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Original von Biloxi
Bevor ihr Euch die großen Beulen am Kopf holt ( )....wegen uns "Ungläubigen" schlage ich vor, dass Ihr uns mal Eure Bezugsquellen - und/oder einige Nachweise für die Behauptung, dass "die Päpstin" NICHT existiert hat nennt?!
Soll ich hier ein Proseminar in Kirchengeschichte halten? Gerne, aber ihr werdet sterben vor Langeweile, denn die Realität ist nun einmal längst nicht mehr so spannend, wenn man sie erstmal analysiert.
Es gibt keinerlei zeitgenössische Quellen zu einer Päpstin, abgesehen von einem höchst zweifelhaften Pamphlet des Gegenpapstes Anastasius, der dem im Lateran sitzenden Papst Benedikt III unterstellt, er habe nicht drei, sondern nur zwei Jahre amtiert, davor sei es mit dem Lateran so arg heruntergekommen, dass sie eine Frau zum Bischof von Rom ernannt hätten, ohne es zu merken.
Übrigens wurde derselbe Vorwurf gegen Papst Johannes XI erhoben (übrigens der Sohn und Enkel sehr mächtiger Römerinnen - Marozia und Theodora - deren sich ein männlicher Autor annehmen musste ), weil der ein rechtes Lotterleben geführt haben soll - eben wie eine Frau, hieß es in den Pamphleten.
Diese Frauenfeindlichkeit war allerdings nicht überall gleich stark. Einige Kirchenväter (vor allem Tertullian) waren äußerst frauenfeindlich gewesen, andere eher wenig bis gar nicht (Origenes und Synesios - beide Schüler der Mathematikerin Hypatia -, Johannes Philoponos). Hieronymus hat erfolgreich unter den reichen Römerinnen missioniert - sicher nicht mit frauenfeindlichen Texten. Diese Frauen haben in Rom aber auch im Heiligen Land Stiftshäuser unterhalten, in denen über Jahrhunderte Theologie GELEHRT wurde.
Nur mal zwei flotte Zitate aus der OFFIZIELLEN Doktrin der RKK:
Auch jenes ist nicht müßig, daß die Frau nicht aus der gleichen Erde, von der Adam gebildet wurde, sondern aus der Rippe Adams selbst geschaffen wurde, damit wir wissen, daß einunddieselbe Natur des Leibes im Mann und in der Frau ist, eine einzige Quelle des Menschengeschlechtes.
Deshalb sind vom Ursprung her nicht zwei geschaffen, Mann und Frau, noch zwei Männer, noch zwei Frauen; sondern zuerst der Mann, danach die Frau aus ihm. Eine einzige Natur der Menschen nämlich wollte Gott konstituieren. Indem er von einem einzigen Ursprung der Natur den Anfang setzte, entriss er die Möglichkeit vieler und ungleicher Naturen. (aus dem Decret Gratians)
Und weils so schön ist noch eins:
Wenn aber aus diesen Gründen die Frau aus dem Mann geschaffen wurde, nicht aus irgendeinem Körperteil, sondern aus dessen Seite gebildet wurde, dann deshalb, daß gezeigt werde, daß sie zur Teilhabe der Liebe geschaffen wurde; und damit sie nicht, wenn sie aus dem Haupt gemacht worden wäre, dem Mann zur Herrschaft voranzusetzen wäre, oder, wenn sie aus den Füßen gemacht wäre, zur Knechtschaft zu unterwerfen wäre. (Petrus Lombardus)
Von der Spätantike bis ins Hohe Mittelalter lag die gesamte Bildung in den Händen der Frauen. Nur die Theologie beschränkte sich später auf die Universitäten. Augustins Mutter Monnica lehrte an der Seite ihres Sohnes und des umstrittenen Ambrosius Theologie in Mailand.
Obendrein fällt diese ganze Geschichte ins Vorfeld des Schisma von Ostkirche und Westkirche. Das mächtige Konstantinopel/Byzanz mischte nämlich bei den Machtkämpfen im Lateran kräftig mit. Und mit abstrusen Vorwürfen war man schnell bei der Hand, da eine Widerlegung von Gerüchten mangels Informationsmedien kaum möglich war.
Ein bisschen Literatur darfs auch noch sein:
A. Angenendt: "Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit 400-900".
Marie-Louise Portmann: "Die Darstellung der Frau in der Geschichtschreibung des früheren Mittelalters".
Wolfgang Hage: "Das Christentum im frühen Mittelalter (467-1054)".
W. Durandt: "Kulturgeschichte der Menschheit VI: Das frühe MIttelalter."
Hans von Schubert: "Geschichte der christlichen Kirche im Frühmittelalter".
Das nur mal so zur Anregung aus der deutschen Forschung. Ist aber längst nicht flächendeckend. Reicht dir das erstmal?
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Original von Biloxi Eventuell können wir das auch mit Opus Dei und den Illuminati gleich erweitern? Gibt - oder gab es die auch nicht? Alles nur "Dummfug" um uns zu unterhalten?
Nein, ich schrieb schon mal: Das Übelste, was es gibt, ist ein Mix aus Tatsachen, Halbwahrheiten und Lügen. Selbstverständlich gibt es das Opus Dei, und die arbeiten auch ziemlich fleißig an der Oberfläche, z.B. am Machteinfluss in den Schulen. Eine ziemlich bekannte bayerische Kinderpsychologin ist eine prominente Unterstützerin - muss ich erwähnen, dass die Frau eine psychologisch-biologistische Begründung für die Sexualethik im derzeitigen Katechismus geliefert hat?
Der Orden der Illuminaten ist das künstlich aufgeblasene Objekt moderner Verschwörungstheoretikern ist. Im 18.Jh. begründete Adam Weishaupt, Professor für Kirchenrecht in Ingolstadt, unter dem Namen "Gesellschaft der Perfectibilisten" mit einigen Freunden eine Gemeinschaft, die sich gegen die Gegenaufklärung wendete; diese Gruppe wurde später auch "Illuminatenorden" genannt und war eine Freimaurerbewegung. Sie ist anti-katholisch, fortschrittlich gesinnt und zugleich anti-liberal. Sie ist vore allem in Amerika aktiv (Aam Weishaupt Foundation). Es gibt rege Kontakte und Rivalitäten z.B. zur Humanistischen Union. Aber ich wette, dass die Verschwörungstheoretiker auch hierfür eine Begründung haben.
Ein wertvoller Lesetipp zu diesen Dingen ist sicher Umberto Ecos "Foucaultsche Pendel", wo der Autor schließlich das Prinzip der selffulfilling prophecy auf die drei Verschwörungstheoretiker anwendet: Indem sie die Verschwörung "re"-konstruieren und recherchieren, setzen sie Ereignisse in Gang, die erst zu einer Art Verschwörung führen.
Viel Spaß derwei beim Nachrecherchieren!
Grüßlis!