Lieber Andreas,
erneut ein herzliches Dankeschön, dass du dir die Zeit für die Leserunde genommen und uns Rede und Antwort gestanden hast.
Wie auch bei Rachesommer hast du mich nicht enttäuscht und ich freue mich schon auf weitere Bücher aus deiner Feder [es wird nun auch wirklich mal Zeit, dass ich mir deine Horrorbücher zu Gemüte führe].
"Todesfrist" ist ein absoluter Pageturner, was man schon daran sieht, dass ich die Abschnitte - besonders zum Schluss - gleich nacheinander gelesen habe. In der Regel halte ich mich eigens für die Leserunden zurück, damit ich im Mittelfeld schwimme und etwas länger mit den anderen Lesern miträtseln kann. Das war in diesem Falle aber beinahe unmöglich.
Zitat
Original von Enchantress
Ich war ja zwischendurch auf dem Trip, dass Anne/Rose was mit Carl angefangen hat und sich so zu seiner Komplizin entwickelt hat. Mir fehlte wohl etwas Sex im Buch.
Du wirst lachen, aber diese Möglichkeit habe ich durchaus auch in Betracht gezogen. Ebenso, dass die ganze Mordreihe ne besonders kranke Art von Therapie ist. Sich seinen Ängsten stellen und Dergleichen.
Ich gebe zu: bis zum Ende des Buches habe ich Gefallen an Sneijder gefunden. Als Protagonist hat er was. Wenngleich seine Art ziemlich unsympathisch bleibt, aber ich glaube es macht viel aus, wenn man ihm ein oder zwei Charaktere an die Seite stellt, die nicht gleich den Kopf einziehen, ihm Kontra geben und ihm zwischendurch auch mal anständig die Meinung geigen. In der Beziehung waren Sabine und auch Ben jedenfalls in meinen Augen Gold wert. Ohne sie hätte ich Mr. Maarten S. Sneijder wohl nur schwer ausgehalten.
Zudem fand ich es gut, dass es auch Szenen gab, in denen Sneijder eine weniger harte Seite zeigen durfte, ohne dass es OOC gewirkt hätte. Bis zum Schluss hin ist aus ihm immerhin doch noch ein menschliches Wesen geworden.
Jetzt bin ich sogar begierig darauf, mehr Fälle an der Seite des Niederländers lösen zu können.
Ich fand es gut, dass man Kleinigkeiten aus seinem Leben erfahren hat. Wie gesagt, das hat ihn erst menschlich werden lassen und erst dadurch konnte ich so etwas wie Sympathie für ihn entwickeln. Zu Beginn war er wie der typische Kerl von der Dienstaufsicht, der deinen Lieblingscharakter in so gut wie jeder Serie ohne ersichtlichen Grund quält. Diese Charaktere erinnern mich immer an Agent Smith aus Matrix.
Dadurch, dass er auch Sachen über sich Preis gab, die man als Schwachpunkte bezeichnen könnte, konnte man gar Mitleid für Sneijder. Aber nicht allzu viel, weil er für sich selbst ja auch keine große Menge dafür übrig zu haben scheint.
Stellenweise fand ich Sneijder sogar ziemlich witzig. Ich mag Charaktere, die nicht auf den Mund gefallen sind eigentlich ganz gerne. Aber wie gesagt: es braucht auch immer jemanden, der Kontra gibt, damit sich entsprechende Schlagabtausche ergeben. Wenn immer nur derselbe austeilt und die anderen einstecken macht es schlichtweg keinen Spaß.
Ein wenig erinnerte er mich gar an Sherlock Holmes [mehr an den aus der Serie] [dann wäre Sabine Watson... das würde durchaus passen :chen]
Es wäre definitiv witzig, wenn Sneijder in eine Situation käme, die ihn aus dem Konzept bringt.
Mehr kurze Einblicke in sein Privatleben und seine Vergangenheit wären auf jeden Fall interessant. Ich würde beispielsweise gerne wissen, warum er vorgibt nicht Auto fahren zu können.
Übrigens finde ich es ziemlich geschickt dem Niederlänger einen derart bekannten Namen zu geben, dass er dem Leser nur allzu einfach im Gedächtnis bleibt. Das ist ansonsten bei Namen aus anderen Ländern oftmals ein Problem. Dann weiß man nie, wie man den Namen richtig schreiben muss... *seufz*
Von welchem Autor stammt die Aussage, dass man in seinem Beruf alles tun dürfe, außer das Haustier zu töten, weil die Leser einem das nicht verzeihen?
Ich finde, das war ein kluger Mann (?), denn die Stelle, bei der mir das Herz tatsächlich in die Hose gerutscht ist, war die, als Carl Dusty aus dem Auto wirft. Im ersten Moment dachte ich gar, er schubst ihn aus dem fahrenden Wagen *schauder*
Umso schöner, dass dem Hund nichts passiert ist.
Mein Mitleid mit Rose hielt sich hingegen arg in Grenzen. Ich fand es durchaus gerecht, was mit ihr passiert ist. Was für ein hinterhältiges Weib und außerdem hat sie ja im Grunde genommen all diese Morde teilweise zu verschulden. Dass es kein Happy End für sie gab, fand ich richtig.
In diesem Sinne gilt Helen auch mein tiefster Respekt. Ich bin mir sicher, dass ICH mich für diese Frau nicht derart aufgeopfert hätte. Für einen geliebten Menschen ins Feuer zu rennen, halte ich durchaus für machbar, aber schon bei einem Fremden oder gar einem weniger lieben Menschen, stellt sich mir die Frage, ob die meisten Menschen sich selbst in Gefahr begeben würden, um denjenigen zu retten. Die Zahl der Menschen, die sich dann sogar für einen 'Feind' in die Gefahr stürzen, halte ich für ziemlich klein. Solche Personen würde ich sogar den Titel 'Held' geben.
Aber vielleicht bin ich auch einfach kein guter Mensch...
Was ich hingegen tragisch fand war, dass Frank Anne ja wirklich zu lieben schien. Er hat sich ja ernsthafte Sorgen um sie gemacht [von der Sache mit dem Kind einmal abgesehen, aber er schien ja schlichtweg keins haben zu wollen und zwar so sehr, dass er sogar zu solch drastischen Mitteln griff].
Habe ich das eigentlich falsch in Erinnerung oder hat Rose Frank eigentlich gar nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt? Ich muss das noch mal nachlesen...
Zitat
Original von Sabine Sorg
Ich fand den Tod von Carl fast zu human. Er hätte im Gefängnis - man verzeihe mir die Ausdrucksweise - verrotten sollen, oder noch besser in einem Straflager für die Hinterbliebenen seiner Opfer bis zu seinem Tod arbeiten müssen.
Wenn ich bedenke, wie viel er in seiner Kindheit gelitten hat, fand ich das Ende eigentlich recht passend. Schlussendlich war Carl ja auch ein Opfer, das von den Menschen um ihn herum zu dem gemacht wurde, was er war. Selbst den Startschuss zu seinen Morden hat Rose gegeben. Er ist definitiv das, was man unter einem Monster verstehen würde und es ist gut, dass er aus dem Verkehr gezogen wurde, aber es wäre in meinen Augen nicht nötig gewesen, ihn in irgendeinem Gefängnis oder eher einer psychologischen Einrichtung versauern zu lassen. Er hat sein Ende nach einem unschönen Leben gefunden. Das reicht doch eigentlich.
Ich fand es auch nicht störend, dass man Carl schon von Beginn an kennen gelernt hat. Wie man ja in den einzelnen Leserundenabschnitten gesehen hat, hat das viele Leser [mich inklusive] nicht davon abgehalten andere Täter in Betracht zu ziehen, eben weil Carl so offensichtlich der Schuldige war. Und es blieb ja bis fast zum Schluss offen, ob er nicht zumindest nur das ausführende Instrument ist und jemand anderes im Hintergrund die Fäden zieht.
Für mich hat sich die Spannung deshalb jedenfalls nicht geschmälert.
Und um die Sache rund zu machen:
Ich finde selbst das Cover klasse und absolut passend zum Buch. Schöne Typo, nette Effekte, sieht super im Regal aus. Als kleines Extra ist das bei jedem Buch toll