Beiträge von Friderike

    Mir gefällt's bislang. :-)


    Popingas von außen betrachtete biedere Idylle war m. E. schon vor dem Zusammenbruch existent.


    Wer seine Frau "Mutti" nennt und seine Tochter gar nicht wahrnimmt, abends regelmäßig die Flucht ergreift um noch im Firmenauftrag "nach dem Rechten" zu schauen, dessen einzig erkennbare Hobby Schachspielen ist, der ist mit Glücksempfinden sicher nicht gesegnet.


    Um so mehr gefällt es ihm, nun richtig aus der Rolle zu fallen, fallen zu dürfen. Er begibt sich ganz bewußt in einen Zustand konstruierten Wahnsinns, den er zudem noch akribisch dokumentiert. Eine letzte Brücke zu seinem bisherigen biederen Prokuristendasein?


    Die Passage über Popingas Einwertungen der über ihn verfaßten Zeitungsartikel fand ich interessant. Da zeigt sich, das seine Wahrnehmung zumindest noch zu kritischen Kommentierungen reicht, die zu den geschilderten Ereignissen nicht allzu widersprüchlich sind.


    Ich bin sehr gespannt, wie sich der Bewußtseinszustand von Popinga entwickelt, zur Zeit kommt er mir noch relativ "normal" vor. Den Tod von Pamela sehe ich als Unfall, weil er über eine Anzeige ihrerseits spekuliert und seine Aktentasche unter Kenntnis des von ihm herbeigeführten Ablebens sicher nicht am Geschehensort zurückgelassen hätte.

    Was ich an diesem Buch schätze, ist dass ein durchgängiger Lesefluss nicht möglich ist. Teils stellen sich einzelne Wörter quer, manchmal sind es aber auch Sätze und ganze Abschnitte.
    Wie oft habe ich beim Lesen innegehalten und den Fehler gesucht, weil mir irgendetwas im Satzaufbau nicht richtig erschien. Aber letztendlich stimmte es immer.
    Sprachlich ist das Buch durchaus ambitioniert, dies für mich im positiven Sinne.


    Ich gebe offen zu, dass die erkenntnistheoretisch-physikalischen Aspekte nur sehr rudimentär meiner eigenen Erkenntnis zugetragen werden konnten. Aber das ist sekundär. Ich habe beim Lesen gern das Gefühl, das es mehrere Ebenen gibt, doppelte Böden, die ich nur erahnen kann.


    Die Handlung ist spannend geschildert. Es gibt viele Bilder, die sich ändern und man kann versuchen, diese in den Handlungsablauf einzupassen. Mit teilweise mäßigem Erfolg. Bonnie und Clyde und Sägemehl.


    Und letztlich ist doch alles ein Missverständnis. :-)

    Julia Franck griff mit der „Mittagsfrau“ ein Thema auf, welches in vielerlei Formen in der Literatur bereits verarbeitet wurde. In einem solchem Fall liegen meine persönlichen Erwartungen recht hoch. Die Autorin hatte es auch in sofern schwer, als dass ich unmittelbar davor „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger gelesen habe, welche ebenfalls in der von der Autorin gewählten Zeit spielt.


    Als gelungen empfand ich noch den Prolog, der den Umgang der Mutter mit dem Kind vor dem Verlassen schildert. Hier wurde ich neugierig auf die stoisch wirkende Mutter, ihre erlittene Geschichte.


    Dann sprang die Autorin zeitlich zurück und ich erfuhr etwas über die Kindheit von einer Helene in Bautzen. In diesem Teil des Buches waren mir nach kurzer Zeit die Helene zu umfänglich zugeschriebenen Gaben und Talente zu unglaubwürdig. Helene gelang es neben ihrer geistig in eigenen Welten lebenden Mutter nicht, persönlich Profil zu zeigen. Stattdessen ist sie über die Maßen gut in jeder ihr gestellten Aufgabe.
    So gut, dass es irgendwann zuviel des Guten ist.


    Die gelungenste Person im Roman ist für mich die Mutter, die in Neudeutsch wohl mit „Messie“ tituliert werden muss, was aber nicht ihre einzige interessante Facette ist. Auch die bedingungslose Liebe, die Helenes Vater mit seiner ungewöhnlichen Frau verbindet, ist durchaus gut geschildert und erreichte mich als Leser.


    Helene kommt nach Berlin und auch hier bekommt sie kein Profil. Sie erfüllt ihre Aufgaben gut, wie wir es schon von ihr kennen. Auch ihre erste, tragisch endende Liebe vermag es in meinen Augen nicht, Helene Leben zu geben.


    In der dann aus Not eingegangenen Ehe agiert Helene auch wieder so, wie wir es mittlerweile von ihr erwarten: gut.
    Überraschungen gibt es nicht, Helene wird nicht selbst aktiv, sondern reagiert immer nur auf äußere Umstände, die jedoch an jede Substanz gehen.


    Da sie viel arbeitet, bleibt wenig Zeit für das Kind, den Sohn, der doch besser hätte eine Tochter werden sollen (warum eigentlich?). Im Umgang mit dem Sohn wirkt sie kühl und distanziert. Nichtsdestotrotz liebt der Sohn sie abgöttisch und greift nach jedem Zipfel ihrer Aufmerksamkeit, derer sie ihn so spärlich zukommen lässt.


    Helene verlässt ihr Kind. Dann ist sie im Roman nicht mehr präsent.
    Nur am Ende, wo das Leben des Kindes nach dem Verlassen geschildert wird, gibt es noch einmal ein Streiflicht von ihr.


    Die Fragen, die ich mir als Leser stelle, bleiben aber weitgehend unbeantwortet und ich fühle mich alleingelassen. Wie fühlt sich eine Frau, die ihr Kind verlässt? Hat sie trotz ihres schwierigen Verhältnisses zum Sohn Schuldgefühle? Ist sie vielleicht doch erleichtert? Wie lief ihr Leben danach weiter, damit?


    Eigentlich wollte ich nächste Woche zu einer Lesung von Julia Franck gehen. Um die Frage zu stellen, warum dieses Buch aufhört, bevor es zu Ende ist.


    Da ich mich so eindringlich damit beschäftige, kann der Roman vielleicht doch nicht so schlecht gewesen sein, wie ich ihn über weite Strecken empfunden habe. ?(

    Hallo bonnie,


    ich befürchte ja, dass sich an dem Bruttolohn Deines Mannes nichts geändert hat.


    Die "Gehaltskürzung" ist m. E. eine Veränderung im Netto-Bereich, die nur durch zusätzliche Steuern und Sozialabgaben auf die Nachtzuschläge zustande kommt.


    Denn Nachtzuschläge sind steuerlich- und sozialversicherungsrechtlich begünstigt, aber nur für tatsächlich geleistete Nachtarbeit.


    Ich vermute, dass der Firma Deines Mannes bisher einen Fehler in der Abrechnung gemacht hat, welcher nun durch eine Prüfung des Finanzamtes oder des Rentenversicherungsträgers aufgefallen ist.


    Da Nachzahlungen aus Betriebsprüfungen in aller Regel am Arbeitgeber hängenbleiben, ist dieser natürlich bestrebt, wenigstens in Zukunft die Lohnabrechnung richtig zu machen.


    So leid es mir tut, aber hier hilft vielleicht auch ein Wechsel in der Betrachtungsweise: Bei richtiger Gehaltsabrechnung hätte von Anfang an (bzw. ab dem Zeitpunkt, wo kaum noch Nachtarbeit geleistet wurde) weniger Netto auf dem Lohnzettel gestanden.


    Viele Grüße,


    Friderike. :wave

    Zitat

    Original von Pelican


    Etwas erschüttert hat mich der Stammbaum von Nicco, weil damit die Erwartung einer raffinierten Wendung, was Niccos Herkunft angeht, wohl ein Ende gemacht wird. Oder etwa doch nicht?


    Das wäre zu einfach. Grisel hat in einer der früheren Leserunden auch schon angedeutet, dass ich die Frage von Niccolos tatsächlicher Abstammung erst in einem der letzten Bücher geklärt wird.
    Der Szene an Marians Grab entnehme ich, dass Niccolo selbst seine wahre Abstammung auch nicht kennt. Insofern bin ich sehr gespannt, wie sich das dann alles auflöst. So in zwei Jahren dann. :grin


    Zitat


    Mir könnte es in der nächsten Zeit höchstens passieren, daß ich Primavera und Primaflora durcheinander werfe... :grin


    Ich wollte auch schon Primaveras Umbenennung für die Dauer der Leserunde beantragen, um Verwechslungen vorzubeugen. :grin

    Phasenweise habe ich ein gutes Gedächtnis. :grin
    Ja, den Guido de Lusignan hatte ich mir bei Berling gemerkt.
    Dieser bei den "Alteingesessenen" Adelsfamilien im heiligen Land sehr unbeliebte Franzose, der Sybille bekommen hat, obwohl er erst so kurz da war. König wurde er nur, weil Sybille ihn dazu gemacht hat, die anderen wollten ihn gar nicht.


    Der letzte Link in Deinem obigen Posting straft Guido ganz schön ab: Er war ein unfähiger König. Kurz und bündig. :lache


    Mal sehen, ob seine Nachkommen auch solche "Versager" sind. :grin

    Liebe Viola,


    über Deine Sprache habe ich viel nachgedacht und kann aber kaum faktisch belegen, was sie so anders macht.


    Wenn man heute einen gängigen historischen Roman liest, kommt die Sprache wie aus einem Guß, ein Satz greift in den nächsten und es entsteht ein Lesefluß. Irgendwo sind diese Romane sprachlich alle ähnlich gehalten.


    Deine Romane kann man nicht in einem Rutsch lesen.
    Celina hat es ansatzweise erklärt: Der Satzbau, die Einschiebungen empfinde ich ungewöhnlich und nicht zeitgemäß - im positiven Sinne. Die Sätze sind anspruchsvoller und manchmal muss man doppelt lesen, weil sie nicht dem gängigen Schema Subjekt - Prädikat - Objekt entsprechen. Teilweise war es für mich nicht offensichtlich, auf welchen Teil des Hauptsatzes sich ein Nebensatz bezieht, so dass ich noch einmal lesen mußte. Deine Sprache hat etwas ganz eigenes und seltenes. Manchmal gar rätsel- und märchenhaftes.
    Behalte Dir das bitte bei, denn es unterscheidet Dich wirklich auf äußerst angenehme Art und Weise von dem, was heutzutage auf dem Buchmarkt angeboten wird. Mich freut sehr, dass Deine Bücher Erfolg haben, nicht zuletzt wegen ihrer Andersartigkeit der Sprache.


    Ich hoffe, dass vielleicht noch der eine oder andere besser beschreiben kann, was die Sprache unterscheidet. Ich bin mit meiner Erklärung selbst nicht zufrieden, weil es eher eine gefühlsmäßige, nicht mit Fakten unterlegte Argumentation ist.


    Viele Grüße,


    Friderike

    Hach, ist das schön - es ist zwar erst der dritte Band, aber trotzdem fühle ich mich, als ob ich nach Hause gekommen bin. :-)


    Niccolo tut mir leid. Er wirkt so verloren und ziellos und läßt sich treiben. Aber spätestens jetzt erübrigen sich alle Spekulationen: Egal wie es mit Marian und ihm begonnen hat, letztendlich hat er sie doch geliebt. *schnief*


    Die Geschichte mit dem Bauernhof und der Verfolgungsjagd war für mich wieder eine der typischen DD-Verwirrungen. Mir ist nicht klar, wer Charlotta überfallen hat. War in den Kisten wirklich Zucker? Und war der so wertvoll, das es ihn zu retten galt? Woher wußte Niccolo schon wieder davon, als er dem Schneemann das Ohr abbiss?


    Mathilde verhält sich in meinen Augen übertrieben vorsichtig. Sicher ist Niccolo einiges zuzutrauen, aber dass er es auf Mathildes Leben abgesehen haben soll, dass sollte selbst ihr klar sein. Niccolo ist auch ohne das Haus Charetty lebensfähig und nicht auf ein eventuelles Erbe nach Mathildes Ableben angwiesen.


    Schön fand ich auch, dass Niccolo wie in alten Claes-Zeiten erst einmal wieder im Gefängnis landete. Diesmal konnte ihn aber nicht Marian retten, sondern Anselm Adorne, den ich sehr mag. Er erscheint mir sehr vernünftig, in sich ruhend und auch menschlich.


    Nicht zuletzt: Das Buch ist wieder ein kleines Meisterwerk. Ich habe erst einmal eine halbe Stunde lang alle Extras bestaunt. Schöne Karten, ein Stammbaum, ein schickes Lesezeichen (sogar inklusive Warnung vor Primaflora :grin ) und ein Personenverzeichnis, welches viele bekannte Namen enthält, aber auch eine Vielzahl von neuen. Das wird wieder spannend. :-)

    Zitat

    Original von churchill
    Der Schrei


    Jawohl, ich bin doch ein echtes Schwein. Endlich. Mir wäre diese schreiende Katze nämlich scheißegal gewesen. Ehrlich :[
    Hätte sie doch krepieren sollen. Ich hätte meine Hände nie für sie schmutzig gemacht. AA natürlich schon. Da ist er wieder, der Held feuchter Frauenträume. Die bösen Versicherungen foppen, um das schutzlose Kätzlein zu retten. Oder so ähnlich.


    :gruebel
    Nee, das geht gar nicht. :grin


    Von einem Mann erwarte ich, dass er die Katze rettet. Er sammelt keine Punkte, wenn er es tut. Sollte er es nicht tun, gibt es Maluspunkte, und die nicht zu knapp. :grin

    Zitat

    Original von milla


    Ging mir ähnlich - und an den Spruch mit den süßesten Trauben, die sich nach langem Bemühen und größter Anstrengung doch nicht als sooo süß herausstellen... Irgendwie war es also doch nur der "Jagdtrieb"? Schon, aber er weiß es nicht, glaubt an die Liebe. Tragisch und traurig wird die Geschichte für mich dadurch, dass Celeste selbst sich erst zögerlich öffnet (in jedem Sinn...) und nicht einfach nur kokettiert mit ihrer Unerreichbarkeit. Tragisch. :cry Und ich kann dem Erzähler nicht böse sein. Ihr?


    Nein. :grin


    Hat nicht jeder schon mal die Erfahrung gemacht, dass etwas, was ganz groß begann, sich plötzlich im Alltag anders darstellt? Dass trotz hehrer Absicht und ganz viel Glauben doch keine Beständigkeit eintritt? Ein wichtiger Indikator für drohende Ende einer Beziehung, egal ob auf Ewigkeit oder auf Zeit angelegt, ist doch das Sexleben. Wobei sich in der Impotenz des Erzählers seine psychische Not offenbart. Er ist eben nicht für diese Art der Beziehung gemacht, wobei er Celeste ja nun nicht eben vorsätzlich ins Messer hat laufen lassen, sondern selbst an das Große geglaubt hat.
    Schiefgehen kann es immer, aus verschiedensten Gründen, und einer leidet immer mehr als der andere. Für Celeste wäre vielleicht die vordergründig nur zweibeste Lösung (der langweilige Fotograf) letztendlich die bessere gewesen. Das nächste Mal ist Celeste ganz bestimmt diejenige, die verläßt. Gleicht sich alles aus, im Leben. :-)

    Mein Kästner-Favorit bleibt "Das fliegende Klassenzimmer".
    An "Pünktchen und Anton" habe ich noch nicht gelesen.
    Da ich die Leserunde auch nicht finde, gehe ich mal davon aus, dass sie noch nicht stattgefunden hat.
    Wenn es denn noch klappen würde und der Termin passt, wäre ich auch mit dabei.


    :wave

    Bin ich hier richtig?


    Wenn ich oben unter der "Büchereule"-Überschrift auf Rezensionen klicke und mir die Ä, Ü oder Ö Autoren anschauen möchte, kommen in allen Fällen die "A"-Autoren.


    Und ganz am Schluß befindet sich ein gewisser Ä-zdogan, Selim. :gruebel