Den ersten Abschnitt habe ich gelesen und mit dem nächsten bereits angefangen und meine Befürchtungen, dass mich die Lektüre eher langweilen könnte, haben sich nicht bestätigt.
Tatsächlich empfinde ich einen Lesesog, selbst auf diesen ersten siebzig Seiten, in denen viele Personen vorgestellt werden, von denen man zunächst nicht weiß, wie sie zusammengehören und ob es jemals eine Verbindung zwischen ihnen geben wird. Natürlich gibt es sie, das kristallisiert sich nach und nach bereits in diesem Abschnitt heraus und das macht es spannend.
Pasternaks Erzählweise empfinde ich als spröde, sehr zurückgenommen, mehr im Stil eines Berichts als eines Romans. Sie erlaubt für mich zunächst keine Annäherung an die Personen, doch dann gibt er ein kleines Detail einer Person preis (wie ihr oben schon erwähnt habt mit dem Tolstojjünger) oder die Art und Weise in der er beschreibt, was Komarovskij empfindet, als er Lara schlafend im Arm hält und auf ihr offenes Haar blickt. Diese Szenen bringen mir die Protagonisten sehr nah und machen sie ohne große Personenbeschreibung greifbar. Das gefällt mir sehr gut.
Interessant auch Pasternaks Exkurse in die Philiosophie, insbesondere wenn er Nikoai Nikoláitsch sinnieren lässt.
Bezüglich der politischen Zustände um den Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland musste ich auch erst einmal das Geschichtslexikon zu Rate ziehen, um zumindest einen groben Überblick über den Rahmen zu bekommen, in den die Handlung eingebetet ist. Und mir wurde wieder einmal klar: Lesen bildet :grin.
Den Film habe ich vor Ewigkeiten einmal gesehen, die Erinnerung daran ist so vage, dass ich das Buch völlig unbelastet lesen kann und bislang kann ich sagen, dass ich mich freue, mich darauf eingelassen zu haben.
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