Straight white male - John Niven

  • Für die Leserunde habe ich mich recht kurzfristig angemeldet, weil mir der Leserundenvorschlag erst sehr spät aufgefallen ist - zum Glück habe ich ihn noch rechtzeitig entdeckt! Denn die Geschichte um Kennedy Marr hat mir wirklich gut gefallen.


    Kennedy ist eigentlich kein Sympath, den man sofort ins Herz schließt. Jedenfalls zu Beginn der Geschichte. Oberflächlich betrachtet, erscheint er zunächst arrogant und selbstverliebt. Er ist chaotisch, lebt in den Tag hinein und kümmert sich scheinbar nicht um seine beruflichen Aufgaben. Und doch steckt unter der harten Schale der sprichwörtliche weiche, nein, butterweiche Kern. Nach und nach wird die Oberfläche angekratzt und es treten diverse familiäre und persönliche Probleme zutage, die ein gänzlich anderes Licht auf ihn werfen. Es waren zum Schluss hin einige sehr bewegende Szenen dabei, die auf ein Ende mit einer überraschenden Wendung hinausliefen.


    Eingebettet war Kennedys Entwicklung in eine sehr ansprechende Story, angesiedelt im Filmgeschäft. Auch hier wird mit Oberflächlichkeiten gespielt und so manches Klischee bedient. Auf der anderen Seite steht Kennedys Lehrauftrag, der auch die ein oder andere Turbulenz mit sich bringt. Alles ist unterhaltsam und kurzweilig, ohne dabei kitschig zu sein.


    Ich kann sagen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe. Von mir gibt's eine klare Leseempfehlung und 8 Eulenpunkte.

  • Eigentlich ein typischer Anti-Held den man aber schnell ins Herz schließt.


    Eigentlich lebt er doch ein tolles leben, er geht in tolle Restaurant ist Drehbuchautor und ist mit den Stars per du. Hat an jeder Hand unzählige Frauen.


    Wenn da nicht die finanziellen Probleme wären und ständige Kater von einem eigentlich andauernden Alkoholpegel.
    Aber wie es ja oft ist holt die Vergangenheit auch Kennedy ein.


    Insgesamt habe ich an vielen Stellen lachen müssen. Das Buch hat sich sehr flüssig gelesen.
    Einiges fand ich doch vorhersehbar, aber das Ende war dann doch anders wie erwartet.


    Bin auch immer noch am Rätseln ob ich das Ende gut oder schlecht fand. Mal sehen ob ich da noch zu einem Ergebnis für mich komme.


    Ich würde dem Buch 5 von 10 Punkten geben.

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal

  • Mein erster Niven...............


    ..............und ich freu mich nun schon sehr auf weitere Bücher von ihm.


    Mit Kennedy Marr hat John Niven einen Protagonisten geschaffen, der einen gleichzeitig abstößt und dann doch wieder anzieht. Sympathisch, unsympathisch? Schwer zu sagen bei Kennedy. Sein Leben ist das eines arroganten und egoistischen Ekels. Wären da nicht die leisen Zwischentöne, die einen ganz anderen Kennedy zeigen. Verletzlich und auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens.
    Der Schreibstil ist einfach nur großartig, ich musste bei so vielen Szenen lachen und war immer wieder auch richtig gerührt. Hier spielt bestimmt auch die gelungene Übersetzung eine große Rolle.
    Durch viele Rückblenden erfährt man einiges aus der Vergangenheit und Kindheit von Kennedy. Man lernt ihn nach und nach besser kennen und wünscht ihm dadurch sehr, dass er sein Leben in den Griff bekommt.
    Denn er steht kurz davor, diesem, nach einer für ihn niederschmetternden Diagnose, ein Ende zu setzen. Diese Szene am Ende des Buches war für mich eine der gelungensten des ganzen Buches. Grandios. Ich sehe Schnürsenkel nun mit ganz anderen Augen.


    John Niven spricht eine deutliche Sprache und da Kennedy schon so eine Art Sexsucht aufweist, ist das Buch vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack.
    Mich hat es begeistert, ich habe es sehr gerne gelesen und bin wirklich froh, dass ich diesen Autor für mich entdeckt habe.


    10 Punkte für ein tolles Leseerlebnis.

  • Leider ein bisschen belanglos


    Der gebürtige Ire Kennedy Marr ist Mitte vierzig und arbeitet in L.A. sehr erfolgreich als Drehbuchautor. Als ehemals jüngster Autor auf der Shortlist für den Booker Price schien seine Karriere zwar zunächst in eine andere Richtung zu verlaufen, aber das Filmbusiness bringt einfach mehr Geld ein. Folgerichtig liegt seine letzte Romanveröffentlichung Jahre zurück.
    Marr ist ein Lebemann. Er liebt den Luxus, isst gerne sehr gut, trinkt reichlich und hat mehr Sex als ein Bonobo. Seine Beziehungen überleben die Nacht meist nicht.
    Aber Marr ist in Geldnot, obwohl er exzellent verdient - das Finanzamt sitzt ihm im Nacken. Entweder muss er jetzt also endlich wieder einen Roman schreiben, wofür er zwar hohe Vorschüsse bekäme, was ihm aber zu anstrengend ist, oder den hochdotierten britischen Literaturpreis annehmen, der ihm offeriert wird. Die Offerte hat allerdings einen Pferdefuß: Sie ist mit einer Dozentenstelle verbunden, ausgerechnet an der britischen Universität, an der auch Marrs Exfrau Millie lehrt. Für ein Dreivierteljahr müsste der Ire in die "erweiterte" Heimat zurückkehren, was mehr als nur eine Reise in die Vergangenheit wäre, denn Marrs Mutter liegt dort im Sterben.


    "Straight White Male" ist ein durchaus unterhaltsames Buch, oft vergleichsweise provokant, überwiegend auf nassforsche Art fröhlich, manchmal spannend und immer wieder durchsetzt von interessanten Weisheiten über den Literaturbetrieb und das Filmbusiness. Die Hauptfigur allerdings weiß nicht so recht zu überzeugen. Es macht zwar Spaß, ihr zuzuhören, wenn sie beispielsweise den verknöcherten Fachbereichsleiter für Literatur in originellen Dialogen in die Schranken verweist, aber der offensichtlich und sehr plakativ angelegte Konflikt bremst dieses Vergnügen leider etwas aus. Kennedy Marr ist eine lineare Figur, deren Klugheit dem eigenen Verhalten häufig widerspricht. Die Handlung des Romans, obwohl mit einigen Kapriolen und Überraschungen durchsetzt, verläuft ebenso geradlinig, und das Ende ist - leider - ziemlich müde. Wie bei einer kitschigen Weihnachtsgeschichte.


    Nivens neuestes Werk - es ist das fünfte, wenn ich richtig zähle - verfügt zwar über alle Komponenten, die ein gutes Buch ausmachen, und enthält einige sehr vergnügliche Szenen, zudem ein paar Aphorismen, die man ausdrucken und Nachwuchsautoren an (besser: auf) den Bildschirm kleben müsste, aber im Abgang wirkt er leider ein bisschen belanglos, weil die früh formulierte Prämisse ohne Umwege konsequent erfüllt wird, die Handlung also nie mehr als einen Halbschritt beiseite macht. Die guten Detailideen, die wunderbaren Seitenhiebe und die lässige Schnoddrigkeit, mit der Marr seinen maßlosen Lebensstil durchsetzt, gleichen das allerdings fast wieder aus. Bleibt ein recht lesbares (offenbar autobiographisches) Buch ohne große Nachhaltigkeit.

  • Ich hätte es natürlich wie Tom ausgedrückt, aber ich will ja jetzt nicht alles wiederholen und euch langweilen ;-).


    Trotzdem habe ich dem eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Es war mein erstes Niven-Buch und ich würde sicher noch mal ein anderes probieren, kann aber nicht behaupten, dass er mich wirklich überzeugt hat.


    Mit der Zeit bin ich zwar immer besser reingekommen in die Geschichte, aber ich hatte durchweg nicht das Gefühl, etwas Neues zu erleben. Die meisten Erlebnisse waren mir irgendwie vertraut und das Gefühl, mich in einer Mischung aus "Californication" und "Castle" zu befinden, wurde ich bis zum Schluss leider nicht los.


    Das Buch hat mich unterhalten, ganz sicher, aber es hat mich nicht überrascht oder gar so in seinen Bann gezogen, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte. Es war einfach ein netter Zeitvertreib, über den man anschließend nicht weiter nachdenken muss.

  • Kenendy Marr lebt die Extreme aus. Das liest sich amüsant, witzig und teilweise auch richtig komisch. Blickt man hinter die Kulisse, bekommt alles einen tragischen, oft auch schalen Beigeschmack. Ich fand das Buch klasse, sehr kurzweilig, nicht zu pornographisch, mit einem tollen Protagonisten, dem ich im wahren Leben nicht begegnen möchte. Aber über ihn zu lesen, macht eindeutig Spass. Nivens Schreibe gefällt mir sehr gut. Ich glaube, das war nicht mein letztes Buch von ihm.