Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
erschienen am 16. Februar 2015
zur Autorin: Quelle: Randomhouse
Martha Sophie Marcus, geboren 1972 im Landkreis Schaumburg, studierte Germanistik, Soziologie und Pädagogik und verbrachte anschließend zwei Jahre in Cambridge. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Lüneburg. Mit "Herrin wider Willen", ihrem ersten Roman, feierte sie ein grandioses Debüt. Seitdem sind weitere historische Romane von ihr bei Goldmann erschienen.
zum Inhalt:
Antonia wohnt mit ihrer Familie nahe der Elbe in Jeetzeburg. Ihre Apotheke läuft nach der geänderten Medikamentenverordnung mehr schlecht als recht. Obendrein hat sie ständig Ärger mit ihrer Vermieterin und praktizierenden Allgemeinmedizinerin. Auch zu Hause kann sie kaum entspannen. Anlässlich ihres 20. Hochzeitstages will sie eine große Gartenparty geben. Da aber gerade der Pegel der Elbe steigt, haben ihre Nachbarn und Freunde andere Dinge zu tun. Selbst ihr Mann Monty scheint kein Interesse zu haben und verbringt seine Zeit lieber bei der Freiwilligen Feuerwehr. Obendrein hat die gemeinsame Tochter Mickey gerade einen Freund, den sich Antonia nicht als Umgang für ihre Tochter wünscht.
Ganz anders scheint es der gutaussehenden Helen zu gehen. Antonias beste Freundin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen ebenfalls in dem malerischen Ort. Doch auch dieser Schein trügt. Tom trinkt gern und oft über den Durst und ist in diesem Zustand unzuverlässig. Helen hält das Trugbild einer intakten Familie aufrecht. Einzig ihr elfjähriger Sohn Sid unterstützt sie. Helen muss dringend eine Entscheidung treffen.
Mit Männerproblemen muss sich Petra nicht befassen. Die alleinerziehende Mutter von sechs Kindern konnte keinen der Väter zum Bleiben bewegen. Jetzt hat sie gerade die Kündigung für ihr Haus erhalten. Ohne finanzielle Mittel ist die Suche nach einer neuen Bleibe umso schwerer. Auch die junge PTA Carolin trägt ihr Päckchen. Sie hat Kontaktschwierigkeiten und ist daher fast immer allein. Beide Frauen könnten sich bei der patenten Rentnerin Lilienthal eine Scheibe abschneiden. Sie scheint immer zu wissen, was sie will und wie sie es bekommt. Niemand ahnt, dass sie ihr Alter spürt und Angst hat, irgendwann ihre vier Wände verlassen zu müssen. Dort ist sie zu Hause und dort sind ihre Erinnerungen untergebracht.
meine Meinung:
Martha Sophie Marcus hat bisher in zahlreichen Romanen bewiesen, dass sie zu unterhalten weiß. Der Genrewechsel zur Frauenliteratur ist ihr ebenso gelungen. Unter dem Titel habe ich eine eher leichte Lektüre ähnlich einem Kaffeeklatsch erwartet. Der Goldfisch hatte dabei sogar die Suggestion an Spießertum. Erhalten habe ich allerdings andere, viel gewichtigere Dinge. Die Perspektiven wechseln dabei von Kapitel zu Kapitel. Bei fünf Figuren muss man schon genau lesen, um den Überblick zu behalten. Der einnehmende Schreibstil erleichtert es aber insofern, dass man das Buch schon bald sowieso nicht mehr aus der Hand legen will.
Warmherzig und einfühlsam setzt sich die Autorin mit vielen Themen des Alltags auseinander. Da geht es um Existenzängste, Kompetenzverlust, behördliche Willkür, unausgesprochene Wünsche und Sehnsüchte, Betreuung im Alter, Alkoholsucht, ermüdete Beziehungen, aber auch um Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. Gerade der beschriebene Landstrich am Elbufer leidet nahezu jährlich unter dem Hochwasser. Diese Bedrohung gibt in diesem Fall den Rahmen, in dem die fünf Frauen zueinander finden. Es wäre natürlich kein Frauenroman, wenn nicht auch noch ein paar zufriedenstellende Lösungen am Ende gefunden werden.
Einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Antonia wird für die Zeit des Lesens wie eine gute Bekannte, um deren Schicksal man sich sorgt. Die Charakterisierung der Figuren ist ebenfalls gut gelungen. Norddeutsch, ohne viel Federlesen packen die Leute an, wo Hilfe gebraucht wird. Diese Sympathie ist ein großes Plus des Romans. Man fühlt sich als Leser wohl, wird für verschiedene Themen sensibilisiert und empfiehlt ihn gerne weiter.