Warten auf das erste Feedback - schlimmer als Abschlussprüfung!?

  • Ihr Lieben,


    Ihr habt recht: Der Thread ist unglücklich verlaufen. Aber immerhin lässt sich so auch die Entwicklung unserer Diskussion ablesen, und es kann an anderer Stelle weitergehen. Darauf freue ich mich. Und natürlich sollten wir dort nur sehr am Rande Rechtschreibung und Grammatik besprechen. (Finde ich jedenfalls und meine ottograffi.) Wichtiger sind doch Inhalte.


    Ich darf mich an dieser Stelle erstmal für ein paar Tage verabschieden: Überm Rheinland lockt wieder die Sonne.


    Vielleicht hat ja jemand Lust, einen Schreibhandwerksfred zu eröffnen. Sonst mache ich das in ein paar Tagen. Dies ist selbstverständlich eine Drohung! :schlaeger


    Schönes Wochenende :wave

  • Habe diesen Thread erst jetzt entdeckt + hätte da gerne mal ne Frage:


    Zitat

    Original von Leeloo
    Ich hatte gar kein Manuskript und habe es auch niemanden vorgestellt, weil ich aufgrund meines Berufes gar keine Zeit hatte ein Buch zu beenden. Ich habe einige angefangene Werke in der Schublade liegen. Ich wurde vom Verlag darum gebeten etwas "herauszurücken" und habe es im Auftrag beendet. ;-)


    Haben wir in Deutschland so wenig literarisches Potenzial, daß man Autoren (die offenbar zuvor noch nix veröffentlicht haben) bitten muß, etwas herauszurücken?


    Das soll kein Vorwurf an Leeloo sein, sondern nur völlig laienhafte Verwunderung über die Mechanismen in dieser Branche. :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Buch, Leeloo.


    Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes Buch erinnern und wie ich es zu meinem Lieblingsbuchhändler getragen habe, mit der Bitte es doch zu lesen und ins Regal zu stellen, wenn es denn gefällt.
    Ich war sehr erleichtert, dass es gefiel, und da es 1996 noch vor der Zeit mit den ganzen Buchblogs und Facebook und überhaupt der Ausbreitung des Internet war, hatte ich keine Ahnung, wie das Buch (es war das Kinderbuch "Eusebius und Pontifex") so ankommt, bis auf die Rückmeldungen, die mir der Verlag dann dankenswerterweise hat zukommen lassen. (Diese schriftlichen Rückmeldungen habe ich in einer Mappe gesammelt, die habe ich heute noch.)


    Mitunter denke ich, die Blitzkommunikation heute hat sowohl ihr Gutes, eben dass man alles viel schneller erfährt, aber auch den Nachteil, dass man sehr rasch auf einer Achterbahn landet, dass gute und weniger gute Meinungen so schnell abgeschossen werden, dass ich verstehen kann, warum die bekanntesten Autoren mitunter völlig internetabstinent werden möchten.


    Für dich freut es mich, dass gleich mehrere Eulen deinen Trailer gut gefunden haben, mir hat er auch gefallen. Ich drücke dir die Daumen, dass das mit der Leserunde klappt und du bald mit Lesern über dein Buch diskutieren kannst.


  • Da Leeloo hier scheinbar nicht mehr aktiv ist, äußere ich mal eine Vermutung: für mich klingt es so, als würden Verlegerin und Autorin sich kennen und das Interesse an dem Text entstand während eines Gesprächs. Der Verlag scheint sehr neu zu sein und klingt eher esoterisch ausgerichtet (insoweit ich es nach einem kurzen Blick beurteilen kann.) Leeloo klang für mich auch etwas esoterisch angehaucht. Vielleicht lief man sich über den Weg, die Verlegerin erzählte von ihrem eben gegründeten Verlag, Leeloo von ihren ersten Schreibversuchen, und da es thematisch passte, wurde sie aufgefordert, den Text mal vorzulegen. Der Rest ergab sich dann.
    Wie gesagt, nur eine Vermutung. Vielleicht bin ich da ja naiv, aber man muss Leuten nicht immer gleich die schlimmsten Motive unterstellen.
    Wie seriös der Verlag ist, kann ich nicht beurteilen. Es bleibt abzuwarten, wie er sich auf Dauer behaupten wird und wie es mit Leeloo als Autorin weitergeht.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von Tereza


    Der Verlag scheint sehr neu zu sein. [...] Vielleicht lief man sich über den Weg, die Verlegerin erzählte von ihrem eben gegründeten Verlag, Leeloo von ihren ersten Schreibversuchen.


    Tereza



    Der Verlag entstand jüngst aus einem anderen Verlagshaus, über das ich mich im Thread mehrfach geäußert habe.


    Leeloo ist nach eigenen Angaben bereits seit Jahren als freiberufliche Journalistin, Texterin, Redenschreiberin, Ghostwriterin (auch für Romane) und Lektorin tätig. Ihre Homepage habe ich weiter oben im Thread verlinkt.


    Ansonsten schließe ich mich Tereza gern an.

  • Danke für Eure Antworten. Vielleicht habe ich mich einfach nicht deutlich genug ausgedrückt: Ja, ich habe schon verstanden, daß Leeloo mit der Lektorin gesprochen hat und diese wollte ein Buch von ihr. Aber genau das ist doch der Punkt. Hier wird immer wieder angedeutet, daß es wohl einfacher ist, eine Eintrittskarte für ein WM-Finale zu bekommen als sein Buch bei einem Verlag unterzubringen. Hier jedoch liegt der Fall vor, daß die Verlegerin zwar einige Texte (oder mehr) der Autorin kannte, aber noch nicht eine Zeile eigener Phantasie. Man hat also einen Vertrag ausgestellt, obwohl man nicht mal ansatzweise etwas in der Hand hatte außer der Erfahrung, daß die Autorin wohl gute Pressetexte schreiben kann.


    Nun nochmal meine (umformulierte) Frage:
    Ist dieses Vorgehen - also statt sich auf eingesandte Manuskripte zu stürzen persönlich bekannte Leute zu bitten, etwas zu produzieren - in der Branche üblich? Ist das womöglich sogar der Hauptgrund, warum so viele Manuskripte abgelehnt werden? Oder hat leeloo hier einfach das große Los gezogen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • LeSeebär


    Bekannte um ein Roman-MS zu bitten kommt vor. Der Satz: Du schreibst so gute Klappentexte, hast du nie daran gedacht, mal einen Roman zu schreiben? fällt schätzungsweise siebenmal /Tag.
    Daß dabei tatsächlich ein MS rumkommt, ist selten, daß es wirklich taugt, noch seltener.
    Insofern hat die Threaderstellerin tatsächlich erst mal das große Los gezogen.


    Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, daß es in der Branche alles gibt, jedes erdenkliche Wunder und jedes erdenkliche Pech mit Manuskripten.
    Vornehmlich aber herrscht der Alltag:
    Agenturen und Verlage werden mit Manuskripten geflutet. Es ist sehr, sehr schwer, eines unterzubringen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Danke magali, jetzt wirds klarer, aber:


    Zitat

    Original von magali
    Der Satz: Du schreibst so gute Klappentexte, hast du nie daran gedacht, mal einen Roman zu schreiben? fällt schätzungsweise siebenmal /Tag.
    Daß dabei tatsächlich ein MS rumkommt, ist selten, daß es wirklich taugt, noch seltener.


    Warum macht man es dann? Ist die Chance für den Verlag auf diese Weise größer als bei unverlangt eingesandten Manuskripten? Oder ist der Spruch nur Höflichkeit?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Könnte der nächste Megaseller werden.
    Warum spielen Menschen Lotto?


    Es ist Höflichkeit, Freundlichkeit, Kompliment, Neugier und zuweilen auch Goldgräberei.
    Ich glaube nicht, daß die Chancen für den Verlag in dem Fall um vieles größer sind. Es kommt wirklich selten vor, daß ein MS auf diese Weise zum Roman und dann auch noch zum gut verkauften wird. Aber probieren kann man es trotzdem.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Denkbar ist, dass jemand aus Liebhaberei einen Verlag gründet oder um die eigenen Bücher zu vertreiben. Ein weiteres Genre kann in der Hoffnung auf Crossmarketing dazugenommen werden, damit Sachbuch-Interessenten auf Belletristik aufmerksam gemacht werden und umgekehrt. Nach dem Fall John Asht ist mein Vertrauen in solche Liebhabereien allerdings denkbar gering.

  • Es gibt seriöse und weniger seriöse Kleinverlage. Manche werden gegründet, weil jemand seine eigenen Texte bzw. die von Verwandten oder Freunden herausbringen will. Das ist dann im Prinzip Selfpublishing (wirkt nur seriöser, weil da ein Verlagsname auf dem Buch steht). Die Texte wurden nicht von einem unabhängigen Lektor ausgewählt und man kann sie daher mit Skepsis betrachten.
    Daneben gibt es aber etliche, aus Liebhaberei gegründete Kleinverlage, die nicht veröffentlichen, um jemandem einen Gefallen zu tun, sondern um Texte herauszubringen, die der Verleger tatsächlich gut findet - und aus einer meistens auch nicht gerade kleinen Menge eingesandter Manuskripte ausgewählt hat. Natürlich kann man auch hier als Leser an ein Buch geraten, das einem gar nicht gefällt, aber dieses Risiko geht man eigentlich mit jedem Buchkauf ein.
    Kleinverlage, die sich längere Zeit (also mindestens ein paar Jahre) auf dem Markt halten, dürften das mit dem Lektorat auch im Griff haben. Sonst würden sie pleite gehen.


    John Asht publiziert in einem Verlag, der seiner Frau gehört. Über seine Texte kann ich nichts sagen, ich kenne sie nicht. Das Problem an ihm war der höchst unprofessionelle Umgang mit einer negativen Rezension (die wahrscheinlich kaum ein Mensch beachtet hätte, wenn er nicht so ausgeflippt wäre.) Ich habe aber bisher noch von keinem anderen Autor gehört, der deshalb mit einer Anzeige drohte. Ein seriöser Verlag, egal ob groß oder klein, würde einen da wahrscheinlich auch zurechtweisen, weil so ein Verhalten für schlechte Presse sorgt.


    Einen direkten Zusammenhang mit der Qualität der Texte sehe ich da aber nicht. Ein absolut genialer Literat könnte auf eine schlechte Kritik meines Erachtens genauso heftig reagieren (nur hätte er vielleicht genug Profis um sich herum, die ihn daran hindern, sich öffentlich zu blamieren.)


    Viele Grüße


    Tereza

  • Hallo ihr!


    Lektorat ist wichtig, aber das kann auch liebevoll geschehen. Außerdem braucht es Verständnis für die unterschiedlichen Autorenstile. Auch ein "perfekter Autor" bzw. jemand, der sich dafür hält, kann von Autoren, die ihm nicht zu liegen scheinen, einiges dazulernen, um das eigene Repertoire zu erweitern, denn jedes Talent trägt auch seine Einschränkung in sich. Es ist weitaus sinnvoller, den eigenen Fokus laufend zu erweitern und sich nicht zu sehr in den eigenen Stil zu verrennen und diesen als den allein seligmachenden anderen aufzuzwingen.


    Zum Thema Psychologie: Da es unterschiedliche Typen von Autoren gibt, kann die Schreibweise und deren Beurteilung unter Autoren niemals einstimmig sein. Autoren sind die schlimmsten Kritiker und die schlechtesten "Patienten", wenn sie von Kollegen "behandelt" werden. Ich persönlich halte mich mit Kritik eher zurück, wenn ich nicht eigens dafür bezahlt werde als Lektorin, wo ich dann kritisch sein muss und es auch gewünscht wird. Aber auch das kann liebevoll geschehen. Schließlich hat ein Autor viel Herz in sein Werk gegeben. Und warum sollte er sein Werk nicht für wichtig halten? Jeder Mensch ist wichtig. Dieses Neuautoren-Gemetzel empfinde ich einfach nur als lieblos und persönlich "abwertend", den Wert des Gegenübers herabsetzend. Kollegen-Platzhirschgehabe.


    Es kann einem Autor im Prinzip komplett egal sein, was andere Autoren sagen. Wichtig ist nur er und seine Zielgruppe, die Leser, die er mit seinen Texten berühren/erreichen will. Klar kann ich einen Text grottenschlecht finden, nur stellt sich immer die Frage, aus welcher Perspektive dies beurteilt wird. Vielleicht findet ein anderer wiederum die Texte desjenigen mangelhaft, der demjenigen davor die Richtlinien setzte. Alles ist relativ. Denkbar ist zudem, dass der beurteilte Autor ganz andere schriftstellerischen Ziele verfolgt als derjenige, der wiederum aus einer ganz anderen Warte heraus be- und verurteilt. Es bleibt ein Betrachten aus dem eigenen engen Fokus.


    Je überzeugter jemand von sich selbst ist, desto mehr steckt er in seiner eigenen Bahn fest und wird unflexibel für andere Perspektiven. Deshalb finde ich persönlich es wichtig, sich laufend weiterzubilden und an sich zu arbeiten, auch psychologisch sich selbst mal unter die Lupe zu nehmen. So entstehen ganz neue, spannende Sichtweisen. Aus meiner Sicht ist mehr gewonnen, sich selbst kritisch zu betrachten, über die eigenen Defizite nachzudenken und die anderen Autoren ihr eigenes Ding machen zu lassen. Was kümmert mich des Nachbarn Garten? Gegen ein nettes Gespräch und Inspiration ist nichts einzuwenden, aber mehr muss nicht sein. Das grenzt sonst schon an Bevormundung. Bekanntlich sind jedoch die Gedanken frei.

  • Zitat

    Original von Evelyne_Marti


    Deshalb finde ich persönlich es wichtig, sich laufend weiterzubilden und an sich zu arbeiten, auch psychologisch sich selbst mal unter die Lupe zu nehmen.


    Da bin ich absolut bei Dir, Evelyne. Überhaupt finde ich es gut, dass Du diese Diskussion wieder aufgenommen hast.


    Ich denke, Du greifst hier eine entscheidenden Konflikt auf, dem sich jede Autorin stellen muss: Einerseits existieren die Regeln des Schreibhandwerks (und dieses Handwerk muss erlernt werden, es sei denn man ist ein wahres Genie ;-) ) - andererseits sollte es wie in jedem Schaffensprozess darum gehen, einen eigenen, originären Ausdruck zu finden.


    Schon weiter oben im Fred wurde angemerkt, dass die Diskussion sich weit vom ursprünglichen Thema entfernt hat, deswegen mache ich zu dieser Frage einen neuen auf.


  • Meiner Erfahrung nach kommen die ersten Leserstimmen nach ein paar Tagen oder maximal einer Woche. Aber ich warte da auch nicht unbedingt drauf. Das war vielleicht mal beim ersten Buch der Fall. Da ich meistens schon am nächsten Buch sitze, merke ich auch meist gar nicht, wie die Zeit verstreicht. :-)