Beiträge von MelanieM

    Anfangs dachte ich, dass die Kleidung von Luise gestohlen wurde, damit sie sich als Junge / Mann verkleiden kann. Irgendwie ist man in Bezug auf sie von allem abgekommen, oder? Sollte die Lösung ihres "Problems" die Geschichte mit ihrem Bruder und Vater sein und ich habe es nur nicht so gelesen!?

    Luises "Geheimnis" wird noch gelöst werden. Aber sie ist tatsächlich ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Das wird sich auch wieder ändern.



    Fräulein Wermut ist schon ein Fall für sich - hin und wieder mag ich sie und ihr Handeln, dann kommen diese Momente, wo ich nicht weiß, was mit ihr los ist. Vorurteile anfangs; im Nachhinein Besorgnis und Verständnis!? Wie gesagt, ich mag sie auf eine gewisse Weise, kann jedoch manche Dinge nicht nachvollziehen.

    Ich bin gespannt, was du am Ende des Buches von ihr hältst.

    Ich bin gespannt, wie dir Fräulein Wermut am Ende gefallen wird ;-)

    Ich bin schon jetzt begeistert: Homosexualität, 1953, Iran, interessante Kombination - Epoche /Ort sind mir vollkommen fremd, hört sich aber sehr spannend an - also: ich bin dabei!!! Wann?

    Das schreibe ich gerade, bin noch ganz am Anfang, weil ich erst diesen Monat angefangen habe, aber ja wegen Lernen und Arbeiten kaum Zeit hatte. Abgabetermin ist Silvester.

    Wird also erst nächstes Jahr erscheinen. Vorher kommen noch Mohlenberg 3 und 4

    Ich freue mich, dass es euch so gefällt und wir so eine interessante Diskussion über die Grundproblematiken von Toleranz und Rassismus etc. führen.

    Wichtig ist es immer, zu sensibilisieren, aber wenn man es übertreibt, passiert eben oft genau das Gegenteil dessen, was man erreichen will. Aktuelles Beispiel sind die Dreadlocks der Musikerin, die deshalb von FFF ausgeladen wurde - weil sie die "falsche" Frisur hat. Ich denke, mit dieser Diskussion hat sich FFF viel mehr geschadet (und auch den BiPoC's), als dass es der Sache nützt. Weil offene Aggression gegen Menschen ( "wenn du dir die Haare abschneidest, darfst du auftreten") nie gut ankommt.

    Darfst Du etwas darüber sagen? Du weißt: Vorfreude und so...

    Mein neues Projekt ist ein Ableger aus "Die Stimmlosen" - Richard Hellmers Neffe Bruno, dessen Homosexualität ja dort Thema war (für alle, die das Buch kennen), reist mit seinem britischen Freund Eddy mit einem VW-Bully 1953 in den Iran, wo sie Zeugen des Sturzes von Mossadegh durch den amerikanischen und britischen Geheimdienst werden, was letztlich die Grundlage für all den Ärger legte, den man da unten bis heute hat.

    Wenn es nicht zu allen Zeiten auch die fortschrittlicheren, offener denkenden Menschen gegeben hätte, hätte sich ja nie etwas entwickelt. Die Menschen auf Gut Mohlenberg kann ich mir so vorstellen und wir bekommen ja auch genug in ihrer Zeit verhaftete Menschen präsentiert - allerdings ist es schon ein typisches Problem bei historischen Romanen, dass Figuren und ihre Denkweise häufig zu modern sind.

    Tatsächlich waren viele Menschen damals schon recht modern. Wenn man sich ansieht, welche Fortschritte die Psychiatrie in den 1920ern machte, um dann wieder unter den Nazis in die Barbarei zurückzufallen, erkennt man das.

    Und in historischen Romanen lebt eine Geschichte - wenn es um ein Sittengemälde geht - ja auch darum, dass die alten und neuen Vorstellungen aufeinanderprallen und sich daraus die Zukunft entwickelt.

    Für mich sind die Geschichten das wenn ich die Figuren loslassen kann. Das merkt man am deutlichsten bei so Endlosdingern wie Gabaldon. Da bin ich irgendwann ausgestiegen weil ich der Meinung war da kommt nichts gescheites mehr.

    Loslassen kannst du Annemarie und Adnan dann nach Band 4 - solange sind sie nämlich auch noch dabei :-)

    War das damals üblich, dass man die Gesetze für sich dehnte und nicht ganz so ernst nahm?

    Ich denke, das war und ist immer und zu jeder Zeit üblich, wenn man die Gesetze nicht respektiert, weil man sie für falsch hält.

    Allerdings muss man auch Folgendes berücksichtigen:

    Wir befinden uns im Jahr 1923. Deutschland hat den 1. WK verloren, es herrscht Chaos auf den Straßen, Kommunisten und Nationalsozialisten liefern sich Schießereien, der bayrische Ministerpräsident wurde von einem Nationalisten erschossen und der bekam dafür nur eine geringe Strafe, weil die Richter meinten, er hätte ja aus vaterländischem Gefühl heraus den Sozialdemokraten erschossen ... Das Recht wurde selbst von obersten Stellen gedehnt. Dann gab es die völkerrechtswidrige Ruhrbesetzung der Franzosen, die zur Hyperinflation führte. Niemand aus dem Ausland griff ein, obwohl alle sagten: "Ja, das ist völkerrechtswidrig." Aber die Franzosen und Belgier plünderten das Land aus und daraufhin gab es den deutschen Generalstreik. Um die Streikenden zu versorgen, druckte die deutsche Regierung immer mehr Geld - so begann die Hyperinflation. Im September 1923, nachdem Stresemann zum Kanzler gewählt worden war, wollte Stresemann ein Ende des Streiks und strebte eine Währungsreform an. Daraufhin versuchte General Ludendorff zusammen mit dem damals noch unbekannten Hitler, zu putschen. Sie wollten nicht, dass der Streik endete, solange noch ein Franzose Deutsche dransalierte. Der Putsch scheiterte. Aber Hitler bekam nur 5 Jahre Festungshaft und wurde dann nach einem Jahr schon wieder entlassen.

    Das wird zwar erst ein paar Monate später passieren, aber schon jetzt war deutlich, dass es kein vernünftiges Rechtssystem mehr gab und alles im Chaos versunken war. Das wiederum hatte natürlich auch Folgen auf die Wahrnehmung der Bevölkerung. Wenn Recht und Ordnung nichts mehr gelten, muss man das selbst in die Hand nehmen. Falsche Papiere zu bekommen, war damals kein Problem. Mit Ehrlichkeit kam man hingegen nicht weiter, sondern bekam nur Ärger.

    Ich finde das heute schon schwierig, teilweise wird das ja auch schon total überspitzt. Da dürfen im Film oder Theater Schwule nur noch von Schwulen gespielt werden.

    Oder es wird diskutiert, ob jemand der sich selbst als queer bezeichnet und weiß ist, Gedichte einer Schwarzen Frau übersetzen kann / darf. So bei Amanda Gormans Gedichten passiert.

    Das Problem ist, dass bei solchen Dingen mit genau den gleichen Mechanismen gearbeitet wird, die man eigentlich ablehnt - mit Ausgrenzung. Wenn man sagt, Schwule dürfen nur noch von Schwulen gespielt werden, weil nur die sich in die Rolle hineinfühlen könnten, bedeutet das im Umkehrschluss ja auch, dass Schwule keine Heterosexuellen mehr spielen dürften, weil sie sich dann ja auch nicht in die hineinversetzen können. Dabei ist es ja der Job des Schauspielers, sich in andere Rollen hineinzuversetzen.


    Oder Schwarze dürften dann im Umkehrschluss keine "Weiße" Literatur übersetzen, weil sie, wenn man die Argumentation auf die Spitze treibt, nicht in der Lage wären, sich in deren "Kolonialgeschichte" hineinzuversetzen und damit nicht in der Lage wären "weiße" Worte zu finden.

    Was natürlich alles Blödsinn ist.


    In einer echten Demokratie sollte der Schauspieler die Rolle bekommen, der sie am besten verkörpern kann und derjenige den Übersetzungsauftrag, der die meiste Erfahrung mit dem Genre und der Kultur hat. Wenn das dann zufälligerweise der homosexuelle Schauspieler oder die Schwarze Übersetzerin ist, passt es. Falls sie es aber nicht sind, ist das dadurch noch lange keine Diskriminierung. Hautfarbe und sexuelle Identität haben nämlich nichts mit beruflichen Talenten zu tun.


    Das Problem ist doch, dass man damit Leuten grundsätzlich Empathie abspricht und neue Gräben schaufelt, wo es eigentlich doch darum geht, zusammenzuhalten.

    Ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat.

    In Band 3 kommt Fräulein Wermut noch mal vor und spielt eine wichtige Rolle. Da gibt es dann eine Szene, die ich hier mal als Schnipsel reinstelle:

    Zitat

    Fräulein Wermuts Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. „Das könnte tatsächlich funktionieren“, meinte sie schließlich. „Ich habe vor etlichen Jahren schon einmal eine ähnliche Rolle gespielt, um für einen meiner Schützlinge das Beste zu erreichen.“

    „Sie sollten mal Ihre Memoiren schreiben, Fräulein Wermut.“

    „Oh, lieber nicht.“ Fräulein Wermut lachte. „Die würden bei unserer gegenwärtigen Regierung mit Sicherheit verboten werden.“

    Und daraufhin meinten meine Testleserinnen, die würden sie gern lesen. Und ich habe das meiner Lektorin dann vorgeschlagen, die darüber nachdenkt. Ich habe jetzt aber noch ein anderes Buch zu Schreiben.


    Fräulein Wermut war für mich beim Schreiben wie ein Joker - ich wollte eine Figur haben, die man anfangs komplett falsch einschätzt - die zickige Gouvernante - aber dann erkennt, dass dem gar nicht so ist. Sie ist dadurch letztlich zu einer ganz wichtigen Schlüsselfigur geworden, die die Entwicklung der Menschen in Zeitraffer darstellt. Sie ist ja keine Rassistin. Im Gegenteil, sie wollte ja als Missionsschwester den in ihren Augen unterbemittelten Afrikanern helfen, auf einen höheren Stand zu kommen. Das ist ja erst einmal was Positives - man sah das ja auch noch Jahrzehnte später bei den Entwicklungshelfern, bis man endlich begriffen hat, dass das gar nicht gut ist, weil es im Grunde etwas von Außen aufgezwungenes ist und man Völker auch mal so akzeptieren sollte, wie sie sind.


    Fräulein Wermut will also für alle eigentlich das Beste. Aber in der damaligen Zeit gab es eben sehr unterschiedliche Vorstellungen, was das "Beste" ist.


    Übrigens dieser Blödsinn mit dem "Imprägnieren" stammt tatsächlich aus einem uralten Lexikon. Weil die Menschen zu der Zeit eben noch nicht viel über die Fortpflanzung wussten.


    In diesem Buch geht es ja um Toleranz und Intoleranz. Aber es soll zugleich zeigen, dass es Nuancen gibt. Es gibt echte Rassisten - wie Annemaries Vater oder ihre Tante und deren Sippschaft - und es gibt jene, die wissenschaftliche Überzeugungen teilen, ohne zu begreifen, dass die rassistisch sind. Deshalb ist es m.E. auch nicht richtig, wenn man alte Literatur umschreibt oder den Begriff "Neger" aus alter Literatur streicht. Wichtiger wäre es, die Umstände deutlich zu machen.


    Mein Lieblingsbeispiel ist dabei Pipi Langstrumpf. Ihr Vater ist im Buch ursprünglich "Negerkönig" geworden. Da das N-Wort inzwischen geächtet ist, machte der Verlag daraus einen Südseehäuptling.


    Aber das Grundproblem des kulturellen Rassismus, das damals herrschte (Pipi Langstrumpf wurde 1946 geschrieben), wird damit übertüncht und der Diskussion enthoben. Denn das eigentlich Rassistische ist ja gar nicht das Wort, sondern die Tatsache, dass ein weißer Schiffbrüchiger sofort von den Eingeborenen zu ihrem König oder Häuptling gewählt wird. Also dass sie ihn als überlegen ansehen und den weißen Eindringling prompt zum Chef machen. Wenn wir das nun "Südseehäuptling" nennen, kriegt der Rassismus, der nach wie vor da ist - Überlegenheit der weißen Rasse - nur ein Deckmäntelchen, weil man ein tabuisiertes Wort vermeidet. Aber man vermeidet nicht das Grundproblem, weshalb das Wort tabuisiert ist. Man nimmt viel mehr die Möglichkeit der Diskussion. Wenn dort noch "Negerkönig" stünde, könnten Eltern, die es ihren Kindern vorlesen, erklären, dass man das heute nicht mehr sagt, weil die weißen Menschen die schwarzen Menschen damals für minderwertig hielten und glaubten, ein Weißer dürfe dann gleich über sie herrschen.

    Der Südseehäuptling wird einfach überlesen, aber die Vorstellung, dass der Weiße der geborene König ist, selbst wenn er zu blöd war, sein Schiff als Kapitän sicher durch den Sturm zu bringen, bleibt im Unterbewusstsein hängen. Aber man kann sich dann stolz einen Antirassisten nennen, weil man bestimmte Worte vermeidet, ohne zu begreifen, dass man die Denkweise noch immer pflegt.


    In der letzten Leserunde habe ich das ja auch anhand der Begriffe für geistig Behinderte erklärt. Hier ist es dasselbe. Wir können Wortkosmetik betreiben, aber dann laufen wir immer hinterher, oder wir belassen Worte, wie sie sind, aber geben ihnen einen anderen Sinn bzw. nutzen sie als Denkanstoß.

    Ich muss gestehen, dass ich bei der Szene, in der Adnan Annemarie und Maurice in die Arme nimmt, einen leichten Anfall von "Tränen in den Augen" hatte...

    Es ist schon erstaunlich, mit welchen Methoden Fräulein Wermut arbeitet und wie sie Informationen "herauskitzelt", sie beeindruckt mich von Leseabschnitt zu Leseabschnitt mehr... MelanieM , denkst Du noch daran, dass Du uns noch etwas zu Fräulein Wermut "Daseinsberechtigung" im Buch erzählen wolltest? Denn eigentlich sollte sie doch auf dem Bahnhof kehrtmachen und nach Hannover zurückkehren? Oder war es das, dass Du evtl. ein eigenes Buch über sie schreiben willst?

    Das freut mich, dass es so berührend war. Zu Fräulein Wermut sage ich noch was im allerletzten Abschnitt.


    Annemarie und Adnan haben sicherlich kein einfaches Leben vor sich - auch in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg nicht (siehe auch "Neger, Neger, Schornsteinfeger" von Hans Massaquoi, der ja so ungefähr gleichaltrig mit Maurice sein müsste), aber ich wünsche ihnen jedenfalls viel Glück mit den Papieren von Wolfgang... hoffentlich finden sie gemeinsam eine passende Geschichte, denn etwas dürftig finde ich das "Gerüst" bisher schon...

    Hans-Jürgen Massaquoi erwähne ich im Nachwort. Der war Jahrgang 1926.

    Und noch 'ne Frage: MelanieM , Du hast geschrieben, Band drei sei im Lektorat - gibt es da schon ein Erscheinungsdatum?

    Leider kenne ich den Erscheinungstermin noch nicht. Aber in Band 3 (spielt 1941), ist Fräulein Wermut auch wieder dabei und in Band 4 (spielt 1957), hat Luise als 51-jährige eine kleine aber wichtige Rolle. Und außerdem hat da eine Figur aus der Hafenschwester einen wichtigen Gastauftritt. Band 4 ist auch schon fertig geschrieben und muss noch lektoriert werden. Die werden dann wohl recht kurz nacheinander erscheinen.

    Bei der Szene mit Adnan und Annemarie liegen auch bei mir die Tränen, vor allem weil Friederike da auch so leidet und mal wieder sieht, was sie durch den Tod Bernhards verloren hat.

    Ja, Friederike wird in solchen Situationen immer mal wieder der Verlust deutlich. In Band 3 lernt sie dann jemanden kennen ... aber ich verrate noch nicht mehr dazu.

    Das gefällt mir an Frau Wermut besonders gut, sie hat sich an die Wissenschaft, schaltet dabei aber den eigenen Verstand nicht aus und lässt auch den gesunden Menschenverstand zu. Das würde auch heute vielen mal helfen, wenn sie sich auch mal selber ein Bild machen und ihr Hirn einschalten.

    Und als Frau ihrer Zeit hätte sie darauf bestanden "Fräulein" genannt zu werden. Schließlich hat sie sich dem Joch der Ehe erfolgreich widersetzt ;-)

    Ich bin ein wenig überrascht, dass hier tatsächlich schwere Gesetzesverstöße zum Einsatz kommen sollen, um die kleine bunte Familie in Sicherheit zu bringen.

    Wenn die Gesetze schlecht sind, muss man manchmal dagegen verstoßen. Warum sollte es falsch sein, jetzt hier dagegen zu verstoßen, wenn man später erwartet, so in 10 Jahren, dass sich alle gegen die Gesetze hätten widersetzen müssen? Das ist ja die Crux - unter den Nazis war es legal, Leute zu töten. Und jemand, der sich dagegen widersetzte, beging einen Gesetzesverstoß. Friederike und ihre Freunde sind pragmatisch. Und das werden sie im folgenden Band auch noch sehr gut brauchen.

    Überall in Deutschland? Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass Lise Meitner Anfang der 1920-er Jahre (oder war das doch früher?) an der Berliner Humboldt-Universität größte Schwierigkeiten hatte, sich als Studentin einzuschreiben, obwohl sie ihr Studium eigentlich schon in Wien abgeschlossen hatte... Aber letztendlich auch egal für Luises weitere berufliche Karriere, dann könnte sie Jura studieren - aber erstmal müssen "wir" herausbekommen, warum sie so ist, wie sie ist...

    Stimmt, natürlich hast Du vollkommen recht - da kann man mal sehen, wie ich verdränge...

    Sehr schön!

    Das Frauenstudium war ab 1909 in Deutschland überall erlaubt. Lise Meitner wollte schon 1907 in Berlin studieren.

    Gute Besserung!

    Aber ich frage mich: der "große Krieg" war 1923 schon 5 Jahre vorbei, wieso konnte ein französischer Armeeangehöriger noch mi seiner Uniform durch Norddeutschland flüchten...

    Er wird nicht gerade offen mit dem Zug gefahren sein. Aber es gab damals noch französische Besatzungssoldaten und die waren verhasst ...

    Ich werde einen "Fräulein-Wermut-Fan-Club" gründen (wahrscheinlich is es heute richtiger zu sagen: ich gehöre zu Fräulein Wermuts followern), nein, die Frau gefällt mir ausgesprochen gut, jetzt kann sie auch noch reiten und sie "spiegelt" dem Kommissar seine Handlungsweise

    In Mohlenberg 3 hat Fräulein Wermut auch wieder einen Auftritt. Das Buch ist gerade im Lektorat.

    Ich muss ja sagen, beim Namen Wenzel bin ich ja zusammengezuckt. Das ist mein Mädchenname und mein Papa ist mal gar nicht so wie der Herr Wenzel hier im Buch….

    Ist eben ein normaler deutscher Name, der den Menschen geläufig ist, aber nicht ganz so häufig wie Meier oder Müller.

    Nur dass sie noch lernen muss, dass es manchmal keine schnellen Antworten und Lösungen gibt. Wenn sie das lernt und etwas aus sich macht könnte sie noch viel mehr für Menschen tun denen das Recht verweigert wird.

    Ja, Luise handelt schnell und impulsiv, ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen.

    Und dann überrascht sie ja auch immer wieder. Auch hier bin ich auf die ganze Geschichte gespannt, einiges haben wir ja schon über sie erfahren. Vermutlich wäre sie früher auch ein schwieriger Fall für eine Gouvernante gewesen, so wie die Kinder, die sie jetzt betreut.

    Fräulein Wermuts Geschichte wird sich noch etwas weiter entblättern. Ich spiele ja mit dem Gedanken, der Frau einen ganz eigenen biografischen Roman zu geben. Mal sehen, ob der Verlag das auch so sieht.

    Aber damals? Vielleicht könnte sie Rechtsanwältin werden, ich glaube, Frauen waren 1923 schon zum Studium zugelassen...

    Friederike hat ja schon 1913 studiert, seit 1907 war das Frauenstudium möglich.

    Abschaffung des § 218 - aber hat es nicht gerade fast 50 Jahre gedauert, dass dieser § 219 a (? - dieses "Werbungsverbot" für Abtreibungen) gestrichen wird?

    Der §218 ist nicht abgeschafft, Schwangerschaftsabbrüche sind weiterhin strafbar. Es gibt nur Ausnahmen, unter denen Frauen und ausführende Ärzte nicht bestraft werden, die in §218 a StGB dargelegt werden. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218a.html

    Ja, "mongoloid" habe ich auch noch während meines Studiums als durchaus gebräuchliche Beschreibung in Erinnerung... Downsyndrom oder Trisomie 21 kam erst bedeutend später... Aber wo wir das gerade besprechen: gibt es eigentlich zwischen diesen beiden Begriffen einen Unterschied?

    Downsyndrom bezieht sich auf den Ernstbeschreiber des Zustandsbildes (Krankheitsbild will ich nicht schreiben, weil es ja keine Krankheit ist). Sowie Herr Alzheimer die entsprechende Demenz als erster beschrieb. Ich persönlich finde Trisomie 21 besser, weil man dann gleich weiß, was gemeint ist - das sind eben Menschen, die das Chromosom 21 dreifach statt doppelt haben. Und das ist der einzige Unterschied. Problematisch ist allerdings, dass es sich nicht nur auf die geistige Entwicklung auswirkt, sondern dass bei Trisomie 21 auch vermehrt Herzfehler auftreten, die dann leider auch oft eine verminderte Lebenserwartung zur Folge haben. Allgemein haben Menschen mit Trisomie 21 im Vergleich zu Menschen ohne diese "Störung" eine geringere Lebenserwartung, allerdings im Durchschnitt "nur" um ca. 10 Jahre, wenn sie keine schwerwiegende Herzfehlbildung haben.

    Was mir noch auffiel, das Downsyndrom oder Trisomie 21 wird noch mit mongoloid beschrieben , der Hydrocephalus als Wasserkopf bezeichnet. Ist das einfach zeitgetreu wiedergegeben? Also klar waren die Bezeichnungen früher so und hier zu der Zeit auch wohl gebräuchlich.

    Das ist einfach zeitgetreu wiedergegeben. Downsyndrom oder Trisomie 21 sagte man erst sehr viel später und deshalb verwende ich diese Begriffe dann auch nicht, sondern das, was damals üblich war. "Mongoloid" war noch bis in die 1990er eine teilweise liebevolle Bezeichnung. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir im Medizinstudium im Rahmen eines Kurses auch Wohneinrichtungen für Behinderte besucht haben. Damals änderte sich gerade das Bewohnerbild. Waren bis in die 1980er Jahre überwiegend Menschen mit Trisomie in diesen Einrichtungen, waren es ab den 1990ern überwiegend Menschen, die Geburtsschäden als Frühgeburten oder direkt unter der Geburt davongetragen hatten. Damals erzählte uns der Leiter der Einrichtung, der wirklich ein Herz für seine Bewohner hatte: "Am liebsten sind uns die Mongoloiden, das ist nie ein Problem, die sind freundlich und sozial, die kann man überall integrieren." Würde er das jetzt, 30 Jahre später sagen, würde man ihm sofort unterstellen, er wolle Menschen herabwürdigen - was aber in dem Kontext gar nicht der Fall war.

    Interessant war vor dem Hintergrund noch etwas anderes - die Zahl der Menschen mit Trisomie geht zurück - was an pränataler Diagnostik liegt. Die Eltern wollen das "perfekte" Kind, ein Kind mit Down-Syndrom wird in den meisten Fällen abgetrieben. Und dann ist es oft so tragisch, wenn Eltern, die wirklich alles geplant haben, inkl. sämtlicher Früherkennung, weil sie sich Perfektion wünschen, einen beginnenden Abort haben, z.B. im 6. Monat - und dann alles tun, damit das Frühchen durchkommt, aber es blieb in den 1990er Jahren (inzwischen ist es besser geworden), ein erhebliches Risiko, dass diese Ultrafrühchen schwerstbehindert sind und nicht einmal laufen oder sprechen lernen. Es gibt eben keine Sicherheit. Deshalb fangen jetzt auch schon wieder viele werdende Eltern an, auf die Früherkennung zu verzichten, weil sie sich nicht entscheiden wollen, ein Wunschkind nur deshalb abzutreiben, weil es nicht perfekt ist.