Das Nebelhaus - Eric Berg

  • Das Nebelhaus, Eric Berg
    416 Seiten, broschiert
    Limes Verlag
    ISBN 978-3809026150


    Über den Autor: Eric Berg ist das Pseudonym eines höchst erfolgreichen deutschen Autors, der sich mit historischen Romanen einen Namen gemacht hat.



    Inhalt: Der Roman erzählt abwechselnd in zwei Handlungssträngen die Geschichte der "Blutnacht von Hiddensee", die drei Tote und eine Schwerverletzte gefordert hat. Der Erzählstrang der Gegenwart handelt von der Journalistin Doro, die den Auftrag hat eine Reportage über die zwei Jahre zurückliegenden Ereignisse zu schreiben. Sie macht Angehörige der Opfer ausfindig, reist auf die Insel und entdeckt dort mehr als ein düsteres Geheimnis.
    Parallel zu Doros Recherchen erfährt der Leser was vor zwei Jahren wirklich im Nebelhaus geschah. Der erfolgreiche Architekt Philipp lud damals drei ehemalige Freunde, die er schon lange aus den Augen verloren hatte ein, ein Wochenende mit ihm und seiner Familie auf Hiddensee zu verbringen. Schon bald stellt sich heraus, dass die Erwartungen aller Beteiligten nicht unterschiedlicher sein können und jede Menge Konflikte heraufbeschwören, die schließlich in einer schrecklichen Bluttat enden.


    Meine Meinung: Durch den Aufbau dieses Romans, der von Kapitel zu Kapitel zwischen Gegewart und Vergangenheit wechselt, steigert sich die Spannung bis zum dramatischen Schluss. Ist man am Anfang noch sicher, die wahre Täterin zu kennen, so merkt man doch bald, dass fast alle Anwesenden ein Motiv für den Amoklauf haben. Es geht um verschmähte Liebe, Betrug, Neid und Eifersucht, eine düstere Vergangenheit, einen psychischen Zusammenbruch. All dies erfährt der Leser in kleinen Häppchen, selbst die Identität der Opfer wird erst ganz zum Schluss aufgedeckt. Dieses Buch ist kein klassischer Krimi, aber auf jeden Fall ein spannendes Lesevergnügen mit psychologischem Aufbau!


    Von mir gibt es gute 8 Punkte.

  • Dieser Thriller hebt sich aus der Masse in diesem Genre schon allein deshalb heraus, weil der Aufbau etwas anders abläuft. Der Leser nähert sich den schrecklichen Ereignissen, die die Presse als „Die Blutnacht von Hiddensee“ betitelt, aus zwei Richtungen. Einmal rückblickend aus der Ich-Perspektive der freien Journalistin Doro Kagel, die anlässlich des zweiten „Jahrestages“ der Tragödie einen Artikel über die nach wie vor nicht vollständig aufgeklärten Ereignisse schreiben soll; und einmal nach vorne schauend, aus der Erzählerperspektive, welche die Geschehnisse ab der Abfahrt der drei Besucher aufgreift. Durch den Wechsel in jedem Kapitel kann so der Ball schön hin- und hergespielt werden, Erkenntnisse aus der Gegenwart ergänzen oder widersprechen sogar dem was man vom chronologischen Ablauf der Dinge liest, so dass der Leser immer wieder aufhorcht, neue Verdachtsmomente auftauchen, und man sich entweder in seinen Überlegungen bestätigt sieht oder alles nochmal über den Haufen werfen muss.


    Kurz vor dem „Showdown“ schafft es der Autor, in bester Agatha Christie-Manier, praktisch jedem der anwesenden Protagonisten (und dieses Buch kommt mit angenehm wenigen davon aus, praktisch alle davon erfährt man innerhalb der ersten zwei Buchseiten) ein Motiv zu geben, einige der anderen umzubringen.
    Und jetzt kommen wir zur Besonderheit dieses Buches: Man erfährt zwar relativ früh, wer die Frau im Koma ist, die von praktisch allen als Täterin betrachtet wird, und auch die Identität des ersten Opfers wird schnell enthüllt. Wer aber Opfer Nummer zwei und drei sind, bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis. Deshalb ist das Ganze auch ein solches Puzzlespiel: Ist derjenige oder diejenige die man in Verdacht hat nun Täter? Oder wird sich herausstellen, dass sie Opfer sind? Und falls die Person der Täter ist, wen hat er / sie denn nun umgebracht? Und warum?
    Dieses Verwirrspiel hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen und es letzten Endes auch geschafft, mich auf den falschen Dampfer zu locken (und dabei war ich mir soooo sicher!). Das passiert mittlerweile selten genug und ist für mich immer ein Punkt zur besonderen Freude.


    Das Verhalten der Figuren war für mich glaubhaft, aufgrund ihres jeweiligen Hintergrundes oder ihrer Probleme, auch wenn, rückblickend, Doros Vorgehensweise bei der Befragung von Zeugen und Überlebenden zum Teil wohl zurechtgebogen werden musste, damit das Konstrukt so funktioniert.
    Ich spoilere mal vorsichtshalber, auch wenn ich keine Namen nenne.


    Das fällt einem jedoch während man liest nicht auf, bzw. kommt einem nicht so vor. Der Ablauf von Doros Recherchen im Zusammenspiel mit den nach und nach enthüllten Geheimnissen dieses Wochenendes, lassen große Spannung aufkommen (ich konnte das Buch nur mit Mühe weglegen).


    Was mich ebenfalls in seinen Bann gezogen hat, war die Atmosphäre, die speziell in den Hiddensee-Kapiteln aufgebaut wird. Die Abgeschiedenheit der kleinen Insel, dieses Haus in der Senke zwischen zwei Dünen, das die meiste Zeit von Nebel verhüllt wird, dann aber aufstrahlt wie ein funkelndes Juwel, wenn die Sonne es doch einmal erreicht, der Strand und das Meer, der aufziehende Sturm, der die Wellen peitscht und dafür sorgt, dass die Umgebung die immer düsterer werdende Stimmung der Protagonisten widerspiegelt und zum Schluss schließlich die passende Untermalung für die Tragödie darstellt.
    Der Sprachstil ist angenehm zu lesen und nicht zu einfach oder sachlich. Immer wieder blitzen einem Anzeichen von trockenem Humor von den Seiten entgegen oder die Art wie etwas betrachtet wird, wird mit ungewöhnlicher Wortwahl beschrieben, welche die Bildhaftigkeit der jeweiligen Situation stark unterstützen.


    Zum Schluss muss ich allerdings auch noch anmerken, was mir negativ an dieser, ansonsten sehr ansprechenden, Geschichte aufgefallen ist. Leider sind gemachte Alters- und Zeitangaben immer wieder widersprüchlich, so dass ich irgendwann angefangen habe, speziell darauf zu achten. Ich füge nur mal ein paar Beispiele an:
    Eine Person mit 38 ist jünger als eine Person mit 35; die mit 35 ist zwei Jahre später plötzlich 40. Eine Frau die mit 40 ein Kind wollte, das inzwischen 5 Jahre alt ist, ist 43.
    Ein Anruf auf einer Mailbox wird in einem Kapitel als um 23:11 eingegangen vermerkt. Einige Kapitel später, als man den Anruf direkt miterlebt, kann es nicht lange nach 18:30 sein (die Uhrzeit wird im Text genannt).
    Dies sind wie gesagt eigentlich meine einzigen Kritikpunkte, fallen dafür aber natürlich umso stärker auf, weil es einfach Dinge sind, die nicht sein müssten.


    Fazit: Trotz dieses kleinen Ärgernisses, bleibt dem Buch unbenommen, dass es ein toller, spannender, atmosphärischer Psycho-Thriller ist (so würde ich es einordnen), der mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise den Leser auf neuen Ebenen herausfordert.
    9 von 10 Eulenpunkten von mir.


    P.S.: Ich habe dieses Buch übrigens im Rahmen der „Blindbuchkauf“-Aktion erworben und bin froh darüber. Ich bin nicht sicher, ob es mir sonst aufgefallen wäre.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • @ Paradise lost


    Ich habe das Buch im Frühjahr gelesen und kann Deine Rezi nur :write


    Mit seinem Krimi "Das Nebelhaus" ist Eric Berg ein geschickt gestalteter, komplexer, vielschichtiger und fesselnder Spannungsroman gelungen, der mich bestens unterhalten hat, und mir lange im Gedächtnis geblieben ist.


    Da ich gerne mehr von Eric Berg lesen würde, habe ich ein bißchen recherchiert und gelesen, daß sich hinter Eric Berg Eric Walz verbirgt, der sich mit "Das Nebelhaus" den Wunsch erfüllt hat, einen Krimi zu veröffentlichen. Und weil er das so gut gemacht hat, hoffe ich auf mehr :-]

  • Ich bin lange um dieses Buch herumgeschlichen, da ich mich eigentlich von der deutschen Krimi- und Thrillerlandschaft verabschiedet habe. Aber der Klappentext klang doch zu stark nach einem Buch nach meinem Geschmack. Und ich habe mich nicht getäuscht.


    Über Handlung und Aufbau des Buches wurde schon genug gesagt. Es ist sehr geschickt und angenehm anders aufgebaut als viele andere Krimis. Auch das lange im dunklen bleibt, wer denn nun eigentlich die anderen Opfer sind, ist eine innovative Idee. Zwar habe ich mich genau wie Paradise Lost irgendwann gewundert, warum denn Doro sich eigentlich nur mit einem der Hinterbliebenen beschäftigt. Aber das ist, wie Paradise ebenfalls schrieb, der Kontruktion der Geschichte geschuldet.


    Zitat

    Leider sind gemachte Alters- und Zeitangaben immer wieder widersprüchlich, so dass ich irgendwann angefangen habe, speziell darauf zu achten. Ich füge nur mal ein paar Beispiele an: Eine Person mit 38 ist jünger als eine Person mit 35; die mit 35 ist zwei Jahre später plötzlich 40. Eine Frau die mit 40 ein Kind wollte, das inzwischen 5 Jahre alt ist, ist 43.


    Auch das ist mir aufgefallen. Ich habe die ganze Zeit nicht so recht gewusst, wer wann wie alt war und wer jünger oder älter als andere obwohl dauernd davon gesprochen wurde. Allerdings, die Dame mit dem Kind wurde als ende 40 bezeichnet und ihr Liebhaber als 15 Jahre jünger. Da stimmte es dann doch irgendwie. Aber konfus waren diese Altersangaben allemal.
    Aber das auch von mir nur am Rande.


    Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Ausflug ins deutsche Krimiland. Von mir gibt es zufriedene 8 Punkte.

  • Habe das Buch gerade mit großer Begeisterung in einem Rutsch durchgelesen. Eric Walz kann schreiben, das hat er mit seinen diversen bei Blanvalet erschienenen historischen Romanen bereits bewiesen. Daran hat sich natürlich nichts geändert, nur weil er hier das Pseudonym Eric Berg benutzt. Ganz im Gegenteil: An seinen Histo-Schinken störte mich manchmal die schwülstige Aufladung, die er hier im Nebelhaus vermeidet. Dies ist ein spannender, mitreißender Kriminalroman voller ungewöhnlicher Figuren und mit einem atemberaubend guten Plot.
    Chapeau und unbedingte Leseempfehlung!

  • Titel: Das Nebelhaus
    Autor: Eric Berg
    Verlag: Limes
    Erschienen: März 2013
    Seitenzahl: 416
    ISBN-10: 3809026158
    ISBN-13: 978-3809026150
    Preis: 14.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Was geschah in der "Blutnacht von Hiddensee"?
    Seit Jahren haben sich die Studienfreunde Timo, Philipp, Yasmin und Leonie aus den Augen verloren. Als sie sich im Internet wiederbegegnen, verabreden sie sich für ein Wiedersehen auf Hiddensee. Doch das Treffen endet mit einem grauenvollen Verbrechen: In einer stürmischen Septembernacht werden drei Menschen erschossen, eine Frau wird schwer verletzt und fällt ins Koma. Zwei Jahre nach dem Massaker beginnt die Journalistin Doro Kagel, den Fall neu aufzurollen. Nach und nach kommt sie den tatsächlichen Geschehnissen jener Nacht auf die Spur, und bald keimt in ihr ein schrecklicher Verdacht auf.


    Der Autor:
    Eric Berg ist das Pseudonym eines höchst erfolgreichen deutschen Autors, der sich mit historischen Romanen einen Namen gemacht hat.


    Meine Meinung:
    Unbedingt empfehlenswert. Ein Krimi der Spitzenklasse. Der Autor schafft es die Spannung während der gesamten Geschichte aufrechtzuerhalten. Und als Leser wird man immer wieder überrascht. Der Schluss ist durchaus überraschend aber auch stimmig. Die handelnden Personen wirken authentisch.
    Der Autor schafft es, das Bedrohlich langsam wachsen zu lassen. Was anfangs noch harmlos daherkommt, wird im Laufe der Geschichte zu einer echten Bedrohung. Und als Leser weiß man um dieses Bedrohliche – weiß aber nicht was es denn konkret ist.
    Nur langsam lichten sich die Nebel.
    Die erzählte Geschichte ist geschickt aufgebaut und es auch eines dieser Bücher, dass man vor der letzten Seiten nur sehr ungern aus der Hand legt.
    Endlich mal wieder ein Krimi der gelobt werden darf, der sich wohltuend vom Krimi-Einheitsbrei abhebt. Sehr lesenswert. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Endlich mal wieder ein Krimi der gelobt werden darf, der sich wohltuend vom Krimi-Einheitsbrei abhebt. Sehr lesenswert. 8 Eulenpunkte.


    Freut mich, Voltaire, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat. Es ist in der Tat seit Langem der spannendste deutsche Kriminalroman, den ich gelesen habe (s. o.). Und außerordentlich fesselnd geschrieben. :wave

  • Fesselnd geschrieben auf jeden Fall, sonst wäre ich bestimmt nicht so lange dabei geblieben, die Charaktere waren mir einfach zu unsympathisch. Einzig den Sohn der Haushälterin konnte ich gut leiden, mit allen anderen bin ich nicht warm geworden. Der Plot war aber gut aufgemacht, das Ende überraschend, auch wenn man sich so seine Gedanken durch den Verlauf der Geschichte über die Identität der Toten machen konnte.


    LG
    Patty

  • Habe das HB grad gehört.
    Ich fand die Story nur mässig spannend und fand
    die Personen allesamt so unsympathisch u/o nervig,
    dass ich es eigentlich nur fertig gehört habe, weil ich
    nichts anderes am Start hatte...
    Als Buch hätte ich es weggelegt, aber bei HB
    hab ich irgendwie mehr Durchhaltevermögen.

  • Ich kann die positiven Meinungen nur :write


    Ein toller Plot, spannend geschrieben. Der Sprung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hält den Leser immer bei der Stange. Er kann Vermutungen anstellen, die dann aber doch wieder umgeworfen werden müssen. Und am Ende war es doch ganz anders als vermutet.


    Für mich ein Highlight unter den deutschen Krimis und den nächsten Band habe ich mir auch schon bestellt.

  • Habe das Buch eben beendet. Ich schließe mich eher Melkats Rezi an. Zwar ist die Geschichte an sich nicht schlecht, aber spannend fand ich es an keiner Stelle. Geschickt auch die zwei Erzählebenen, aber vor allem den Teil um Doro fand ich sehr 'anstrengend', mir wäre es lieber gewesen, man hätte nur die direkten Vorfälle gelesen. Auch das Ende fand ich persönlich nicht sehr gelungen oder besonders.


    Von mir nur 5 Punkte

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen, auch wenn ich es nicht unbedingt zu den Krimi-Highlights der letzten Zeit zählen würde. Dafür hatte es für meinen Geschmack ein paar unnötige Längen (gerade in den Hiddensee-Passagen) und auch die Ungereimtheiten bei den Altersangaben sind mir aufgefallen - genauso wie die merkwürdige Reihenfolge der Befragung der Überlebenden, die aber eben durch die Konstruktion der Geschichte bedingt war.


    Die wiederum fand ich sehr gut gemacht - allein das Rätseln darum, wer nun wirklich Opfer war und wer noch lebt, hat dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte (und gsd mal ausreichend Lesezeit am Stück hatte, um dranbleiben zu können). Ich habe gegrübelt und spekuliert und doch hat der Autor es geschafft, mich bis zuletzt an der Nase herumzuführen - die Auflösung war wirklich gut gemacht und für mich mehr als unerwartet.


    Von mir gibt es 8 Eulenpunkte.


    LG, Bella

  • Vor fünfzehn Jahren waren Timo, Leonie, Yasmin und Philipp miteinander befreundet und haben sich zum Teil radikal für ihre Umwelt eingesetzt. Irgendwann haben sie sich aus den Augen verloren. Dank "Facebook" können sie wieder Kontakt miteinander aufbauen und verabreden sich für ein gemeinsames Wochenende auf der Ostseeinsel Hiddensee, wo Philipp mit seiner Frau und Tochter wohnt.


    Was als ein nettes Wiedersehen geplant war, endet in einer Katastrophe.


    Zwei Jahre später möchte die Journalistin Doro Kagel über den Amoklauf auf Hiddensee schreiben und rollt den Fall neu auf.


    * Meine Meinung *


    Mich hat das Buch sehr begeistern können! Es ist durchweg spannend und liest sich sehr leicht und flüssig. Von der ersten bis zur letzten Seite hat das Buch mich gepackt, es gab keinerlei Längen in der Geschichte. Auch ist die Geschichte nicht vorhersehbar. Ich tappte jedenfalls bis zum Schluss im Dunkeln und hatte nacheinander wohl sämtliche Figuren als Täter in Verdacht.


    Die Auflösung war für mich überraschend, aber durchaus nachvollziehbar und schlüssig.


    Die Figuren hatten alle Charakter und wurden schön ausgearbeitet.


    Besonders gut hat mir auch gefallen, dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, nämlich 2010 (der Amoklauf auf Hiddensee) und 2012 (die Ermittlungsarbeit der Journalistin Doro Kagel). Dabei wechseln sich die Kapitel immer ab: auf ein Kapitel aus 2010 folgt eines aus 2012.


    "Das Nebelhaus" ist ein eher ruhiger Krimi, aber sehr, sehr spannend! Ich habe ihn geradezu verschlungen und mochte ihn gar nicht mehr aus der Hand legen! Dafür gibt es von mir volle fünf Sterne!

  • Eure positiven Eindrücke vom Nebelhaus haben mich neugierig gemacht, und da ich mit meinem Leserundenbuch derzeit nicht so richtig warm werde, passte ein Krimi ganz gut dazwischen.
    Die Geschichte der "Blutnacht von Hiddensee" erlebt der Leser quasi von zwei Enden live mit: Journalistin Doro Kagel soll anlässlich des zweiten Jahrestags des Amoklaufs einen Artikel dazu schreiben. Zwar wurde die Täterin damals ermittelt, aber da sie seit einem missglückten Suizid im Koma liegt, liegen die Umstände der Tat auch zwei Jahre später noch immer im Dunkeln. Doro tut sich noch etwas schwer mit diesem Auftrag, erst nachdem sie im Laufe ihrer Recherche Yim Nan, dessen Mutter vor zwei Jahren auf Hiddensee erschossen wurde, näher kennenlernt, beginnt sie ernsthaft mit der Arbeit. Bald ahnt Doro, dass die Hintergründe der Morde vielleicht ganz woanders zu suchen sind, und gerät in einen Gewissenskonflikt. In einem zweiten Handlungsfaden werden die Ereignisse im Nebelhaus erzählt: Philipp und Vev, ein Ehepaar, bekommen Gäste über das Wochenende. Es sind alte Freunde aus Philipps Zeit als militanter Umwelt- und Tierschützer, zu denen er seit rund 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, und die er aus einer Laune heraus zu sich nach Hiddensee eingeladen hat. Im Laufe des Wochenendes spitzen sich unglückliche Ereignisse zu einem dramatischen Höhepunkt zu, den drei Menschen nicht überleben werden.
    Die Spannung bezieht die Handlung über lange Strecken nicht aus der üblichen Tätersuche, sondern viel mehr aus der Frage, wie dieses anfangs harmlose Wiedersehen eine derart katastrophale Entwicklung nehmen konnte. Die beiden Handlungsebenen sind geschickt aufeinander aufgebaut, so dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, auf welches Ende die Geschichte hinauslaufen wird.
    Der Autor schreibt flüssig und unterhaltsam, die Figuren sind glaubhaft, die Geschichte insgesamt schlüssig, da verzeiht man kleinere Mängel wie vorhandene Längen und "mathematische Schwächen" (mir ist immer noch nicht ganz klar, wie alt nun eigentlich wer ist ...) leicht.
    Fazit: Gelungener Unterhaltungsroman, 7 Eulenpunkte.

  • ich habe mich auch gut unterhalten gefühlt. Allerdings fand ich die Charaktere alle nicht sehr sympathisch. Das mit dem Alter ist mir auch aufgefallen, im Grunde wußte man nicht, wer wie alt wirklich war. Aber das hat ja der Handlung keinen Abbruch getan. Das Ende fand ich nicht ganz so überraschend, irgendwie deutete es doch darauf hin.

  • Eric Berg – Das Nebelhaus


    Zum Autor: Unter dem Pseudonym Eric Berg schreibt der, für seine historischen Romane, bekannte deutsche Autor Eric Walz


    Kurzbeschreibung von Amazon zum Buch: Was geschah in der »Blutnacht von Hiddensee«?


    Seit Jahren haben die Studienfreunde Timo, Philipp, Yasmin und Leonie sich aus den Augen verloren. Als sie sich im Internet wiederbegegnen, verabreden sie sich für ein Wiedersehen auf Hiddensee. Doch das Treffen endet in einem grauenvollen Verbrechen: In einer stürmischen Septembernacht werden drei Menschen erschossen, eine Frau wird schwer verletzt und fällt ins Koma.
    Zwei Jahre nach dem Massaker beginnt die Journalistin Doro Kagel, den Fall neu aufzurollen. Nach und nach kommt sie den tatsächlichen Geschehnissen jener Nacht auf die Spur und bald keimt in ihr ein schrecklicher Verdacht auf …
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    Der Roman wird in zwei Handlungssträngen erzählt, zum einen in der Ich Form, aus Sicht der Reporterin Doro Kagel, die über die sich zum zweiten Mal jährende "Blutnacht von Hiddensee" einen Artikel schreiben soll und zum anderen in der 3. Form eines Betrachters, der die Ereignisse auf Hiddensee direkt miterlebt.


    Doro will einen anderen Artikel schreiben, einen besonderen, weil sich die üblichen Berichte in erster Linie mit dem Täter befassen. Doro, die in ihrer Jugend selbst einen schweren Verlust hat hinnehmen müssen, als ihr Bruder ermordet wurde, will ihn ihrem Artikel das Hauptaugenmerk eher auf die Hinterbliebenen und die Opfer legen.
    Der Tathergang scheint klar zu sein, es gab 3 Tote und die vermeintliche Mörderin liegt seit 2 Jahren im Koma. Dora beginnt zu recherchieren und ist sich schon bald nicht mehr sicher, ob es tatsächlich die Tätern ist, die im Koma liegt.


    In der Vergangenheit zeichnet sich ab, dass die früheren Freunde nicht mehr viel gemein haben, was dementsprechend schon bald unterschwellig zu Konflikten führt. Phillip, dem das Haus auf Hiddensee gehört ist ein erfolgreicher Architekt und lebt nach dem Motto "Mein Haus, meine Frau, mein Auto und geht damit seinen ehemaligen "Freunden" relativ bald auf die Nerven. Schnell wird klar, dass sie während ihrer "Umweltaktivistenzeit" eher eine Zweckgemeinschaft bildeten, als das sie Freunde waren.
    Auf der Insel beginnt die Situation zu eskalieren, als Leonie ihre Waffe, die sie angeblich zu Selbstschutzzwecken mit sich führt, verliert und diese auch nach intensiver Suche aller Protagonisten zunächst nicht wieder auftaucht. Genoveva, die Frau von Phillip verabreicht ihr eine Ohrfeige, weil sie empört darüber ist, dass Leonie sie überhaupt mit auf die Insel gebracht hat, wo diese doch weiß dass Phillip und Vev eine kleine Tochter, Clarissa, haben. Vev will Leonie aus dem Haus haben, was aber nicht so einfach ist, weil ein Sturm aufzieht...


    ...und dann ist da noch die Kambodschanische Familie, die in der Nähe wohnt. Die Frau arbeitet als Haushälterin bei Phillip und Vev, der Mann ist so gut wie nie zu sehen, hegt und pflegt aber sein Blumen- und Blütenparadies, welches rund um einen geheimnisvollen Schuppen angelegt ist. Dazu kommt dann noch der Erwachsene Sohn, der seine Eltern besucht und der auch die übrigen Gäste kennen lernt.


    Mein Fazit:
    Die beiden Erzählstränge werden sehr geschickt miteinander verwoben und so gelingt es dem Autor einen von Anfang an zu fesseln. Die Atmosphäre der Insel und die schleichend schlechter werdende Stimmung der handelnden Personen ist sehr gut eingefangen und wiedergegeben. Die einzelnen Charaktere sind wirklich gut herausgearbeitet und einer wie der andere wirken sehr glaubhaft in ihren Handlungen.
    Die Kapitel sind Anfangs etwas lang, werden aber, angepasst an die Zuspitzung der Situation auf der Insel, stetig kürzer, so als ob man mit stetig wachsendem Tempo auf einen unausweichlichen Crash zurast.
    Das die vermeintliche Mörderin eventuell doch unschuldig ist und man bis kurz vor dem Ende nicht weiß wer getötet wurde und wer überlebt, macht das Buch noch deutlich spannender.


    Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings auch. Bei ein paar Stellen finde ich teilweise einzelne Worte unpassend zur restlichen Sprache. Da er Autor ja auch historische Romane schreibt, liegt darin für mich die Erklärung, er wählt ab und zu Worte, die man in einem historischen Roman erwartet, nicht in einem aktuellen.
    Und dann gibt es da noch 2, 3 Stellen an denen er es für meinen Geschmack übertreibt. Es gibt Sätze die zu bemüht geschliffen wirken...


    Alles in allem eine klare Leseempfehlung von mir. 9/10 Punkten