Zitat
Original von Paule
Ich kann der Handlung folgen. Ignoriere aber die Zeit.
So halte ich es auch. Die Handlung verläuft m. E. strikt chronologisch, auch wenn die Zeitsprünge nicht erkennbar sind. Ich weiß erst dann, dass wir zeitlich ein wenig weiter sind, wenn ein Hinweis im Text kommt. Die sind zwar etwas rar gesät, aber gelegentlich schon vorhanden.
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Ich habe jetzt die Seiten 188-240 wieder doppelt gelesen, weil ich den Überblick zu verlieren drohte. Das zweite Mal habe ich mir Notizen gemacht und Schaubilder gezeichnet.
Die Bündnispolitik ist nicht ganz einfach zu durchschauen (ich glaube auch nicht, dass ich alles verstanden habe).
Das "Problem" ist, dass sich sowohl die Lager der Moslems spalten, als auch die Christen uneins sind. Zudem gibt es dann noch eine Menge Leute, die Einzelinteressen verfolgen und zu guter Letzt noch diesen ominösen Orden um den Magister Venerabilis, der auch noch Interessen hat. Das ganze ist natürlich nicht statisch, sondern entwickelt sich im Fortgang der Geschichte weiter. Berling bemüht sich nicht, die tatsächliche Geschichte in mundgerechten Happen lesergerecht zu präsentieren, das geht aufgrund der Komplexität wahrscheinlich auch gar nicht. Er gibt zwar Hilfestellungen im Anhang, teilweise auch durch Wiederholung und Erläuterung durch seinen Chronisten An-Nasir oder die Gespräche der Haremsdamen untereinander. Aber er überläßt auch einen großen Teil der "Verständnisarbeit" seinem Leser, der dadurch sicherlich mehr gefordert ist als im "Historischen-Roman-Standard". Ich finde das sympathisch. 
Ich konnte jetzt folgende Gruppierungen ausmachen:
Islam
- Sunniten: Wahlkalifat (Führer muß nicht unbedingt Blutsverwandter des Propheten sein)
Vertreter: Abbasiden (Bagdad), Seldschuken und Ayubiter (dazu gehört Saladin, dessen Vater "Ayub" hieß)
- Schiiten: nach shiat (arabisch Fährte) Führer muss Blutsnachkomme des Ali oder der Fatima sein
Vertreter: Fatimiden und Ismaeliten (radikale Schiiten, auch Assassinen genannt
Königshof Jerusalem (christliches Lager)
- Balduin, König: Balduin wird von Raimund von Tripolis unterstützt, der Regent des Königreiches von Jerusalem ist
Zudem stehen die Johanniter auf der Seite des durch Lepra geschwächten Königs, dessen Großmeister ist Roger de Moulins
- Sibylle (Schwester Balduins, Thronfolgerin), Sibylles Ehegatte ist Guido von Lusignon, unterstützt wird sie von den Templern, deren Großmeister Gerard de Ridfort ist
Zudem ist dieser Gruppierung noch Reynald de Chatillion zuzurechnen, der Oultre Jordain regiert.
Die Assasinen sehen sich von Saladin bedroht und von den Templern genötigt und halten nach Bündnispartnern Ausschau.
An-Nasir nimmt Kontakt mit Raimund von Tripolis auf, der den Assassinen zwar wohlgesonnen ist, angesichts der schwierigen Verhältnisse am Königshof in Jerusalem keine konkreten Bündniszusagen machen kann.
Husain hält sich an Reynald de Chatillion, was An-Nasir ob des zweifelhaften Rufes des Chatillion (Raubritter, hält sich nicht an Bündnisabsprachen) nicht behagt.
Husain bietet den Kopf von Raimund von Tripolis oder den von Saladin, Reynald stellt Husain einen eigenen Staat in Aussicht, mit Husain als "Großfürst von Libanon" an der Spitze, wenn der Kopf von Saladin bringt.
Zitat
Original von Paule
Seite 220:
Dieser Geheimorden ist schon recht seltsam. Dieser Magister Venerabilis scheint nicht wirklich Kontrolle über seine "Ordensbrüder" zu haben. Da braut ja jeder sein eigenes Süppchen.
*zustimm*
Die Szene ist auch schwer zu lesen, weil man zunächst nicht genau weiß, welche Personen miteinander reden.
Ich vermute, dass es Husain und der Großmeister der Templer (Ridfort) ist.
Ridfort ist nicht gut auf die Assassinen zu sprechen, weil Husain auch mit Guido von Lusignon verhandelte, der eigentlich auch auf der Seite der Templer stand. Im Gegenzug zum Versprechen der Assassinen, jeden Konkurrenten um die Krone auszuschalten, stellte Guido den Assassinen die Freistellungen von Tributzahlungen an die Templer in Aussicht (S. 207).
Es gibt in diesem Gespräch der "Kapuzenträger" m. E. einen Hinrichtungsauftrag an Husain. Ich vermute, dass er Raimund von Tripolis betrifft, der dann aber nur als "willfähriger Lakai Saladins" beschrieben wird. Sheik Sinan wird eine solche Umschreibung wohl nicht gegolten haben.