Spieltrieb von Juli Zeh

  • Ich hab's durch. Wobei ich die letzten 250 Seiten "beschleunigt" gelesen habe. Die ersten 350 Seiten fand ich es ja noch ganz ok, da dachte ich ja auch noch, dass ich ähnlich wie bei Dunnett total in die Irre geführt werde und am Ende ein geniales Spiel aufgedeckt wird. Aber als das "Spiel" offiziell begann, also auf Seite 345, hatte ich eigentlich schon genug von dem Buch.


    Die Metaphern haben mich gar nicht so sehr gestört, aber ich fand Ada und Alev noch nicht mal halb so intelligent und beeindruckend, wie behauptet immer wieder behauptet wurde. Irgendwie zog es sich einfach nur noch und ganz nachvollziehen konnte ich das Ganze auch nicht.


  • Hallo zusammen,


    nach dem Lesen dieses Ordners bin ich erleichtert, dass es auch noch andere gab, die mit diesem Buch nicht recht klarkommen.
    :gruebel


    Mich beeindruckt das sprachliche Selbstbewusstsein der Autorin, mit dem sie sich regelmäßig seitenlang über das Wetter und andere Selbstverständlichkeiten ausbreitet. Aber die Personen sind fast alle mehr oder weniger unglaubwürdig, ja gesichtslos (bis auf den Geschichtslehrer Höfling vielleicht, den die Autorin bezeichnenderweise durchgehend liebevoll Höfi nennt, während sie Smuteks Ehefrau noch nicht mal einen richtigen Namen gönnt - nach der Heirat ist sie "Frau Smutek", vor der Heirat "die zukünftige Frau Smutek" - was soll das denn??).


    Gefallen hat mir Smuteks "Befreiungsschlag" (von einer Gewaltorgie würde ich da nun aber nicht reden und gar eine Parallele zu Erfurt ziehen zu wollen, fände ich unangebracht) und die toughe Richterin am Ende. Einiges an dem Buch hat mich sehr geärgert; ich kann mich erinnern, dass ich es ein- oder zweimal fast aus dem fahrenden Auto geschmissen hätte (habe es im Urlaub gelesen), aber ich kann jetzt nicht mehr sagen, welche Stellen das waren.


    Mein Mann, Gymnasiallehrer von Beruf, hat sich meine Zusammenfassung angehört und gesagt, dass ihm in 20 Jahren Schuldienst keine Schüler begegnet sind, die in dieser Art und Intensität an Zeitgeschehen und Zeitstimmung interessiert sind. Ich fand das Buch ziemlich realitätsfremd; als gedachtes "Spiel" wäre es interessant, wenn die Motivation der handelnden Personen nachvollziehbar wäre.


    Ich will das Buch eigentlich nicht verreißen, ich war wirklich beeindruckt. Aber wovon eigentlich? Anscheinend nur vom Selbstbewusstsein der Autorin.


    lG Zefira

  • Nach der ziemlich guten Buchempfehlung und -diskussion in der letzten Lesen!-Sendung von Elke Heidenreich werde ich heute anfangen Spieltrieb zu lesen. :-)


    Mal sehen, ob ich es die 565 Seiten durchhalte, zumal dieses Buch meine erste Zeh sein wird. ;-)


    Wünscht mir Spaß! ;-)

  • Rezension:
    "Spieltrieb" war mein erster Roman von Juli Zeh, den ich auf eine Buchempfehlung von Elke Heidenreich hin gelesen habe. Die Geschichte der intelligenten Ada, die sich an ihrer Schule als Außenseiter wiederfindet und daraufhin eine "Gelegenheitsfreundschaft" mit Alev eingeht, dessen Reiz in der Betrachtung des Lebens als Spiel liegt, ist gut erdacht und umgesetzt. Julia Zeh beschreibt ihre Protagonisten sehr gut, man lernt die Beweggründe zu verstehen und kann Gedanken- sowie Handlungsstränge nachempfinden. Ada's und Alev's an den Tag gelegte Kälte und Distanz sind interessant, der Sinn der Erpressung Smuteks jedoch nicht eindeutig. Ein Roman, der es wert ist gelesen zu werden! :-)

  • :lesend Ich bin gerade dabei es zu lesen und eure Meinungen spiegeln ziemlich genau die Stimmungen wieder, die ich durchlebe: Vom begeisterten Aufnehmen der originellen Metaphern über staunendes Registrieren der Intelligenz unserer Jugendlichen bis zum gelegentlichen aus dem Fenster werfen wollen. Ich werde es auf alle Fälle zu Ende lesen, denn ich will es jetzt wissen. Aber als Gymnasiallehrerin muss ich auch unbedingt Zefira zustimmen: Solche Schüler wie Ada und Alev gibt es nicht wirklich an Deutschlands Schulen. Somit ist auch der Bezug zu Erfurt hinfällig. Alles in allem bleibt es also ein Roman, den man genießen sollte, wenn man es kann.
    Ergänzung: Jetzt, nachdem ich fertig bin, muss ich das Buch doch aufwerten. Es wurde gegen Ende wirklich spannend und es hebt sich trotz allen berechtigten Einwänden wohltuend aus dem grauen Einheitsbrei des heutigen Buchladenangebots hervor.

    Wenn das Pferd tot ist, kannst du den Sattel wegwerfen. :lanze

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von heikmon ()

  • Da bin ich jetzt aber froh. Habe das Buch nach 80 Seiten zur Seite gelegt. Es war mir einfach viel zu neurotisch. Story hätte spannend erzählt auch auf 300 Seiten gepasst. Ehrlich gesagt, kann ich mit Autoren nichts anfangen, die nur um der Sprache willen schreiben und um sich selbst darzustellen.

  • 200 Seiten hab ich durchgehalten und kann einfach nicht mehr. Der Schreibstil aergert mich inzwischen nur noch. Es passiert nicht wirklich was und was immer die Autorin auch sagen will, geht einfach unter in all dem Drumherum an langwierigen Beschreibungen von was auch immer.


    Nun les ich das Buch fuer unseren Lesekreis. Ich kann mir schon vorstellen, dass wir da ein paar interessante Diskussionen haben werden. Wuerd mir helfen irgendwo eine Zusammenfassung zu finden, die mir endlich sagt, was da ueberhaupt passiert. Weiss jemand was?

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Es gibt einige Rezensionen (u.a. bei Amazon), die das Buch direkt auf die Spieltheorie beziehen und das sogar anhand der ungewöhnlichen Vornamen belegen. Auch der Wiki-Eintrag zu Spieltrieb deutet das an ("Gefangenendilemma").


    Vermutlich sind solche Interpretationsansätze der einzige Weg, dem Buch beizukommen. Denn die Personen selbst haben an keiner Stelle irgendwie mein Interesse und meine Sympathie fesseln können, und wenn man die Amazon-Rezensionen liest, stehe ich damit nicht allein.

  • Ich hab jetzt angefangen den Wikipedia Beitrag zu "Spieltrieb" durchzuarbeiten, um wenigstens etwas dahinter zu kommen. Es wird dort auch auf die Literaturverweise (Bloch, Musil u.a.) eingegangen. Das ist schon hilfreich. Erhoeht leider nicht den Lesespass ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Spieltrieb war mein erstes Buch von Juli Zeh ... und es wird wohl das einzige von ihr bleiben. Zwischendurch wollte ich das Buch auch schon abbrechen, einzig die Neugier lies mich weiterlesen. Aber Spaß hatte ich nie bis selten. Ja, es ist mal etwas anderes. Ja, die Sprache und die Methaphern sind teilweise recht schön. Aber 565 Seiten, um ein wenig zu moralisieren? Mit dem Anspruch, irgendwas (was auch immer) über das Gefangenendilemma zu schreiben? Ja, aber warum schreibt sie es denn dann nicht?


    Das Gefangenendilemma von John Nash kannte ich vorher schon. Wenn, dann hätte ich hier gerne etwas neues erfahren. Hab ich aber nicht. In einem Roman ist mir vor allem die Handlung wichtig. Aber hier wurde Juli Zeh leider zu Juli Zäh.


    3 Punkte

  • Zitat

    xexos
    In einem Roman ist mir vor allem die Handlung wichtig. Aber hier wurde Juli Zeh leider zu Juli Zäh.


    Super Wortspiel *Daumenhoch* :lache


    In einem anderen Bücherforum hätte ich beinahe bei einer Minileserunde mitgemacht. Doch dann habe ich mir den Trailer zur Literaturverfilmung angeschaut und schrie nur mehr entsetzt: NEVER - FOREVER.


    In Interviews war mir Juli Zeh außerordentlich suspekt, rein bauchgefühlmäßig.