Was für ein schöner Sonntag - Jorge Semprun

  • Kurzbeschreibung


    Ein Wintersonntag im Konzentrationslager Buchenwald, wenige Monate vor Kriegsende. Der Häftling mit der Nummer 44904 (S) steht in Gedanken versunken vor einer großen Buche. Wie kurz ist doch der Weg von diesem Ort des Schreckens zum Weimar Goethes, wie nah liegt der Ort der nationalsozialistischen Barbarei an der Wirkungsstätte der größten deutschen Dichter und Denker! Irgendwo hier, ganz in der Nähe, muss Goethe sein berührendes Gedicht „Wanderers Nachtlied“ geschrieben haben, unter Bäumen wie diesem muss er mit seinem Vertrauten Eckermann spazieren gegangen sein… So träumt sich der junge, belesene Häftling fort vom Ort des Grauens, bis ein SS-Mann ihn unsanft wieder in die grauenvolle Realität zurückstößt.
    Der Roman Was für ein schöner Sonntag! (1980) ist eine eindringliche Autobiografie Jorge Sempruns, die keinen unberührt lässt. In ihr beschreibt der spanische Schriftsteller den Alltag im Konzentrationslager, die Spannungen zwischen den Häftlingen, die Furcht vor der SS und die Versuche, trotz allem die persönliche Würde zu bewahren. Dabei weitet sich der Bericht zu einer umfassenden Lebensgeschichte des Autors aus, in der sich die Erinnerungen an die Kriegszeit mit denen an das Studium in Paris, an die Zeit als Widerstandskämpfer und an die heimlichen Reisen in den Ostblock nach Kriegsende zu einem faszinierenden Kaleidoskop politischen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert zusammensetzen.



    Über den Autor
    Jorge Semprun wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Noch während seiner Schulzeit musste er wegen des Spanischen Bürgerkriegs mit seiner Familie nach Paris fliehen. Dort studierte er dann nach der Schulausbildung Philosophie an der Sorbonne. 1941 trat er einer kommunistischen Résistance-Bewegung bei, zwei Jahre später wurde er von der deutschen Gestapo verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert.


    Nach Kriegsende kehrte er nach Paris zurück, von wo er ab 1953 als Mitglied des Zentralkomitees der spanischen Exil-KP den Widerstand gegen das Franco-Regime koordinierte. 1964 wurde er aus der Kommunistischen Partei wegen Abweichens von der offiziellen Parteilinie ausgeschlossen. Seitdem widmet sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Von 1988 bis 1991 amtierte er als spanischer Kultusminister, 1994 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.



    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch nun trotz Leserunde auf Seite 185 abgebrochen.
    Die ersten Seiten versprachen ein wunderbares Leseerlebnis, Sempruns Art zu erzählen war bezaubernd, seine Sprache herrlich und wunderschön, trotz des traurigen Themas.
    Je weiter man liest um so mehr fühlt man sich in ein Schulbuch mit Belehrungen über den Kommunismus der damaligen Zeit versetzt. Die Zusammenhänge werden (zumindest für mich) nicht mehr klar. Ich konnte Semprun nicht mehr folgen und war zu gelangweilt, um mir Mühe zu geben.

  • Bin gerade beim Erstellen der Monatsübersicht und stelle fest- habe vergessen hier zu posten.


    Ein wunderschönes Buch- geschrieben von einem Zeitzeugen, der geschickt autobiographisches aus seinem Leben vor und nach dem KZ und aus seiner höchstpersönlichen Entwicklung und Auseinandersetzung mit dem Stalinismus verwebt. Das Buch erschien 1980 und setzt daher ein Wissen über diese Entwicklung und ihre Protagonisten wie Carillo in Spanien oder Thorez in Frankreich vorraus, das heute nicht mehr präsent ist und würde daher von jüngeren LeserInnen nur mit Mühe erarbeitet werden können- stellt für diese vielleicht schon eine Art Geschichtsbuch einer untergegangenen Geschichte dar. Ich habe Anfang der 80iger studiert und die Auseinandersetzung über den Eurokommunsmus war täglich Teil der Lektüre in der Schlange vor der Mensa. Semprun verwendet in seinem Buch stets die Klarnamen, so war er zusammen mit dem späteren Vizeinnenminister der DDR und Volkspolizeigeneral, der den Mauerbau beaufsichtigte und mitverantwortete in der Arbeitseinteilung des KZ Buchenwald. Er verwebt aber auch Fiktion wie einen Dialog des Geheimrates Goethe mit Eckermann, seinem Adlatus und Biographen über die Zeit des Nationalsozialismus in die Geschichte ein.


    Semprun betont besonders die Stellung des KZ Buchenwald im System der Lager, da hier die eigentliche Macht nicht von den Verbrechern, sondern von den Kommunisten ausging- die Macht der Capos im Lager lag in deren Händen.


    Ein wirklich nicht leicht zu lesendes, aber faszinierendes Buch.