Vango - Zwischen Himmel und Erde Timothée de Fombelle (ab 14 J.)

  • Im April 1934 steht Vango kurz vor seiner Priesterweihe in Paris. Alle Kandidaten liegen ausgestreckt auf dem Boden vor der Kathedrale Notre-Dame und warten auf ihre Einführung. Sie sind umringt von der Pariser Bevölkerung, die an diesem Ereignis teilhaben wollen. Ein junges Mädchen mit wunderschönen grünen Augen schaut jedoch ganz allein auf ihn. Plötzlich taucht die Polizei auf. Schüsse fallen. Vango wird wegen eines Verbrechens gesucht, das er nicht begangen hat, kann jedoch dank seiner grandiosen Kletterkünste in letzter Sekunde fliehen. Wieder fallen Schüsse; sie wurden aber nicht von der Polizei abgegeben. Jemand versucht ihn zu töten. Wer hat es auf ihn abgesehen?


    Er flieht zu seinem alten Freund Eckener, der ihn heimlich in seinem Zeppelin mitfliegen lässt. Vor einigen Jahren hatte er ihn schon einmal auf einer Reise begleitet. Damals hatte ihn ein gemeinsamer Freund, Zefiro, geschickt, damit Vango Lebenserfahrung sammeln konnte. Doch Eckener und Zefiro verbindet vielmehr als jahrelange Freundschaft. Während dieser Zeit ist Vango nicht nur Eckener ans Herz gewachsen, sondern er hat auch Ethel, das Mädchen mit den grünen Augen, kennengelernt, die ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht.
    Doch kurz vorm Abflug betritt die Gestapo das Luftschiff. Sie sind auf der Suche nach einem Flüchtigen. Eckener ist in tausend Nöten, hat er es doch nicht leicht unter dem Naziregime und steht selbst immer kurz vor einer Verhaftung. Gerade bevor sie Vango entdecken können, verlässt dieser in einer gewagten Aktion den Zeppelin und schlägt sich durch zu der Insel, auf der er mehrere Jahre seiner Kindheit verbracht hat. Hier, wo alles begann, lebt auch Mademoiselle, seine Amme, die gemeinsam mit ihm ein Schiffsunglück überlebt hat und sich fortan um ihn gekümmert hat. Doch das Unglück selbst liegt für Vango im Dunkeln, ebenso wie seine eigentliche Herkunft. Er scheint ständig auf der Flucht, ohne genau zu wissen, vor wem. Wird er die Geheimnisse seiner Herkunft lüften können? Und wird es ihm gelingen, Ethel wiederzusehen und ihre Zuneigung zu gewinnen?


    Timothée de Fombelle versteht es wie kein anderer, die Spannung während des gesamten Romans aufrechtzuerhalten ohne, dass der Leser die eigentlichen Zusammenhänge erfährt. Für jedes Geheimnis, dass der Autor aufdeckt, tuen sich an anderer Stelle wieder neue auf. Er nimmt den Leser mit auf eine rasante Reise quer durch ganz Europa. Die Handlung besticht nicht nur durch seinen geheimnisvollen Protagonisten, sondern auch durch die liebevoll gezeichneten Nebendarsteller. Vango ist ein spannender Jugendroman, den ich vollauf empfehlen kann. Ich kann es kaum erwarten, bis der abschließende zweite Band erscheint und hoffentlich alle Geheimnisse gelüftet werden.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

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  • Timothée de Fombelle: Vango. Zwischen Himmel und Erde
    Gerstenberg Verlag 2012. 400 Seiten
    ISBN-13: 978-3836953658
    Originaltitel: Vango. Entre ciel et terre
    Übersetzer: Tobias Scheffel, Sabine Grebing
    Vom Verlag empfohlen ab 12 Jahre


    Der Autor
    Timothée de Fombelle, geb. 1973, lebt mit seiner Familie in Paris. Seine ersten Schreibversuche machte er schon als Kind. Nach einem Literaturstudium unterrichtete er zunächst als Lehrer in Paris und Hanoi, bevor er begann, für das Theater zu schreiben und zu inszenieren. Sein Erfolgsroman Tobie Lolness wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in 26 Sprachen übersetzt.


    Inhalt
    Ein Schuss verhindert, dass Vango vor der Kirche Notre Dame in Paris zum Priester geweiht wird. Ethel, das Mädchen mit den grünen Augen, zeichnet eine verblüffend treffende Täterskizze. Vango ist nun auf der Flucht vor der Polizei, vor den Hintermännern des Schützen und vielleicht sogar vor weiteren Schatten, die sich diesen Hintermännern an die Fersen geheftet haben. Vango erträgt keine geschlossenen Räume, er ist keiner, der einfach durch Türen geht. Seit seiner Kindheit läft er über Dächer, erklettert Felsen und Türme und scheut sich nicht, auf der Außenhaut eines Zeppelins zu balancieren. Ethel aus Schottland und Vango sind sich als Kinder auf der legendären Weltreise der "Graf Zeppelin" begegnet, die bis nach Brasilien führte. Seitdem verbindet sie eine enge Freundschaft. Ethel und Vango sind beide elternlos. Noch nicht erwachsen, doch immer noch Kind genug - aufgrund ihres Waisenstatus ungestört von besorgten Erwachsenen - aberwitzige Abenteuer zu wagen. Dennoch beobachten wir beide als erwachsen genug, um wie der Teufel Auto zu fahren, zu reiten oder zu schießen. Die Erwachsenen in diesem Abenteuer haben den ersten Weltkrieg erlebt. Vom Kommandanten des Zeppelins, Eckener, ist zu ahnen, dass er sich mit den Machthabern des nationalsozialistischen Deutschlands angelegt hat und deutschen Boden besser nicht mehr betreten sollte. Eine viel versprechende Nebenfigur scheint das Mädchen Maulwurf zu werden.


    Fazit
    Mit jeder Seite, die man in Vangos Abenteuern aufblättert, zaubert Timothée de Fombelle Neues aus dem Hut. Neue Schauplätze, neue Figuren, neue historische Ereignisse, die durch Landkarte, einen Zeitstrahl und ein Originalfoto des Zeppelin belegt werden. Die spannendste Frage war für mich, wer Vango überhaupt ist und wie er als Kind mit seiner Amme, die er Mademoiselle nennt, auf eine winzige äölische Insel vor Sizilien gelangte. Auf Pollaro und in der Person des Paters Zefiro scheinen die Fäden dieser historischen Abenteuergeschichte zusammen zu laufen.


    Eine auch für erwachsene Leser spannende Verfolgungsjagd mit Piraten, Priestern und einem Luftschiff.


    9 von 10 Punkten