Rattenkinder - B.C. Schiller

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Die Angst hat einen neuen Namen: Viktor Maly. Eine junge Mutter wird grausam zugerichtet auf einer Parkbank gefunden, neben sich ihr quicklebendiges Baby - und ein Rattenschädel. Das ist nicht der einzige geheimnisvolle Hinweis, den Chefinspektor Tony Braun erhält: Ausgerechnet Viktor Maly, ein Insasse der Psychiatrie, scheint mehr über den Fall zu wissen. Doch er hat seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Wurde die Frau Opfer eines lange geplanten Komplotts? Da geschieht eine weitere Bluttat. Und es gibt nur einen Zeugen: Viktor Maly ... Wer seine Ermittler unkonventionell mag, seine Morde blutig und die Dunkelheit der Seelen ganz, ganz tief, der kann sich mit den Thrillern um Chefinspektor Tony Braun auf ein besonderes Lesevergnügen freuen.


    über die Autoren (gem. Amazon)
    B.C.Schiller sind Barbara und Christian Schiller. Sie gehören zu den erfolgreichsten Selfpublishing-Autoren im deutschsprachigen Raum und ihre Thriller haben bereits mehr als 650.000 Leser begeistert. Bisher haben sie zehn Thriller veröffentlicht und einige waren Nr. 1 Kindle Bestseller und wochenlang in den Top 100 Charts. Im Oktober erscheint der neue Thriller "Rattenkinder" bei Bastei Lübbe.


    Barbara Schiller arbeitete längere Zeit als Marketingagentin für Unternehmen in Osteuropa. Ihre teilweise recht bizarren Erlebnisse in osteuropäischen und ex-sowjetischen Staaten werden oft in eine fiktive Form übertragen und fließen in die Geschichten ein. Ideen zu ihren Thrillern kommen Barbara Schiller auch während der intensiven Trainings, die sie mit ihrem Rhodesian Ridgeback Jabali absolviert, denn neben dem Schreiben ist das Trainieren von Hunden ihre Leidenschaft.


    Auch für Christian Schiller stand Schreiben schon immer im Vordergrund. Als Autor veröffentlichte er mehrere Bücher und verfasste aufsehenerregende Radiofeatures für den ORF über kriminelle Schriftsteller wie Jean Genet oder William Burroughs. Für diese Sendungen interviewte er unter anderem auch den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger. Bei diesem Interview trat ganz klar zutage, dass Serienmördern jede Art von Empathie fehlt, die Opfer sind ihnen gleichgültig, alles was zählt ist der eigene Kick.


    Alle diese Erfahrungen, die Barbara und Christian Schiller gemacht haben, führten schließlich dazu, als B.C. Schiller brutal spannende Thriller zu verfassen, die ein düsteres Bild der heutigen Gesellschaft zeichnen, in der auch Polizisten am Rande der Legalität agieren müssen, um das Böse auszumerzen.
    Neben stark emotionellen Charakteren spielen auch die osteuropäischen Länder mit ihren Oligarchen und korrupten Systemen eine große Rolle, denn seit der Ostöffnung sieht sich Mitteleuropa immer stärker mit kriminellen Banden, aber auch mit tragischen Schicksalen von illegalen Einwanderern konfrontiert. Diese Elemente sind der Boden, auf dem eine spannende Handlung ausgebreitet wird.


    meine Meinung
    Victor Maly sitzt in der geschlossenen Abteilung einer Psychatrie. Wie er dahin kommt, weiß er nicht, denn er leidet an einer Amnesie. Eines Tages will er den Chefinspektor der Polizei, Tony Braun sprechen und überreicht ihm einen Zettel. Darauf befinden sich Ziffern und eine Zeichnung. Diese führen Thomas zum Ort eines grausamen Mordes. Woher wusste Maly davon?


    "Rattenkinder" ist der 5. Fall von Tony Braun und mein erster Thriller des Autorenduos B.C. Schiller. Das Ehepaar ist sehr erfolgreich mit ihrer Reihe um den Linzer Ermittler, mich konnten sie mit diesem Fall aber leider nicht überzeugen.


    Die Geschichte wird großteilig von einem auktorialen Erzähler berichtet. Lediglich Victor Maly darf selbst darstellen, wie er sich fühlt und was er denkt. Auch wenn das teilweise verwirrend ist, denn er hat kaum Erinnerungen an seine Vergangenheit. Dennoch konnte ich ihm gut folgen und habe mit ihm gerätselt, woher er kommt. Bei den Erzählungen aus der auktorialen Sichtweise begleitet man nicht nur das Team von Tony Braun, sondern lernt auch die dunklen Viertel des Slums Dogcity kennen. Dort herrschen Gewalt, Drogen und Aberglaube. Diese Mischung der Gegensätze hat mich zu Beginn in den Bann gezogen und auch bei der Stange gehalten.


    Auch die Figuren konnten mich anfangs begeistern. Tony Braun ist ein gestandener Ermittler, der seine eigenen Methoden hat. Franka Morgen, seine Partnerin, ist talentiert und fungiert teilweise als schlechtes Gewissen Brauns, wenn dieser mal über die Stränge schlägt. Und da komme ich auch schon zu einem der Punkte, die für mich den Thriller zu austauschbar machen: die Personen wurden mit Fortschreiten der Geschichte immer mehr zu Stereotypen. Braun säuft, was das Zeug hält, ignoriert jegliche Vorschriften um an sein Ziel zu kommen und ist dann auch noch der Alleinkämpfer, als er mit den Konsequenzen seines Handelns leben muss. Franka offenbart eine dunkle Vergangenheit, die sie zu lang geheimhält, um sie dann im passendesten Moment rauszuposaunen. Das alles kommt mir zu bekannt und beliebig vor.


    Die Story selbst ist ebenso ein Punkt, der für mich im Verlauf des Buches immer schlimmer wurde. War ich am Anfang noch geflasht von dem Mann ohne Vergangenheit und dem ersten Mord, so offenbarte sich ab der Mitte des Werks eine Geschichte, die ich schon zu oft gelesen habe. Der zu Beginn bereits eingeführte Kinderhandel endet genau dort, wo man ihn erwartet. Involviert sind genau die Personen, die es immer sind und das Ganze wird dann auch noch so offensichtlich dargestellt, dass ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt habe.


    Zudem gibt es an ein paar Stellen der Geschichte einfach zu offensichtliche, offene Fragen, die nicht geklärt werden, obwohl es die einfachste Polizeiarbeit wäre. Auch kritische Nachfragen bei Offenbarungen werden nicht gestellt. Da passte auch leider das Ende nur zu gut rein: zu schnell, zu berechenbar und mit zu wenig Logik, als dass ich es akzeptieren konnte. Schade! Da hatte ich echt mehr erwartet!


    Der Stil von B.C. Schiller ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise ist rasant, fesselnd und lässt einen nicht los. Das ist auch mit der Grund, warum ich das Buch bis zum Schluss gelesen habe.


    Fazit: Rattenkinder sind bekannt wie bunte Hunde. Schade!

  • Ich habe "Rattenkinder" in der Leserunde gelesen und mich wie eine Irre gefreut, als ich auch noch eines der Bücher bekommen habe (Danke noch einmal hierfür!).
    Leider war die Freude sehr schnell in Ernüchterung umgeschlagen, denn ich kann der ausführlichen und absolut zutreffenden Rezension von Logan-Lady nur zustimmen.


    Mich hat am Klappentext vor allem gereizt, dass Tony Braun ein unkonventioneller Ermittler sein soll. Leider hat dieser gesamte Text mit dem Inhalt wenig zu tun. Ich habe wenig unkonventionelles gelesen, denn Bauchgefühl allein reicht für mich nicht aus, um ihn eben als unkonventionell anzusehen.


    Das ermittelnde Team ist mir durchweg sympathisch, sieht man mal von der Staatsanwaltschaft ab - aber Reibungen zwischen den beiden Berufsgruppen gehören ja in einen "guten" Krimi/Thriller.
    Und genau dieses "das gehört dazu" hat mich bei dem Buch durchweg geärgert: Es waren mir einfach zu viele Klischees enthalten. Und am Ende war alles so mit Stereotypen überfrachtet, dass ich gar nicht mehr wusste wohin damit.


    Ein weiterer großer Kritikpunkt meinerseits ist: Gewalt, Obszönität und Szenen bzw. Beschreibungen mit Worten und Taten, die eher FSK 18 sind, führen nicht automatisch dazu, dass ein Buch gut wird, auch wenn man Abgründe der Seele darstellen will. Und das ständige wiederholen und vertiefen (durchaus im wahrsten Sinne des Wortes...) macht es nicht besser. Ich bin nicht zart besaitet und sicherlich auch nicht von hinter dem Mond, mir ist also klar, dass es bichts gibt, was es nicht gibt, aber in meinen Augen hätten einige bis viele Szenen in der geschriebenen Gewalt nicht notwendig sein müssen. Halb so viel wäre auch noch brutal gewesen und vielleicht eher den gewünschten Effekt gehabt.


    Die Geschichte an sich ist durchaus spannend, aber für mich leider absolut unfähig umgesetzt. Gut gemeint ist nicht gut gemacht, gilt auch für dieses Buch.


    Wer Gewalt gegen Frauen und vor allem Kinder nicht verträgt, sollte das Buch gar nicht erst anfassen. Denn diese geht über das reguläre Krimimaß hinaus.

  • „Rattenkinder“ ist der 6. Teil einer Serie, deren vorherige Bände im Selfpublishing-Verfahren als Ebook erschienen sind. Die Vorgänger kenne ich nicht, der Klappentext klang aber so interessant, dass ich neugierig auf das Buch wurde.


    Den Anfang fand ich vielversprechend. Eine Frau sitzt tot auf einer Parkbank. Auf den Fundort hat der Insasse einer psychiatrischen Klinik die Polizei aufmerksam gemacht. Viktor Maly lebt dort seit einem Jahr und leidet unter retrograder Amnesie.
    Recht schnell gelingt es, den Zusammenhang zwischen den einzelnen Handlungssträngen herzustellen und es wird deutlich, dass es um organisierten Kinderhandel geht. Der in der Tschechei liegende Nebenschauplatz zeigt ein Hintergrundmilieu, in dem es brutal und unmenschlich zugeht. Es ist klar, dass hier nicht zimperlich mit Menschen umgegangen wird. Doch der Detailliertheit, mit der die an Frauen und Kindern verübte brutale Gewalt geschildert wird, hätte es aus meiner Sicht nicht bedurft. Diese Szenen habe ich nur quer gelesen, obwohl ich normalerweise auch bei Thrillern härterer Gangart nicht zimperlich bin.


    Viele Anspielungen auf ältere Fälle sind zu erkennen, deren Kenntnis einem vermutlich das Team rund um Tony Braun etwas näher gebracht hätte. Der Klappentext und auch die Autoren beschreiben ihre Protagonisten so, dass ich auf ihr hohes Leistungsniveau und Ermittlergeschick gespannt war. Dem wurden die Personen nicht gerecht. Das Verhalten und Vorgehen von Chefinspektor Tony Braun, seiner Kollegin Franka Morgen sowie des Staatsanwalts Schubert wirkten auf mich befremdlich und unrealistisch. Für keine der Personen konnte ich ein Gefühl, geschweige denn Sympathie entwickeln. Dadurch, dass sie sich lediglich wie Schachfiguren über das Brett bewegen, entwickeln sie sich nicht, erwachen nicht zum Leben. Ihr Handeln ist inkonsequent, manchmal unlogisch und nahezu emotionslos. Die Figur des Viktor Maly allerdings fand ich interessant genug, um meine Neugier auf den Ausgang der Geschichte zu stärken.
    Es gibt nur eine sehr geringe Anzahl Verdächtiger und so ist die Enthüllung des Täters am Ende dann eine kleine Überraschung. Der Fall ist gelöst, das Motiv nachvollziehbar und doch wurden nicht alle Fragen zufriedenstellend beantwortet.


    Die Idee zur Geschichte war ansprechend und gut, Umsetzung und Ausführung dagegen weniger gelungen. Sprachlich fand ich das Buch gewöhnungsbedürftig, was auch an der häufigen Verwendung von Adjektiven lag. Zu unrealistisch und konstruiert wirken Handlung und Figuren auf mich, zu überzogen und effekthascherisch die Gewaltdarstellungen. Ich werde kein weiteres Buch des Autorenpaars lesen und kann leider nicht mehr als 4 Punkte vergeben.