Tja, meine Rezension ist ein bißchen Lang geworden... :O - ich stell' sie trotzdem 'mal in ungekürzter Fassung rein Liebe Grüsse
Da ich Romane über das Mittelalter liebe, war ‚Die Waldgräfin' ein absolutes 'Muss' für mich und ich kann nur sagen - ich habe es nicht bereut. Die Geschichte handelt von Alienor, der Tochter eines deutschen Grafen und den ungeahnten Wendungen, die ihr Leben nimmt, nachdem ihr Vater eines Tages einen zerlumpten Fremden vom Jagdausflug mit nachhause bringt. Um herauszufinden, welches Geheimnis sich hinter seiner Abstammung verbirgt, wird der Gefangene auf unmenschliche Art gefoltert - dennoch gibt er nichts von sich preis. Der Graf 'schenkt' Alienor den halbtoten 'Barbaren' als Reitknecht, obwohl sie ihn anfangs ablehnt. Im Laufe der Zeit jedoch verliert sie ihre Furcht vor ihm und als er eines Tages bei einem Auftrag ihres Vaters schwer verletzt wird, nimmt sie zu ihrem eigenen Erstaunen alles auf sich, um ihn zu retten. Was hier nach einer schnulzigen Liebesgeschichte klingt, ist in Wahrheit ein mitreißender und unterhaltsamer Roman über eine junge Frau, die unter den Zwängen ihres eingeengten Lebens auf einer deutschen Burg im Mittelalter leidet. Alienor wurde von Kind auf überaus fromm erzogen und war wie alle Frauen zu ihrer Zeit von klein auf dazu bestimmt, einen reichen Adeligen zu heiraten und ihm soviele Erben wie möglich zu gebären. Durch ihre strenge religiöse Erziehung und der panischen Angst vor der ‚Sünde’ und dem Teufel ist sie hin- und hergerissen zwischen Anziehung und Ablehnung gegenüber Erik, dem Gefangenen ihres Vaters, der, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, der letzte Sohn eines hohen Wikingerkönigs ist. Sein Glaube an die fremden nordischen Götter, allen voran Odin, stellt eine grosse Herausforderung an die Gefühle der beiden dar. Für Alienor ist Erik ein Barbar, heidnisch und der Hölle geweiht. Dennoch siegt ihr Verstand über die abergläubischen Vorstellungen ihrer Zeit und sie flüchtet mit Erik, um ihn und sich selbst zu retten...
Das Buch veranschaulicht meiner Meinung nach den religiösen Fanatismus der Christen im Mittelalter sehr gut. Alles Fremde und Unbekannte war sogleich teuflisch und barbarisch, kein anderer Glaube wurde auch nur annähernd toleriert. Dagmar Trodler beschreibt auch die Lebensumstände der damaligen Zeit sehr anschaulich, sie beschreibt sowohl die eisige Kälte und die mangelnde Hygiene als auch die Freß- und Sauforgien der Burgbewohner. Natürlich hat das Buch auch ein paar Schwachstellen. Es ist unwahrscheinlich, dass Erik mit einer so schlimmen Verletzung zur damaligen Zeit auch nur kurze Zeit überlebt hätte, in der Geschichte kann er jedoch damit sogar noch reiten und muss tagelang auf die Hilfe eines Heilkundigen warten.
Ich freue mich dennoch schon sehr darauf, ‚Freyas Töchter’ zu lesen, da ich unbedingt wissen möchte, wie es mit Alienor und Erik weitergeht. Und ich möchte außerdem auch noch mehr über das damalige Leben der Wikinger sowie ihren Glauben an Odin und die anderen Götter des Nordens erfahren.