Beiträge von MelanieM

    Vielen Dank für eure spannenden Eindrücke. Ich freue mich, dass die Figuren genauso bei euch ankommen, wie ich sie geplant habe.



    „Wortdurchfall“(bei uns „Sprechdurchfall“, das hört sich auch noch so schön an wie Brechdurchfall ) bzw. Logorrhoe kenne ich und wendeich auch gerne mal selbst an, wenn jemand viel labert und es kommt nurSch... dabei raus...

    Ich hatte ursprünglich den Fachbegriff Logorrhoe verwendet, meine Lektorin meinte aber, das würde kaum einer verstehen, also habe ich es eingedeutscht ;-)

    Hallo Melanie,


    magst du erzählen, wie Renates Charakter entstanden ist?

    Ich habe noch nicht weit gelesen, sympathisieren aber schon sehr mit ihrem starken Charakter.

    Renate ist eine moderne Frau, die den Kampf darstellt, den junge Frauen in den 50er Jahren noch führen mussten - und dieses Verwechseln mit Schwestern und Vorschreiben, dass man Schwesternkittel anziehen soll, wenn nicht genug Arzthosen da sind, habe ich selbst in den 1990er Jahren noch als Medizinstudentin erlebt. Insofern habe ich meine eigenen Erlebnisse, die sich zum Teil gar nicht so sehr unterschieden haben, auch auf Renate projiziert und mit meiner Fantasie ausgeschmückt und der Zeit angepasst.

    Ich bin jetzt auch ins Buch gestartet. Und bin auch gleich mittendrin in der Geschichte. Gerade der Anteil der Emanzipation der damaligen Zeit gefällt mir gut. Das Gespräch das Renate mit Jutta führt, kann es heute ja auch wieder geben… Gibt ja mittlerweile auch den Trend der nur-Hausfrauen, die sich damit auf Insta profilieren. Ich hab ja kein Problem, wenn jemand sich dafür entscheidet, aber dieses „Ich bin eine bessere Frau“ geht mir auf den Keks. Soll doch jede ihr Leben so gestalten, dass es für sie passt. In allen Variationen. Wir sollten doch froh sein, dass wir heute so viel leichter wählen können als damals.

    Ja, das Entscheidende ist, dass jede Frau selbst wählen soll und egal wofür sich sich entscheidet, es sollte von der Gesellschaft anerkannt werden.

    Der Patient Jahnke würde heute wohl als Schwurbler, bzw. Verschwörungstheoretiker bezeichnet werden.

    Da stellt sich schon die Frage, wie wie viele von den heutigen nicht eigentlich ne psychische Störumg aufweisen, in welchem Grad auch immer…

    Warte es mal ab ...


    Schwurbler sind in der üblichen Ausprägung m.E. nicht psychisch krank, sondern haben den Wunsch danach, sich die Welt möglichst einfach zu erklären.

    Ich würde Renate ja wünschen, dass sie einen Mann kennenlernen kann, der sie so nimmt wie sie ist und sie unterstützt. Gegeben hat es sie damals ja wohl auch, siehe der Mann von Jutta.

    Meine eigene Mutter war so ein bisschen wie Jutta. Mein Vater hat 20 Jahre lang gesagt, sie soll einen Führerschein machen, dann hat er es aufgegeben ... Aber dafür gesorgt, dass ich schon mit 17 zur Fahrschule ging.

    Danke für die Erklärung - das mit dem Hungern in der Nachkriegszeit war mir schon bewusst, allerdings war der Begriff schlechte Zeit dafür mir nicht so bekannt. Wenn meine Oma von den schlimmen Zeiten sprach, war eher die Kriegszeit gemeint. Insofern habe ich das gleichgesetzt.


    Wahrscheinlich sprechen mich die genannten Aspekte deshalb so an, weil sie meine Kindheit und Jugend noch geprägt haben, auch wenn ich jünger bin (Jahrgang 71).

    Ich bin ja in deinem Alter, Jahrgang 1969, da war das tatsächlich ja noch allgegenwärtig. Wenn man zurückdenkt, als wir beide geboren wurden, war der 2. Weltkrieg noch nicht so lange her, wie der Fall der Mauer von uns aus gesehen.

    Hallo Melanie


    Arbeitest du noch in Ochensenzoll? Ich habe dort gelernt 1987 das waren noch Zeiten ;)

    Es war ein bißchen wie nach Hause kommen.

    Dann weißt du ja, wie es da aussieht und kennst die Geschichten von den alten Pflegern noch aus den alten Tagen, als Männer und Frauen getrennt waren. Und du kennst die Wäscherei und den Weg zu Haus 12 ;-) . Jetzt gibt es noch Haus 12, aber ich glaube, die alte Wäscherei wurde verkauft und in Eigentumswohnungen umgewandelt. Die haben ja den größten Teil des tollen Geländes verkauft und die alten Krankenpavillons, die unter Denkmalschutz stehen, in wahnsinnig teure Eigentumswohnungen umgewandelt.

    Vielen Dank für dein Lob und das interessante Feedback. Tatsächlich bin ich noch mit dem Begriff "die schlechte Zeit" aufgewachsen, damit meinte man aber nicht die Nazizeit selbst, sondern man umschrieb die Nachkriegszeit bis zur Währungsreform damit, weil die Menschen da wirklich gehungert und gelitten haben. Im Krieg selbst haben Deutsche in Deutschland nicht gehungert, weil genügend Nahrungsmittel aus anderen Ländern herbeigeschafft wurden - die anderen haben im Krieg gehungert. Die Deutschen nach dem Krieg. Die Zeit der NS-Diktatur wurde entweder die "Hitler-Zeit" oder die "Nazi-Zeit" genannt. Die schlechte Zeit war das Hungern nach dem Krieg, und das war wirklich schlimm, das beschreibe ich ja in meinem Buch "Die Stimmlosen", was einige von euch gewiss kennen. Allein in Hamburg sind im Winter von 1946 auf 1947 jede Nacht rund 300 Menschen an Hunger und Kälte gestorben, die Toten wurden damals im Hamburger Echo benannt. Diese Zeit des existenziellen Hungerns und Frierens hat sich bei allen, die es erlebten, eingebrannt. Mein Vater war zu Kriegsende 12 Jahre alt und er hat das auch sehr intensiv beschrieben. Allerdings hatte er auch immer genug Pfiffigkeit, um sich in der Zeit mit seinen Eltern durchzuwurschteln. Das jetzt auch nur noch mal als Erklärung, man meinte mit dem Begriff nicht die Nazis, sondern den Hunger und die Not danach.