Ihr Lieben, ich habe fertig
und habe bei mir Folgendes bemerkt:
Begonnen habe ich letzten Sonntag Abend, einfach, weil ich Lust zum Lesen und etwas Zeit hatte. Ich hatte anfangs etwas Schwierigkeiten mit dem Stil (vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich "Jane Eyre" zuvor noch einmal gelesen hätte), aber habe mich dann doch recht schnell hineingefunden. Das Buch faszinierte mich, und ich war begierig mehr über die Charaktere und Handlung zu erfahren. Dann kam die Arbeitswoche und ich kam erst abends im Bett dazu, weiterlesen zu können, aber schon nach wenigen Seiten, in denen ich so manche Passage mehrmals lesen musste, um zu begreifen, was ich da las und bereits nach wenigen Seiten bemerkte, wie mir die Augen zuvielen, fand ich das Buch sehr anstrengend und langatmig. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl von Langeweile. Und als ich dieses Wochenende nach getaner Hausarbeit Zeit und Muße für mich selbst hatte, kuschelte ich mich in meinen Sessel und blätterte Seite um Seite um, ehe ich bemerkte, dass es bereits 1.00 Uhr war. - Doch schon um 4.30 Uhr wurde ich wieder wach mit dem unsäglichen Bedürfnis, weiterlesen zu müssen (dieses Phänomen habe ich auch bei "Jane Eyre" von Charlotte Bronte bemerkt).
Kurz: ich habe das Buch heute Morgen zu Ende gelesen und bin schlichtweg begeistert!
Jane Austen verdient meine unbedingte Hochachtung. Ich hatte nicht nur das Gefühl dabei zu sein, ich habe sogar bemerkt, dass ich nachts die Geschichte weiterträumte und dann heute Morgen verwundert feststellte, dass von dieser Passage überhaupt nichts im Buch vorkam...
Und das Wort "herablassend" bekam hier für mich eine völlig neue Bedeutung. Bis jetzt hatte es nur einen negativen touch mit der Bedeutung: Von oben herab, hochnäsig, andere minderwertig betrachtend... Aber hier bemerkte ich zum ersten Mal, dass das Wort offenbar für die untergebene Schicht nichts Negatives hatte, sondern bedeutete, dass die Herrschaft, sich dazu hinreißen ließ, sie zu beachten! - So hatte dieses Buch also auch etwas Lehrreiches für mich
Fazit:
Sehr gute, anspruchsvolle Literatur. Frau Austen verstand es, die Charaktere allein durch Gedanken, Konversation, Briefe und dem Erzählstil dermaßen genau zu skizzieren, dass man einen sehr guten Einblick in das Leben und die Denkweise des 18. Jahrhunderts des Englischen Landadels bekommt. Keine Lektüre für Augenblicke der Zeit. Hier muss man sich wirklich Zeit nehmen.