Spiegelreflex - Lena Blaudez

  • Ada ist Fotoreporterin und ein neuer Auftrag führt sie nach Benin. Hier soll sie verschiedene Entwicklungsprojekte fotografieren. Zunächst aber trifft sie in Cotonou, der Hauptstadt Benins, ihren alten Freund Patrick, der einem einflussreichen Familienclan entstammt und eine etwas dubiose Rolle in der Politik Benins spielt.
    Patrick ist ihr Mann ihn Cotonou, ihr Türöffner zu Behörden und Politikern, den sie benötigt, um in diesem Land überhaupt irgendwas zu erreichen. Da ist es doppelt ungünstig, dass er quasi vor ihren Augen in einer Bar erschossen wird.


    Kein schöner Anfang dieser Reise, doch Ada hat schließlich einen Auftrag, und da Patricks Cousine Elise sich Adas annimmt, kann die ihre Arbeit wieder aufnehmen. Also Entwicklungsprojekte fotografieren, Patricks Mörder finden und dubiosen Verfolgern entkommen. All das führt sie kreuz und quer durch Benin und bringt sie in Kontakt mit den vielfältigsten Menschen, Landschaften aber auch Problemen.


    Auch wenn die Geschichte glaubwürdig in die doch eher ungewöhnliche Kulisse eingebunden ist, ist die Krimihandlung eher konventionell, Verdächtige tauchen auf und verschwinden wieder, falsche Fährten werden gelegt.
    Och gerade der Schauplatz macht den Reiz dieses Krimis aus, was in erster Linie an Blaudez' wunderbarer Schilderungen des ganz normalen Wahnsinns in Afrika liegt. Obwohl die Autorin sicherlich eine Kennerin des Benins ist, erzählt sie voller Selbstironie, wie fremd und oft unverständlich das Leben für eine Europäerin dort ist, aber auch, auf welch originelle Weise die Einheimischen es meistern. Gerade, wenn sich die Heldin mal wieder in eine scheinbar ausweglose Situation manövriert hat, kommt irgendein Beniner und haut sie raus. Obwohl sie afrikanische Probleme keineswegs unerwähnt lässt, etwa die Gier nach Rohstoffen und teilweise absurde Entwicklungshilfeprojekte, die so vielen korrupten Politikern die Taschen füllen, wird Afrika nicht auf diese Probleme reduziert.
    Natürlich muss in einem Roman, der im Benin spielt, auch Voodoo eine Rolle spielen, doch Blaudez baut das Übernatürlich sehr dezent in die Geschichte ein. Zu glauben, was ein ganz selbstverständlicher Bestandteil der westafrikanischen Gesellschaft ist, bleibt dem Leser überlassen. Die Heldin jedenfalls, die das Ganze mit westlicher Skepsis betrachtet, bleibt nicht ganz unberührt von den Geschehnissen.


    Kurz, Spiegelreflex ist ein Roman, der weniger wegen seiner Krimihandlung als wegen seiner heiter-lakonischen Beschreibung des westafrikanischen Alltags Spaß macht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)