Elly Beinhorn Alleinflug - Mein Leben

  • Klappentext


    Als Elly Beinhorn mit 25 Jahren in Port Darwin, Australien, aus dem Cockpit ihrer Maschine steigt, ist sie ein Weltstar: Als erste Frau hat sie die Welt im Alleinflug umrundet. In diesem Buch erzählt eine der mutigsten Frauen des 20. Jahrhunderts ihr Leben. Mit 20 Jahren machte sie den Pilotenschein, mit 23 startete sie allein zu ihrem ersten Afrikaflug, der mit einer Notlandung und vier Tagen Fußmarsch durch die Sahara endete. 1932 gelang ihr die Weltumrundung, 1936 überflog sie innerhalb von 24 Stunden drei Kontinente (Afrika, Asien und Europa). Sie war die erste Frau, die über den Atlantik flog. 2007 feierte "die letzte Königin der Lüfte" (FAZ) ihren 100. Geburtstag.





    Elly Beinhorn ist eine der berühmtesten Flugpioniere.
    Sie wurde in Hannover geboren, verlebte dort eine ganz normale Kindheit, absolvierte das Lyceum und wusste eigentlich gar nicht so genau was sie werden wollte. Sie wusste nur, sie will kein typisches Hausfrauendasein leben. Lieber irgend etwas aufregendes.
    An die Fliegerei dachte sie zunächst gar nicht. Bis...sie 1928 durch Zufall in einen Vortrag des Ozeanfliegers HermannKöhl geriet und ihm faszieniert lauschte. Und DA wusste sie was sie wollte.
    Nur noch nicht, wie sie das ihren Eltern beibringen sollte....


    Sie schaffte es und durfte in Berlin-Staaken ihren Flugschein machen.
    Nur drei jahre später gelang es ihr an einer Afrika-Expedition teil zu nehmen und startete zu ihrem ersten Flug in Richtung Afrika. Allein. Wie später sehr oft.
    Dieser erste Flug, wenn auch sehr aufregend und interessant, endete mit eine Notlandung und einem 4 Tage Fußmarsch durch die Sahara.


    In diesem Buch erzählt Elly Beinhorn von ihren ersten Versuchen, ihren Erfolgen und Bruchlandungen. Von den Hindernissen, die sie als Fliegerin zu bewältigen hatte. Wie schwer es damals war, sich als Frau in dieser Männerdomäne durchzusetzen und Erfolg zu haben.
    Sie berichtet von den Ländern, die sie bereist hatte, von den verschiedenen Menschen, die sie unterstützten, sie hinderten, sie retteten und bejubelten. Von den vielen Stunden, einsam über den Wolken, mit der Müdigkeit, dem Wetter und der Technik kämpfend.



    Grundsätzlich von der Thematik her ein sehr interessantes Buch. Allerdings fand ich den Schreibstil doch recht mühsam. Ein wirklicher Tagebuch-Stil wäre wohl die bessere Lösung gewesen.
    Wahre Fans der Fliegerei fällt es vielleicht leichter, die vielen nebensächlichen technischen Details im monotonen Stil eines Flugmotors zu lesen. ;-)
    Interessant alle mal, aber schwer in einem Zug zu lesen. Musste immer mal wieder pausieren.
    Aber dennoch 6 Punkte wert.

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Der Präsident des hannoverschen Aeroclubs, ein mit Orden ausgezeichneter ehemaliger Kampfflieger des ersten Weltkriegs, hielt sie für überspannt, ihr Vater forderte ihre Mutter auf, sie zu einem Nervenarzt zu bringen, ihre Mutter schwamm tagelang in Tränen. Es nützte nichts, kurze Zeit darauf hielt sie in Berlin zum erstenmal den Steuerknüppel eines Flugzeugs in der Hand. ‚Sie’ ist Elly Beinhorn, Flugpionierin, in ihrer Zeit Weltstar, Trägerin eines guten Dutzends internationaler Orden und Auszeichnungen, bis heute nicht nur in Insiderkreisen eine der berühmtesten Frauen des 20. Jahrhunderts. In ‚Alleinflug’, erzählt sie ihr Leben. Das Buch, - nicht ihr einziges, im übrigen - erschien 2007, in dem Jahr, in dem sie, noch durchaus munter, ihren 100. Geburtstag feierte. Natürlich saß sie anläßlich ihres Geburtstags noch einmal in einem Flugzeug, eine halbe Stunde lang schwebte sie über dem Alpenvorland.
    Ihr Lebensbericht läßt keine Zweifel an ihrer ‚Berufung’ als Fliegerin aufkommen. Es hat jedoch seine Zeit gedauert, bis sie diese Berufung erkannte. Als einzige Tochter einer gutbürgerlichen hannoverschen Kaufmannsfamilie, war eine echte Berufstätigkeit für sie nie Notwendigkeit gewesen. Sie konnte sich Zeit lassen, zu überlegen, was aus ihr werden sollte. Ihr Streben nach Unabhängigkeit und Abenteuern erwiesen sich eine gute Weile nur als Hindernisse für eine Zukunftsgestaltung. Die Wende brachte der Vortrag eines berühmten Fliegers, zu dem sie mehr aus Unentschiedenheit ging. Da war sie schon 21 Jahre alt.
    Ihre endgültige Berufswahl förderte und forderte das, was Elly Beinhorn offenbar in hohem Maß besaß: Entschlußkraft, Entscheidungsfreude, Durchsetzungsfähigkeit. Konzentration auf ein Ziel und ein Ziel allein. Was die Lektüre dieser vierhundert Seiten allein schon ziemlich faszinierend macht, ist die Entdeckung eines unbändigen und ziemlich ungebändigten Willens.


    Aufs Ganze gesehen, ist die Lektüre nicht unbedingt leicht. Für Leserinnen und Leser, die weder Motoren - noch Abenteuerreisenverliebt sind, fehlt oft die Spannung. Man muß die Bedeutung von Beinhorns Unternehmungen, sei es als Kunstfliegerin oder als Langstreckenfliegerin schon glauben. Propeller, Motor, Benzinmischungen mit der richtigen Oktanzahl, verölte Zündkerzen, verstopfte Leitungen, Bereifung, PS-Zahlen, Winde, Wetter und viel Landschaft sind zentrale Bestandteile.


    Natürlich kann man mit großen Augen und halb offenem Mund staunen über die Beschreibung der winzigen Maschinchen, die damals die Flugzeuge waren. Anfänglich noch offen, mit nur einer Plexiglasscheibe als Windschutz, hinein und hinaus kletterte man über die Tragflächen. Ziellandungen mußten durch rechtzeitige Wegnahme des Gases geschehen, denn die Maschinen hatten keine Bremsen. Von Berlin nach Dresden brauchte man Stunden, auf ihrem ersten Flug über die Alpen nahem Beinhorn ihren Schulatlas mit. Sie verflog sich trotzdem. Funkgeräte, Radios gab es keine, auch nicht bei Flügen über Afrika oder den Pazifik. War man erst einmal da oben, war man weg. Allein. Das ist genau das, was Beinhorn wichtig war.


    Schwerer als das Fliegen war offenbar das Leben auf dem Boden, denn fliegen war auch damals schon teuer und es mußte finanziert werden. Beinhorn arbeitete als Kunstfliegerin und Reklamefliegerin. Ihr eher zurückhaltender Ton, der zeitweise ein wenig eintönig werden kann, hat bei der Lektüre unglücklicherweise hin dun wieder zur Folge, daß man die Schwierigkeiten un den ungeheuren Aufwand, den es kostete, das Fliegen als Selbständige zu finanzieren, überliest. Die Suche nach Sponsoren, heute normal, damals erst noch im Entstehen war eine nervenaufreibende Angelegenheit. Daß Motor, Wind und Wetter dagegen regelrecht angenehme Genossen sein konnten, ist nur verständlich. Lästig erscheinen auch die Empfänge und Interviews, die mit wachsender Berühmtheit immer zahlreicher wurden, die man aber nicht übergehen durfte, denn sie brachten eben das Geld und waren damit Teil der Arbeit. Es blitzt immer wieder durch, wie anstrengend es ist, berühmt zu sein.


    Natürlich werden die vielen Abenteuer geschildert, Notlandungen, Beinahe-Abstürze und, glücklicherweise, wenige Bruchlandungen. Ihre Reisen führten sie auf alle Kontinente, nacheinander und einmal rund um die Welt. Die Schilderungen von Land und Leuten allerdings wirken ein wenig fad, im Zentrum von Beinhorns Interesse stehen allemal der Motor, die Maschine und das Fliegen an sich. Die Erzählerin ist völlig unpolitisch, Veränderungen der gesellschaftlichen Situationen, z.B. die Revolution in Chile oder das Dritte Reich dringen nicht in Beinhorns Bewußtsein. Daß sie mit ihren Flügen auch zur Entwicklung der deutschen Militärfliegerei beiträgt, findet keine weitere Erwähnung.
    Mit leichtem Stirnrunzeln muß man ihre Begeisterung über das Deutschtum im Ausland hinnehmen, etwas heftiger war das Stirnrunzeln, wenn sie Kolonialgesellschaften lobt, wie etwa die der Holländer in Surabaya.


    Ungemein spannend dann wieder die Beschreibungen ihrer Rolle als Frau in einer Männerdomäne. Beinhorn ist die Heldin, wenn sie alleine fliegt, kaum aber sitzt ihr Mann dabei, rückt sie auf den zweiten Platz. Nach der Landung gilt automatisch er als Pilot. Gerade die Machtkämpfe mit ihrem Mann, dem Rennfahrer Bernd Rosemeyer, der im übrigen eben so motorenbesessen war wie sie, sind ungemein aufschlußreich für das Rollenverständnis wie für das Selbstverständnis Beinhorns.
    Wenn sie unterwegs ist, oft monatelang irgendwo in der Welt, Afrika, Südamerika, Australien, und sie nach dem Landen ihre Post durchsieht, in Afrika, Südamerika, Australien, ist bestimmt ein Brief ihrer Mutter dabei, in dem diese ihr berichtet, welche ihrer Schulfreundinnen soeben ein Kind bekommen hat. Worauf Beinhorn, Flugpionierin, Pressestar, internationale Größe umgehend ein schlechtes Gewissen bekommt. Allein die Beschreibungen dieses Zwiespalts sind die Lektüre schon wert, auch wenn sie zuweilen hartes Brot ist.


    Die Lebenserinnerungen führen durch den Zweiten Weltkrieg und in die Nachkriegszeit bis in die späten achtziger Jahre. Nach dem Krieg entdeckt Beinhorn zunächst das Segelfliegen, richtig wohl aber ist ihr weiterhin nur in ihren Propellermaschinen. Sie arbeitet inzwischen auch für Funk und Fernsehen, hält Vorträge und schreibt Bücher und Hörspiele. Mit 72 Jahren gibt sie ihre Pilotinnen-Lizenz freiwillig ab, konsequent und willensstark bis zuletzt.


    Für Menschen, die sich für die Geschichte der frühen Motorflugzeuge interessieren, unverzichtbar, bietet diese Autobiographie auch für Leserinnen und Leser, die dem ganzen etwas ferner stehen, viel Wissenswertes und sehr interessante Einblicke in eine andere Welt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • oh, das ist was für mein Fliegerherz - vielen Dank für die Vorstellung!


    Elly Beinhorn ist natürlich ein Begriff. Ich habe schon viel von ihr gehört oder über sie gelesen, aber ich wusste nicht, dass ihre Biographie bei NG erschienen ist. das kommt sofort auf die Wunschliste!

  • Autobiographie, sie erzähllt es selber, das macht das Lesen manchmal ein bißchen eintönig.


    Aber wenn Du Dich fürs Fliegen interessierst, ist es sicher toll.


    Ich habe vor Jahren eine Biographie über Amelia Earhart gelesen, die fand ich wahnsinnig spannend. Ich nehme an, es lag daran, daß es jemand sie geschrieben hatte, deren beruf Schreiben war.


    Immerhin, wenn Beinhorn von ihren Motoren spricht und den 'Pferdchen' unter Motorhaube und der Luftschraube (hab damit ein neues wort für Propeller gelernt :grin ), spürt man so richtig ihre Liebe zu diesen Dingen.


    Ich habe mit Fliegen nichts am Hut, aber mich faszinieren extreme Charaktere. Und Beinhorn gehört ganz bestimmt dazu.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Diese Biographie habe ich damals nach einer Rezi von Batcat gelesen. Die fand ich absolut lesenswert. Insofern reizt mich das Beinhorn-Buch schon ein wenig. Ich zögere nur noch wegen der erwähnten technischen Längen. Ich werde in der Buchhandlung mal reinlesen.

  • Batcat


    müßte die von Doris Rich gwesen, sein, 1989 erschienen. Es war ein Zufallsfund in der Bibliothek.
    Ich glaube nicht, daß sie je übersetzt wurde.


    Die Flüge wurden so eindringlich beschrieben, daß mir selbst im Sessel ganz schwummrig wurde. Abgesehen davon, daß ich zum ersten Mal begriffen habe, wie besessen Menschen von Motortechnik sein können.
    Earhart hatte es mit der Höhe, sie testete auch Höhenmesser. Wenn sie höher und höher stieg, fing es in meinen Ohren richtig an zu rauschen. Es war sehr eindringlich beschrieben. :wow


    Das fand ich übrigens beim Lesen von Beinhorn dann spannend, denn die hatte es eher mit der langen Strecke, große Höhen waren ihr unheimlich.
    Fliegen war für mich immer einfach in der Luft sein, ich habe mir nie zuvor Gedanken darüber gemacht, wieviele unterschiedliche Arten es gibt.
    Aber ich überlasse es auch den Vögeln, nicht wahr?


    Ansonsten war die Earhart-Bio ein Buch für all die, die noch Gründe brauchen, n i c h t in ein Flugzeug zu steigen. :grin
    Earhart hat weit mehr Bruchlandungen zu verzeichnen als Beinhorn, Beinhorn kam mir schon sehr wild vor, aber Earhart schrappt für mich am Rand des Irrsinns. Die war offenbar völlig furchtlos.
    Beeindruckend.



    Idgie


    ja, lies erst rein. das Buch hat tolle Stellen, aber ich habe auch die eine oder andere Fluggeschichte eher flüchtig gelesen.



    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • na toll, ein Thread uns sage und schreibe drei (!) Bücher auf meiner Wunschliste!


    Dazu muss ich sagen, ich liebe das Fliegen, der Flughafen Schönefeld war sozusagen mein Sandkasten, dort bin ich groß geworden.


    Ich hab auch keine Angst vorm Fliegen, nie gehabt (ich habe zB auf dem letzten Flug bei Schlechtwetter ein Hörbuch über diverse Flugzeugkatastrophen von Braunburg gehört, und fand das eher interessant als beängstigend...), insofern macht mir das nichts aus.


    Es gibt übrigens eine Enterprise Voyager-Folge, in der Amelia Earhart eine große Rolle spielt. Die ist ja irgendwann verschollen gegangen...

  • Hallo Heaven und Magali,


    vielen Dank für Eure Beiträge, die ich gerne gelesen habe. Sofort erinnerte ich mich wieder an meinen ersten Urlaubsflug in die USA. Damals, es muss 1986 gewesen sein, kaufte ich mir die Elly-Beinhorn-Biographie (Heyne Taschenbuchausgabe von 1981) in einem Buchladen am Frankfurter Flughafen als "preisreduziertes Mängelexemplar" (Hab's eben mal aus dem Schrank geholt. Neu hat das mal 7,80 DM gekostet ...) Kurz vor der Landung in Atlanta hatte ich es ausgelesen, da mich die Erlebnisse der Elly Beinhorn ziemlich gefesselt hatten. Während ich gemütlich auf einem Transatlantikflug in einem gepolsterten Sessel saß, las ich von einer Frau, die ganz alleine in einem mickrigen Flugzeug die Welt umrundet hat. Diese Frau beeindruckt mich bis heute! Man muss sich einmal vor Augen halten, was sie tatsächlich geleistet hat. Hut ab vor dieser Frau!


    Für mich ein absolut lesenswertes Buch mit vielen wundervollen, aber auch erschreckenden Eindrücken aus einer vergangenen Zeit.


    Liebe Grüße,


    Dieter.


  • Jetzt habe ich endlich wieder bis hier her gefunden... :lache


    Gern doch. Freut mich, dass es dir gefallen hat. :knuddel

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    Grüßle, Heaven


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  • Wow, und da gab es noch keine Rezi zum Buch? ;-)
    Eben, es war bei mir auch das, was diese Frau in ihrer Zeit geleistet hat, was mich fesselte und staunen ließ. :wave

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    Grüßle, Heaven


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  • Zitat

    Original von Idgie
    Diese Biographie habe ich damals nach einer Rezi von Batcat gelesen. Die fand ich absolut lesenswert. Insofern reizt mich das Beinhorn-Buch schon ein wenig. Ich zögere nur noch wegen der erwähnten technischen Längen. Ich werde in der Buchhandlung mal reinlesen.


    Och, ab und an kann man mal flugs quer lesen, ganz soo schlimm ist es nicht. Nur Mut. :grin

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    Grüßle, Heaven


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  • Na klasse, nun habe ich 2 mehr drauf. :angel

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  • Meine Bedenken, dass das Buch aufgrund der erwähnten technischen Längen etwas anstrengend sein könnte, waren völlig unbegründet.


    Was für eine Frau und was für ein Leben! Man kann fast nicht glauben, dass ein einziges Leben soviel Abenteuer und Pioniergeist fassen kann - auch, wenn sie 100 Jahre alt geworden ist. Ich habe das Lesen Seite für Seite genossen und mich keine einzige Zeile gelangweilt. Die Technikerläuterungen waren sogar recht hilfreich für das Verständnis der Schwierigkeiten unterwegs. Luftschraube ist übrigens ein ganz tolles Wort. ;-)
    Elly Beinhorn ist eine Alleinfliegerin und ein sehr selbständiger Mensch, dem es nichts auszumachen scheint, mit ihrer kleinen Maschine allein die Welt zu erobern. Fast erstaunt es, dass es offenbar doch ein Mann geschafft hat, sie für sich zu interessieren. Das Erstaunen endet aber schnell, wenn man als Leser merkt, dass Bernd Rosemeyer eine artverwandte Seele war, die Elly Beinhorn eine Zeit lang begleitet hat.


    Aus heutiger Sicht fällt es schwer, sich die enormen Schwierigkeiten zu Beginn der Fliegerei auch nur annähernd auszumalen. Kann man sich vorstellen, dass man mit einer offenen 80 PS schwachen kleinen Maschine um die Welt fliegen kann? Kann man, wenn man diese energische Person kennengelernt hat, die sich ganz selbstverständlich in einer Männerwelt behaupten kann und Schwierigkeiten nicht hilflos gegenübersteht, sondern sie als Herausforderungen betrachtet, treu nach dem Motto: Jetzt erst recht! Und diese Frau hat eine gehörige Portion Humor! Liebenswürdig gemeinte, väterlich vorgebrachte Belehrungen von erfahreren Fliegerkollegen ignoriert sie ebenso liebenswürdig lächelnd:


    Zitat

    Theos Rücken vor mir drückte konzentrierte Empörung über das bevorstehende Ereignis (eine Beinahe-Notlandung) aus. Er war ganz Abwehr – wie ein Stachelschwein.


    Der faszinierendste Teil des Buches war für mich zweifellos der Weltflug im Jahr 1932. Jeden Teil dieser Tour bin ich in Gedanken mitgeflogen, habe fast die Luft angehalten (z. B. an der Stelle der Beschreibung des Everest-Fluges mit dieser kleinen Fliegerklitsche) und manchmal bei der Beschreibung der widrigen Wetterverhältnisse mitgezittert. Die Erlebnisse auf dieser Reise und besonders die Begegnungen mit Land und Leuten fern vom Tourismus heutiger Tage müssen sehr beeindruckend gewesen sein. Überhaupt erwähnt Elly Beinhorn an mehreren Stellen, dass sie froh ist, manche Orte vor ihrer touristischen Erschließung kennengelernt zu haben.


    Sehr hilfreich beim Lesen waren die Karten, auf denen ihre wichtigen Flüge skizziert sind. Es gibt auch zwei Abschnitte mit Bildern aus dem Leben der Autorin. So schnell wird mich die Beinhorn nicht mehr loslassen. Ich habe einem passionierten Flieger von diesem Buch erzählt, natürlich kannte er es schon. Er meinte, nach der Lektüre würde ich wahrscheinlich überlegen, den Flugschein zu machen. Ein kleines bisschen neidisch auf ihre Erlebnisse bin ich auch ab und an tatsächlich geworden. Ach ja, und das Fliegerlied aus dem Film F.P.1 antwortet nicht, krieg ich seither auch nicht mehr aus dem Hirn. Das Lied hätte genauso gut allein für Elly Beinhorn geschrieben werden können.



    Danke für diesen Tipp und dafür, dass ich es lesen durfte. :wave

  • ich unterschreibe bei magali und vor allem idgie:
    technisch total weißblond, konnte ich das buch trotzdem kaum aus der hand legen. (und den "flieger" hab ich jetzt auch als ohrwurm :lache)
    8 von 10 punkten

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)