Roofer - Jutta Wilke (ab 14 Jahren)

  • Roofer - Jutta Wilke
    Coppenrath Verlag
    Hardcover
    256 Seiten


    Die Autorin
    Jutta Wilke, geboren 1963, arbeitete einige Jahre als Anwältin, hängte später aber die Robe endgültig an den Nagel, um nur noch das zu machen, was sie sowieso am besten kann: Geschichten erzählen. Da sie von Schranken aller Art nichts hält, sondern mehr dafür ist, öfter mal fröhlich aus der Reihe zu tanzen, kennt sie auch beim Schreiben keine Grenzen. Sie schreibt ihre Bücher genauso gerne für Kleine, Mittlere und ganz Große. Jutta Wilke arbeitet und lebt mit ihrer Familie in Hanau.


    Inhalt
    Alice und Nasti sind beste Freundinnen und geben sich gegenseitig Halt. Bei Nasti findet Alice Nähe und Geborgenheit, eben die Dinge, die ihr zu Hause fehlen. Durch Nasti lernt Alice eine Clique von Roofern kennen. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die ohne Absicherung auf Baukräne, Stahlträger und Hochhäuser klettern, für den großen Kick und möglichst viele Klicks auf Youtube. Nasti hat sich in den Anführer Trasher verliebt. Obwohl Alice die Aktionen der Clique in Frage stellt, kann sie sich dem Sog nicht entziehen. Eines Tages soll Nasti einen Liebesbeweis erbringen. Doch wie weit darf man für die Liebe gehen?


    Meine Meinung
    Die Geschichte um Alice und die Roofer fand ich unglaublich spannend erzählt. Zu Beginn wird eine schlimme Tragödie angedeutet. Alice sieht immer wieder diese furchtbaren Bilder vor ihren Augen. Wie es dazu kam, wird anschließend in einer Rückblende erzählt. Durch Nasti lernt Alice die Clique der Roofer kennen. Sie hat Angst, ihre beste Freundin, ihren einzigen Halt im Leben, an den Anführer Trasher zu verlieren. Ihre Eifersucht macht ihr arg zu schaffen. Gleichzeitig möchte sie ihrer Freundin helfen. Zudem fühlt sie sich von Nik angezogen, der auf der Straße lebt und ebenfalls dieser Clique angehört. Trasher und sein Konkurrent Adrian schaukeln sich gegenseitig hoch, jeder will den anderen übertrumpfen, auf der Suche nach Anerkennung, jeder möchte den größten Ruhm für sich einnehmen. Eines Tages plant Trasher die spektakulärste Aktion seines Lebens, in die er auch Nasti involvieren möchte. Doch inwieweit ist sie bereit, ihre Liebe unter Beweis zu stellen?
    Als Leser stellt man sich immer wieder die Frage, was die Roofer zu diesen Klettertouren in schwindelerregenden Höhen antreibt, bei denen sie ihr Leben riskieren. Nach und nach deckt die Autorin die Beweggründe der Jugendlichen sensibel auf. Vor allem die waghalsigen Szenen sind derart bildhaft beschrieben, dass es mir allein vom Lesen ganz schwindelig wurde. Die unglaublich spannende Erzählweise in der Ich-Form aus Alice Perspektive verursachte bei mir mehr als einmal Herzrasen. Doch auch Nik schildert gelegentlich seine Sicht der Dinge, dieser Part hebt sich durch die kursive Darstellung ab.
    Bei dem Buch handelt es sich um einen wahren Pageturner, ich konnte es kaum zur Seite legen und hatte es bereits nach zwei Tagen beendet. Besonders die Thematik hebt sich von den vielen Neuerscheinungen im Jugendbuchbereich ab. Die Autorin wartet auch nicht für jedes Problem der Jugendlichen mit einer Universallösung auf, das hat mir besonders gut gefallen. Von mir gibt es dafür eine uneingeschränkte Leseempfehlung, nicht nur für Jugendliche.
    10 Punkte

  • Mir hat "Roofer" auch gut gefallen, aber trotzdem bin ich etwas hin und hergerissen. Zunächst einmal habe ich mich über den Klappentext geärgert, der mal wieder von jemandem verfasst worden sein muss, der das Buch höchstens quer gelesen hat. Nicht Alice ist es, die zuerst in Kontakt mit den Roofern kommt, sondern ihre beste Freundin Nasti, und es ist auch nicht "Nik und seine Clique" sondern eher "Thrasher und seine Clique" - der obdachlose Nik gehört zwar auch zu den Roofern, ist in der Roofer-Clique an sich aber eher eine Randfigur.


    Gestört hat mich auch, dass gleich zu Beginn des Buches verraten wird, dass die Geschichte auf eine Katastrophe hinauslaufen wird - das trägt zwar einiges zur Spannung bei und wird vermutlich einige jugendliche Leser eher bei der Stange halten, weil man natürlich wissen will, was passiert und wer denn nun abgestürzt ist und warum, aber gleichzeitig nimmt es für meinen Geschmack auch zuviel vorweg.


    Trotzdem habe ich das Buch gern gelesen, es ist spannend und auch sprachlich gut geschrieben. Alice ist ein Teenager, den man eigentlich nur bemitleiden kann. Ausgestattet mit einem reichen, aber notorisch untreuen Stiefvater und einer Mutter, die vor allem die Augen verschließt und sich regelmäßig in ihre Migräne flüchtet, lebt sie in einem kalten, fast schon sterilen Haus. Sie leidet immer noch unter dem Verlust ihres Vaters, an dessen Tod sie sich mitschuldig fühlt, und fürchtet jetzt, auch noch ihre beste und eigentliche einzige Freundin Nasti zu verlieren. Denn Nasti hat nur noch Augen für Thrasher, ihren neuen Freund. Thrasher ist der Kopf einer Roofer-Clique und liegt im ständigen Wettstreit mit seinem Konkurrenten Adrian darum, wer zuerst die höchsten Gebäude in Frankfurt erklettert, die wildesten und gefährlichsten Stunts macht und dies auch noch auf YouTube dokumentiert bzw. sein Zeichen auf die bestiegenden Türme und Baustellen sprayt.


    Getrieben von Neid, Eifersucht und Verlustängsten folgt Alice Nasti immer wieder zu den Roofern, obwohl ihr das alles zuerst gar nicht recht ist. Erst als sie durch die Roofer Nik kennenlernt, den dunkelhäutigen obdachlosen Jungen, der auch zur Clique gehört und von den Roofern in seinem Kampf ums tägliche Überleben unterstützt wird, ändert sich ihre Einstellung. Mittlerweile eskaliert der Konkurrenzkampf zwischen Thrasher und Adrian und Thrasher plant den ultimativen Coup, der auch die beiden Mädchen nicht unberührt lässt...


    Erzählt wird die Geschichte überwiegend aus Alice's Sicht, wodurch der Leser zwar immer dicht am Geschehen dran ist, wodurch er andererseits aber auch teilweise einen etwas eingeschränkten Blickwinkel hat. Eingeschoben werden immer wieder Kapitel aus der Perspektive von Nik - Nik, der obdachlose Junge, der sich mithilfe der Roofer-Clique und seiner "Granny" durchschlägt, der Gedichte liest und sich in Alice verliebt.


    "Roofer" ist zweifelsohne spannend und temporeich, aber dadurch, das teilweise ziemlich rasant erzählt wird, bleiben meiner Meinung nach die Charaktere etwas auf der Strecke. Einiges wird zwar angedeutet, aber gerade über die Roofer hätte ich gern mehr erfahren - was sind das eigentliche für Jugendliche, was motiviert sie außer der Jagd nach dem ultimativen Kick, wie leben sie sonst so? Ebenso das Ende des Buches - der große Mutprobe, auf die alles hinausläuft, ist zwar unheimlich spannend geschildert und nichts für zarte Gemüter, aber danach fällt das ganze wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das Ende ist etwas arg Moralapostel-mäßig, aber vieles bleibt auch ungeklärt. Genau das hat auch meine 15-jährige Tochter bemängelt, die das Buch zwar spannend zu lesen fand, aber mit dem Ende ziemlich unzufrieden war.


    Fazit: "Roofer" ist ein duchaus lesenswertes Buch, nicht nur für Jugendliche, aber mMn hätte man aus diesem spannenden Thema noch mehr machen können.


    7 Eulenpunkte



    LG, Bella

  • Inhalt
    Alice und Nasti sind ein Herz und eine Seele. Alice hat es nach dem Tod ihres Vaters nicht leicht gehabt und muss sich zuhause mit einem anspruchsvollen Stiefvater auseinandersetzten. Ihre Freundin Nasti ist erst vor kurzem nach Frankfurt gezogen und spielt die Rolle eines unkonventionellen Paradiesvogels. Als Nasti den Jungen Trasher kennenlernt, gerät sie in die Szene jugendlicher Roofer, die auf Großbaustellen herum klettern und die Action-Cam-Aufnahmen ihrer Mutproben im Internet hochladen. Roofer klettern immer vermummt, damit sie auf den Videsos nicht identifiziert werden können und Roofer haben als Gruppe einen strengen Ehrenkodex. Seit zwischen Trasher und Adrian ein erbitterter Konkurrenzkampf herrscht, sind sie nicht mehr nur in den halbfertigen Gebäuden unterwegs, sondern auch auf Eisenträgern, die aus den Gebäuden herausragen. Als Trasher gemeinsam mit Nasti für die ultimative Szene posen will, versucht Alice das unbedingt zu verhindern. Da Alice von Beginn der Beziehung zwischen ihm und Nasti deutlich eifersüchtig auf den Kletterer war, ist ihre Überzeugungskraft Nasti gegenüber eher schwach. Doch vorher kommt es zum Zusammentreffen von Alice mit Nikolaus, der früher mit der Truppe geklettert ist, aber nicht so ehrgeizig unterwegs ist wie Trasher und Adrian. Nikolaus verspricht Alice den Himmel – und das scheint genau die Tonlage zu sein, die sie in ihrem Leben bisher vermisst hat.


    Fazit
    Nach einem Prolog und einer Video-Sequenz zu Beginn wird in sehr kurzen Kapiteln die Geschichte abwechselnd in der Ichform von Alice erzählt und (abgesetzt in anderer Schrifttype) von einem neutralen Beobachter, der Nikolaus‘ Wegen folgt. Der Wechsel der Erzählerstimme und das anfängliche Rätseln, wie Nikolaus mit der Truppe von Trasher verbunden ist, sorgen von Beginn an für Spannung. Die Ichperspektive blendet leider einige Dinge aus, die mich an den jugendlichen Figuren interessiert hätten. Jugendromane sollen u. a. Einblick in fremde Lebenswelten geben, ohne dass man dazu selbst in den Einbaum oder den Gleitschirm steigen muss. Für jugendliche Leser hätte ich mir mehr Einblick in das „Wie“ gewünscht – wie ist es, Alice zu sein oder Trasher. Außer Alice und Nikolaus wirkten die Figuren auf mich eher skizzenhaft schwarz-weiß gezeichnet. Bei Nasti und Bee fand ich das reichlich unbefriedigend. Alice als Berichterstatterin steht dem Roofing kritisch gegenüber. Eine Einfühlung in die Motivation der Roofer-Clique kann man also weder von ihr noch von Nasti erwarten, die sich für die Rolle des bewundernden Groupies entschieden hat. Soziale Probleme wie Obdachlosigkeit, das Leben mit alleinerziehenden Elternteilen oder in Patchworkfamilien wirken nur angerissen, so wie Alices Narben, die das Ritzen an ihren Armen hinterlassen hat, nur kurz sichtbar werden. Die von Alice erzählten Kapitel haben mich sprachlich nicht völlig überzeugt, weil die Schriftsprache der erwachsenen Autorin an einigen Stellen den knappen Stil jugendlicher Smartphone-Nutzer verdrängt. Insgesamt ein fesselnder Plot, der mir als erwachsener Leserin streckenweise zu oberflächlich blieb und dessen Erzählperspektive mich nicht überzeugen konnte.


    knappe 7 von 10 Punkten

  • Jugendroman mit guter Unterhaltung


    Inhalt:
    Alice ist fasziniert und erschrocken zugleich, als sie erfährt, dass ihre beste Freundin Nasti mit einer Gruppe von Roofern abhängt. Die Jugendlichen riskieren beim Klettern auf hohe Dächer und Baugerüste ihr Leben – alles für den Kick und die ultimativen Bilder auf ihrem YouTube-Channel. Nach und nach gerät auch Alice in den Bann der Gruppe – vor allem, als sie den sensiblen Nik kennenlernt. Doch dann wird Alice Zeugin einer irrsinnigen Aktion: Nasti soll mit ihrem neuen Roofer-Freund über einen hohen Stahlträger balancieren. »Liebesbeweis« nennt Nastis Freund das. Dabei will er nur seinen Rivalen übertrumpfen. Plötzlich stellen sich für Alice ganz grundsätzliche Fragen: Ist es okay, für diesen Nervenkitzel sein Leben zu riskieren? Und wie weit soll sie selbst gehen, um sich vor denen zu beweisen, die ihr wichtig sind?




    Mein FAzit:



    Der Roman hat eine nette Geschichte und einen guten Schreibstil. Es ist auch recht unterhaltsam das Buch zu lesen - jedoch ist das Buch in meinen Augen nichts besonderes. Eine nette Geschichte für Zwischendurch, die mich auch unterhalten hat - aber das gewisse Etwas fehlt.

  • Mir hat das Jungendbuch "Roofer" sehr gut gefallen.
    Die Geschichte wird die meiste Zeit aus der Sicht des Mädchens Alice erzählt. Durch ihre beste Freundin Nasti bekommt sie Kontakt zu einer Gruppe "Roofer". Roofer sind Jugendliche, die ohne Sicherung auf hohe Bauwerke oder Gerüste klettern und sich dabei filmen und die Filme ins Internet stellen. Alice ist auf der einen Seite fasziniert von ihren neuen Freunden, auf der anderen Seite erkennt sie auch die Gefahren und bekommt Angst.
    Einige kurze Kapitel des Buches sind aus der Sicht von Nik geschrieben, einem der Jungen aus der Clique. So bekommt der Leser auch Eindrücke in die Gedanken und Gefühle eines Roofers.


    Alice wirkt auf den ersten Blick sehr bodenständig und wie ein normales Mädchen. Allerdings erfährt man im Laufe des Buches dann doch viel darüber, mit welchen Problemen sie in ihrer Familie seit ihrer Kindheit zu kämpfen hat. Alice möchte mit zur Clique dazugehören, sie empfindet Eifersucht auf ihre beste Freundin und fühlt sich ausgegrenzt. Allerdings empfindet sie die waghalsigen Mutproben der Roofer auch als gefährlichen Wahnsinn.


    Der Leser erfährt schon zu Beginn des Buches, dass die Geschichte um Alice und ihre neuen Freunde in einer Katastrophe enden wird. Mich hat diese Vorwegnahme nicht gestört. Ich empfand das Buch als sehr angenehm und locker zu lesen in einer für ein Jugendbuch angemessenen Sprache. Eine gewisse Spannung ist von Anfang an gegeben und sie steigerte sich noch im Laufe der Geschichte.
    Ich habe das Buch in kurzer Zeit ausgelesen. Ich fand es sehr fesselnd und ich konnte mich gut in die Gedanken und Gefühle von Alice hineinversetzten.
    Es werden viele wichtige Themen in dem Roman angeschnitten: beste Freundschaften, die erste große Liebe, die Angst nicht dazuzugehören und ausgegrenzt zu sein, Gruppenzwang und Anerkennung.


    Ich fand es beeindruckend, wie intensiv ich die Geschichte empfunden habe, obwohl der Handlungszeitraum nur ein paar wenige Tage in Alice Leben umfasst.


    Ich empfehle das Buch gerne weiter, nicht nur für Jugendliche ist es meiner Meinung nach ein lesenswerter Roman.
    Ich bewerte das Buch mit 8 Eulenpunkten.