Ups!
Ich habe gestern nach Feierabend irgendwie den Anschluß an diesen Thread verpasst.
Wo ich vorher noch mit einem Augenzwinkern und ein wenig Ironie gepostet habe, möchte ich nun doch etwas ernster werden, bevor das Thema für mich abgehakt ist.
DraperDoyle
Du sagtest:
"Ansonsten verwechselst du offensichtlich tatsächlich Linguistik mit Sprachgebrauch, kein Mensch will das Geschlecht irgendwelcher Worte ändern, oder kein Mensch behauptet, es mache einen Unterschied, ob es nun der Ausweis oder die Ausweis heißt, eine solche Behauptung ist albern!"
Linguistik ist nach meinem Gefühl die Wissenschaft der Sprache, nicht die Gebrauchsanleitung für den Sprachgebrauch 
Insofern sehe ich hier keinerlei Berührungspunkte.
Schaue bitte mal in unter diesem Link nach:
http://www.welt.de/politik/aus…und-Vater-abschaffen.html
Der Europarat rät offen zu geschlechtsneutraler Sprache.
Ist das keine Änderung von Geschlechtern?
Für mich ist das eine Gleichrasierung von Worten, ergo eine Änderung.
Diesen Punkt habe ich übertrieben persifliert, als ich von das Waldmeister, das Personalausweis und von mir als das Mensch sprach.
Sieh diR etwas weiter unten auf der Seite den Kasten mit Ersatzvorschlägen an. Dort steht u.a. (Zitat):
- Ein "Anfängerkurs" heißt geschlechtsneutral "Grundkurs" oder "Einstiegskurs".
- Mutter, Vater = Elter
- Mannschaft = Team oder Gruppe
Wenn das kein Schwachsinn ist, was dann?
Gibt es wirklich nichts Wichtigeres auf der Welt, als eine von oben verordnete, verbale Gleichschaltung von Menschen?
Erst geht es um die Bezeichnung der Geschlechter, die gefälligst neutral zu halten ist.
Was kommt als nächstes?
Du bist nicht mehr ein Arbeitsloser (oder eine Arbeitslose), sondern seine eine freigestellte Arbeitskraft?
Du bist also eine (austauschbare) Sache und kein Mensch mehr?
Solche hirnverbrannten Beispiele gibt es zuhauf im bereits bestehenden Beamtensprachgebrauch. Es fehlt mir einzig die Lust und die Zeit, um dir mehr Beispiele rauszusuchen.
Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie durch ihre "Neutralisierung" mehr Schaden anrichten, als sie nutzen.
Der Arbeitslose war früher oft ein Schimpfwort. Ein Schimpfwort kann aber nur einen Menschen treffen. Eine freigestellte Arbeitskraft ist eine Sache. Du stehst also in so einer Situation nicht nur außerhalb der Gesellschaft, du stehst noch eine Stufe unter jeglichem Leben.
Früher waren viele Menschen in unserem Land Gastarbeiter, weil man davon ausging, dass sie wieder gehen.
Das passierte nicht.
Aus den Gastarbeitern wurden Ausländer, die ein Teil unseres Lebens waren.
Als plötzlich die Schlagworte von Intergation etc. aufkamen, war es politisch korrekt, von Menschen mit Migrationshintergrund zu sprechen.
Hat sich an der Problematik was geändert?
Nein.
Die sind nach dem politisch korrekten Sprachgebrauch wieder andere Menschen als wir!
Und wie sieht die Realität aus?
Kemal ist nach wie vor Deutscher, Hasan ist mein Mann im Fresstempel und Herr über den Döner, Joaquim ist der Mann zur Bodenpflege in den Büros meiner Firma, Aische ist meine zweite Cheffin und erste Frau, wenn ich Probleme mit einem Kunden habe ...
Kein Mensch aus meinem Umfeld käme auf die Idee, diese Menschen als Ausländer, Gastarbeiter oder Menschen mit Migrationshintergrund zu bezeichnen!!
Das sind Kollegen, das sind Menschen, wie du und ich.
Auch ohne irgendeine Hirnverballhornung, die von profilsüchtigen Hinterbänklern gefordert wird.
Gleiches gilt für die angebliche sexuelle Diskriminierung der Geschlechter.
Meine Cheffin ist meine Cheffin (ich rede sie so auch an, da wir einen sehr lockeren Tonfall pflegen, der trotzdem keinen Respekt missen lässt).
Meine Frau ist meine Frau und nicht mein Lebensabschnittsteiler oder Lebensabschnittsteilerin.
Kurz:
Ich bleibe dabei.
Von oben verordnete Denk- und Sprachmuster verkehren ihre Ziele nur ins Gegenteil und machen Unterschiede, die sich im Alltag längst abgeschliffen haben, erst recht wieder deutlich.
Und wer so sehr auf eine Gleichmachung aller Dinge hinarbeitet, der hat etwas anderes zu verbergen oder ein verdammt kleines Ego.
Big Brother gibt es schon.
Kameras an den unmöglichsten Orten ebenfalls.
Jetzt kommt also auch noch Neusprech?
Kopfschüttelgrüße (diesmal ohne ein ironisches Augenzwinkern)
Dirk67