Hallo Annorra
Na jaaa, Misstrauen ist etwas hart ausgedrückt.
Aber es trifft im Endeffekt dann doch zu
Aber zurück zum Thema:
Verlag ist nicht gleich Verlag. Das trifft sowohl auf e-books wie auch auf Print zu. Daher muss man deine Frage über Verlage die gezielt Autoren für e-books suchen, auch differenziert beantworten.
Aus eigener Erfahrung kann ich von meinem Verleger nur positives berichten.
Er kniet sich so richtig rein, gleich ob es um Lektorat oder Cover oder Layout geht. Dafür gibt er sogar richtig Geld vorab her, wenn er von einem Buch überzeugt ist. (Verlag = Vorlegen )
Der Weg sieht bei ihm so aus:
MS senden (manchmal auch auf Anfrage von ihm, ob was passendes zum Thema XY hätte). Er liest es sich durch, eventuell fragt er nach, ob er es noch ein oder zwei weiteren Leuten senden darf (i.d.R. Lektoren, die mit ihm arbeiten).
Dann heißt es entweder Daumen hoch oder runter.
Der Lektor wird eingeschaltet, am MS wird solange rumgefeilt, bis es nach bestem Wissen und Gewissen vö-reif ist. Parallel fragt er zwischendurch nach dem Stand der Dinge und ob schon Coverideen vorhanden sind. Das wird dann parallel in der gesamten Gruppe (Autor, Lektor, Künstler und Verleger) erarbeitet. In dieser Zeit kommt der Vertrag für den Autoren.
Festsumme für 1. Auflage (bei e-book ein Meilenstein, also Abkauf XY Downloads), anschließend X% Beteiligung.
Das Layout überarbeitet der Boss himself.
Es ist eine, für einen Kleinverlag, hochprofessionelle Arbeitsweise und -teilung, mit der ich rundum zufrieden bin, und die ich im Selfpuplishing nicht erreichen könnte (von den Festsummen für ein fertiges MS ganz zu schweigen!).
Er ist zudem offen für Ideen und Vorschläge zur Vermarktung von allen Beteiligten. Weder Autor noch Lektor oder Coverkünstler sind also reine Arbeitstiere, die nur ihren Job zu erledigen haben. Es wird jedes einzelne MS im Team aufpoliert und angeboten, wobei ER jedoch am Ende den Kopf als Einziger hinhält.
Vielleicht bin ich verwöhnt, aber ich möchte keine andere Arbeitsweise mehr haben. Daher tue ich mir schwer mit dem Gedanken, plötzlich die ganze Arbeit alleine stemmen zu müssen. Ebenso spreche ich von Anfang an alle Ideen und eventuellen Neuprojekte mit ihm ab. Das mag nach Verbiegen aussehen, aber ich empfinde gerade in der ersten Ideenfindungsphase eine weitere Meinung auf Augenhöhe unheimlich wichtig, zumal Harald mir da immer absolut freie Hand lässt, egal wie spinnert die Grundzüge einer Idee im ersten Moment auch erscheinen mögen.
Im Gegenteil er spielt da gekonnt mit Gas- und Bremspedal.
Wenn ein reiner e-book Verlag so etwas bietet, wie ich es hier beschrieben habe, dann sollte man zuschlagen.
Wenn man sich unsicher ist, sollte man vorsichtig sein, denn ich bin mir sicher, dass DKZV sich nicht lange nur noch auf den Print-Sektor beschränken wird.
Spätestens in dem Moment, wo auch der betriebsblindeste Selfpuplisher gemerkt hat, dass ein gutes Lektorat, ein ansehnliches Cover und ein vernünftiges Layout entweder eine Heidenarbeit machen, oder nicht gerade für ein Taschengeld zu haben sind, wird sich hier ein neuer Markt eröffnen.
Ich sehe also in den nächsten Jahren die Entwicklung dahingehend, dass gute (und vielleicht etablierte) Autoren sich mehr von den Verlagen lösen werden, um sich auf ihre eigenen Beine zu stellen.
Einige gute Beispiele gibt es schon, wenn sie hierzulande auch noch rar sind (Die Gestoßenen, Stefan Fischer, hier im Forum Mitglied).
Aber bis dahin, so muss ich leider gestehen, mache ich um SP deren Namen ich noch nicht kenne, lieber einen Bogen, egal wie preiswert sie ihre Werke anbieten. Für den Preis von fünf 0,99€ e-books, die mich ärgern bekomme ich aber i.d.R. immer eines, dass mich als Leser zufriedenstellt.
Dazu kommt, dass amazon mit seinem propietären Format die SP für sich mehr oder weniger alleine beansprucht. Wenn deren Werke somit dann auch nur in diesem Format angeboten werden, ist das ärgerlich für mich, da ich keinen Kindle besitze, sondern einen Reader der mit pdf., epub etc. arbeitet.
Da kommt also einiges zusammen, weshalb ich persönlich bei Selfpuplishern immer ein wenig zurückhaltend bin:
- künstlerische Freiheit in Sachen Handwerk (Rechtschreibung, Grammatik, Plot)
- kreative Layoutgestaltung
- einseitiges Formatangebot
Eine persönliche Anmerkung:
Ich höre jetzt schon dein Einen oder Anderen schimpfen, nur weil ich in einem Kleinstverlag veröffentlichen würde, hätte ich jeglichen Bodenkontakt zur einzig wahren Kunst verloren
Nein, habe ich nicht.
Denn mein Verleger nimmt noch lange nicht alles, was ich ihm anbiete.
Er sortiert auch aus, was ihm am Herzen liegt, was Erfolg verspricht und was wie fragmentierte Dateien auf den Servern von amazon oder beam rumliegen würde
Also könnte ich auch jederzeit parallel auch ins SP-Geschäft einsteigen. Ich lasse es aber lieber, weil ich viel auf die Meinung des gesamten Teams gebe, dass mit mir e-books (und Printbücher) erstellt.
Denn unser Team besteht nicht nur aus Kreativen, wir sind auch Leserinnen und Leser und machen nur das, was wir auch selber gerne lesen würden.
Und wir versuchen aus jedem einzelnen Projekt das bestmögliche rauszuholen. Klappt vielleicht nciht immer, aber wir arbeiten dran
LG
Dirk67