Beiträge von evelynmartina

    Zuerst war ich ziemlich skeptisch, doch jetzt gefällt es mir richtig gut.


    Kurzbeschreibung:


    Der große historische Roman über den bedeutendsten Künstler der Renaissance: Michelangelo
    Italien, Anfang des 16. Jahrhunderts. Der junge Aurelio kommt nach Rom, um dort beim größten Bildhauer seiner Zeit in die Lehre zu gehen: Michelangelo Buonarroti. Gerade hat der Papst diesen gegen seinen Willen mit einem Deckenfresko für die Sixtinische Kapelle beauftragt. Missmutig macht sich der Künstler ans Werk. Nachts jedoch erschafft er aus weißem Marmor das Bildnis der Frau, die keiner jemals sehen darf: die Kurtisane des Papstes. Aurelio verliebt sich unsterblich in die geheimnisvolle Schöne. Doch seine Liebe wird nicht nur ihm zum Verhängnis.


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    Um Gottes Willen


    Gottes Wille geschehe, so auch im Fall der Frau Bengtsson. Als kinderlose Ehe- und Hausfrau in einer schwedischen Kleinstadt fristet sie ein unspektakuläres, aber zufriedenes Leben bis zu dem Tag, an dem sie durch einen tragischen Unfall in der Badewanne stirbt, Gott sich ihrer erbarmt und sie ins irdische Dasein zurückholt. Von nun an ist nichts mehr, wie es war. Frau Bengtsson sucht nach Gründen ihrer Auferstehung, setzt sich kritisch mit Glaubensfragen auseinander und erhofft sich Antworten von ihrer Theologie studierenden Nachbarin, von der allerdings inzwischen der Teufel Besitz ergriffen hat. Da Gott ihre Bemühungen, den rechten Weg zu finden, zu ignorieren scheint, beschließt Frau Bengtsson, ihn herauszufordern und seine Zehn Gebote zu brechen.


    Der Debütroman „Frau Bengtsson geht zum Teufel“ von Caroline L. Jensen startet frisch, spritzig und außergewöhnlich, mit speziellem Humor, in direkter, einfacher Sprache und mit sehr eigenwilliger Fantasie. Denn es spricht nicht nur das überschaubare, menschliche Personal, das plastisch beschrieben wird, sondern auch Gott, Satan sowie diverse Tiere und Pflanzen erhalten nicht unwichtige Rollen. Für Liebhaber realistischer Literatur eignet sich dieser Roman also nur bedingt.
    Nach einem durchaus verheißungsvollen Beginn hatte nicht nur die Autorin im weitern Verlauf einen Durchhänger. Auch ich empfand die folgenden, seitenlangen Gedankenspiele über Gott und die Bibel, über den Glauben und verschiedene Religionen in Relation zur grausamen Wirklichkeit zunehmend ermüdend und langweilig. Die Handlung stockt, und der Witz bleibt auf der Strecke. Wer sich zudem schon einmal mit dem Alten Testament beschäftigt hat, dem wird hier nichts Neues erzählt.
    Um „Die Zehn Gebote der Frau Bengtsson: Ehebrechen, stehlen, morden ... „ (Zitat), Worte, die wie eine reißerische Schlagzeile auf der Rückseite des Buches stehen, geht es tatsächlich erst im letzten Drittel des Hergangs, und das meiner Meinung nach zu knapp, zu banal und zu vorhersehbar.
    Das Ende passt dann zwar zum bizarren Geschehen, hat mich jedoch nicht überzeugt.


    Obwohl ich mich zur Abwechslung ab und an gerne von abenteuerlichen und ausgefallenen Geschichten unterhalten lasse, besonders wenn noch Spaß und Spott angepriesen werden, konnte mich „Frau Bengtsson geht zum Teufel“ im Ganzen nicht begeistern und blieb weit hinter meinen nach der Leseprobe zunächst positiven Erwartungen zurück.

    Nachdem mich "Vater, Mutter, Tod" auf ganzer Linie überzeugt und begeistert hat, habe ich mit großer Neugier und Vorfreude Siegfried Langer's zweiten Thriller erwartet.


    "Sterbenswort" ist die Geschichte von fünf Freunden, die nicht nur die Freundschaft, sondern auch ein folgenschweres Ereignis teilen: Einer der Fünf kommt bei einer nächtlichen Zusammenkunft augenscheinlich zu Tode. Jahre später geschehen im Umfeld der früheren Clique mysteriöse Dinge, die an die verdrängte Vergangenheit erinnern und die Vermutung nahe legen, der Totgeglaubte habe dabei seine Finger im Spiel.


    Siegfried Langer ist ein geschickter Aufbau eines unterhaltsamen, unblutigen Krimis gelungen.
    Kurze, knackige Kapitel, Zeitsprünge ins Damals, Neulich und Heute und der knappe Erzählstil bewirken von Anfang an Spannung und spornen zum Weiterlesen an. Nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen und ergeben am Ende ein klares Gesamtbild.


    Dennoch hat mir die Genialität, das Spezielle in der Handlung und im Verlauf gefehlt. Das Geschehen ist bald durchschaut, im Fortgang vorhersehbar und bietet wenig Überraschungen.
    Zudem gerät in meinen Augen die Charakterisierung der Hauptfiguren zu kurz. Über die fünf Freunde hätte ich im Detail gerne mehr erfahren.
    Ferner habe ich an einigen Stellen Ausführlichkeit und Genauigkeit vermisst, besonders auf den letzten Seiten geht meiner Meinung nach dann doch alles recht flott und glatt vonstatten.


    So bleibt am Schluss des Buches bei mir der Eindruck eines soliden, aber nicht herausragenden Psychothrillers zurück, der mich zum einen zwar fesseln und packen, zum anderen aber auch schnell wieder loslassen konnte.

    Kurzbeschreibung:


    1954: Siggi Jepsen befindet sich in einem Internat für straffällige Jugendliche. Er soll einen Aufsatz über "Die Freuden der Pflicht" schreiben. Siggi kommt sofort sein Vater in den Sinn: Der beflissene Dorfpolizist Jens Ole Jepsen setzt das 1943 von den Nazis gegen den Kunstmaler Max Ludwig Nansen verhängte Berufsverbot durch, obwohl dieser sein Freund ist. Siggi stellt sich auf die Seite des Künstlers.



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    Am Ende der Welt, wie der aus Paris versetzte Kommissar Dupin die Bretagne bezeichnet, muss der Mord an einem 91-jährigen Hotelbesitzer aufgeklärt werden. Kommissar Dupin begibt sich in Pont Aven, einem kleinen malerischen Touristenstädtchen, in dem die Kunst allgegenwärtig zu sein scheint, auf Spurensuche und stösst in seinen Ermittlungen auf interessante Machenschaften und Verstrickungen.


    „Bretonische Verhältnisse“ von Jean-Luc Bannalec ist ein konventioneller Krimi, in dem der Leser die schöne Bretagne sowie die Mentalität und Lebensart ihrer Bewohner in anschaulichen Beschreibungen kennen lernt. Der Roman steht und fällt mit der Figur des Kommissars Dupin, dessen Eigenarten, Macken und Alleingänge man mögen oder nicht mögen kann. Mir war Dupin sofort sympathisch. Er verkörpert eine Mischung aus Columbo, Maigret und Kluftinger, ohne nervendes Privatleben und scheinbar ohne persönliche Probleme.
    Im Gegensatz zu Dupin bleiben seine Teamkollegen, seine Helfer und die möglichen Verdächtigen, von denen es eine Menge gibt, zum großen Teil Randfiguren und hätten in meinen Augen mehr Beachtung verdient gehabt.
    Die Handlung verläuft eher gemächlich und unspektakulär. Auf Blutvergießen, Brutalität und übertriebene Actionszenen wird verzichtet, was mir gut gefallen hat. Allerdings werden im Handlungsaufbau kaum Abwechslungen geboten, so dass bei mir nach kurzer Zeit etwas Langeweile aufkam und sich folglich die Spannung in Grenzen hielt. Trotzdem ist es dem Autor gelungen, mich am Ende, was den Täter betrifft, doch noch zu überraschen, auch wenn er dabei auf ein altbewährtes Motiv gesetzt hat.


    „Bretonische Verhältnisse“ ist meiner Meinung nach ein solider Krimiauftakt zu einer vermutlich geplanten Reihe um einen starrköpfigen, aber durchaus liebenswerten Kommissar, der vor beeindruckender Kulisse Kriminalfälle auf seine besondere Art und Weise zu lösen vermag.

    Kurzbeschreibung lt. amazon.de:


    Ein unwiderstehlicher Krimi aus der hochsommerlichen Bretagne


    Im malerischen Künstlerdorf Pont Aven wird an einem heißen Julimorgen der Besitzer des berühmtesten Hotels am Platz brutal erstochen aufgefunden. Kommissar Dupin, eingefleischter Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt, übernimmt den Fall und stößt in der bretonischen Sommeridylle auf ungeahnte Abgründe ...


    Ein fesselnder Kriminalroman, durchzogen von hintergründigem Humor und so wunderbar stimmungsvoll, dass man sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren und die salzige Atlantikluft riechen möchte. Eine Krimisternstunde – nicht nur für Frankreichfans!


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    Titel und Cover des Buches „Das geheime Prinzip der Liebe“ von Hélène Grémillon haben vorrangig den Ausschlag gegeben, mich für diesen Roman zu entscheiden. Ich bin kein Fan von kitschigen Liebesgeschichten, und deshalb war ich, was den Inhalt betrifft, zunächst eher skeptisch. Meine Befürchtungen legten sich aber schnell. Bereits nach ein paar Seiten bin ich vollkommen in die Geschichte versunken, um erst am Schluss wieder aufzutauchen.


    Die Geschichte dreht sich zum einen um Camille, die 1975 nach dem Tod ihrer Mutter geheimnisvolle Briefe erhält, und zum anderen um Louis, der Camille besagte Briefe schreibt. Louis schreibt über seine große Liebe Annie, die für ihre enge Freundin Elisabeth zur Zeit des 2. Weltkrieges ein Kind austrägt.
    Ob und welche Zusammenhänge zwischen Camille und den von Louis berichteten Ereignissen bestehen, erfährt der Leser nach und nach, wenn auch auf verschlungenen Pfaden.


    Da es Hélène Grémillon auf perfekte Art und Weise versteht, Wendungen und Überraschungen ins Geschehen einzubauen, werden jegliche Vermutungen des Lesers ständig über Bord geworfen, und somit bleibt die Spannung durchgängig erhalten.
    Die Autorin benutzt Zeitsprünge und wechselt den Ich-Erzähler dermaßen geschickt, dass die gesamte Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet wird und sich die Auflösung langsam zu einem kompletten Bild zusammensetzt.
    Freundschaft, Liebe, Hass, Verrat, Rache und andere durchaus menschliche Eigenschaften sind zentrale Themen des Romans, die dem Leser in einer anspruchsvollen, gefühlvollen und zugleich direkten Sprache nahe gebracht werden.
    Ebenso nahe ist der Leser den Figuren, die detailliert und wirklichkeitsnah gezeichnet sind, ausgestattet mit wahren Emotionen und nicht übertriebener Dramatik.
    Besonders gelungen empfand ich die Schilderungen aus der Zeit des 2. Weltkrieges sowie dessen Auswirkungen auf die französische Bevölkerung. Dahingegen hat mir die atmosphärische Dichte in der Gegenwart zum Teil etwas gefehlt. Außerdem wird meiner Meinung nach Camille’s Situation zum Ende hin zu schnell und lückenhaft abgehandelt.
    Mit dem Ende hatte ich allerdings in der Form nicht gerechnet. Es setzt dem beeindruckendem Roman jedenfalls ein Sahnehäubchen auf und rundet ihn ab.


    „Das Prinzip der Liebe“ hat mir packende und bewegende Lesestunden beschert. Das Buch wird zu den wenigen Büchern gehören, das ich bestimmt ein zweites Mal lesen werde.

    Himmelstal liegt in einem engen Tal der Schweizer Alpen und stellt sich zunächst als ein Kurklinikum dar, in dem sich seine Gäste von Stress und Arbeit erholen können. Max ist solch ein Gast. Da er in Italien dringende Geschäfte erledigen muss, bittet er seinen Zwillingsbruder Daniel, kurzzeitig seine Rolle im Klinikalltag zu übernehmen. Doch Max kehrt nicht zurück, und nicht nur für Daniel scheint es kein Entrinnen aus diesem eigenartigen Sanatorium und der beklemmenden Gegend zu geben.


    Hätte ich nach der Leseprobe zu „Himmelstal“ von Marie Hermanson geahnt, welche Richtung das Geschehen einschlägt, hätte ich den Roman, der als Psychothriller angepriesen wird, sicherlich nicht gelesen.
    Die Geschichte startet noch ganz vielversprechend. In einem simplen Sprach- und Erzählstil versteht es die Autorin durchaus, die Charakteren von Max und Daniel detailliert zu beschreiben und die bedrohliche Atmosphäre im Tal, im Dorf und in der Klinik authentisch zu vermitteln. Doch leider wird Max durch sein Verschwinden zwangsläufig zur Randfigur, und Daniel entwickelt sich zunehmend zu einem naiven und unbeholfenen Mann, dessen Verhaltensweisen mich im Verlauf immer mehr nervten.
    Die Handlung an sich kommt nur langsam in Fahrt. Dass in dem seltsamen Tal und in der mysteriösen Klinik etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, spürt der Leser zweifelsohne sofort. Nur was dem Leser dann vorgesetzt wird, ist gespickt mit logischen Fehlern, wirkt unglaubwürdig und abstrus und gleitet schließlich vollkommen ins Utopische ab. Am Schluss werden mögliche Ungereimtheiten in einem übertriebenen Tempo zu einer in meinen Augen unbefriedigenden Auflösung geradezu konstruiert, wobei wirkliche Überraschungen nicht geboten werden.


    Sämtliche Versuche von Marie Hermanson, ihrem Roman Spannung einzuhauchen, haben bei mir nach einigen Seiten eher das Gegenteil bewirkt. Ich habe mich gelangweilt, denn irgendwann ist auch die unheimlichste Umgebung ausgereizt. Ich habe mich geärgert über einen altbekannten Stoff, dem nichts Neues hinzugefügt worden ist, bei dem Gut und Böse klischeehaft von Anfang an klar definiert sind, Ich war enttäuscht über die Vorhersehbarkeit der Ereignisse und beinahe wütend auf einen 35-jährigen erwachsenen Menschen, der sich wie ein ahnungsloser, unreifer Teenager benimmt.
    Und ich war froh, als ich am Ende des Buches angelangt war.

    Kurzbeschreibung:


    Eine bedingungslose Liebe, die sich in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verliert. Eine junge Malerin, die für ihre Gönnerin ein Kind bekommt. Eine Frauenfreundschaft, die in Hass umschlägt. Hélène Grémillons Debüt ist in Frankreich ein Bestseller und erscheint in mehr als zwanzig Ländern.


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    Am Ende eines Lebens kann es für jeden von uns von großer Wichtigkeit sein, ein persönliches Resümee zu ziehen, Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen, Vergangenes aufzuarbeiten und eventuell offene Fragen noch rechtzeitig zu beantworten.


    So auch für Elsa, der 70-jährigen Protagonistin aus dem Roman "Wahr" von Riikka Pulkkinen, Elsa ist unheilbar an Krebs erkrankt. Da sie in Würde zuhause im Kreise ihrer Familie sterben möchte, bereiten sich ihr Mann, ihre Tochter und ihre zwei Enkelinnen auf das für alle Betroffenen schmerzhafte Abschiednehmen vor und begleiten Elsa auf ihrem letzten Weg. Neben Angst und Ungewissheit beschäftigt Elsa eines besonders, nämlich ein einschneidendes Ereignis aus lang zurückliegender Zeit, das nicht nur sie, sondern die ganze Familie auf eine harte Probe gestellt hat, deren Folgen bis heute zu spüren sind, über das jedoch nie gesprochen wurde. Elsa bricht das Schweigen und löst damit die notwendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit aus.


    Riikka Pulkkinen hat eine bewegende, berührende Geschichte geschrieben, die sich nicht erstrangig mit Sterben und Tod beschäftigt, sondern vielmehr mit der Liebe und ihren zahlreichen Facetten. Obwohl das Geheimnis in Elsa's Familie schon recht früh gelüftet wird, verliert das Geschehen im Weiteren nicht an Format und Aussagekraft und vermag durchaus zu fesseln.
    Die junge finnische Autorin versteht es perfekt, ihre Figuren und deren Empfindungen detailliert und glaubwürdig zu schildern. Sie benutzt anschauliche Vergleiche und wendet Zeiten- und Perspektivwechsel an, die die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordern. Eingebettet in eine bildhafte Darstellung von Landschaft, bedeutenden Situationen und gesellschaftlichen Begebenheiten, gelingt es ihr, geschickt Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ziehen und den Kreis am Ende zu schließen.
    Der Roman besticht nicht durch eine temporeiche Handlung, sondern durch seinen bemerkenswerten Sprachstil, der poetisch, beinahe philosophisch Gefühle, menschliche Stärken und Schwächen, Glück und Unglück, Schuld und Unschuld und immer wieder die Höhen und Tiefen der Liebe zum Ausdruck bringt.


    Wenngleich meiner Meinung nach Elsa im Verlauf zu sehr in den Hintergrund tritt und am Schluss klärende Gespräche nur lückenhaft stattfinden, hat mich die Erzählung hauptsächlich durch ihre Wortgewalt gefangen genommen. Dennoch konnte ich das Buch nicht "in einem Rutsch" lesen und musste des Öfteren pausieren, um das Gelesene sacken zu lassen. "Wahr" hat mich traurig und nachdenklich gestimmt, weil die Geschichte von Elsa und ihrer Familie in treffender Weise Realität widergespiegelt, ohne künstlich zu wirken. "Wahr" gibt aber auch Hoffnung, denn: "Liebe ist der einzige Weg, die Welt Wirklichkeit werden zu lassen." (Zit.)

    Kurzbeschreibung:


    New York, 1909. Aus einem transatlantischen Frachter steigt eine junge Frau mit ihrem Sohn Natale. Sie kommen aus dem tiefsten Süden Italiens - mit dem Traum von einem besseren Leben in Amerika. Doch in der von Armut, Elend und Kriminalität gezeichneten Lower East Side gelten die gnadenlosen Gesetze der Gangs. Nur wer über ausreichend Robustheit und Durchsetzungskraft verfügt, kann sich hier behaupten. So wie der junge Natale, dem überdies ein besonderes Charisma zu eigen ist, mit dem er die Menschen zu verzaubern vermag ...


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    ... auch wenn es zunächst den Anschein macht, dass Daniel Glattauer mit seinem neuen Roman „Ewig Dein“ an seine Bestseller „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ anknüpft. Irrtum! Denn die Geschichte zweier Menschen, die sich kennen und auf unterschiedliche Weise lieben lernen, nimmt einen dramatischen und nicht vorhersehbaren Verlauf und entwickelt sich langsam zu einem Psychothriller der besonderen Art.


    Judith, die Inhaberin eines Lampengeschäfts in Wien, trifft auf Hannes, den smarten Architekten, der sie sofort in sein Herz schließt. Judith hat die Hoffnung auf den für sie passenden Mann bereits aufgegeben und kann es kaum fassen, tatsächlich dem Mann begegnet zu sein, der alle positiven Eigenschaften zu vereinen scheint. Doch Hannes nistet sich immer mehr in ihr Leben ein, nimmt Einfluss auf ihren Bekannten- und Verwandtenkreis und lässt Judith im wahrsten Sinne keine Luft zum Atmen. Judith fühlt sich bedrängt und fremdbestimmt und entscheidet letztendlich, sich von Hannes zu trennen. Diese Entscheidung stösst nicht nur bei Hannes auf Unverständnis und hat schwerwiegende Folgen. Für Judith beginnt ein monatelanger, mit Höhen und Tiefen verbundener Kampf um sich selbst.


    Dass es sich bei „Ewig Dein“ nicht um einen Liebesroman dreht, wird recht früh deutlich. Die Handlung ist in Phasen aufgeteilt, Phasen eines Lebensabschnitts, Phasen einer Beziehung, das verheißt nichts Gutes. Daniel Glattauer schafft von Anfang an eine nahezu unheimliche Atmosphäre, die den Leser schnell an dem perfekten Glück von Judith und Hannes zweifeln lässt. Er richtet sein Augenmerk voll und ganz auf Judith und stellt ihre Gefühle, Ängste und ihre Zerrissenheit echt und ungekünstelt dar. Zusammen mit ihr begibt sich der Leser auf eine Gratwanderung zwischen Wahn und Wirklichkeit, wohingegen Hannes zwar agiert, trotzdem weitgehend im Dunklen bleibt. Sympathische Nebenfiguren, die mit ihren Aufgaben wachsen, vervollständigen das Personal einer ungewöhnlichen Geschichte, der es an Spannung nicht fehlt.
    In einer schnörkellosen, prägnanten Sprache, die sich vor allem in den Dialogen widerspiegelt, und einem eigenwilligen Erzählstil spannt der Autor den Bogen des Geschehens in gekonnter und bewegender Manier zu einem für mich überraschenden und schlüssigen Ende.


    Ein verblüffender Glattauer hat die Schublade, in die er spätesten seit seinen Welterfolgen von „Emmi und Leo“ gesteckt wurde, geöffnet und ein anderes Terrain betreten, was ihm meiner Meinung nach ausgezeichnet gelungen ist.