Die stumme Bruderschaft - Julia Navarro

  • Hör-CD. 6 CDs, 2005, gekürzte Fassung, ca. 403 Minuten
    Gelesen von Johannes Steck


    Kurzbeschreibung von Amazon:
    Auf den Turiner Dom wird – nicht zum ersten Mal – ein Brandanschlag verübt. Gott sei Dank erscheint die Feuerwehr auch diesmal noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern. Der bedeutendste Schatz des Doms, das heilige Grabtuch Christi, bleibt unversehrt. Allerdings wird im Kirchenschiff die Leiche eines Mannes entdeckt, dem die Zunge herausgeschnitten wurde ... Besteht ein Zusammenhang zwischen ihm und einem Turiner Inhaftierten, dem ebenfalls die Zunge fehlt? Kommissar Valoni vermutet es. Bei seinen Ermittlungen unterstützen ihn u.a. die Archäologin Sofia Galloni und die Journalistin Ana Jiménez. Allmählich stellt sich heraus: zwei skrupellose Geheimbünde wollen das Grabtuch Jesu an sich reißen. Dieser brutale und blutige Kampf reicht bis tief in die Vergangenheit des Christentums zurück. Und die Kontrahenten schrecken vor Mord nicht zurück.



    Zur Autorin:

    Julia Navarro wurde 1953 in Madrid geboren. Sie arbeitete als politische
    Journalistin für verschiedene renommierte spanische Zeitschriften sowie
    Radio- und Fernsehsender. Nach mehreren erfolgreichen Sachbüchern
    war "Die Stumme Bruderschaft" ihr erster Roman, der einschlug wie eine
    Bombe


    Zum Sprecher:
    Johannes Steck wurde 1966 in Würzburg geboren. Er war Sprecher für 3sat und das ZDF. Er hat auch schon Hörbücher von T.C.Boyle, Marguerite Yourcenar, Edgar Allan Poe u.a. gesprochen.


    Meine Meinung:
    Es handelt sich um einen leichten Unterhaltungsthriller, der mit 2 Zeitebenen arbeitet.
    Gegenwart und die Zeit kurz vor und nach Christus Kreuzigung.
    Dieses Arbeiten mit 2 Ebenen ist bekannt, hier funktioniert es für mich nur bedingt.


    Als Vergleich wird Dan Brown genannt. Das kann ich nicht beurteilen, da ich Brown nie gelesen habe, halte es aber gut für möglich, dass da Parallelen bestehen. Vermutlich versucht man aber nur auf einen erfolgreichen Zug aufzuspringen.


    Hauptfigur Kommisar Valoni ist ein wenig der Ermittler von der Stange. Das gilt eigentlich auch für sein Team. Wenig Originell. Seltsamerweise spielen sie schon bald kaum noch eine Rolle.
    Trotzdem kann man das Hörbuch bis Anfang CD2 hören, aber mit der Zeit wird es ein wenig langweilig. Zum Einschlafen!


    Das literarische Niveau ist sehr schwach. Im Verlaufe der Handlung, die immer wirrer wird, stelle ich mir wirklich die Frage, ob das überhaupt noch Literatur ist.
    Einiges hätte wohl überarbeitet gehört, oder habe ich versehentlich eine unfertige Version bekommen?
    Schade, dass es zu keiner Entwicklung der Figuren kommt.


    Die Produktion des Hörbuches ist mir suspekt. Zwischen den einzelnen Tracks gibt es immer spürbare Pausen. Ein guter Übergang zwischen den Szenen wird dadurch erschwert.
    Zudem sind ab und zu merkwürdige Geräusche dazwischengeschaltet, die wohl die Atmosphäre verstärken soll. Das misslingt komplett, sie wirken nur nervtötend.


    Der Sprecher Johannes Steck hat eigentlich eine atmosphärisch ansprechende Stimme, bemüht sich jedoch zu sehr. Er macht auch dann auf spannend, wenn es gleichförmig und ereignislos daher kommt. Das bewirkt ein Abhärten beim Hörer, so dass spannende Momente untergehen. Oder es gibt sie nicht!


    Gesamt-Fazit: Wohl das schlechteste Hörbuch, dass ich je gehört habe.
    Nur weil ich zur Zeit nicht viel anderes hatte, habe ich es überhaupt zu Ende gehört. 2 von 10 Punkte.
    Da ich jedoch kein Spezialist von Verschwörungs-Thriller bin und Dan Brown noch nie gelesen habe, empfiehlt es sich, das Genrefans sich ihre eigene Meinung bilden.
    Hier kann man mal reinhören:
    http://www.amazon.de/Die-Stumme-Bruderschaft-Johannes-Steck/dp/B000ALF9T6/ref=sr_1_2/302-0436871-2302446?ie=UTF8&s=music&qid=1177450727&sr=8-2

  • Vor längerer Zeit habe ich mir das - allerdings als Buch - zu Gemüte geführt. Daß das als Hörbuch, vor allem mit den beiden Zeitebenen, schwer umzusetzen ist, ist mir einsichtig.


    Im Gegensatz zu Dan Brown, bei dem alles Fiktion ist (auch wenn er teilweise das Gegenteil behauptet), sind hier - soweit ich mich entsinne - die wesentlichen Daten zur Geschichte des Turiner Grabtuches historisch korrekt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Vor längerer Zeit habe ich mir das - allerdings als Buch - zu Gemüte geführt. Daß das als Hörbuch, vor allem mit den beiden Zeitebenen, schwer umzusetzen ist, ist mir einsichtig.


    Im Gegensatz zu Dan Brown, bei dem alles Fiktion ist (auch wenn er teilweise das Gegenteil behauptet), sind hier - soweit ich mich entsinne - die wesentlichen Daten zur Geschichte des Turiner Grabtuches historisch korrekt.


    Und wie hat es dir gefallen?


    Zitat

    Original von Rosenstolz



    Ich höre es zur Zeit auch, bin aber erst bei der 1 CD.


    Da bin ich ja mal gespannt wie es dir gefällt.

  • Wie es mir gefallen hat? Auf jeden Fall offensichtlich besser als Herrn Palomar (wobei ich, wie gesagt, vom gedruckten Buch ausgehe).


    Ich habe es Ende 2005 gelesen und nicht mehr so präsent, daß es für eine „richtige“ Rezi reicht. Mit dem Stil kam ich gut zurecht; Krimis lese ich keine, so daß ich zu den Methoden des Kommisssars nicht viel sagen kann, weil mir die Vergleichsmöglichkeiten fehlen.


    Ich fand die Handlung durchaus logisch und interessant aufgebaut. Dabei haben mich die Einschübe zur Geschichte des Turiner Grabtuches (TG) besonders gereizt. Ich habe mich vor Jahren sehr intensiv mit dieser Thematik befaßt (will sagen, bin lange nicht mehr auf dem heute aktuellen Wissensstand), und in dieser Hinsicht konnte ich keinen Fehler entdecken. Navarro erzählt die Geschichte des TG im Wesentlichen so, wie sie mir bekannt war, und man sie in der einschlägigen Fachliteratur nachlesen kann.


    Ich spoilere jetzt mal lieber, weil ich eine Stelle kurz vor dem Ende des Buches zitiere:


    Was mich an dem Buch allerdings gestört hat, war das Ende. Mit dem bin ich überhaupt nicht klar gekommen. Um es mal so auszudrücken: für einen Hollywood-Film wäre es nicht geeignet.


    Das Buch hat mich so ... geschockt zurückgelassen, daß ich das zweite der Autorin, welches mich durchaus interessiert hätte, nicht mehr gelesen habe. Das Risiko eines weiteren solchen Endes war mir zu hoch. Und es war der letzte Thriller, den ich gelesen habe. (Der nächste war der „Magus“ hier in der Leserunde, die ich aber dann recht bald abgebrochen habe.)


    Wäre das Ende ein anderes, würde ich das Buch nochmals lesen, um hier eine richtige Rezi schreiben zu können.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Bei mir liegt es auch schon ein paar Jahre zurück, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind mir nicht mehr alle Details in Erinnerung. Ich weiß aber, dass ich das Buch seinerzeit recht mittelmäßig fand. Die Spannung lag auch nicht allzu hoch. Ich wollte aber der Autorin eine 2. Chance geben und habe auch noch "Die Bibelverschwörung" gelesen, aber leider war dieses Buch noch einen Tick schlechter, als ihr erster Roman. Nun lasse ich mit Sicherheit die Finger von Navarros Büchern. Mir liegt auf jeden Fall diese Autorin nicht.

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

  • Zwischenzeitlich habe ich das Hörbuch ja nun beendet.
    Und auch mich hat es nicht unbedingt vom Hocker gerissen.


    In der zweiten Hälfte wurde es zwar stellenweise noch ganz interessant aber im Grossen und Ganzen kam leider keine Spannung auf.
    Schade - ein Buch von Julia Navarro werde ich mir wohl auch ersparen.


    Johannes Steck fand ich jetzt nicht ganz so übel, ich habe schon schlimmere Sprecher gehört.


    Mehr wie 4 von 10 Punkten kann ich aber nicht vergeben.

  • Also ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen.
    An sich hat es mir eigentlich ganz gut gefallen, also das in der gegenwart weniger, ich fand die Stellen in der Vergangenheit eigentlich besser, das Ermittlerteam war ja irgendwie schon beinahe nebensächlich.
    Das Ende fand ich allerdings ganz furchtbar. Hat mir überhaupt nicht gefallen. :nono

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und fand es nicht allzu schlecht. Die FAZ schrieb: "Die stumme Bruderschaft zeigt, wovon Bestseller heute handeln und wie sie geschrieben sein sollen". Nun ja, das ist vielleicht etwas dick aufgetragen, aber grundsätzlich nicht verkehrt. Julia Navarro versteht es, mehrere Zielgruppen auf einmal anzusprechen. Es gibt Affären, Morde und ein langer Ausflug in die Geschichte der Christenheit sowie der Tempelritter. Besonders diese historischen Abschnitte des Buches sind wunderbar geschrieben und vermitteln eine ganz besondere Atmosphäre. Leider wurde dieses hohe Niveau nicht auf einer konstanten Ebene gehalten, besonders in den Passagen über die Ermittlungsarbeit von Valoni und seinem Team gibt es öfters ärgerliche erzählerische Ausfälle.


    Ein ganz besonderer Kritikpunkt: Die Figur der Historikerin Sofia Galloni. Man wird beim Lesen den Gedanken nicht los, dass Julia Navarro hier ein Klischee nach dem Anderen in den Charakter von Sofia eingebaut hat. Eine Affäre mit einem verheirateten Mann (der natürlich auch noch im gleichen Ermittlerteam arbeitet wie sie - Stress und Streit ist vorprogrammiert), eine sich anbahnende Romanze mit einem gut aussehenden Milliardär (der selbstverständlich im Kreuzfeuer der Ermittlungen steht) sowie die ständigen Unsicherheiten Sofias in Bezug auf ihre eigene Person nerven den Leser schon nach kurzer Zeit. Schade, dass an diesen Stellen das Potenzial von Sofia Galloni als Kunsthistorikerin zu keinem Zeitpunkt genutzt wird.


    Mein Fazit: Für 5 € (aktueller Neupreis für das Buch bei Amazon) durchaus empfehlenswert. Das Werk liest sich kurzweilig, bietet einige spannende Abschnitte und für Sammler sieht es zudem im Regal auch nicht allzu schlecht aus. Es ist nur schade, dass die Autorin nicht mehr Wert auf eine stärkere Charakterzeichnung gelegt hat.