Dtv, Taschenbuch, 2008, 223 Seiten
Handlung laut Klappentext:
Lets get lost. Berlin, 1947. Ein junger amerikanischer Soldat kommt in die zerstörte Stadt und verliebt sich in ein Mädchen, das er zufällig am Straßenrand sieht. Er: ein hübscher, naiver Junge aus Kalifornien, der das Segeln, schnelle Autos und seine Trompete liebt. Sie: das deutsche Mädchen, das aus Nazi-Zeit und Krieg vor allem eines mitgebracht hat: den wilden Drang, endlich zu leben. Der junge Soldat wird später ein berühmter Musiker werden. Chet Baker ist für den Jazz, was James Dean für den Film war: eine Legende. Am Anfang aber stand - eine kleine Liebe in Berlin.
Zur Autorin laut Klappentext:
Gabriela Jaskulla wurde 1962 in der Nähe von Würzburg geboren.1989 ging sie zum Norddeutschen Rundfunk. 2003 erschien ihr hoch gelobter Debütroman ›Ostseeliebe‹, 2005 ihr zweites Buch ›Glückstadt‹, im gleichen Jahr wurde ihr Theaterstück ›Chet Baker / Song‹ uraufgeführt. Heute arbeitet sie bei einem großen Hamburger Verlag.
Meine Rezension:
Es geht um den blutjungen Chet Baker, der 1947 als amerikanischer Soldat nach Berlin kommt.
Chet Baker, diese Lichtgestalt des Jazz der fünfziger bis in die achtziger Jahre, über ihn und seine Eskapaden sowie seine Kunst als Trompeter und Musiker gibt es hundert Geschichten und Gerüchte. Und jetzt ein Roman über ihn, als er noch ganz jung und unbekannt war. Auch seine Kindheit wird kurz beleuchtet. So wird ihm als Kind zunächst eine Posaune geschenkt, doch die ist zu schwer für ihn. Eine Trompete ist das Richtige für ihn. Almost blue.
Das Cover des Romans zeigt ein berühmtes Foto von Chet Baker aus seiner jungen Zeit.
Im ersten drittel des Romans wird er nur der Junge genannt und das ist der 17jährige zu diesen Zeitpunkt auch noch. Auch später im Roman heißt er oft noch Chettie. In der 298th Army-Band spielt er Trompete. Seine Militärkarriere wird früh, schon 1948 enden, da er dem psychologisch nicht gewachsen war. Seine Stärken lagen ganz in der Musik, nicht im konformgerechten Leben.
Aber zum Schluss wird er doch zu dem CHET Baker.
Berlin kurz nach Kriegsende war kein besonders gemütlicher Ort, besonders nicht für die Berliner. Und ganz besonders nicht für die Frauen. Ihre Männer waren oft nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und die Sieger nahmen Rache an ihnen. Man schätzt, dass in Berlin 100.000 Frauen vergewaltigt wurden. Viele starben dabei oder begingen Selbstmord.
Die Zustände wurden chaotisch.
Über diese Zeit aus deutscher und amerikanischer Sicht hat die Autorin offensichtlich gut recherchiert, dafür sprechen auch die Danksagungen an Veteranen und an Fachleute am Ende des Buches. So entsteht für den Leser ein deutliches Bild in dessen Mittelpunkt die Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Jungen und dem deutschen „Fraulein“ steht.
Ob die Liebe halten wird? Chet Baker sang Lieder wie „I fall in love too easely“ oder „You don´t know what love is” und auch “The thrill is gone”.
Aber es ist ein rührender Gedanke, dass vielleicht eine Deutsche für die Tiefe in Chet Bakers Stimme verantwortlich war, wenn er My funny Valentine sang und Berlin eine Initialzündung für seine musikalische Entwicklung war.
Die Sprache, die die Autorin benutzt, ist jedoch nicht unriskant. Es gibt keine richtigen Dialoge, erzählt wird wie in einem Bericht. Eine Distanz zu den Charakteren kann nicht immer vollständig überwunden werden. Das ist aber der einzige kleine Einwand, den ich habe. Ansonsten ist der fast originalgetreue Detailreichtum und die faszinierende Geschichte sehr zu loben. Außerdem gibt es kaum eine bessere Hommage an den Trompeter als dieses Buch.
Chet, I´ll remember you.
ASIN/ISBN: 3423210583 |