Inhalt (Kurzbeschreibung bei amazon)
Luise und Friedrich Wilhelm III. lernen 1793 einander kennen; er stocksteif, gehemmt und ungeliebt von den Eltern - sie dagegen vergnügt, leichtfüßig und verwöhnt. Mit zehn Kindern sollte die Ehe dieses Herrscherpaares gesegnet sein, das in einer Liebesheirat zusammengefunden hatte. Die Literatur- und Kunstwissenschaftlerin Dagmar von Gersdorff entblättert eine der wohl erstaunlichsten Ehen des deutschen Monarchismus.
Die Autorin
Dagmar von Gersdorff, Jahrgang 1938, studierte Literatur- und Kunstwissenschaft und promovierte über Thomas Mann. Sie ist Autorin einiger Biographien, darunter über Sophie Brentano-Mereau und über Catharina Elisabeth Textor, die Mutter von Goethe.
Meine Meinung
Nachdem ich neulich bereits ein anderes Buch über Königin Luise gelesen hatte, das sich vor allem mit dem Kult beschäftigt, der sowohl zu ihren Lebzeiten als auch posthum um sie getrieben wurde, bietet dieses Buch ein realistischeres Bild der Königin und ihrer Beziehung zu ihrem Ehemann. Diese als "perfekt" bezeichnete Ehe basierte zwar auf Liebe, aber es gab auch viele Gegensätz zwischen den Ehepartnern, die vor allem Luise oft Kompromisse abforderten. Sie hat ihrem Mann zuliebe auf viele Dinge, die sie gewünscht hätte (z.B. eine systematische Vertiefung ihrer Bildung) verzichtet. Dagmar von Gersdorff stellt sie nicht als übermenschlich gut dar, sondern bringt auch Schwächen zur Sprache. Interessant sind auch die Eindrücke, die man über die Personen im Umfeld des Ehepaares gewinnt. Die Schwestern von Luise waren selbstbewusste Frauen, die sich für die damalige Zeit erstaunliche Freiheiten nahmen: Therese hatte mit ihrem Liebhaber fünf (!) außereheliche Kinder .
Der Leser begegnet Napoleon, der von unzähligen Menschen als Geißel Europas gesehen wurde und Zar Alexander von Russland, der eine charismatische Persönlichkeit gewesen sein muss und auch der tugendhaften Luise gefährlich wurde.
Tragisch ist es, mitanzusehen, wie Luise - wie so viele Frauen jener Zeit - durch fast pausenlose Schwangerschaften ihre Gesundheit untergrub und schon mit 34 Jahren verstarb. Auch die Beschreibung des Reisens in den Zeiten vor dem modernen Transportwesen mutet schrecklich an, umso mehr verwundert es, welche langen Reisen die Menschen trotz der schwierigen Bedingungen auf sich nahmen.
Alles in Allem: das Buch bietet einen interessanten Einblick in eine Zeit, in der sich nach der Französischen Revolution die Sicht auf althergebrachte Herrschaftsgefüge änderte und der Ruf nach Reformen lauter wurde. Es ist sprachlich ansprechend geschrieben und lässt sich flüssig lesen.
Ich hätte mir noch eine genealogische Tafel im Anhang gewünscht, da es manchmal etwas verwirrend ist, sich bei den ganzen Friedrich Wilhelms der Preußen zurechtzufinden.