Engelskalt – Samuel Bjørk
Kurzbeschreibung:
(Quelle: Amazon)
Ein Spaziergänger findet im norwegischen Wald ein totes Mädchen, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt wurde und ein Schild um den Hals trägt: „Ich reise allein.“ Kommissar Holger Munch beschließt, sich der Hilfe seiner Kollegin Mia Krüger zu versichern, deren Spürsinn unschlagbar ist. Er reist auf die Insel Hitra, um sie abzuholen. Was Munch nicht weiß: Mia hat sich dorthin zurückgezogen, um sich umzubringen. Doch als sie die Bilder des toten Mädchens sieht, entdeckt sie ein Detail, das bisher übersehen wurde – und das darauf schließen lässt, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird ...
Über Samuel Bjørk:
Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo.
Meine Meinung:
Mein Gesamteindruck dieses Thrillers ist ziemlich zwiegespalten.
Der Schreibstil von Bjørk war ungewöhnlich und relativ neu für mich. Ich fühlte mich dabei an bisschen an den Stil von Erik Axl Sund erinnert. Er schreibt einerseits lange, verschachtelte Sätze, dann wieder ganz kurze. Manche Dinge werden endlos ausgeführt, andere kurz und knapp erzählt. Nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, kam ich damit aber sehr gut klar. Hierbei fand ich vor allem gut, dass fast jede Person des Buches so gut beschrieben wurde, dass man ein Gefühl für sie bekam. Auch der persönliche Ballast, den manche mit sich rumschleppen, war für mich in Ordnung. Diese Tiefe gefällt mir allgemein sehr gut. So wusste ich ziemlich schnell, wer mir sympathisch ist und wer nicht. Leider wurde ich mit der Ermittlerin Mia Krüger überhaupt nicht warm. Ihre Gedankengänge konnte ich so gut wie überhaupt nicht nachvollziehen und ihr Charakter hat mir nicht zugesagt. Wäre sich nicht dabei gewesen, wäre das für mich absolut in Ordnung gewesen.
Da Fälle mit Kindern bei mir allgemein Unbehagen verursachen, war ich positiv überrascht, dass der Autor dies nicht auf blutrünstige, mit schockierenden Details versehene Art und Weise erzählen konnte. Diese Erzählweise hat aber der Spannung des Themas keinen Abbruch getan. Auch das zweite „Thema“ des Buches war interessant, spannend und kommt sicher so auch oft genug in der Realität vor. Wenn auch nicht gerade mit diesem Ausgang.
Durch die vielen Protagonisten und Handlungsorte hatte ich bis kurz vor Schluss keine Idee, wer der Täter sein könnte. Leider war ich vom Showdown doch enttäuscht. Ich hatte hier das Gefühl der Autor musste seinen Roman schnell abschließen, so dass für mich die Entwicklung der Geschichte konstruiert und unrealistisch war. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Anfang gestrafft worden wäre und dafür mehr kreative Energie in das Finale gesteckt worden wäre.
Die Lichtblicke ließen mich das Buch in relativ kurzer Zeit lesen, da ich wissen wollte, wie es weiter geht. Die Schattenseiten hinterlassen leider einen bitteren Nachgeschmack.
Meiner Meinung nach hat Samuel Bjørk auf jeden Fall Potenzial, muss aber noch an einigen Dingen arbeiten. Den nächsten Teil dieser Trilogie werde ich auf jeden Fall lesen, alleine um zu sehen, ob und wie er sich weiterentwickelt.
Für mich trotz einiger Schwächen 6 bis 7 von 10 Eulenpunkten.
Ich durfte das Buch "Engelskalt" im Rahmen der Leserunde bei den Büchereulen lesen. Vielen Dank an Wolke für die Organisation und den Verlag für das Freiexemplar.