Titel: Mein Freund Klaus
Autor: Peter O. Chotjewitz
Verlag: Verbrecher Verlag
Erschienen: September 2007
Seitenzahl: 571
ISBN-10: 3935843895
ISBN-13: 978-3935843898
Preis: 22.00 EUR
Peter O. Chotjewitz wurde 1934 geboren. Zwischen 1948 und 1951 absolvierte er eine Anstreicherlehre. Auf dem Abendgymnasium holte er 1955 das Abitur nach. Dann studierte er Jura an der Uni in Frankfurt/Main und an der Uni in Marburg. Er studierte zudem auch noch Publizistik Geschichte und Philosophie an der Freien Universität in Berlin. 1965 legte er die zweite Staatsprüfung ab und lebt seitdem als freier Schriftsteller. Chotjewitz war zwischenzeitlich auch als Wahlverteidiger von Andreas Baader und Peter Paul Zahl tätig.
Chotjewitz hat einen Roman über den Rechtsanwalt Dr. Klaus Croissant geschrieben, jener Croissant der einer der Hauptverteidiger in den Verfahren gegen die Mitglieder der RAF war. Es ist aber wohl eher ein Tatsachenroman als ein "normaler" zeitgenössischer Roman, denn viele Zeitzeugen und Weggefährten des Klaus Croissant kommen zu Wort.
Es ist ein Buch auf das alles zutrifft, aber sicher nicht das Prädikat des „Political Correctness“. Chotjewitz bezieht eindeutig und knallhart Stellung. Zaudern oder Zurückstecken gibt es bei ihm nicht. Das er dabei das eine oder andere Mal ziemlich weit übers Ziel hinaus schießt versteht sich von selbst und macht das Buch eben auch darum zu einem wirklich beeindruckenden Leseerlebnis. Es ist ein unglaublich subjektives Buch, ein Buch das polarisiert und es bleibt aber trotzdem immer noch ein sehr ehrliches Buch.
Der Autor macht deutlich, vielleicht wohl eher unbewusst, dass die Linke in diesem Lande eigentlich nie ein richtiges Konzept vorweisen konnte. Oftmals ersetzt blinder Aktionismus konzeptionelle politische Arbeit. In sich völlig zerstritten besteht diese Linke aus unzähligen Strömungen die wohl ohne ihre dauernden Positionskämpfen keinen Sinn in ihrem politischen Dasein finden würden.
Das Buch ist aber auch eine schonungslose Analyse des deutschen Rechtsstaates. Es waren nicht nur die Terroristen die diesen Rechtsstaat gefährdet haben, es waren auch die diesen Rechtsstaat tragenden staatlichen Institutionen die eifrig mit beim Untergraben beteiligt gewesen sind. Die Justiz, die eigentlich ja unabhängig sein sollte, schaffte es immer wieder, gerade diese Unabhängigkeit infrage zustellen. So mancher Fußtritt aus dem Justizbereich beschädigte schon die eine oder andere Mauer des grundgesetzlich garantierten Rechtsstaates. Niemand hatte hier irgendeinen Grund sich auf die Schulter zu klopfen. Der Schaden wog ganz einfach zu schwer.
Unser Rechtsstaat ist zu kostbar, als das er für irgendetwas riskiert werden sollte. Auch wenn man manchmal auf ihn schimpft, gar an ihm verzweifelt; die Vergangenheit hat gezeigt, dass man mit ihm als kostbares Gut sehr sorgsam umgehen muss und das er nicht Gegenstand irgendwelcher politischer Machtspielchen sein sollte. Sozialdemokraten und Liberale haben da doch einige Schuld auf sich geladen, Schuld, an die die selbsternannten Hüter unserer Freiheitsrechte gar nicht mehr so gern erinnert werden. Waren doch Sozialdemokraten und Liberale damals in der sozialliberalen Koalition in einem peinlichen Liebesakt vereint.
Es ist ein wichtiges, ein notwendiges und ein ungeheuer provozierendes Buch. Ein Buch das einen hoch interessanten Beitrag im Wettstreit der Meinungen besteuert. Unbedingt lesen.