Miles Davis - Autobiographie

  • Der Autor: Miles Davis ist zweifelsohne einer der größten und einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Er war maßgeblich an der Entwicklung des Jazz seit den 40er Jahren beteiligt und prägte die moderne Musik weit über den Jazz hinaus.
    Sein Co-Autor Quincey Troupe ist Journalist. Er lernte Miles Davis bei einem Interview kennen und wurde von diesem als Autor seiner Autobiographie ausgewählt. Diese Geschichte erzählt Troupe in seinem Buch "Mein Freund Miles".


    Das Buch


    - "Das wahnsinnigste Gefühl in meinem leben...hatte ich, als ich Diz und Bird 1944 das erste Mal zusammen in St. Louis, Missouri, gehört habe.
    ...Mann, es war das Schärfste. ....So wie diese Band die Musik brachte, das wars. Nichts anderes wollte ich hören."


    Miles beginnt schon als jugendlicher Trompete zu spielen und wird so gut, das er in der durchreisenden Band Billy Eckstines einen erkrankten Trompeter vertreten darf. Hier kommt er mit Dizzy Gillespie und Charlie Parker in Kontakt und beschließt, nach New York zu gehen, um das aufregende Leben eines Jazzmusikers zu leben und an den Veränderungen teilzuhaben, die den Jazz im Augenblick zu etwas vollkommen neuem werden lassen.
    Charie Parker holt den jungen Miles in seine Band und der Trompeter lernt hier den Menschen hinter der Legende kennen, den drogensüchtigen genialen Säufer, den menschlich-übermenschlichen Genius des Jazz.


    Eine Reise nach Paris und eine kurze Liebesbeziehung mit der Sängerin Juliette Greco stürzen Miles nach seiner Rückkehr in die USA in eine tiefe Krise. In Europa wurde er als Musiker, als Künstler wahrgenommen, in den Staaten war er nur ein "Nigger", der von den Weissen bestenfals ausgebeutet wurde. Vor dem Jazzlokal "Birdland" wurde er von einem Polizisten zusammengeschlagen, als er eine Zigarette vor der Tür rauchte.
    Miles Davis beginnt Drogen zu nehmen und langsam rutscht er in die Niederungen des Junkielebens ab. Seine Karriere scheint beendet, ebenso wie sein restliches Leben!


    Doch Miles Davis rafft sich nochmal auf. Er zieht sich in das Gästehaus seines Vaters zurück und "tritt der Sucht in den Arsch!", er wartet solange ab, bis er kein Verlangen mehr nach Drogen hat.
    Die Schilderung seines Drogenetzugs ist eine der bewegensten Stellen in diesem Buch und treibt mir immer noch Tränen der Rührung in die Augen!


    Auch wenn Miles Davis nie wieder ganz clean sein wird, die Drogen beherrschen sein Leben nun nicht mehr. Er stellt eine neu Band zusammen und zieht los....und beeinflusst immer wieder den Lauf des Jazz.


    Meine Meinung: Es gibt immer wieder Bücher, welche sich ihren Leser aussuchen und oft sind es diese Bücher, die für den Leser eine ganz besondere Bedeutung bekommen.
    Ich lese gerne Biographien/Autobiographien von "besonderen" Menschen. Von Reisenden, Entdecker, Künstlern....
    Mit Jazz hatte ich damals nichts am Hut, ich wusste nicht mal genau was das ist, als ich dieses Buch kaufte. Ich kaufte eine hoffentlich interessante Künstlerbiographie, einige Stunden Unterhaltung....
    Es mag ausserordentlich pathetisch klingen, aber dieses unscheinbare Tb prägte mein Leben so nachhaltig wie kein anderes. Duch Miles' Schilderung der Musik Charlie Parkers kaufte ich mir zwei Scheiben mit seiner Musik, Platten von Miles Davis sowieso und (erstmal) ein Buch über die Geschichte des Jazz (M. Jacobs/All that Jazz). Heute ist mir diese Musik so wichtig wie die Luft zum atmen...
    Aber zurüch zum Buch! Miles erzählt aufrichtig in seinen Worten und er schont in seiner Offenheit weder sich noch andere. Dabei wurde sein Buch nicht nur eine äusserst eindrucksvolle Künstlerbiographie, sondern auch ein Stück Geschichte den schwarzen Amerikas, eine Geschichte von Rassismus und Ausbeutung, aber auch von Protest und Widerstand. Seine Sprache ist klar und direkt, er schert sich einen Dreck darum, ob seine Geschichte den Ansprüchen der "Literatur" gerecht wird. Es ist ein offenes und ehrliches Buch, welches sicherlich in seiner schonungslosen Art auch zum Widerspruch geradezu herausfordert, aber gleichzeitig zum Verständnis dieses herausragenden Musikers unerläßlich ist.


    PS: So gut die deutsche Übersetzung auch ist, die Originalausgabe ist hier in jdedem Fall vorzuziehen. Denn für Miles Lieblingswort "Motherfucker" gibt es in den verschiedenen Zusammenhängen keinerlei deutsche Entsprchung. Und es ist recht komisch, wie die Übersetzerin sich hier aus der Affäre zieht....

  • Bei dem Buch gefällt mir besonders, dass es nicht nur unheimlich viel über die Entstehung von Musik verrät, sondern durch den abgedeckten Zeitraum auch einen interessanten Überblick über die USA, der Politik in Bezug auf Schwarze, der Welt des Jazz und seinen Wandel in den Jahrzehnten gibt, wenn auch stark subjektiv. Aber das macht nichts. Einiges ist so von Zeitzeugen sonst kaum noch beschrieben zu finden.
    Nur ein Beispel: Wie es in den Jazzclubs der 52nd street in New York, wie z.B. den Three Deuces, dem Birdland oder The Onyx zuging, als Charlie Parker, Max Roach, Dizzy Gillespie und so viele andere brillierten, vermittelt dieses Buch unvergleichlich. Auch lässt Miles Davis kaum einen der amerikanischen Jazzgrößen aus, schließlich haben fast alle mit ihm gespielt.