Auch ich habe mit „Todesfrist“ mein zweites Buch aus der Hand von Andreas Gruber gelesen und wie auch schon bei „Rachesommer“ war ich rundum begeistert und zufrieden. Ein schöner Thriller, solide und spannend, blutig, aber eben genau im richtigen Maße.
Die Charaktere sind einnehmend. Manche schon auf den ersten Blick, bei anderen dauerte es eine Weile, bis ich mit ihnen warm geworden bin. Allerdings fand ich genau dies realistisch, denn auch im normalen Alltag entpuppen sich auf den ersten Blick unsympathische Personen, schlussendlich oft als „gar nicht mal so übel“. Meistens gilt, dass es einen Grund gibt, warum Menschen sind, wie sie sind und in dieser Beziehung erhält der Leser in „Todesfrist“ kleine Einblicke in die Vergangenheit der Personen, um sich selbst entscheiden zu können, ob man die Beweggründe eines speziellen Charakters nachvollziehbar genug findet, um Sympathien für ihn zu entwickeln.
Ich fand die Idee spannend, die Morde auf einem alten Kinderbuch basieren zu lassen. In diesem Sinne bin ich sicher nicht der einzige Leser gewesen, der in seine Vergangenheit abgetaucht ist und erstmal dieses alte Buch aus dem hintersten Winkel des Schrankes gezerrt hat. Es ist interessant zu sehen, wie sich das Empfinden der Menschen in diesem Punkt geändert hat und dabei ist meine eigene Kindheit noch gar nicht so arg lange her.
„Todesfrist“ ist ein zudem absoluter Pageturner, den ich nur schwer aus der Hand legen konnte – wenn überhaupt. Das inhaltliche Tempo ist rasant und gewährt dem Leser kaum Verschnaufpausen. Die Geschichte stockt zu keinem Zeitpunkt und wird auch nicht durch inhaltliche Stolpersteine aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Geschehnisse greifen flüssig ineinander, nichts wirkt konstruiert und erzwungen. Zu keinem Zeitpunkt wurde versucht mit Gewalt möglichst spektakuläre Wendungen zu erzeugen. Meistens gehen genau diese Versuche ohnehin nach hinten los und wirken durch und durch an den Haaren herbei gezogen.
Auf einen derartigen Versuch wurde in „Todesfrist“ verzichtet. Das betrifft besonders das Ende des Buches, mit dem ich äußerst zufriedne bin. Alles andere hätte aufgesetzt und wahrscheinlich auch gewollt überdramatisch gewirkt.
Fazit: Wie zuvor schon „Rachesommer“, hat mich auch „Todesfrist“ von Anfang bis Ende zu begeistern vermocht. Eine nahtloses und blutiges Buch, dessen Inhalt dem Leser genau das gibt, was schon das Cover vermittelt: einen Einblick in das, wozu Menschen fähig sind und eine Menge Spannung. Das Buch erhält von mir auf jeden Fall die volle Punktezahl und ich freue mich auf weitere Werke aus der Feder von Andreas Gruber!
PS.: Wie Cover, Buchtitel, Klappentext und nicht zuletzt auch das kleine Wörtchen "Thriller" vorne auf dem Buch vermitteln, handelt es sich bei "Todesfrist" um eine blutige Angelegenheit. Wer mit derartigen Büchern nichts anzufangen weiß, der sollte eventuell besser die Finger davon lassen, aber eigentlich hätte ich angenommen, dass sich das für einen des Lesens mächtigen von selbst versteht... *kopfschüttel*