Beiträge von Ingrid G.

    Ja, ich denk, das passt schon, wie du das erklärst (das mit der Entladung und dem Finden).


    Eigentlich sind wir mit diesen Anmerkungen schon einen Abschnitt zu weit gerutscht, dies hier ist der Abschnitt, in dem so nach und nach die Worte dazukommen (nachdem wir nun wissen, körperlich ist noch eindeutig alles bestens), in dem wir so nach und nach erfahren, wie Jakobs Seite der Geschichte aussieht.


    Genau, das "Berühren" und das "Anfassen". Elisabeth "berührt" (man hat das Gefühl, sie tippt mit den Fingerspitzen dagegen) und Jakob und Andreas "fassen an" (die sind sich nämlich ähnlicher, als es auf den ersten Blick den Anschein hat). Zum einen ist das der sprachliche Unterschied, Elisabeth redet eben anders, aber es steckt schon mehr dahinter. Es gibt so eine Stelle am Anfang des "Königs", als sie noch bei Eleonore ist, und darüber nachdenkt, wie ihr genau dieser Unterschied fehlt, "und sehnte sich nach ... einer Umarmung, in welcher ein Körper den anderen ganz berührte, anstatt ihn leicht zu streifen."

    Zitat

    Original von CorinnaV Aber irgendwie wird ihr das nicht vorgehalten, wieso eigentlich nicht? Wieso immer nur Jakob? Schließlich ist sie es ja, die "nichts besseres zu tun hat, als mit dem Müller zu schlafen" :grin ;-)


    Vielleicht, weil die Leser die Sache aus Elisabeths Sicht erleben und mit ihr fühlen und ihre Beweggründe kennen. Von Jakob und dem, was er tut, bekommt man am Anfang nur Gerüchte und Berichte aus zweiter Hand. Wie es ihm wirklich dabei geht und aus welchem Grund er etwas tut oder getan hat, erschließt sich erst allmählich.
    Eigentlich ja ein Fortschritt, dass man's mal nicht der Frau vorwirft, wenn sie ihre körperlichen Bedürfnisse ausleben möchte. Sonst wird's immer den Männern nachgesehen.

    Was für eine schöne Debatte! Ich hab mich weggeschmissen, als ich das gelesen hab! :lache
    Und dein klasse Untertitel, Suzann! Bin ich sehr dafür. Nur, dass das für Frauen leider mit Haken und Fallstricken verbunden ist, wie wir später noch sehen werden.


    Bezüglich intimes Zusammensein im "Spielmann": Ich würde sagen, zwischen "total öde und enttäuschend" und "höchste Erfüllung" liegt noch eine gewisse Bandbreite. Und dafür, dass sie da gerade erst angefangen hatten, nervös und voller Befangenheit, lief's doch wirklich ganz gut. Aber da war Elisabeth ja schon noch ziemlich hin und hergerissen zwischen Sehnsucht und Angst vor den Folgen. So oft lief letztendlich gar nichts, oder? Außer nach ihrer "Entdeckung", als sie Wut hatte, hat sie sich doch ziemlich zurückgehalten.


    Dieser Wortwechsel "Du stirbst nicht" ist durchaus doppeldeutig gemeint (d.h. ihr habt beide recht mit dem, was ihr dabei denkt).


    Äh, wie war das mit dem Entladevorgang? Ich denke mal nicht, dass das, was in dem Gemach abging, unbedingt als Gegensatz zu sehen ist zu "der Fleischeslust, die er so nicht mehr gefunden hat", sondern dass in dem Moment, als er dieser unbekannten Frau gegenüber stand, er zum ersten Mal wieder etwas vergleichbares gefunden hat. Und deshalb läuft's auch so ab und deshalb hält er sie auch zurück, als sie gehen will. Drücke ich mich jetzt unverständlich aus?


    Zitat

    Original von Suzann
    Das hatte ich anderes verstanden. Für mich war das Frauenproblem, von dem Andreas der Elisabeth erzählte, ein aktuelles Problem und nebenbei halt noch das Spielchen mit Henrie...


    Andreas sagt nur, dass das mit den Frauengeschichten anfing, als er zum zweiten Mal aus dem Dorf zurückkam. Wie lange das so ging, darüber sagt er nichts. Andererseits, aus dem, was Jakob selbst über seine Beziehung zu Henrie denkt (in den Einschüben am Anfang), könnte man schließen, das ist momentan das einzige, was ihn bezüglich Frauen beschäftigt. Oder vielleicht noch der Satz: "Was denkst du denn, was passiert, allein mit einem betrunkenen, ausgehungerten Kerl nachts allein in seinem Schlafzimmer." Ach ja, später sagt er noch was von wegen "Das ist längst vorbei", als das Gespräch auf seine Geliebten kommt.

    Zitat

    Original von Suzann
    So etwas tut man doch nicht ... anscheinend doch, als Mann und auch noch betrunken ;-)
    ... anstatt wegen seiner Frauengeschichten nur total stinksauer zu sein ...


    Zitat CorinnaV: Ein Mann um die Dreißig braucht nun mal was für's Bett.
    ihm das nicht vorzuhalten, sondern einfach dafür zu sorgen, bei nächster Gelegenheit, dass sie es ist und nicht Henrie


    Ach, wie nett und uneigennützig von Elisabeth. Und von wegen, sowas tut man nur als Mann und auch noch betrunken ...
    Was denkt Elisabeth so schön, als er sie wegschicken will, ehe es zu spät ist: "Sie wusste es nun. Sie war niemals mit der Absicht gekommen, mit Jakob zu reden. Sie war gekommen, mit diesem Mann alleine zu sein, einerlei, wer er vorher gewesen sein mochte, einerlei, wer er jetzt war, und nie, niemals zuvor hatte sie einen Mann so sehr begehrt, ohne Vorbehalt, ohne zu denken ..." Na ja, und so weiter.
    Und "stinksauer" wäre auch eine etwas überzogene Reaktion, wo sie doch nur allzu gut weiß, wie empfänglich man für gewisse Reize wird, wenn man so lange alleine ist.

    Zitat

    Original von Suzann Das ist mein eindeutiger Hinweis darauf, dass er gewußt oder zumindest geahnt hat, mit wem er in der vergangenen Nacht zu Gange war.


    Und Elisabeth erkennt das natürlich auch sofort. Und damit auch, dass er weiß, welch "loses" Verhalten sie in der Nacht so an den Tag gelegt hat. "Hitze stieg in ihr Gesicht."


    Zitat

    Original von Suzann
    Und dann bekommt er ein schlechtes Gewissen: "Oh Gott", murmelt er, was musst du von mir denken..." und er ... flüchtet. Wenn Andreas nicht wäre, aus diesen beiden würde nie ein Paar :bonk


    "Schlechtes Gewissen" würde ich das nicht nennen. Aber er möchte wohl auch nicht gerade, dass sie denkt, er treibt es immer so. Zumal es nicht stimmt. Außer diesem Geplänkel mit Henrie, mit dem sie ihn hinhält, läuft für ihn ja anscheinend seit Monaten nichts mit einer Frau.
    Er flüchtet ja auch nicht, es kommt ihr nur so vor. Ist ja nicht ganz abwegig: Die Begegnung mit ihr rüttelt an allem, was er sich an Mauern um seine Gefühle gebaut hat, an allem, was er sich für seine Zukunft so vorgestellt hat. Schon ein Schock. Aber er hat ja vor wiederzukommen und in Ruhe mit ihr zu reden, "nicht so zwischen Tür und Angel". Klingt doch ganz vernünftig.


    Zitat

    Original von SuzannAber eines muss ich sagen. Ich würde nie im Leben mein warmes Hemd ausziehen, da könnte der Kerl noch so nass sein.


    Ist doch Sommer, war doch gar nicht kalt, nur nass. Aber ist das nicht eine schöne Geste: Früher hätte sie sich das niemals getraut.

    Oh wie schön, dass du es nicht nur einfach ein zweites Mal liest, sondern auch die vernachlässigten Abschnitte belebst!


    Zitat

    Original von Suzann Sie nimmt die Maske nicht ab.
    Das habe ich nicht verstanden ?( Sie hat so lange gewartet, ihn wiederzusehen..


    Klar hast du's verstanden, du gibst doch gleich drauf ein paar gute Erklärungen! Außerdem, was wäre passiert, hätte sie die Maske abgenommen? Jakob wäre schlagartig ernüchtert, sie hätten ewig geredet und die ganze schöne erotische Situation (die Elisabeth wahrhaftig herbeigewünscht hat) wäre zum Teufel gewesen. "Was brauchte sie ein Gesicht? Für das, was nun kommen würde, brauchten sie keine Gesichter und keine Namen." (Im Gegenteil, wäre eher hinderlich gewesen).


    Zitat

    Original von Suzann Das hat mich damit versöhnt, dass er sich mit einer "Unbekannten" einlässt.


    Warum darf er sich nicht mit einer Unbekannten einlassen? Weil das für ihn zu gefährlich ist? Oder aus irgendwelchen moralischen Gründen?


    Zitat

    Original von Suzann Aber dass sie ihm dieses Angebot macht, hatte ich wieder nicht erwartet.


    Sie schwimmt noch ganz schön auf dieser sinnlichen Stimmung, die sich während des Balls mehr und mehr aufbaut. Und die Begegnung mit dem jungen König hat das eher nicht abgeschwächt. Oder noch anders: Sie ist jetzt angefüllt mit körperlicher Liebe, sie kann mit offenen Händen davon abgegen.


    Zitat

    Original von Suzann Übrigens, mein Kompliment für die Beschreibung der sinnlichen Szenen. Das war die richtige Balance zwischen Erwähnen und der eigenen Fantasie überlassen.


    Danke. Das sind auch die Szenen, an denen ich am längsten herumbasteln muss! Es fantasiert sich leichter, als es sich dann hinschreiben lässt.


    Zitat

    Original von Suzann und sie will sich am liebsten gleich aus dem Staub machen und sich den Konsequenzen ihres Handelns nicht stellen.


    Nach der Begegnung mit Jakob möchte sie ja einfach nur alleine durchs Dunkel gehen und die Sache in Ruhe überdenken, da ist noch nicht die Rede von "das Land wieder verlassen". Aber wie du schon sagst, das mit Andreas bringt sie dann ziemlich aus der Fassung. Ein wenig viel auf einmal. Und sie spürt schon, dass das kompliziert werden kann und dass es vielleicht für alle Beteiligten am besten wäre, sie geht. Noch kann sie gehen, ohne dass irgendjemand (sprich: Jakob) was gemerkt hätte, noch kann alles bleiben, wie es ist (denkt sie).

    Zitat

    Original von KaterinaVor allem in seinen Hauptfiguren erhebt dieses Buch nicht den Anspruch historischer Genauigkeit


    Darf ich deiner schönen Rezension in diesem einen Punkt ein klein wenig widersprechen: Den Anspruch auf historische Genauigkeit erhebt dieses Buch schon, auch wenn die Zeit, in der es spielt, nicht im Vordergrund, sondern eher im Hintergrund steht. Die Konflikte der Hauptfiguren stehen im Vordergrund und es sind relativ zeitlose Konflikte, da hast du natürlich recht. Dass Menschen mit dem, was sie denken und tun gegen die Grenzen ihrer Zeit, deren Aberglauben, deren Gesetze stoßen hat es zu allen Zeiten gegeben. Und dies ist dazu das ausgehende 17. Jahrhundert, die Aufklärung kündigt sich an und die Ansätze davon sind längst zu spüren. Die Kritik an den Hexenprozessen nahm zu, es gab sogar Männer, die fanden, Frauen sollten mehr Recht haben und, und, und.


    Aber vor allem wollte ich sagen: Vielen Dank für deine Rezension - hat mir natürlich gut gefallen! :knuddel1

    Zitat

    Original von Suzann und dann kam es doch ganz anders.


    Was natürlich nicht auszuschließen ist. So geht's manchmal im Leben: Man plant so wundervoll und dann kommt's doch ganz anders.
    Mir war aber vor allem wichtig, dass diese drei Menschen, die einander so sehr wichtig sind, überhaupt am Ende zusammen sind und nach Lösungswegen suchen. Es hätte ja ganz anders ausgehen können, dass sie sich über den ganzen einschneidenden Ereignissen total entzweien.

    Zitat

    Original von SuzannIch seh schon, ich werde das Buch einfach noch einmal lesen und sicher werde ich viele Sachen entdecken, die mir beim ersten Durchgang entgangen sind.


    Ja, mach das! Ging beim "Spielmann" schon einigen Lesern so, dass sie beim zweiten Mal vieles entdeckt haben, was sie beim ersten Mal überlesen hatten.


    Zitat

    Original von SuzannLiegen zwischen dem Spielmann und dem König wirklich 10 Jahre?


    So ungefähr. Mit dem "Spielmann" habe ich 1987/88 angefangen und war ca. 1993 fertig, hab's aber dann 1996 wieder in die Hände bekommen, nochmal überarbeitet und dann einen Verlag gesucht.
    Mit dem "König" habe ich 2004 angefangen.

    Zitat

    Original von CorinnaV
    Und ich bin einfach Jakob-Fan :knuddel1.


    Vielleicht fand ich's auch gerade deshalb schade, dass du ausgerechnet da "verschwunden" bist, als Jakob endlich aufgetaucht ist. In einer anderen Leserunde musste Jakob einiges an Kritik einstecken, du hättest sicher mehr Verständnis für ihn gehabt.
    Ich finde gar nicht, dass der "König" weniger Jakob ist, vielleicht kommt es dir so vor, weil er im "König" bei weitem weniger agiert. Man sieht ihn eher durch die Augen anderer.
    Als Spielmann konnte er sich natürlich auch ganz anders geben und auftreten. Er sagt ja irgendwo selbst sowas wie: "Das ist das Leben wie es sein sollte". Wahrscheinlich teilst du seine Meinung.

    Zitat

    Original von Suzann
    Ich würde gerne wieder von ihnen lesen, wo doch gar nicht so richtig eindeutig klar ist, wie die Geschichte endet.


    Das ist eigentlich ziemlich klar. Ob Jakob es schafft, die Balance zwischen Jakob und Philipp zu finden, wird im Grunde schon auf Seite 482 unten angedeutet, aber es wird dann später noch klarer. Dass Elisabeth und Jakob zusammenbleiben, einerlei welchen Weg sie nun gehen, wird auch beantwortet, und diese Antwort würde als Schluss eigentlich schon genügen. Aber es wird ja sogar noch gesagt, welchen Weg sie gehen.


    Zitat

    Original von SuzannHat Jakob nun endgültig abgedankt oder kehrt Philipp mit Elisabeth auf den Thron zurück.


    "Er hatte ihr gesagt, er sei gekommen ... um zu sein, wen auch immer sie haben wollte." Und das sagt sie ihm. Schau dir den Schluss ab Seite 495 daraufhin noch einmal genauer an, da steht drin, was sie jetzt tun werden (auch wenn Jakob noch ein wenig murrt).


    Zitat

    Original von SuzannWelches Leben würden Elisabeth und Jakob führen?


    Wie Elisabeth sich als Königin schlägt, kann man aus so einigen Stellen vorher schon erschließen. Nicht zuletzt die schöne Debatte mit Diego Lehmann. Ein Zuckerschlecken wird das alles natürlich nicht, aber wie sagt Andreas auf der vorletzten Seite? "Ich nehme an, das weiß sie."


    Zitat

    Original von SuzannWas wird aus Andreas?


    Dazu sagt er im Gespräch mit Elisabeth ganz zum Schluss selbst noch was.


    Zitat

    Original von SuzannDarf man hoffen, liebe Ingrid? :grin


    Zwar sage ich jetzt: "Es gibt niemals einen dritten Teil", doch ich erinnere mich, dass ich ähnliches auch nach dem "Spielmann" gesagt habe. Und zehn Jahre später hatte ich aufeinmal furchtbare Lust, einen zweiten Teil zu schreiben. Somit zitiere ich die abschließenden Gedanken Elisabeths: "Aber man weiß nie ... man weiß vorher nie, was sein wird."

    Zitat

    Original von Suzann
    Gibt es vielleicht sogar einen Teil 3???
    Es ist ja immer noch nicht klar, wie es jetzt eigentlich ausgeht, oder? Ich würde Elisabeth, Philipp, Barbel, Christian und die anderen gerne wieder"lesen" :D


    Nein, es gibt keinen Teil 3. Und es ist schon klar, wie es ausgeht. Zumindest die wichtigen Fragen werden beantwortet. Aber vielleicht hat jeder Leser andere Fragen, das mag sein.
    Da du das auch in "Fragen an die Autorin" ansprichst, beantworte ich das gleich dort.


    Aber wohin ist jetzt die Leserunde verschwunden? War's das schon? So schnell und knapp? Ich dachte, es kommen noch rege Beiträge und Austausch in den anderen Abschnitten. Nein? Schade.

    Zitat

    Original von Katerina
    Hübsch und passend die Lancelot-Anspielung auf S. 425.


    Ach wie schön, du hast es gemerkt.


    Zitat

    Original von Katerina Ingrid hat offenbar eine Vorliebe vor halbnackte Männer am Brunnen, die ich nur begrüßen kann und teile. :lache (In meinem Nächsten kommt übrigens auch einer vor.)


    Ist schon ärgerlich, nicht wahr, dass es so wenige Brunnen gibt!
    (Und was für ein überzeugender Grund, dein nächstes Buch zu lesen).

    Liebe Katerina, ich könnte dich küssen für die Auswahl der Zitate! Damit hast du's gut getroffen. :knuddel


    Zitat

    Original von Katerina
    Ich kann nicht anders, als beide zu lieben, Andreas noch ein bisschen mehr als Jakob (oder vielleicht auch nur anders)


    Einfach nur anders, würde ich sagen. Da wäre man doch am liebsten Barbel, gell, und würde einfach "beide nehmen".


    Zitat

    Original von KaterinaEr hat wirklich abgedankt. "Das hätt ich nicht gedacht" kann ich nicht sagen, aber ich bin sehr überrascht.


    Es ist ihm auch, bei aller Lässigkeit, mit der er davon spricht, nicht ganz wohl dabei. Und das merkt Adelheid, die ihn am besten kennt, das merkt Elisabeth, die ihn mittlerweile auch ganz gut kennt, und es ist wieder Andreas, der die Sache knapp auf den Punkt bringt: "Was für ein Unsinn. Du bist Philipp Jakob von Reupen, du weißt genau, dass du zurückgehst."


    Äh, und hattest du nicht gesagt, du bist eine Langsamleserin?

    Zitat

    Original von bonomania
    Ich gestehe, ich habe in diesem Abschnitt nicht viel geschrieben, weil ich auf ein Treffen der Beiden hingefiebert habe :-]


    Hoffentlich hast du's dann nicht auch so schnell gelesen, denn dann hättest du ja Barbel fast verpasst, und Christian brilliert auch in diesem Abschnitt (allein schon, dass er plötzlich mitreitet, war gar nicht vorgesehen). Und überhaupt folgt Elisabeth da dem Weg, den sie damals mit Jakob gegangen ist - nur ist nun alles ziemlich anders.

    Zitat

    Original von Suzann
    Ich finde es sehr schön, wie Ingrid Stimmungen schon durch die Variationen von Elisabeths Namen andeuten kann. Das vertraute "Lieschen" oder "meine Schönste" von Andreas, das vornehme "Elise" von Eleonore.


    Genauso war das gedacht. (Vielleicht würde ich's auch nicht so toll finden, wenn jemand zu mir "Lieschen" sagt, aber in dem Moment passte es einfach.)


    Zitat

    Original von Suzann"Das Leben wird furchtbar ennuierend sein ohne ihn, nést-ce pas?"


    Womit er verdammt recht hat - und das führt genau zum nächsten Abschnitt und allem was darin passiert.

    Zitat

    Original von Suzann
    Meinst du Christians und Andreas´Ausflug ins Dorf oder die Rückblende von Elisabeth, als sie sich im Dorf von Jakobs Großeltern aufhielt? Kommen diese Szenen in dem Abschnitt 69-126 überhaupt vor?


    Ich meine Elisabeths Rückblende, als sie erzählt, wie sie mit Barbel dort ankommt, wie sie Johanna wiedersieht und dann natürlich das Wiedersehen und die Auseinandersetzung mit Jakob. Das erzählt sie Andreas in der Küche, noch ehe Christian hereinplatzt.
    Christians und Andreas' Ausflug kommt dann im nächsten Abschnitt - ja, der ist natürlich auch erwähnenswert.


    Zitat

    Original von SuzannDie Entzweiung zwischen Jakob und Elisabeth scheint ja auch ein bisschen auf unglückliche Umstände zurückzuführen sein.
    Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie lange es sich Jakob überlegt hat, bevor er zurückkam, vier Wochen?


    Überlegt hat er es sich wahrscheinlich nicht so lange, aber der Weg zurück nach Reupen ist nicht gerade kurz, dann kam er bestimmt nicht gleich wieder weg und dann der Weg zurück ... Stimmt, es war ein ganzer Monat. Ob er beleidigt war ... weiß nicht, er hat so eine unglückliche Neigung zum "entweder-oder". Danach ist in seinem Leben einiges passiert (erfahren wir später), in ihrem ebenso (erfahren wir im nächsten Abschnitt), und als sie nach Monaten schreibt, antwortet er nicht. Eine etwas ungeklärte Angelegenheit ...

    Frag nur, dafür ist diese Spalte schließlich da. Diese Wörter kommen aus dem Französischen, du vermutest richtig. So eine grausliche Mischung aus Französisch und Deutsch zu sprechen war damals in gewissen Kreisen ebenso "in" wie heute unser "Denglisch". Ich hab das aber nur angedeutet, alles andere wäre zu übertrieben gewesen.

    Zitat

    Original von Suzann
    Nach der aufgrund des Alkoholgenusses ziemlich intimen nächtlichen Zubettbringszene zu dritt vor Elisabeths Zimmertüre, muss sie am nächsten Morgen auch noch bemerken, wie sich diese männlichen Grazien halbnackt am Brunnen beim Wasserplanschen vergnügen.


    "Sie wandte hastig den Kopf zur Seite. Wann hätte je ein Mann mit entblößtem Oberkörper vor ihr gestanden? Die Knechte im Schlosshof im Sommer zogen manchmal am Brunnen ihre Hemden aus. Aber das war weit, weit unten, von ihrem Fenster kaum deutlich zu erkennen." (Der Spielmann, Seite 222).
    Na, da hat Elisabeth mittlerweile gelernt hinzusehen. Und verknüpft mit dem Anblick und der Nähe von Männern offensichtlich auch einiges Positive. Da hat Jakob in der Hütte wohl etwas richtig gemacht.
    Wie denkt sie einige Seiten später im "Spielmann" (Seite 496)? "Ist es möglich, dachte sie, dass Jakob mir mit all seinen Bemühungen die Scheu vor den Männern genommen hat? Dass ich mir dadurch, dass ich Jakobs Frau geworden bin, auch andere Männer vorstellen kann? Sollte es nicht umgekehrt sein?"
    Das denkt sie übrigens, als sie mit Andreas im Dunkel der Speisekammer steht.


    Zitat

    Original von SuzannIch fürchte, das kann nicht gut enden.


    Kommt immer drauf an, was man unter "gut" versteht. :-)

    Es ist später Mai, Elisabeth versucht nun endlich, sich auf ihr Leben bei Eleonore einzulassen, sich damit zu arrangieren und wirkt an diesem Morgen im Garten doch relativ zufrieden. Da steht plötzlich Andreas vor ihr und wirbelt alles auf. Zum einen wird die Erinnerung an Jakob sehr lebendig, als sie Andreas in der Küche erzählt, was seit ihrem letzten Zusammentreffen vor über 2 Jahren passiert ist, zum anderen führt Andreas ihr auch vor Augen, was ihr in ihrem derzeitigen Leben fehlt, "tanzen, unterwegs sein, einen Mann im Bett haben." Und im Grunde spürt Elisabeth, dass er da nicht ganz Unrecht hat, auch wenn sie sich dagegen sträubt.
    Er wühlt nicht nur Elisabeth auf. Eleonore wirkt äußerst beunruhigt und irritiert. Sie hatte gehofft, dass ihre geliebte Elisabeth nach all den schrecklichen Erlebnissen, die Elisabeth anscheinend hatte, nun zusammen mit ihr bis in alle Ewigkeit in diesem Palais lebt und arbeitet, dass die Entfremdung, die zwischen ihnen entstanden ist, sich wieder legt, und nun? Spürt sie, dass die Gefahr besteht, dass sie Elisabeth wieder weggenommen bekommt? Andreas' Auftauchen verstärkt das in Elisabeth, an das Eleonore nicht herankommt, das sie gar nicht begreifen kann, weil sie es nicht erlebt hat. Außerdem gefährdet allein das Gerücht von unanständigem Treiben das ganze Leben von Frauen allein in diesem kleinen Haus. So ganz darf man Eleonore nicht verdenken, wie sie reagiert. Und ihr Bruder hat es natürlich, als Mann, ein wenig leichter, locker zu sein.


    Zitat

    Original von CorinnaV
    Andererseits ist Elisabeth "ausgehungert" genug, um das anders sehen zu können, vermute ich mal ;-)


    Das würde ich nun nicht (zumindest nicht als einzigen) Grund dafür sehen, dass Elisabeth sich von Andreas angezogen fühlt. Da ist auf der einen Seite Jakob, der sie aufwühlt, der die Welt eher ein wenig zu kompliziert und dunkel sieht, der manchmal etwas zu oft zu etwas schweigt, und als Gegensatz Andreas, der sie beruhigt, bei dem sie sich sicher fühlt, der immer auf der Suche nach einer praktikablen Lösung ist und offen heraus sagt, was er denkt. Ein "anziehnder, kumpelhafter Freund" (Zitat Suzann). Endlich hat sie jemanden, mit dem sie offen über alles sprechen kann, jemanden, der sich wie sie selbst zwischen zwei Welten bewegt, eine gewisse "Vertrautheit" (Zitat Katerina). Und natürlich verbindet beide die Sorge um Jakob.
    @ Suzann: Ich glaube, die Küchenszene ist in diesem Abschnitt auch meine liebste.
    So, nun habe ich den ganzen Part im Dorf erstmal weggelassen, der in diesem Abschnitt ja ebenfalls ziemlich wichtig ist, aber sonst wird's zu lang!