Mai - Geetanjali Shree

  • Verlag: Draupadi
    Aus dem Hindi übersetzt von Reinhold Schein
    244 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Drei Generationen einer gut situierten Familie in Nordindien: Der Großvater, ein Tyrann nicht ohne liebenswerte Züge, die Großmutter mit der rasiermesserscharfen Zunge, der untreue Vater, die beiden Kinder im komplizierten Prozess der Ablösung von einer dominanten Familie, eine Tante, die sich in alles einmischt, die Bediensteten. Im Zentrum steht Rajjo, die im Roman zumeist Mai (das Hindi-Wort für „Mutter“) genannt wird. Rajjo, die zunächst so schwach und unscheinbar wirkt, gewinnt im Verlauf des Werkes immer mehr an Konturen.


    Über die Autorin:
    Geetanjali Shree wurde 1957 als Geetanjali Pandey in Mainpuri, Uttar Pradesh, Indien geboren. Sie studierte neuere indische Geschichte und begann zunächst eine akademische Karriere als Historikerin und Sozialwissenschaftlerin. Seit 1991 hat sie vier Romane und vier Bände mit Erzählungen veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Neu-Delhi.


    Über den Übersetzer:
    http://www.indienbild.de/zur_Person.html


    Mein Eindruck:
    Der Roman ist im Original schon 20 Jahre alt und ich hatte auch sofort das Gefühl, ein wichtiges Buch, ein moderner Klassiker, zu lesen.
    Eine gute Entscheidung des Draupadi-Verlages aus Heidelberg dieses Buch zu übersetzen und zu verlegen. Sie sind Spezialisten für indische Literatur.


    Es sind gegensätzliche Lebensentwürfe, die unvereinbar zwischen den Generationen scheinen.
    Während die alte Generation in der oberen Mittelschicht in Indien an den Traditionen ganz und gar festhält, beginnt das bei der mittleren Generation schon zu bröckeln, auch wenn sie nach außen diese Lebensart propagieren.
    Die junge Generation lehnt die Tradition ab und rebelliert dagegen. Aber auch sie haben bei aller Freiheit Schwierigkeiten, sich ganz zu finden.


    Was mich an Geetanjali Shrees Art zu schreiben so überzeugt ist, dass sie keine dieser Positionen direkt vertritt sondern stattdessen nachvollziehbar und klar die Probleme aufzeigt.


    Man spürt aber die Sympathie der Autorin für ihre Hauptfigur, die man als Leser schon bald teilt. Mai hat eine innere Stärke, die hinter ihrer Rolle der Passivität nicht sofort auffällt.


    Auch von der Erzählperspektive ist der Roman sehr gelungen.


    Ein faszinierender Roman aus Indien! Ich bin froh, dass ich ihn gelesen habe!