Ups, entschuldigt, ich platze hier so einfach ins Gespräch...
Da möchte ich doch noch die eingangs gestellten Fragen beantworten:
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Original von Historikus
1) Gibt es einen Gott?
Wenn mit "geben" "existieren" gemeint ist, dann muss ich das für mich verneinen. Ich sehe Gott als ein transzendentes "Wesen", als Voraussetzung von Existenz. Und die Voraussetzung zB eines Zustandes kann sich meiner Meinung nach nicht in diesem Zustand befinden.
Beispiel: Eine Idee und ein Schriftsteller sind die Voraussetzungen für einen Roman, aber beide kann man an sich nicht lesen. Erst den Roman als gedrucktes Buch kann man lesen - aber ohne Schriftsteller und ohne Idee (und weitere Faktoren!) kein Roman.
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2) Wenn ja/nein, warum glaubt ihr (nicht) daran?
Das kann ich jetzt natürlich nicht so simpel beantworten ...
Anders gesagt: Wenn ich davon ausgehe, dass alles, was sich im Universum ereignet, eine Voraussetzung braucht, dann komme ich irgendwann an den Punkt, wo sich die Frage nach einer voraussetzungslosen Voraussetzung stellt (Stichwort Urknall).
Oje man merkt, dass ich ein Philo-Seminar zu Gottesbeweisen gemacht habe ...
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3) Brauchen wir heute einen Gott?
Falsche Frage, finde ich!
Weder "braucht" so ein Gott uns, noch "brauchen" wir "es".
Was wir "brauchen", ist ein sinnvolles Fundament für eine Ethik - die "normalen" Religionen versagen hier, weil sie mit weitgehend überholten Begriffen und Drohungen arbeiten. Aber das ist eine ganz andere Frage.
Ich "brauche" diesen "meinen" Gott auch nicht - er ist ja transzendent, also unerreichbar. Aber ich finde die Idee einer voraussetzungslosen Voraussetzung durchaus interessant.
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4) Wenn ihr an Gott glaubt, wie stellt ihr ihn euch vor? Hat er die Gestalt einer Person? Schließlich muss Gott wenn er existiert tausende Jahre alt sein.
Und hier haben wir wieder diese Kindergartenvorstellungen von "Aussehen" usw
Ein menschengestaltiger Gott ist doch nur ein Ersatz für Papa und/oder Mama, und dann gibts Kritik a la: Dich gibts doch gar nicht, wenn er (oder sie) nicht so funktioniert, wie wir uns das wünschen.
Ich habe mich eine Weile mit Zen beschäftigt, da kommt man von der bildlichen Vorstellung völlig ab. Das heißt aber nicht, das sich Meditationserlebnisse nur als kalte Gedankengänge und nicht als emotionale oder gar körperliche Reaktionen abspielen würden.
Ich fand in diesem Zusammenhang die Schriften von Theresa von Avila sehr interessant. Sie belegt Gebetserlebnisse mit erotischen Metaphern und das triffts!
Grüßlis!