfolgt. Diese Nebenfigur ist ebenso liebevoll und detailgenau gezeichnet worden wie die Hauptfiguren. Ein Mann, der durch sein geschlitztes Ohr nie wieder ein normales Leben innerhalb menschlicher Gesellschaft führen kann, der einen einzigen Gefährten gehabt und diesen verloren hat und glaubt, er sei verdammt, weil er die Leiche einfach liegen gelassen hat. Für den Gesetzlosen gibt es nur eine Art, zu überleben: indem er Reisende ausraubt. Dass es ihm um das reine Überleben geht, wird daran deutlich, dass er Clément auf dessen Wunsch hin seine Werkzeuge überlässt und nur Essen und Kleidung haben möchte. Er bemächtigt sich Lises, um den Sack mit Nahrungsmitteln zu erhalten und schlägt das Mädchen nieder, um eine Verfolgung zu verhindern, wobei es allerdings zunächst den Anschein hat, das Mädchen sei tot und Clément nun umso wütender hinter dem Mann her ist.
Hier trifft die Familie auf Ghislain, und somit werden die beiden Handlungsstränge gelungen zusammengeführt.
Edwige begegnet Ghislain mit Argwohn und möchte ihn unbedingt loswerden. "Schick diesen Fremden fort." (S. 131)
Als sie aufgrund Cléments Verletzung auf ihn angewiesen ist, sagt sie zu ihm: "Du willst uns im Stich lassen." (146)
Was ich von Edwige halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Ich fand ihre Haltung sehr egoistisch, aber andererseits hat sie drei Töchter, an deren Sicherheit sie denken muss, und sie ist ohnehin beunruhigt, was die Reise nach Paris angeht, daher kann ich ihr ihr Misstrauen und ein gewisses Maß an Egoismus, mit dem sie sich und ihre Familie schützen will, nicht einmal übelnehmen. Als Leser, dem Ghislain vertraut ist, muss man noch einmal komplett umdenken und ihn aus Edwiges Sicht sehen: Ein heimatloser Jongleur, für den keine Familie Zeugnis ablegen kann, und mit dem sie sich allein im Wald befinden. Dass er Clément gerettet hat, muss ja nicht zwingend heißen, dass man ihm vertrauen kann, Clément hat ja selbst zunächst Angst, als er sich von Ghislain zurück zu seiner Familie führen lässt.
ZitatDiese Anmerkung wollte ich hier nur noch nachholen, denn ich denke, die lange Zeit mit einem solchen Mann hat auch Ghislain geprägt, was man auf seiner Wanderung mit der Familie des Glasmalers gut erkennen kann. So hadert er mit sich, ob er sich ihnen wirklich anschließen soll, ob er sie führen und ihnen somit helfen soll. Allein wäre er wesentlich schneller unterwegs. Es sind also auch egoistische Motive, die ihn zögern lassen. Loup lässt grüßen. Aber er entscheidet sich schließlich doch dazu, ihnen zu helfen, ohne dass er selbst sagen könnte, warum er das tut. Meine Interpretation: Allen anerzogenen und rationalen Überlegungen zum Trotz rührt sich etwas in ihm, das stärker ist: sein wahres Wesen, sein wirklicher Charakter, der mitfühlende Mensch, der er schon als kleiner Junge war, und der von den harten Jahren auf Wanderschaft und durch einen sicherlich härteren Mentor zwar überdeckt, aber nie ganz ausgelöscht wurde. Eigentlich macht genau das ihn so überaus sympathisch: Dass er an seiner Entscheidung zweifelt, auch negative, egoistische Überlegungen anstellt, sich vielleicht selbst ein wenig über die eigene Hilfsbereitschaft ärgert - aber dass er eben trotzdem hilft.
Am Ende des Abschnitts begegnen wir wieder der Glasmalerin. Ob es sich dabei um Jehanne als erwachsene Frau handelt?
Liebe Nicole,
du weißt, wie wunderschön ich den Schluss fand.
Ich sehe das wie Charlie und Grottenolm. Die letzten Sätze hallen nach, es ist ein Schluss, über den man auch noch nachdenkt, nachdem man das Buch zugeklappt hat. Du hast dir damals was dabei gedacht, als du es so hast enden lassen, daher finde ich, du solltest nichts daran ändern, auch nicht virtuell.
Liebe Grüße,
Laila
Vielen lieben Dank, Charlie und Solas.
Nachdem ich ja bereits Kirstens Farbe der Revolution bzw. Advokatentochter kenne, bin ich mit hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, die bisher voll und ganz erfüllt wurden.
Den Einstieg fand ich sehr gelungen, er macht neugierig darauf, wer die einzelnen Personen sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Vor allem wird gleich klar, dass dieser Roman eben kein Buch ist, das sich mal eben nebenher weglesen lässt, sondern dem Leser ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt. Wunderschön ist Kirstens feinfühlige Art, zu erzählen, ihre Liebe zum Detail und die beinahe poetische Sprache.
Die Ermordung von Raymond durch seinen Bruder - da habe ich schlucken müssen. Kein Wunder, dass Ghislain die Erinnerung an seinen toten Bruder verdrängt. Als Loup auf der Bildfläche aufgetaucht ist, dachte ich mir schon, dass er sich des Kindes annimmt, aber ich fand es insofern nicht vorhersehbar, als dass die Szene anders gestaltet ist als erwartet. Es ist doch vielmehr Ghislaine, der sich Loup anschließt und nicht Loup, der ihn mitnimmt.
Ich bin gespannt, was es mit Donatien auf sich hat und was ihn zu diesem Verbrechen an seinem eigenen Bruder getrieben hat.
Schön sind auch die Bilder, die Kirsten mit ihren Beschreibungen erzeugt.
"Das Dämmerlicht der Gasse ließ sie jünger wirken, die Schatten zerbrachen ihr Lächeln in Stücke."
Und immer wieder taucht das Motiv Glas auf.
"So früh am Morgen war die Luft noch frisch, der Himmel blass wie ungefärbtes Glas, nur ein Hauch von Blau."
Sehr gelungen finde ich das Gespräch zwischen Loup und Ghislain in der alten Kapelle. Loups Gedankengang in der Mitte der Szene: "Bald würde Ghislain ihn verlassen." Und Ghislains Frage am Ende: "Wirst du bei mir bleiben?"
Nach Loups Tod dachte ich erst, dass Ghislain bei Hugo bleiben würde, aber angesichts der Abneigung, die Hugos Frau gegen ihn hegt, wäre das unmöglich gewesen. Auch hier wird frei von jedem Kitsch der Junge, der kaum mehr als ein Kind ist, wieder seiner Wege geschickt.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Ich! Bis dahin habe ich auch Nosferas gelesen.
Die Filme habe ich auch in meiner DVD-Sammlung stehen. Allerdings habe ich mir nur die ersten beiden Staffeln geholt, die dritte habe ich mir bis heute nicht angesehen und werde es auch sicher nicht tun.
Die Bücher habe ich auch gerne gelesen.
ZitatOriginal von Feronia
Jessy : Ich habe mir gerade die Rezension von "Die russische Gräfin" angeschaut. Da schnitt das Buch ja nicht besonders gut ab. Aber sowas ist ja auch immer geschmacksache.
Es ist sicher einer der etwas schwächeren Krimis der Monk-Reihe, aber trotzdem recht gut, wenn man den langatmigen Auftakt hinter sich gebracht hat. Ich würde dir allerdings empfehlen, die Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn die Entwicklung der Figuren ist interessant. Das gilt auch für die Pitt-Romane, die sich langsam in eine etwas düstere Richtung entwickeln.