Ich fand alles schlüssig, nur Walter hatte mir am Ende zu wenig Präsenz. Er muss ja auch unter Bernhards Tod gelitten haben, er war ja schließlich sein Freund.
Ja, allerdings war die Geschichte ja aus Friederikes Perspektive - und die hatte am Ende überwiegend ihr eigenes Leid im Blick. Walter war zudem ein Mann aus jener Generation, die ihre Trauer nicht so offensiv ausgelebt haben.
Aber mich belastet es durchaus, dass ich von meinem Arbeitgeber eigentlich dauernd gesagt bekomme, dass meine Arbeit das Geld, das sie mir zahlen nicht wert ist und die Kollegen in Indien die gleiche Arbeit ja für ein fünftel des Geldes machen würden. Dass da dauernd von uns nachgearbeitet wird wird dann immer geflissentlich übersehen.... So wie ich das mitbekomme wird überall immer nur drüber gejammert, wie teuer Arbeitskräfte doch sind, aber die Arbeit die sie dafür leisten wird nicht wertgeschätzt.
Ja, das ist ein Problem, allerdings reguliert der Markt das dann auch auf eine andere Weise. Firmen, die so mit ihren Mitarbeitern umgehen, verlieren dadurch irgendwann auch alle guten Mitarbeiter, wenn die die Nase voll haben und der Markt etwas Besseres her gibt. Und wenn vorgerechnet wird, dass andere Arbeitnehmer billiger wären, weiß man schon, dass die Gesamtrechnung nicht stimmt, denn sonst würden sie die ja einstellen. Es geht dabei eher um ein gegenseitiges Ausspielen.
Ich habe mal in einer Reha-Klinik gearbeitet, als Ärztestellen noch knapp waren. Die haben die Löhne massiv gedrückt. Auf die Frage nach einer Gehaltserhöhung hieß es, das könne sich die Klinik nicht leisten.
Als der Arbeitsmarkt besser wurde, sind die ganzen guten Leute gegangen. Ich habe dann auch einen Job gefunden, bei dem ich gleich 1200 Euro mehr hatte und der noch dazu in Hamburg war, während ich zu der anderen Klinik nach Bad Bevensen pendeln musste (deshalb kenne ich die Gegend um die Lüneburger Heide auch so gut) und jeden Monat von dem niedrigen Gehalt noch 220 Euro für die Monatskarte draufgingen.
Ich habe dann später erfahren, dass sie meine Stelle länger als ein halbes Jahr nicht nachbesetzen konnten und dann bekamen sie auch bloß einen Russlanddeutschen, der kaum Deutsch sprach und deshalb bereit war, für so wenig Geld zu arbeiten. Das war natürlich ein Problem, weil man in einer psychotherapeutischen Klinik Ärzte braucht, die mit ihren Patienten reden können ... Und wenn jemand kaum Deutsch kann und denkt, das kann er bei der Arbeit lernen, dann mag das vielleicht für einen Chirurgen funktionieren, aber nicht für einen Psychotherapeuten.
Der Geschäftsführer der Klinik wurde letztlich auch "gegangen" - weil er den Laden beinahe an die Wand gefahren hätte, indem er am falschen Ende gespart hat. Gute Mitarbeiter sind schließlich das Kapitel einer Firma. Man sieht ja in Großbritannien, was da nach dem Brexit passiert ...