Füruzan
Frau ohne Schleier
dtv Verlag
Taschenbuch mit 138 Seiten
ISBN: 9783423111911
Über die Autorin (aus dem Buch abgetippt):
Füruzan Selcuk wurde 1935 in Istanbul geboren, verlor in frühen Jahren den Vater und hatte keine Möglichkeit, die Schule zu beenden. 1956 heiratete sie den bkeannten Karikaturisten Turhan Selcuk. Seit 1968 publizierte sie unter ihrem Vornamen Erzählungen und Romane und gehört inzwischen zu den profiliertesten Schriftstellerinnen der Türkei.
Über das Buch:
Das Buch habe ich mir als Vorbereitung für unseren kleinen Istanbul Urlaub in einem Antiquariat erstanden. Ich fürchte, man findet es nicht mehr neu, aber gebraucht ist es noch verfügbar.
Das Buch enthält drei verschiedene Erzählungen bei denen jeweils eine Frau im Mittelpunkt steht:
In "Der Konak" geht es um Servet, die auf ihr Leben zurück blickt. Als junges Mädchen wurde sie vom Land in die Stadt in einen hochherrschaftlichen Haushalt verkauft, dessen beste Zeiten auch längst hinter ihm liegen. Sie arbeitet ihr ganzes Leben nur für andere, erst für ihre "Eigentümer", später für ihre Familie. An sich denkt sie dabei nie.
Im der zweiten Geschichte "O du schönes Istanbul" befreit ein einfacher LKW-Fahrer Cevahir aus einem Bordell und bringt sie nach Instanbul. Allerdings kann er sich dann nicht so recht überwinden, sie zu heiraten. So dass fraglich ist, ob sie tatsächlich "befreit" ist.
Fitnat, die Frau aus der letzten Geschichte ist dieses Mal nicht das Opfer. Sie ist mit einem kleinern Beamten verheiratet und sehr ehrgeizig. Er dagegen ist eher bequem und bleibt lieber im Hintergrund und steht sich dabei selbst etwas im Weg. Das führt zu ständigem Knatsch zwischen dem Ehepaar.
Füruzan zeichnet ein spannendes Bild dieser uns doch fremden Welt. Ineressant finde ich dabei die Widersprüche: Frauen, die selbst nicht über ihr Leben bestimmen können und andererseits aber auch Freizügigkeit im Bordell. Am Besten gefiel mir noch die letzte Geschichte, die wohl eher den Alltag der morderneren Türkei zeigt.
In die Sprache kam ich schnell rein, lediglich die Namen sind etwas ungewöhnlich. Türkische Begriffe werden in einem Glossar am Ende des Buches erklärt. Der Grundton ist dabei ruhig, eher deprimierend, denn keine Figur in der Geschichte ist wirklich glücklich. Trotzdem hat das Buch mein Interesse an weiterer Literatur aus der Türkei geweckt.