Vier Tage währt die Nacht - D.S. Baltenstein

  • Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Zehn Dichter treffen sich im Winter des Jahres 1817 auf einem schottischen Schloss, um einen Wettstreit auszutragen. Doch bereits die Schlossführung am ersten Abend verheißt nichts Gutes und weckt bei den Teilnehmern düstere Vorahnungen. Als dann noch bei einem nächtlichen Unwetter die Zugbrücke einstürzt, gibt es für die Poeten kein Entkommen mehr. Nach und nach fordert ein rätselhafter Mörder seine Opfer. Steckt hinter diesen sinnlosen Morden am Ende ein bestimmtes Muster?


    Meine Meinung:
    Bei Amazon wird das Buch auch als Schauerroman bezeichnet, ich denk, das trifft es ganz gut. Das Buch beginnt sehr zäh und langatmig, steigert sich dann aber ab ca. Seite 150 (auf jeden Fall NACH der Burgführung), zuerst langsam, ab dem 2. Mord aber in raschem Tempo. In klassischer Whodunnit-Art beginnt der Leser mitzufiebern und begibt sich selbst auf Indizien- und schließlich Mörderjagd. Bis auf ein paar kleine Details fand ich auch den Schluß stimmig. Auch der Anfangs ungewöhnlich, leicht altmodische Schreibstil wurde meiner Meinung nach immer weniger "schwülstig", weshalb es sich von Seite zu Seite besser und interessanter las. Also all in all ein Buch, bei dem sich für mich das Durchhalten gelohnt hat.

  • Also mir hat das Buch nicht so gut gefallen.Die Sprache fand ich ziemlich aufgesetzt und die Auflösung hat mich nicht überzeugt und kam für mich auch nicht überraschend.Ich bewerte es aber eher neutral,als negativ

  • Tut mir leid, aber ich fand das Buch nur schlecht. Ich kann wirklich gar nichts Positives darüber sagen. Es ist langatmig, ohne Atmosphäre, vordergründig, behandelt ein abgedroschenes Thema, die Personen sind schablonenhaft, in den Dialogen wird kein Klischee ausgelassen, und das allermieseste ist diese pseudo-altertümliche Sprache.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Dieser Roman gehört ebenfalls zu meinen Lieblingsromanen :grin


    Zitat

    Es ist langatmig, ohne Atmosphäre, vordergründig, behandelt ein abgedroschenes Thema, die Personen sind schablonenhaft, in den Dialogen wird kein Klischee ausgelassen, und das allermieseste ist diese pseudo-altertümliche Sprache.


    :wow Langatmigkeit ist natürlich Empfindungssache :-). Mir gefallen solche "langatmigen" Romane, die ohne Blut vergießen oder sonstige typischen Spannungsroman-Effekte auskommen, sehr gut.


    Die Atmospähre kam m.E. genial rüber. Ich konnte mir dieses Schloß im schottischen Hochland bei Winter sehr gut vorstellen. Aber solche Schauplätze liegen mir grundsätzlich sehr gut!


    Na ja, die Sprachen als "allermiesestes" zu beschreiben entspricht vielleicht, mal ganz neutral gesehen, nicht ganz den Tatsachen. Das muss man erst einmal können... Natürlich ist sie sicherlich nicht jedermanns Fall. Mir hat sie jedoch sehr gut gefallen und ich finde, sie passt optimal zur Atmosphäre und den schablonenhaften Personen :-).

  • Das Buch wurde mir von einer lieben Mit-Eule ( :wave :kiss) vor einiger Zeit ans Herz gelegt und ich konnte es vor einer Woche günstig aus der Grabbelkiste erstehen.
    Ich liebe ja Schauerromane à la Wilkie Collins, und "Vier Tage" folgt dieser Tradition. In den obigen Rezis wurde es z.T. als "langatmig" bezeichnet - was im Vergleich zu "modernen" Romanen sicherlich zutrifft, aber das ist Collins teilweise auch. "Vier Tage" imitiert vergleichbare Klassiker gekonnt, bringt aber dabei über die zahlreichen literarischen Anspielungen und die bildhafte Symbolik einen frischen Wind in dieses Genre. Der Roman ist atmosphärisch dicht mit einem dramatischen Finale - eigentlich ideal für lange Winterabende.


    Dennoch hat dieses Buch in meinen Augen einige kleine Schwächen. Allen voran die Figur der Nightingale Dubois, die mir zu "anämisch", zu sehr schwaches Fräulein war, ebenso wie die Liebe des Ich-Erzählers Jonathan zu ihr mir einen Tick zu schwülstig beschrieben war - wenn auch für Romane der imitierten Literatur-Epoche beides sehr typisch ist. Kurz vor der Auflösung waren mir manche Hinweise darauf zu häufig wiederholt; der Schluss selbst läuft mir ein klein wenig zu sehr ins Leere. Gestört haben mich ein, zwei, zu moderne Wörter und Formulierungen, die sich sicher hätten "veralten" lassen.


    Diese Schwächen sind allerdings für mich vernachlässigbar - besonders hinsichtlich der Entstehungsgeschichte des Romans (Mary Read war so freundlich, den link dazu in die entsprechende Leserunde einzufügen, und auf den würde ich hier gerne auch nochmals hinweisen: klick!
    - ich habe Bauklötze gestaunt! :wow Danke, Mary! :knuddel1 ) .


    Wer Romane mit Anspielungen aus Geschichte, Literatur und Mythologie liebt, schon alles von Wilkie Collins durch hat und nach mehr in dieser Richtung lechzt, dem sei dieses Buch nachdrücklich ans Herz gelegt. :-]

  • Ich hatte mir eigentlich für heute tausend Sachen vorgenommen - und dann alles über den Haufen geworfen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte :lache


    Am Anfang hatte ich auch etwas Mühe mit der Sprache und manche der Dialoge und Situationen waren wirklich etwas langatmig aber insgesamt fand ich es superspannend. Ich bin jedenfalls gekonnt von den Autoren immer wieder auf die falsche Fährte gelockt worden ;-)


    Die gespannte Atmosphäre und die Angst fand ich sehr greifbar und plastisch, ich hatte keine Mühe, mich auf die Burg und mitten zwischen die Protagonisten zu versetzen und mir ist der ein oder andere Schauer über den Rücken gelaufen.


    Von mir 9 von 10 Punkten.

  • Ein literarisches Symposium im schottischen Novemberwetter, das von einer Mordserie heimgesucht wird, genial! :-]


    Der selbstbewusste amerikanische Jude Goldsmith, der Ich-Erzähler Jonathan Lloyd, die blasse Alice Stalliot mit ihrem unsäglich versoffenen Gemahl Geoffrey, Prof. Wilbur Prescott mit seiner Vorliebe für "Paradise Lost", die bezaubernde Nightingale Dubois mit ihren Schauerromanen, der märchenverliebte Comte de Marais, der unter Pseudonym operierende Father Olivier, Robert Milton und schließlich der hochverehrte Gastgeber Sir Mortimer Pope, sie alle treffen sich um einander ihre neuesten Werke zu präsentieren und in literarischen Gesprächen zu schwelgen.


    Doch trotz eines äußerst angenehmen ersten Abends mit den sehr unterschiedlich eigenwilligen Charakteren, kommt es zur Katastrophe. Die Schlossbrücke wird im Sturm zerstört und nur der Schal des Comte wird gefunden. Ein erschreckendes Unglück, wollte er wahrscheinlich doch nur einen Blick auf das sagenumwobene Dull Manor werfen. Doch es bleibt nicht bei einem "Unglück", weitere Teilnehmer finden den Tod. Es scheint ein System, ein Mensch hinter all dem zu stecken - doch wer?


    Goldsmith mit seiner Vorliebe fürs Kommandieren, Father Olivier in seiner Gottbesessenheit, die schwach-feminine Nightingale oder war es gar, Lady Lorraine, die vor einigen hundert Jahren in Dull Manor den Tod fand und nun an ihrem Todestag sich aus Wut über ehemalige Schlossbesitzer rächen will?


    Auf jeden Fall müssen weitere Morde verhindert werden, doch wie? Auch Gastgeber Mortimer scheint der Situation nicht mehr gewachsen und macht sich die größten Vorwürfe.


    Eine wundervolle Atmosphäre, die von diesem Buch ausgeht. Natürlich, ein wenig gekünstelt klang die altmodische Sprache, aber dennoch unterstrich sie perfekt die Handlung, trug dazu bei, sich im Schottland des 19. Jahrhunderts wiederzufinden.


    Gelungen ist auch das Schloss, das mit seinen Geheimgängen und Kellergewölben, dem zerstörten Schlossturm, eine perfekte Szenerie für eine solche Handlung gibt. Denn wo könnte ein Mörder besser entkommen als in den unzähligen Gängen? Einzig und allein die Konstruktion des Brunnens blieb mir ein wenig schleierhaft, aber das war egal.
    Die Schlossführung zu Anfang mag zwar etwas langatmig scheinen, aber ist genau das richtige um den Ort kennenzulernen.


    Aber am besten waren die Personen und die Literatur. Zwar ist der zerstreute Professor etwas klischeehaft, Miss Nightingale etwas zu schutzbedürftig, aber warum nicht? Sie sind dennoch eigenständige Charaktere, sind alle mehr oder minder sympathisch - aber keiner scheint nur um Opfer zu sein sich im Schloss zu befinden. Und all ihre Werke, die Auszüge, ich hätte mir so gewünscht, sie zu lesen. Denn so verstecken sich viele weitere schöne Geschichtsideen in diesem Buch. So hätte ich zum Beispiel gerne das französische Gedicht des Comte zu Ende gelesen.


    Den/die Täter/in(en) habe ich aus dem Gefühl sehr schnell identifiziert, aber das Buch hat es geschafft mich immer wieder zweifeln zu lassen. Außerdem war es nicht im Vordergrund die Tätersuche, die mir am Herzen lag, viel schöner waren Stil und Atmosphäre. Gegruselt habe ich mich zwar nicht direkt, aber es ist eine leicht schaurig angehauchte Kaminfeuergeschichte, bei der man sich doch nicht wünscht, im Geschehen zu sein.


    Fazit:
    Auf altmodisch getrimmte Schauergeschichte, die vor allem durch Charaktere und Schauplatz sowie die literarische Atmosphäre besticht.


    10/10 Punkten


    :wave bartimaeus