'Die Wälder von Albion' - Seiten 481 - 572

  • Vorletzter Abschnitt - die Ruhe vor dem Sturm - oder sollte ich vermutlich eher sagen Katastrophe?


    Die Trance, in die sich Eilan als Hohepriesterin versetzt, wird anscheinend durch diverse „Rauschgiftpflanzen“ hervorgerufen. Dann könnte man ja böswilligerweise annehmen, die Orakelsprüche und sonstigen Erscheinungen seien nur Einbildungen, die während einer Art Rausch geschehen. Andererseits gibt es solche Ekstasen ja in vielen Religionen. Manchmal wünsche ich mir, nicht so sehr rational zu sein.


    Seite 496f. Oh je. Cathubodva. :yikes Das war die falsche Göttin. Cynric weiß nicht, was er tut. Wenn die Raben der Cathubodva fliegen, sollte man besser sehr auf der Hut sein.


    Der Orakelspruch auf Seite 498f ist so orakelhaft, daß ich mir den noch einige Male durchlesen muß, um ihn zu verstehen. :rolleyes Vielleicht erfasse ich ihn auch erst, wenn alle Bücher durchgelesen sind.


    Seite 504. Hinter den Festungen, Legionen und von Beamten und Freigelassenen verwalteten Gesetzen stand eine moralisch ausgehöhlte Gesellschaft, die in ihrer Anmaßung nicht mehr sah, daß die Künstlichkeit ihrer Welt eines Tages in sich zusammenfallen mußte wie ein Kartenhaus.
    Nun, ich zitiere das als „mir aufgefallen“, aber enthalte mich beredterweise eines Kommentars. :grin


    Seite 512. :nerv Mensch, habe ich auf dem Schlauch gesessen. Tacitus - jetzt erst fällt mir auf, WELCHER Tacitus gemeint ist. Natürlich der Schwiegersohn von Agricola - Publius Coenelius Tacitus. Genau der mit den Annalen.


    Gaius also in Rom, später zurück in Britannien und auf einem Landgut. Ich habe immer mehr den Eindruck, alles, was ihn interessiert, ist seine Karriere und möglichst reibungslos überall durchzukommen. Auch als sein Vater ihn um Verzeihung für vielleicht doch falsch getroffene Entscheidungen bittet, ändert sich dieser Eindruck nicht. „Von Macht und Luxus korrumpiert“, das ist die einzige Charakterisierung, die mir momentan für ihn einfällt. Alles andere ist nur vorgeschoben. Dazu paßt auch sein Verhalten seinen Kindern gegenüber.


    Eilan hat sich sehr weiterentwickelt und viel dazugelernt. Beim Treffen mit Macellius konnte ich sie nur bewundern. Wenngleich ich nicht so sicher bin, ob ihre Entscheidung letztlich die richtige ist.


    Dieda ist wieder zurück; ich denke, von ihr kann noch große Gefahr drohen. Auch und gerade nach dem Zusammentreffen mit Cynric, der nur noch seinem Haß lebt.


    Dann auf zur Erfüllung des Schicksals.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ach, nachdem alle götter und göttinnen eins sind, lag er nicht so falsch mit Cathubodva... :lache


    Wie war das noch? - 'die Muttersau, die ihre Ferkel frisst'?


    :gruebel Jetzt frag ich mich, ob das hier in den keltischen zusammenhang gehört oder doch nicht zum Demeter/Kore-Kult gehört hat... is ja wurscht, wenn absatz eins zutrifft... :grin
    Ich bin einfach zu lang weg von der uni, alles flutscht mir nach einer halbwertszeit von 15 jahren durch das siebhirn... :rolleyes

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Oi, auf dem Schlauch?
    Und ich dachte mir, nein, jetzt wird der alte Tacitus auch noch ins Buch bemüht! :nerv


    In meinem gefühl hat das buch entweder 30 jahre früher oder 100 Jahre später gespielt, da war das selbst-auflösungs-gefühl und das politische chaos bei den Römern grösser...


    Nach Domitian wusste man: der neue Kaiser ist Nerva, und der ist gekommen, um zu bleiben, und den von Domitian angerichteten Schaden aufzuräumen; nur einige truppenverbände waren anderer meinung, aber dafür hat der alte mann auch Trajan als seinen Nachfolger bestellt, aber unsere geschichte hier endet davor, wenn ich das recht seh.


    Mein Punkt ist, der übergang Domitian-Nerva/Trajan war ohne wesentliches chaos und blutvergiessen... mal von Domitian abgesehen, und wurde von den Römern eher mit gelassenheit betrachtet.
    Das ende der welt war aus römischer meinung nirgends in sicht. Das ist späteres hineininterpretieren... in die richtung, die heidnischen leute hätten damals denken müssen, es sei aus... Das haben nur die ersten Christen gedacht, und die haben sich bei der datierung der endzeit eindeutig geirrt.


    Wenn nach der 'endzeit' ein staatskonstrukt noch 300 Jahre bestand hat, möcht ich in der endzeit leben, denn das ist eine grossartige zukunftsperspektive, die weit über meinen und meiner direkten erben zeithorizont hinausreicht...


    Aber ich las, in der widmung, dass das ursprünglich gar nicht MZB's absicht gewesen war, das Buch zeitlich so fest zu machen, erst Diana Paxson meinte, sie soll es mit Agricola und Tacitus fixieren...
    Meiner meinung nach eine fehlfixierung... nun ja... kann ma nix machen...


    EDIT: Tippfleher...

    DC :lesend


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  • Sorry, mein Hinweis auf Cathubodva und ihre Raben war schon wieder ein Bezug zur „Hüterin“ :grin Das hat den Originaltitel „Ravens of Avalon“, damit sind eben die Raben der Cathubodva, welche dort sehr häufig fliegen und reiche Ernte halten, gemeint.


    Ne, das Buch muß in dem Zeitraum ca. 80 - 96 n. Chr. angesiedelt sein. Einmal heißt es daß der Boudica-Aufstand vor 20 Jahren gewesen sei, und der war 60/61. Domitian starb 96. Damit ist die zeitliche Einordnung gegeben.


    Apropos Raben. In der Volksschule (heute Grundschule) hat uns mal der Lehrer erzählt, daß nach einer Schlacht oft die Raben kamen und sich an den Leichen gütlich taten (ein Motiv, was oft in der "Hüterin" vorkommt. :grin ) Die würden den Blutgeruch auch noch nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wahrnehmen können. Oft würde man also auf einem ehemaligen Schlachtfeld auch Ewigkeiten später noch Kolonien von Raben antreffen. - Immer, wenn ich ein Feld sehe, auf dem viele Raben sitzen, kommt mir das in den Sinn und ich frage mich unwillkürlich, ob das mal ein Friedhof oder ein Schlachtfeld war.

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier



    Apropos Raben. In der Volksschule (heute Grundschule) hat uns mal der Lehrer erzählt, daß nach einer Schlacht oft die Raben kamen und sich an den Leichen gütlich taten (ein Motiv, was oft in der "Hüterin" vorkommt. :grin ) Die würden den Blutgeruch auch noch nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wahrnehmen können. Oft würde man also auf einem ehemaligen Schlachtfeld auch Ewigkeiten später noch Kolonien von Raben antreffen. - Immer, wenn ich ein Feld sehe, auf dem viele Raben sitzen, kommt mir das in den Sinn und ich frage mich unwillkürlich, ob das mal ein Friedhof oder ein Schlachtfeld war.


    Das mit den Raben ist mir auch schon oft aufgefallen, und ich habe mich gefragt, woran es liegt, denn manche Gegenden scheinen diese Vögel immer wieder zu bevorzugen. Es kann ja durchaus sein, dass vor Jahrhunderten an diesen speziellen Plätzen evtl. Hinrichtungen waren.
    Zum Buch: Gaius läßt sich durch sein schlechtes Gewissen nicht gerade daran hindern, sein Leben zu führen, wie es ihm in den Kram paßt. Traurig finde ich, wie er sich seinen Kindern gegenüber verhält. Julia scheint ihre Ehe ja so in Ordnung zu finden. Von den Eltern gestiftete Verbindungen waren ja zur damaligen Zeit an der Tagesordnung, und so ist die Situation ganz normal für sie. Letztendlich ist sie mit sich selbst und ihrer Situation unzufrieden, ohne aber etwas daran zu ändern. Sie hat es ja selbst abgelehnt, Cynric zu begleiten, obwohl er sie darum gebeten hat. Aber für sie ist es einfacher und bequemer, zu bleiben und die Schuld dafür Eilan in die Schuhe zu schieben.


    Wie sich die Sache mit Dieda weiter entwickelt, bin ich auch gespannt. Immer wieder merkt man, dass sie von Neid und Hass getrieben ist, auch wenn sie das meist zu verbergen versucht.


    Das Zusammentreffen zwischen Eilan und Macellius fand ich recht interessant. Ein wenig irritiert war ich, denn Macellius weiß ja von dem unehelichen Enkelsohn. Gaius geht aber anscheinend davon aus, dass sein Vater die Wahrheit nicht kennt. Ich dachte, mich zu erinnern, dass die beiden anfangs einmal darüber gesprochen haben.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Ne, das Buch muß in dem Zeitraum ca. 80 - 96 n. Chr. angesiedelt sein. Einmal heißt es daß der Boudica-Aufstand vor 20 Jahren gewesen sei, und der war 60/61. Domitian starb 96. Damit ist die zeitliche Einordnung gegeben.


    Das find ich ja so komisch: Es passt mir gefühlsmässig von der geschichte die erzählt wird, mit dem geistigen hintergrund der figuren irgendwie nicht in diese zeit... da ist irgendwas unstimmig...


    Ich hatte auch nicht das gefühl, dass Gaius so alt sein soll... Ich weiss nicht, wann das Heeresgesetz geändert wurde, aber ein römischer soldat hat nur zwei möglichkeiten legal zu heiraten: vor dem militärdienst oder nach dem dienst. Da sie sich meisst mit 16 für 15, 20 jahre verpflichtet haben, ging nix mehr, weil der staat sich um die kriegswitwen- und waisenversorgung drücken wollte (mal davon abgesehen, dass die legionen hinter sich einen tross offiziell lediger frauen und deren kinder durch das ganze reich geschleppt haben), Gaius müsste deshalb bereits 30, 35 sein als er sich mit dem gedanken trägt zu heiraten...


    Und vor allem denk ich mir, dass es einem mann wie Marcellus, der kein senator oder provinz-gouverneur ist, schwer gefallen sein dürfte, eine ausnahme dafür zu erwirken, dass sein sohn in der heimat-provinz dient; das gesetz wurde mit absicht gemacht, um den geistigen und politischen horizont der soldaten zu erweitern, und den reichsgedanken zu stärken und auch damit die söhne der gewalt ihrer familien - und auch der lokalen politik entzogen sind.
    Überhaupt kommt mir dieses 'römische' umfeld völlig unrömisch vor, bestenfalls spätantik, mittelalterlich...

    DC :lesend


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  • :lacheEiner meiner professoren, hat mir einmal erzählt, die grossen kolkraben gäbe es deswegen jetzt so selten, weil wir mit der altehrwürdigen angewohnheit aufgehört haben, die leichen von hingerichteten auszustellen und sie - eben - den raben zum fraß vorzuwerfen... wir haben den raben somit ihre wichtigste existenzgrundlage entzogen, an die sie sich seit jahrtausenden gewöhnt hatten... - Glücklicherweise gibts autobahnen, da fällt ständig ein igel oder ein hase im strassengraben ab :lache


    :gruebelDas mit den raben und dem blut-riechen ist möglicherweise gar nicht so esoterisch weit hergeholt...
    Man kann alte schlachtfelder, gräberfelder sogar mit der... Geo... - Geo... - Geodings... - wie zum geier/raben heisst diese methode schon wieder? - einer der erdmessungsmethoden sehen:


    Rund um die leichen, die im boden verrotten, bildet sich aus ihrem blut eine untypisch hohe eisenkonzentration im boden, die dann ganz langsam der sickerrichtung des regenwassers folgt... Wenn man auch jahrhunderte später so eine messung durchführt, findet man diese spuren in der auswertung der resonanzen.
    Die bestattungen sind dann meisst etwas oberhalb und seitlich versetzt zu ihrem ... 'blutschatten'. Bei massengräbern ist es natürlich am auffälligsten und sichtbarsten.
    :gruebel *Magma hat grad als beispiel mittelalterliche, englische gräberfelder vor den augen, ich denk von der uni Cambridge, wurden die auswertungen gemacht.*


    Um zu den Raben zurückzukehren und den kreis zui schliessen: Ich nehm an, wenn wir schon winzige veränderungen im erdwiderstand und im magnetfeld messen und sichtbar machen können, können Raben vielleicht eine veränderung in der erdchemie in eine bestimmte für sie interessante geruchsrichtung riechen.


    :gruebel *Magma fragt sich, wo das zitat der messungen hin ist... siebhirn eben...*
    EDIT: Ich glaub, es war in dieser zeitschrift, wo das besprochen wurde...
    suchts es euch selbst, wenn's euch interessiert :schnellweg

    DC :lesend


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  • Zitat

    Original von Klusi
    Das Zusammentreffen zwischen Eilan und Macellius fand ich recht interessant. Ein wenig irritiert war ich, denn Macellius weiß ja von dem unehelichen Enkelsohn. Gaius geht aber anscheinend davon aus, dass sein Vater die Wahrheit nicht kennt. Ich dachte, mich zu erinnern, dass die beiden anfangs einmal darüber gesprochen haben.


    Das dachte ich auch... :rolleyes

    DC :lesend


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  • Wieder ein Abschnitt zu Ende ;-(
    Zu Gaius fehlen mir die Worte, sein Verhalten gegenüber seiner Familie ist einfach das Letzte - und als er dann auch noch das Äffchen aus dem Fenster geworfen hat... :schlaeger Seit seiner Begegnung mit Senara ahne ich übles.


    Das Treffen zwischen Eilan und Macellius war wirklich sehr interessant.

  • Zitat

    Original von MagnaMater


    Das dachte ich auch. Musste nämlich fürs Abitur in Geschichte die Spätantike lernen und hab auch meine Klausur über diese Zeit geschrieben (das einzige Thema, was ich mochte).. dass Domitian eher tyrannisch veranlagt war und im Gegensatz zu seinem Nachfolger Trajan den Senat nicht einmal formell achtete, um es milde auszudrücken, ist eine Sache. Es ist klar, dass die Senatoren das weniger witzig fanden. Aber Endzeitstimmung passt hier bei den Römern wirklich nicht, schließlich erlangte das Reich erst unter Trajan die größte Ausdehnung..


    [quote]Original von _Salome_
    Zu Gaius fehlen mir die Worte, sein Verhalten gegenüber seiner Familie ist einfach das Letzte - und als er dann auch noch das Äffchen aus dem Fenster geworfen hat... :schlaeger Seit seiner Begegnung mit Senara ahne ich übles.

    :rofl ging mir für einen Moment auch so.. naja, wundern würd mich bei Gaius zur Zeit wirklich nichts mehr. Er möchte sich nicht scheiden lassen, sei es nun aus Bequemlichkeit oder tatsächlich um seinen Vater und Licinius nicht zu verletzen. Und wenn seine Ehefrau nicht möchte, hat er ja immer noch irgendeine Sklavin :rolleyes

  • Zitat

    Original von _Salome_
    Wieder ein Abschnitt zu Ende ;-(
    Zu Gaius fehlen mir die Worte, sein Verhalten gegenüber seiner Familie ist einfach das Letzte - und als er dann auch noch das Äffchen aus dem Fenster geworfen hat... :schlaeger Seit seiner Begegnung mit Senara ahne ich übles.


    Das Treffen zwischen Eilan und Macellius war wirklich sehr interessant.


    Das mit dem Affen fand ich auch gemein. :hau Das Macellius vom Enkelsohn schon wusste hat mich etwas überrascht. :gruebel

  • Ja, Fuchur hast ganz recht: In den jahren vor Domitians sturz strotzten die römer grad so vor selbstsicherheit, drum hatte Domitian gar so viele von ihnen exekutieren müssen; er war zwar phasenweise verrückt, aber nicht blöd, und wusste, dass sie alle von ihm genug hatten und nur auf eine gelegenheit warteten. Es war nicht nur eine palast-revolte sdn auch ein senatsputsch, der auch die zustimmung grosser heeresverbände beinhaltete. Es war keine husch-pfusch sache, sondern lang und vorsichtig geplant. Ein alter senator und erfahrener verwalter als Kaiser und ein umjubelter Feldherr als sein bereits designierter nachfolger.
    Und es braucht ein grosses selbstbewusstsein als volk und staat um zu sagen: 'Wir (reichen) Römer lassen uns das nicht länger gefalllen! Weg mit dem Popanz!' Endzeitstimmung war da keine - bestenfalls für Domitian - nur der willen zu revolte, und wer revoltiert und - laut buch sogar nach der idee seines Vaters mit dem gedanken spielt, sich selbst zum kaiser zu machen, latscht nicht so depressiv und zweifelnd durch die wälder wie Gaius und rennt einer halbbarbarischen christin nach.


    Das kann er im Jahr 196 beim ersten grossen truppenabzug machen.


    Mir kam die verknüpfung mit der Boudicca-revolte und dem frühen christentum und dem 'untergang roms' viel zu bemüht vor.
    Das mit dem romuntergang kann man - wenn schon vorzeitig - bei einer geschichte über die Carausius-revolte einflechten, aber das hat im 1. Jahrhundert, wo Rom erst so richtig gross wird, weil überall eine aufputschende stimmung vorherrscht, absolut nichts zu suchen.


    Es ist ein unhistorischer roman, weil es viel zu stark vereinfacht und nach dem rezept F vorgeht: edle wilde Kelten samt untergehender kultur, gemeines, unterdrückerisches weltreich am absteigenden ast und aufstrebende mysterienreligion... vermenge es mit dem erprobten neopaganen feministischen Rezept der Nebel von Avalon... Das ganze mische man kräftig umrührend in einem topf... und fertig sind die Wälder von Albion.

    DC :lesend


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  • Ich stelle immer mehr fest, daß mein Wissen um das Römische Reich lückenhafter ist, als ich es mir bisher eingestanden habe. :rolleyes Ich habe mir inzwischen ernsthaft vorgenommen, mir ein (Sach-) Buch zur römischen Geschichte von den Anfängen an zu besorgen (wird dann vermutlich ein Mehrteiler sein). Übers Ende habe ich schon ein Werk, nämlich das hier verlinkte. Gibbon läßt sein Werk übrigens im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung beginnen („Ausdehnung und Kriegsmacht des Römischen Reiches im Zeitalter der Antonine“ ist das erste Kapitel überschrieben). Und mein Vorsatz, das sehr bald zu lesen, wächst und wächst...


    Über die im Buch beschriebene Endzeitstimmung habe ich mich trotz meiner lückenhaften Kenntnisse auch etwas gewundert. Danke für Eure Erläuterungen.


    Zitat

    MagnaMater
    Mir kam die verknüpfung mit der Boudicca-revolte und dem frühen christentum und dem 'untergang roms' viel zu bemüht vor.


    ? Meinst Du, weil das im Buch an einer Stelle, die ich grade nicht finde, als Beispiel zitiert wurde? Nun, da Boudica die Römer fast aus Britannien vertrieben hätte, kann ich mir schon vorstellen, daß das zu der Zeit - etliche Zeitzeugen lebten ja noch - noch eine Art Trauma war.



    Zitat

    MagnaMater
    Es ist ein unhistorischer roman, weil es viel zu stark vereinfacht und nach dem rezept F vorgeht: edle wilde Kelten samt untergehender kultur, gemeines, unterdrückerisches weltreich am absteigenden ast und aufstrebende mysterienreligion... vermenge es mit dem erprobten neopaganen feministischen Rezept der Nebel von Avalon... Das ganze mische man kräftig umrührend in einem topf... und fertig sind die Wälder von Albion.


    :lache Sehr schön ausgedrückt. Und obwohl mir das Buch gefallen hat, muß ich zugeben, daß an dem Rezept was dran ist.


    „Unhistorisch“ ist mir auch schon eingefallen. Ich habe inzwischen zwei Sachbücher über die Kelten sowie zwei Unterhaltungsromane, die im 1. Jahrhundert in Caledonien spielen gelesen und bin derzeit bei Vercingetorix, kurz vor Alesia. :cry Selbst die Unterhaltungsromane waren teilweise genauer recherchiert als die „Wälder“. Als Stichwort soll nur die „Kopfjagd“, die hier (und in der „Hüterin“) völlig fehlt genannt werden. (Wie hieß es doch bei Alexander Demandt „Die Kelten“ sinngemäß: „Hätten die Kelten nicht einen Namen bekommen, wären sie heute vielleicht als Europas Kopfjäger bekannt.“)
    .

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  • Marcus Didius Falco der von Lindsay Davis erfundene dedektiv hat ein Boudicca-kriegstrauma, und sieht im schlaf gelegentlich blaubemalte wilde aus den wäldern hervorbrechen :lache
    Lies das erste Falco-buch, das ist das beste.


    Aber an ernsthaften büchern gibts einige interessante, schauma, ob die ISBN noch zu einem link führen:

    DC :lesend


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  • Peter Brown: Macht und Rhetorik in der Spätantike


    44€ für ein TASCHENBUCH! :konfus- ich hab gar nicht gewusst, was ich hier für einen schatz hüte! *Magma streichelt ihren Brown*

    DC :lesend


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  • Tut sich bei der piper-serie noch was? Eine anthologie aus briefliteratur und geschichtsschreibern, ich finde sie gut ausgesucht, man weiss danach in etwa, was in den köpfen der antiken schreiber vorgegangen ist.


    zb, grad passend: Sueton Domitian 21:
    In seinen Mußestunden unterhielt sich Domitian mit Würfelspiel, auch an Werktagen und am frühen Morgen. Er pflegte am Morgen zu baden und aß sich mittags vollständig satt, so daß er abends kaum mehr als einen Matius-Apfel und einen kleinen Trunk aus einer Karaffe zu sich nahm. Grössere Festessen gab er häufig, aber sie dauerten selten lange, auf jeden Fall nicht länger als bis zum Sonnenuntergang, und es folgte ihnen keine Zecherei; denn bis zum Schlafengehen pflegte er nur noch auf einem abgeschiedenen Platz ganz allein einen Spaziergang zu machen.

    DC :lesend


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  • Bei dtv gabe sinmal einen schuber dtv-Geschichte der Antike, der von Oswyn Murray herausgegeben wurde.
    Ein band davon: Ein gutes buch, aber etwas zu viele fakten auf einem schlag und weniger essay und interpretationsversuche, eher trocken

    DC :lesend


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