Beiträge von AlexBerg

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    Original von rienchen


    Genau darum geht es mir irgendwie. Ich glaube, wenn man Selbstbewusstsein erreicht hat und das Grundgerüst steht, ist das Kind gefestigt für alles andere.
    Aber- ob sich das so einfach verwirklichen lässt, weiß ich eben auch nicht. Der Gedanke ist allerdings reizvoll.


    Bei vielen Schülern, die ich an dieser Schule kennengelernt habe und auch bei meinem eigenen Sohn klappt es. Das ist das, was mich fasziniert. Die Kids wachsen in ihren langjährigen Klassengemeinschaften zusammen auf und wachsen auch aneinander und haben nachher einfach das Selbstvertrauen selbst das hammerharte Abi-Jahr zu bestehen, weil sie gelernt haben, selbständig zu denken und zu arbeiten. Und das ist für das weitere Leben ein Fundament, das dir keiner mehr nehmen kann. Große Klassen sind übrigens kein Problem, das gehört zum Waldorf-Prinzip. Wir haben auch 36 Schüler in der Klasse, Fachunterricht findet dann in geteilten Gruppen statt.

    Hallihallo!


    Mein jüngster Sohn geht seit sieben Jahren auf eine Waldorfschule. Es war für uns die Alternative, nachdem wir mit unseren großen Jungs auf den staatlichen Schulen irgendwann nur noch frustriert waren. Auch die studieren heute, aber es war ein harter Weg.


    Ich war auch sehr skeptisch damals und habe alle Einführungsveranstaltungen und was so angeboten wurde im Vorwege besucht. Zu Waldorf hatte ich vorher auch keinen Draht, war aber ziemlich angetan von dem, was dort über Pädagogik erzählt wurde. Das Kind steht als Individuum im Mittelpunkt, hier werden nicht alle über einen Kamm geschoren, etc, pp. Allerdings dachte ich auch gleich: Die Worte hör ich wohl, aber können die das auch umsetzen?


    Wir haben den Versuch gewagt. Und eins kann ich nach all diesen Jahren sagen: Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich alle drei Jungs auf diese Schule schicken.


    Mein Jüngster, der gerade sein Zeugnis für die siebte Klasse bekommen hat und - auch wenn es noch ein paar Jahre sind - jetzt schon das Auge aufs Abi geworfen hat, geht noch immer gern zur Schule, was ich von meinen beiden Großen in dem Alter nicht behaupten konnte. Das Lernen funktioniert anders bei Waldorfs, es wird sehr viel Rücksicht auf die Entwicklung der Kinder genommen, besonders in den ersten acht Jahren. Manches geht langsamer als an staatlichen Schulen, andere Bereiche werden intensiver gefördert, als dort, gerade jetzt, wo überall gespart wird. Es geht eben nicht darum, den Kopf zu öffnen und möglichst viel Wissen reinzukippen, sondern die Kinder zu selbstbewussten, selbstständigen Menschen zu erziehen. Sie stehen ab der ersten Klasse auf der Bühne, lernen freies Sprechen und sich präsentieren, das soziale Klima ist bemerkenswert und Eurythmie ist mehr als den Namen tanzen. Man muss sich einfach drauf einlassen - nur als ein Beispiel. Das Niveau in der Oberstufe ab Klasse 9 kann sich mit dem der Gymnasien messen. Schwache Schüler werden "mitgetragen".


    Ich weiß natürlich nicht, wie eure Schulen in Berlin sind. Wir leben auf dem Land, hier geht es recht undogmatisch zu. Es besteht keine Verpflichtung Waldorf auch zu Hause zu leben. Keiner von uns rennt mit dem Knochen hinterm Ohr oder Wollstrümpfen rum, Computer gehören für unsere Schule zum heutigen Lebensalltag, aber es geht eben darum, den Kids auch etwas anderes zu bieten, als das Abhängen vor dem Rechner. Als Eltern bist du mehr gefordert als an staatlichen Schulen. Aber du begleitest dann die Schulzeit deines Kindes auch ganz anders.


    So far, meine spontanen Einfälle zum Thema. Falls du noch Fragen hast ... immer gern mehr :-)

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    Original von maikaefer
    1. Mir hat dieses Buch gefallen, weshalb ich soeben auch eine entsprechende Punktzahl vergeben habe.


    2. Die sich hier entwickelnde Diskussion finde ich sehr interessant, allerdings denke ich, dass sie eher in "Diskussionen/Weltgeschehen" geführt werden sollte als hier im Rezensionsthread :wave


    Danke! :knuddel1

    Nun muss ich mich doch auch einmal zu Wort melden. :grin


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    Original von beowulf
    Keine geheimnisvollen Wirtschaftslenker, sondern genau die Figuren auf eurer Ebene, die Niederen bis mittleren Verwaltungshengste oder Polizeichargen oder Soldaten, die dann von oben gedeckt werden weil nicht sein kann, was nicht sein darf.


    In diesem Fall ist es wohl eher so, dass genau die von dir beschriebenen Figuren jene sind, die geopfert werden, um die höheren Chargen aus allem rauszuhalten. Es gibt nicht umsonst den Begriff des "Bauernopfers" - das war leider immer schon so und wird sich vermutlich auch nicht ändern. Beispiel Abu Ghraib - die Folterungen waren nicht die Idee der einfachen Soldaten. Auch wenn das im Nachhinein gern behauptet wird.


    Die Geschichte der Valerie Weymann in Machtlos beruht auf einem tatsächlichen Fall - geschehen nicht in Deutschland, sondern in den USA, aber mein Gedanke hinter dem Roman war immer: Wenn die Hysterie von seiten des Staates nur groß genug ist, was passiert dann (siehe auch RAF, hallo Voltaire :wave)? Und nur zur Erinnerung: Murat Kurnaz saß mehrere Jahre in Guantanamo, obwohl unsere Regierung um seine Unschuld wusste.


    Sicher ist es für einige problematisch, dass ich als Autor an der Rechtsstaatlichkeit unserers Systems zweifle. Aber man kann ja nicht in allem einer Meinung sein, oder? ;-)

    Das Mönchsopfer war für mich wie ein Gemälde, in das ich eintauchen konnte. Dank der akribischen Recherche der Autorin sind die Schauplätze so lebendig für mich gewesen, als wäre ich wirklich dort gewesen auf der Insel Rheinau. Ich bin zusammen mit Giorgioli durch die Straßen der Stadt und über das Gelände des Klosters gegangen, ich habe seine Farben gerochen, den feuchten Putz und mit ihm zusammen die Stille der Klosterwelt gespürt. Ich habe seine Sorgen und Ängste geteilt, seine Zerrissenheit - und ich habe nicht nur über das Klosterleben dieser Zeit viel erfahren, sondern vor allem zahlreiche wunderbare Details über die Freskenmalerei. Vielen Dank dafür!

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    Original von Herr Palomar
    Was ich an Detlef Bierstedt so gut finde ist, dass er obwohl eine bekannte Synchronstimme von Stars wie George Clooney, sich als Sprecher vollkommen in den Dienst des Buches stellt. So soll es auch sein. Außerdem betont er bei den Dialogen die einzelnen Figuren nicht zu aufdringlich. Nur bei Figuren mit Akzent verstellt er er die Stimme stärker (z.B.Pavel), ansonsten lässt er die Figuren durch die Texte wirken. Das finde ich wichtig, damit man dialogbetonten Hörbüchern über längere Zeit zuhören kann.


    Ja, genau das ist es! Das ist mir auch sehr positiv aufgefallen. Gibt nicht viele, die das können.


    Alexandra : Ja es ist dir perfekt geglückt. Ich konnte herrlich abtauchen in die Welt der Insel Rheinau! und zwar mit allen Sinnen. Allerdings muss auch ich gestehen, dass der "Krimi" für mich nebensächlich wurde - wenn ich auch tatsächlich auf der richtigen Spur war :grin


    Vielen Dank für die spannenden Einblicke in das Klosterleben. Und für all die Hintergründe und Details zur Freskenmalerei, die ich so liebe! Ich werde sie in Zukunft noch genauer betrachten ;-)


    Und wenn ich hier auch die Einzige sein sollte: Ich mochte Giorgioli in seiner Zerrissenheit und seiner Sturheit. Aber ich habe nun mal eine Vorliebe für schwierige Charaktere.


    Ein schönes Leseerlebnis!

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    Original von ottifanta
    Bin durch und schon sehr sehr gespannt auf den nächsten Band, der hoffentlich wieder als ungekürzte Lesung erscheint und von Detlef Bierstedt gelesen wird. *klick* :-)


    Da darf ich doch schon mal verraten: Das klappt. Die Audibles machen auch "Die Marionette" und lesen wird natürlich wieder Detlef Bierstedt. Erscheinungstermin gemeinsam mit dem Buch Anfang November.


    Und nun muss ich euch gestehen, dass ich - die ich so gar nicht die Hörbuch-Hörerin bin - jetzt auch zum Bierstedt-Fan wurde. Er hat den Roman perfekt umgesetzt. Ich bin begeistert und kann euch versichern: Auch für Autoren gibt es noch einen "Hörsog" - ich musste über mich selbst lachen, ist ja nicht so, dass ich das Buch nicht kenne :lache, aber er liest es einfach grandios. :anbet


    Davon mal abgesehen: Freut mich, dass es bei euch so gut ankommt :-]

    Interessant, wie Giorgioli sich trotz seines Widerwillens an die Ermittlerarbeit begibt. Er nimmt nun jede Gelegenheit wahr, mit den Mönchen ins Gespräch zu kommen. Auf diese Weise erhält der Leser noch mehr Einblick in die innere Welt des Klosters, erfährt von Intrigen und Machtkämpfen und der Bigotterie, die herrscht. Wie sehr Giorgiolis Weltbild zerbricht, wird nicht zuletzt daran deutlich, dass er sich nicht nur einmal auf Johanna einlässt, sondern die gemeinsame Nacht wiederholt ...


    Klasse ist die Stelle, wo er feststellt, dass er ausgerechnet der Maria Magdalena, die ja in der biblischen Geschichte viele unterschiedliche Interpretationen erfährt, das Gesicht Johannas gegeben hat. Das blitzt die umfassende Recherchearbeit in einem wunderbar kleinen Detail auf :-)



    Edit: Spoiler

    Nun endlich kann ich mich zurückmelden!


    Was mir besonders gut gefällt an diesem ersten Abschnitt ist die Atmosphäre des Romans. Aufgrund der detaillierten Beschreibungen kann ich als Leser eintauchen in die Welt des Klosters Rheinau. Ich gehe mit Giorgioli durch die Straßen und sehe die Menschen und die Gebäude um mich. Klasse!


    Da ich persönlich eine große Vorliebe für Freskenmalerei besitze, ist es für mich zudem sehr spannend und aufschlussreich soviel über die Entstehung der Fresken zu lesen.


    Natürlich ist Giorgioli ein schwieriger Charakter. Aus eigener - bisweilen leidvoller Erfahrung ;-) - weiß ich, wie schwer solche Charaktere zu schreiben sind, viel schwerer als die netten, sympathischen ... Giorgioli ist sehr konsequent in seiner Art beschrieben. Er ist ein sehr gründlicher, verantwortungsbewusster und gläubiger Mann, dessen Weltsicht und Glaube aufgrund der Erlebnisse im Kloster Rheinau erschüttert werden, weshalb es mich nicht wundert, dass er zunächst umso mehr daran festhält.

    Noch habe ich keine einizige Zeile gelesen, aber ich musste doch schon einmal eure Einträge überfliegen, da ich zumindest schon weiß, worum es geht, und mir ein bisschen den Mund wässrig machen wollte, bevor ich morgen endlich loslegen kann.


    Alexandra : Deine geschilderten Hintergründe haben mich jetzt besonders neugierig gemacht. Ich liebe es, wenn soviel Fach- und Sachkunde hinter einem Text steht! :anbet


    Edit: Für die Recherche, die ich ja auch sehr mag, bewundere ich die Historiker unter uns Schreibern immer besonders, denn sie müssen schließlich nicht nur das Thema, sondern die gesamten Lebensumstände erarbeiten!

    Die Beschäftigung mit der DDR-Vergangenheit ist für jemanden „aus dem Westen“ meiner Generation ein Pfad in ein geschichtliches Nirwana, endete doch schon während der Schulzeit sowohl der Erdkunde- als auch der Geschichtsunterricht mehr oder weniger an der deutsch-deutschen Grenze, und Sansibar fühlte sich tatsächlich näher und greifbarer an als Ostberlin. Daher war es für mich sehr spannend in die Story um Judith Kepler einzutauchen, und schon der Prolog des Romans „Die Zeugin der Toten“ von Elisabeth Hermann hat mich sofort gefesselt.


    Dann kam der eigentliche Beginn und mit ihm die Cleaner-Story, die mich das Buch fast wieder aus der Hand legen ließ, doch Elisabeth Hermanns Schreibstil hat genau das verhindert. So habe ich mich durch das erste Viertel gekämpft, mich an der Sprache erfreut und die unangenehmen Details überflogen. Danach ging es für mich richtig los und mit Spannung habe ich Judiths Reise in ihre Vergangenheit und die Bemühungen der Geheimdienste verfolgt, die auch nach Jahrzehnten noch ihre dunklen Machenschaften zu vertuschen suchen. Gut recherchiert, glaubwürdig und authentisch schildert die Autorin die Milieus, in denen sich ihre Protagonisten bewegen. Sie hat zudem mit Judith Kepler den Mut zu einem wunderbar sperrigen Charakter bewiesen und mit Quirin Kaiserley einen Protagonisten geschaffen, der sicher auch Serienqualität besitzt.


    Nach rund 425 Seiten habe ich einen spannenden aber auch beklemmenden Einblick in eine Welt bekommen, die für mich selbst als politisch interessierten Menschen nach wie vor sehr weit weg war. Sicher nicht das letzte Buch zum Thema, das ich gelesen habe.

    Eins muss ich jetzt doch noch mal loswerden :grin


    Diese LR war die erste, an der ich als Leser und nicht als Autorin teilgenommen habe, und es war eine wirklich spannende Erfahrung gemeinsam mit anderen ein Buch zu lesen (das man nicht kennt :lache) und dabei festzustellen, wie unterschiedlich die Leseerfahrungen sind, was anderen auffällt, was sie ärgert oder erfreut, und wie es sich bisweilen von der eigenen Wahrnehmung des Textes unterscheidet. Klasse. Das ist der entscheidende Blick über den Tellerrand, der auch und gerade für meine eigene Arbeit nicht unerheblich ist.


    Und davon mal abgesehen, hat es einfach Spaß gemacht. :-]

    Judith und Kaiserley. Es bahnte sich an. Zwei Einsame, die für ein Zusammen noch nicht soweit sind, aber auch nicht ganz voneinander lassen können. Ja, die Idee mit den Musikkassetten ließ auch mich schmunzeln. Ich gehöre in diese Generation und kann auf entsprechende Erlebnisse zurückblicken :grin. Charmant, dass er ihr heute einen Stick mit mp3s schickt.


    Überrascht hat mich, dass nicht Kellermann selbst Dreck am Stecken hatte, sondern stattdessen seine Frau zu schützen suchte - wenn auch nicht ganz altruistisch, denn mit ihr wäre auch er gestürzt, aber das ist er nun sowieso.
    All diese Schicksale zeigen, wie sehr die Welt der Geheimdienste die Menschen und ihr Umfeld beeinflusst und zerstört, weil sie keine normalen sozialen Wesen mehr sein dürfen.


    Mein persönliches Ärgernis TeeTee hat für mich bis zum Schluss keine wirkliche Daseinsberechtigung bekommen, auch nicht als Kaiserleys Sohn. Und schade, dass Espinoza, als einzige Frau im Geheimdienstdschungel nicht viel mehr als ein Betthupferl war.


    Merzig hat für das bezahlt, was er seiner Familie angetan hat, das wird meiner Meinung nach sehr deutlich. Was muss es ihn gekostet haben, seiner Enkeltochter gegenüberzutreten.


    Trotz allem ein versöhnliches Ende, das genügend Raum für Gedanken lässt.


    Vielen Dank für dieses spannende Lese-Erlebnis! Ich freue mich über Nachricht, dass es eine Fortsetzung geben wird :-) Die werde ich sicher lesen.

    In diesem Abschnitt erfährt Judith endlich ihre Herkunft. Besonders gut hat mir die Szene auf S. 256 gefallen, wo sie begreift, dass sie Eltern gehabt hatte, die sie geliebt hatten: "Das war so unendlich mehr als alles, was sie sich von dieser Reise erhofft hatte. Es war so groß, dass es gar keinen Platz mehr finden konnte, weder in ihrem Kopf noch in ihrem Herzen." Ich denke, besser kann man dieses Gefühl nicht beschreiben, und ich denke auch, dass ab hier eine Veränderung mit Judith stattfindet, dass sie beginnt sich selbst anders zu betrachten, wertvoller zu nehmen, wenn sie auch nach wie vor Angst vor jeder Nähe hat und extrem misstrauisch ist, was bei ihrer Historie schließlich kein Wunder ist.


    Klasse war auch die Szene, wo sie trotz Drogen mit einem Blick die Situation in der Wohnung der toten Irene Borg erfasst und Kaiserley kurz und knapp sagt, wie vorzugehen ist, um die Spuren zu beseitigen.


    Zurück in Saßnitz hat mich die Begegnung mit Matthes mehr beschäftigt, als Judiths Besuch bei den Eisenbahnfreunden. Ich glaube, diese Stimmung, wenn es um "früher" geht, können wir Westler überhaupt nicht nachempfinden. Auch die Szene mit Judith, Gabi und Kaiserley in der Bar war bezeichnend dafür.


    Zurück in Berlin erfährt Judith Hilfe seitens ihres polterigen Chefs Dombrowski. Irgendwie scheint sie bei den Männern ein Beschützersyndrom auszulösen ...